ATLANTIS, MU, LEMURIA - Gab es eine Ur-Zivilisation?

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Vorbemerkungen

Abb. 1 Wann und wo entwickelten sich die ersten Hochkulturen der Menschheit, und verlief diese Entwicklung linear? Gab es eine "Mutter aller Zivilisationen", von der alle anderen abstammen?

Wollte man den einschlägigen Mainstream-Lehrmeinungen Glauben schenken, wie sie an unseren Universitäten gelehrt und unablässig und unhinterfragt über Schule und Medien verbreitet werden, so wäre die Sache ganz klar: Die ältesten Hochkulturen der Menschheit wären dann die Sumerer und die Induskultur gewesen, Atltägypten, und vielleicht auch noch Prä-Shang-China und Chavin in Südamerika.

Geht man weiter zurück auf der Zeitachse, so heißt es, findet man bald nur noch neolithische Kulturen auf allen Kontinenten. Und noch weiter zurück findet man nur noch paläolithische Jäger- und Sammlerkulturen, bestenfalls mit Felsbildern und Höhlenmalereien, und damit ist man dann auch schon in der Eiszeit, dem angeblich existiert habenden "Großen Eiszeitalter", in dessen Verlauf erst der Jetztmensch sich aus affenmenschenähnlichen Vorformen entwickelt haben soll.

Soweit in Kürze und im Grundsätzlichen das derzeitigen "Weltbild", wie es von den Populisatoren und "Missionaren" unserer Establishment-Wissenschaft lanciert wird. Und zwar oft so scharlatanesk-dreist (als handle es sich um gesicherte Erkenntnisse der Wissenschaft") lanciert wird, daß die Wissenschaftsredaktionen unserer Medien alles unkritisch übernehmen und weiterverbreiten. Obwohl kritisches Hinterfragen ja eben gerade zu den Hauptaufgaben eines seriösen Journalismus gehören sollte.

Wer sich freilich in der "Wissenschaft von der Wissenschaft" (Wissenschaftstheorie, Erkenntnislehre, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftssoziologie) kompetent gemacht hat, dem wird sofort klar sein, daß hier wieder einmal kräftig geblufft wurde, von "gesicherten Erkenntnissen der Wissenschaft" absolut keine Rede sein kann. Im 2. Teil ("Der große Bluff") seines Buches "Einer neuen Wissenschaft den Weg bahnen!" (1996) hat der Verfasser anhand einer Reihe von Beispielen die ausgesprochen windige Natur der schulwissenschaftlichen Paradigmata oder Lehrmeinungskomplexe demonstriert. Leider bewegt sich derzeit, wie jeder kompetente Wissenschaftssoziologe gerne bestätigen wird, "Wissenschaft" oft in bedenklicher Nähe zu Scharlatanerie. Und zwar aus quasi-ideologischen Gründen. Es soll primär der Allgemeinheit ein ganz bestimmtes Weltbild aufoktroyiert werden, etwa das des Darwinismus und einer unumkehrbaren linearen Höherentwicklung.

Außerdem sind unsere Establishment-Wissenschaftler (abgesehen von einem winzigen Prozentsatz großer Gelehrter mit breitgefächerter interdisziplinärer Kompetenz) in aller Regel Scheuklappen-Spezialisten, die bestenfalls Kenntnisse auf einem Spezialgebiet besitzen. Dies hindert sie aber oft nicht, apodiktische Urteile zu weit fachgebietsüberschreitenden Problemen abzugeben, womit sie selbstredend in die Scharlatanerie abgleiten müssen. Zur Erinnerung: Unter Scharlatanerie versteht man das Vortäuschen von Kompetenz auf einem bestimmten Gebiet.

Da aber weitaus mehr wissenschaftliche Probleme von fachgebietsübergreifender Natur sind, als der Laie (und der Spezialisten-Gelehrte) meint, die meisten Establishment-Wissenschaftler aber Scheuklappen-Spezialisten sind, die eben gerade keine breite interdisziplinäre Kompetenz haben, so ist es leider ein trauriges Faktum unseres derzeitigen Wissenschaftsbetriebes, dass Verlautbarungen solcher Leute (und wir begegnen ihnen ständig!) in aller Regel kaum ernst genommen werden können.


Neo-Scholastik, Mega-Paradigmata und die sogenannte "Pseudowissenschaft"

Abb 2 Wie "grau" war die Vorzeit wirklich? Wenn es nach der Vorstellungswelt des wissenschaftlichen Mainstreams geht, dann erschufen "steinzeitliche Wilde" solche Felszeichnungen.

Diese Vorbemerkungen waren nicht entbehrlich. All dies muß man nämlich wissen und bedenken, wenn man sich ein Urteil dazu bilden möchte, ob wirklich das schulwissenschaftlicherseits verbreitete Weltbild zur Vergangenheit des Erdplaneten und des Menschengeschlechts als "gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis" betrachtet werden muß, oder ob in der Tat sehr wohl alles ganz anders gewesen sein könnte.

Einerseits haben wir also die Establishment-Mainstream-"Scholastik" (ich nenne sie auch gerne "Neo-Scholastik"), wo man partout nicht verstehen will, daß Wissenschaft keineswegs ein quasi kumulativer Prozeß ist, bei dem immer gesichertere Erkenntnisse gewonnen werden, sondern daß es im Grunde nur mehr oder weniger nachvollziehbare wissenschaftliche Ansichten und Meinungen gibt, die stärkstens von jeweils gerade "getragenen" Paradigmata oder Lehrmeinungskomplexen gefärbt sind, für eine gewisse Zeit vorherrschenden quasi-ideologischen Mega-Paradigmata. Ein Beispiel für ein solches Mega-Paradigma ist etwa die stark von christlichen Weltentwicklungs- und Welterlösungsdogmen gefärbte Vorstellung von einer linearen Evolution. Die alten Hochkulturen neigten demgegenüber eher zu zyklischen Evolutionsvorstellungen, die auch die Möglichkeit eines kulturellen Wieder-Absturzes beinhalteten.

Diese Establishment-Mainstream-"Scholastik" winkt also nur ab, wenn man sie fragt, ob nicht lange vor Sumer, Induskultur, Altägypten, Prä-Shang-China und Chavin, ja vielleicht sogar lange vor dem Neolithikum oder gar vor dem "Großen Eiszeitalter", auch schon weit fortgeschrittene Hochkulturen existiert haben könnten, ja vielleicht sogar uns technologisch weit überlegene Zivilisationen, im Sinne der legendären untergegangenen Atlantis, Mu oder Lemuria, und ob es nicht vielleicht eine gänzlich verschollene Ur-Zivilisation auf unserem Planeten gegeben haben könnte.

Dementsprechend werden von Vertretern dieser Establishment-Mainstream-"Scholastik" (obwohl ihnen, wie wir gesehen haben, in aller Regel die Kompetenz für eine solche Beurteilung fehlt) jene, die weit prähistorische Hochkulturen für durchaus denkbar halten, gerne als "Atlantologen", "Phantasten", "esoterische Spinner", "Pseudowissenschaftler" etc. tituliert und diffamiert. Wobei allein schon der Gebrauch des Begriffes "Pseudowissenschaftler" dem Kenner der Materie (der "Wissenschaft von der Wissenschaft" nämlich) zeigt, wie es dort um die "Wissenschaftlichkeit" bestellt ist.

Abb. 3 Nicht nur in Mesoamerika und Ägypten, sondern auf dem gesamten Globus entstanden vor Jahrtausenden Pyramidenbauer-Kulturen. Gemeinsames Erbe einer möglichen Ur-Zivilisation?

Bei "Pseudowissenschaftler" handelt es sich nämlich um eine ganz unwissenschaftliche "Killer-Phrase". Es gibt auch keine "Pseudowissenschaft", sondern nur nachvollziehbares oder nicht nachvollziehbares wissenschaftliches Arbeiten. Mann könnte sogar, wenn es sich eben nicht um einen aus wissenschaftsphilosophischer Sicht haltlosen Wortbegriff handeln würde, es behelfsmäßig so formulieren: Wer von Pseudowissenschaftlern spricht, demaskiert sich damit automatisch selbst als "Pseudowissenschaftler" und zeigt, daß er ein gestörtes Verhältnis zur wissenschaftlichen Redlichkeit hat. Doch dies nur eher am Rande.

Wir sollten uns jedoch davor hüten, die Vertreter der einschlägigen Establishment-Orthodoxie ("orthodox" = "rechtgläubig") als quasi die "Teufel" und jene, die weit prähistorische Hochkulturen für möglich halten, als die "Engel" hinzustellen. Auf beiden Seiten wird nämlich arg gesündigt.

Zwar ist es wahr: Unter den Befürwortern weit prähistorischer, verschollener Hochkulturen gibt es durchaus auch Establishment-"Abweichler", wie den vormaligen Wiener Geologie-Ordinarius Prof. Alexander Tollmann ("Und die Sintflut gab es doch", 1993) und Privatgelehrte, die wissenschaftlich mindestens so kompetent sind wie der Establishment-Durchschnitt. Beispiele für solche Privatgelehrte sind etwa der "Erz-Häretiker" Velikowsky ("Earth in Upheaval", 1956), Pastor Spanuth ("Atlantis", 1965), Uwe Topper ("Das Erbe der Giganten", 1977) oder der Vater der "Welteislehre", Hörbiger ("Glazial-Kosmogonie", 1913).

Andererseits gibt es unter den Befürwortern auch eine große Anzahl von Selfmade-Privatforschern, deren Existenz zwar per se sehr zu begrüßen ist, die aber selbstredend von sehr unterschiedlicher Kompetenz sind. Denn sie können sich diese Kompetenz ja erst im Laufe der Zeit, parallel zu einer ganz anders gearteten, der Einkommensgenerierung dienenden beruflichen Tätigkeit erwerben. Diese steuern zwar mitunter gute Ideen bei, sollten sich aber in Publikationen besser bedacht äußern und ihren jeweils erreichten Kompetenzgrad nicht aus dem Auge verlieren. Es ist der Sache nicht gedient, und liefert nur den "Orthodoxen" Munition zur Diffamierung, wenn Phantastereien und nicht nachvollziehbares Haltloses als Beitrag zu seriöser Forschung "verkauft" werden.


Channeling-Botschaften als Forschungsquellen?

Abb. 4 Da die Authentizität "gechannelter" Informationen nicht geprüft werden kann, und die Übermittlung selber nicht nachvollziebar ist, können sie in der Alternativ-Historik nicht als "Beweise" anerkannt werden.

Vorsicht ist in diesem Zusammenhang besonders vor Publikationen geboten, die auf heute so genannten (medialen) "Channeling"-Durchgaben beruhen! Zwar ist theoretisch im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, auch "esoterische" Techniken, etwa das Pendeln und Rutengehen, zur Ergründung prähistorischer Tatbestände einzusetzen. Dieses hat aber mit der allergrößten Umsicht zu geschehen, und speziell bei "Channeling"- Publikationen ist die Wahrscheinlichkeit ausgesprochen groß, daß es sich bei den vermeintlichen "Durchgaben" angeblicher alter Atlanter oder höherer jenseitiger Wesenheiten um Mumpitz handelt. Wer sich etwas davon verspricht, mag diese meist außerordentlich langatmigen "Durchgaben" immerhin lesen. Man wird allerdings in den allermeisten Fällen hinterher entdecken, daß man seine Zeit vergeudet und nichts Brauchbares dafür erhalten hat.

Der Verfasser rät also generell davon ab, "Channeling"-Durchgaben respektive deren Angaben zu weit prähistorischen Hochkulturen in die seriöse Erforschung unseres Themas einzubeziehen. Es mag Ausnahmen geben, die interessante Anregungen geben, etwa die Trance-Mitteilungen des berühmte Edgar Cayce, von dessen gesundheitlichen Ratschlägen immer wieder berichtet wird, daß sie weltweit vielen Menschen geholfen haben sollen. Auch daran, daß bei ihm öfters von vergangenen Inkarnationen der Fragesteller in prähistorischen Hochkulturen die Rede ist, kann man kaum Anstoß nehmen, da ja heute die uralte Reinkarnationslehre auch im Westen von vielen Menschen als Faktum akzeptiert wird.

Dennoch aber haben wir nicht die allergeringste Garantie, daß Cayces Angaben zu Atlantis und den technologischen Errungenschaften der Atlanter, oder seine Datierungen, auch nur halbwegs zutreffen. Gewiß mag es ganz interessant sein, dergleichen zu lesen. Aber für unsere Zwecke sollte man zunächst erst einmal auf dem Boden wissenschaftlich nachvollziehbarer Betrachtungen bleiben.


Sub-Problemkreise bei der Suche nach einer möglichen Ur-Zivilisation

Dazu ist es zu allererst notwendig, das in unserer Titel-Frage ("Gab es eine Ur-Zivilisation?") enthaltene General-Problem in eine Reihe von, notwendigerweise überlappenden, Sub-Problemkreisen zu zerlegen, deren jeder zunächst getrennt behandelt werden soll. Es sind dies im einzelnen die folgenden Problemkreise:

  • A) Läßt sich überhaupt aus den bisher als älteste und erste geltenden Hochkulturen (Sumer, Induskultur, Altägypten, Prä-Shang-China, Chavin, Olmeken) irgendein Hinweis ableiten, daß diese noch erheblich ältere Vorgänger-Hochkulturen gehabt haben müssen?
  • B) Falls es solche noch erheblich ältere Vorgänger-Hochkulturen gegeben haben sollte: Warum sind von solchen dann bisher noch keine Überreste (Ruinen, Artefakte) gefunden worden?
  • C) Falls es solche noch erheblich ältere Vorgänger-Hochkulturen gegeben haben sollte: Wie sollen diese dann in das bisherige chronologische Schema (Pleistozän, "Großes Eiszeitalter", Neolithikum) einzuordnen sein? Muß man sich solche Vorgänger-Hochkulturen dann inmitten einer neolithischen oder pleistozän-paläolithischen Umgebung vorstellen?
  • D) Muß vielleicht sogar mit Vorgänger-Hochkulturen im Tertiär gerechnet werden? Waren deren Träger dann gegebenenfalls sogar Prä-Sapiens-Menschen? Oder existierte der Jetztmensch bereits in vergangenen Erdzeitaltern?
  • E) Falls es eine weit vorzeitliche Ur-Zivilisation gegeben haben sollte: War diese dann vielleicht gar nicht eine Schöpfung der Erde-Menschheit, sondern handelte es sich dabei um einen Ableger einer schon längst interstellar oder intergalaktisch verbreiteten Rasse? Wäre also dann der Jetztmensch ursprünglich bereits voll zivilisiert, hier aus dem Kosmos angelangt? In welchem Verhältnis würden dann aber die diversen Vor-, Halb-, und "Affenmenschen" zu ihm stehen?

Man sieht, hier handelt es sich um eine Reihe recht stattlicher Sub-Problemkreise. Und sie sind eben alle miteinander verwoben, d. h. letztlich müssen sie alle zusammengenommen als Ganzes betrachtet werden. Der letzte Sub-Probemkreis E) kann dabei im Interesse wissenschaftlicher Gründlichkeit und Redlichkeit keinesfalls außer acht gelassen werden, auch wenn hier eine Verbindung zur heute meist so genannten "Präastronautik" oder "Paläo-SETI"-These gegeben ist, bei der die schulwissenschaftliche Orthodoxie nur abwinkt. Selbstredend handelt es sich bei dem unter E) skizzierten Sub-Problem in keiner Weise um "Unwissenschaftliches" oder um "Pseudowissenschaft". Es sind vollkommen legitime Fragen, mit denen seriöse Forschung sich befassen muß. Allerdings aber eben auf ernstzunehmende Weise, ein Qualifikations-Kriterium, auf das die Herausgeber gewisser sich populärwissenschaftlich gebender Journale leider allzuoft verzichten zu können glauben.

Die oben genannten fünf Sub-Problemkreise sollen nun nachfolgend, jeder für sich, detaillierter besprochen werden, und erst am Ende soll dann ein zusammenfassendes Fazit aus unseren Betrachtungen gezogen werden.


A) Hinweise auf Vorgänger-Hochkulturen, die aus den bisher als älteste und erste angesehenen Hochkulturen abgeleitet werden können.

Solcher Hinweise gibt es sehr viele, die selbstredend hier nicht einmal annähernd vollständig behandelt werden können. Es muß dazu auf eine Vielzahl voluminöser kulturgeschichtlicher Werke verwiesen werden, die über unsere großen, öffentlichen Bibliotheken leicht zugänglich sind. Wir berühren damit einen heiklen Punkt: unser Thema ist genau genommen nichts für Halb-, Viertel- und Sechzehntel-Gebildete und -Belesene, man muß da schon umfangreiche Studien getrieben haben. Gerade das ist aber heute nicht mehr en vogue. Und so finden die einschlägigen Diskussionen leider ganz überwiegend unter Halb-, Viertel- und Sechzehntel-Kompetenten (die Establishment-Wissenschaftler eingeschlossen) statt. Was offenkundig nicht zu befriedigenden, nachvollziehbaren und überzeugenden Ergebnissen führen kann.

Abb. 5 Eine Olmeken-Skulptur (La Venta). War diese frühe Hochkultur das Ergebnis einer isolierten Entwicklung, oder baute sie auf den Relikten einer zerstörten Vorgänger-Zivilisation auf?

Hier sollen nur einige, besonders wichtige Punkte angesprochen werden. Einer der wichtigsten: die alten, vermeintlich "ersten" Hochkulturen (Sumer, Induskultur, Altägypten, Prä-Chang-China, Chavin, Olmeken) scheinen alle nicht lokal entstanden zu sein, sondern ihr Dasein einer quasi befruchtenden, maritimen "Infusion" [1] von weither zu verdanken, bei der ein weit höherentwickelter Hochkultur-Ableger eine wesentlich einfachere lokale Kultur überlagerte. Wobei aber meist volkommen unklar ist, von woher diese Hochkultur-"Infusion" stammte. Lediglich Zusammenhänge zwischen Chang-China, Olmeken und Schwarzafrika scheinen klar. Parallel zu diesem Tatbestand haben wir Überlieferungen von Kulturbringern.

Die Forschungen und Publikationen Thor Heyerdahls haben beispielsweise sehr schön gezeigt, daß die Hochkultur im Zweistromland und am Indus vollkommen ausgebildet importiert wurde, ohne daß man ergründen könnte, woher. Allein schon von daher liegt also der Verdacht nahe, ob nicht tatsächlich, wie es die Katastrophisten behaupten, alte Hochkultur-Zentren durch schwere Naturkataklysmen vollkommen vernichtet wurden respektive im Meer versunken sind. In diese Richtung deutet auch die Entdeckung einer prähistorischen Hochkultur mit an Alt-Südamerika erinnernden pyramidenartigen Bauten, die unlängst in japanischen Gewässern nahe Taiwan unter dem Meeresspiegel entdeckt wurden. Prof. Masaaki Kimura von der University of the Ryukyus und Frank Joseph haben darüber in der Zeitschrift Ancient American ausgezeichnete Artikel gebracht.

Ferner: die bisher für die allerältesten gehaltenen Hochkulturen sind sich, trotz aller Unterschiede in Details, im Grundsätzlichen doch alle sehr ähnlich, was die ganzen Hochkultur-Charakteristika und -Einrichtungen betrifft. Diese globalen Hochkultur-Gemeinsamkeiten, über die schon des öfteren Staunen geäußert wurde, machen es extrem unwahrscheinlich, daß Chavin, Altägypten, Shang-China, etc. vollkommen isoliert, lokal entstanden sein sollten, wie es die Establishment-"Missionare" suggerieren möchten. Alles deutet vielmehr in die Richtung, daß wir es hier allenthalben mit lokal variierenden Ablegern einer - möglicherweise sogar global verbreiteten - Vorgänger-Hochkultur zu tun haben. Die aber eben erst noch gefunden und lokalisiert werden muß.

Es sieht also ganz so aus, als würde sich - von uns aus zurückblickend in Richtung der Vergangenheit gesehen - hinter Sumer, Induskultur, Altägypten, Prä-Shang-China, Chavin und Olmeken ein für uns undurchsichtiger Vorhang befinden, der uns die Verhältnisse der Zeit davor nicht deutlich sehen läßt. Es ist des Verfassers Verdacht, daß dieser Nebelvorhang den letzten schweren Mega-Kataklysmen geschuldet ist, von denen die Traditionen vieler Völker und Volksstämme allerhand Details zu berichten wissen.

Sehr aufschlußreich zu den nordamerikanisch-indianischen mündlichen Überlieferungen dazu ist übrigens das Buch "Red Earth White Lies" des gebürtigen Lakota Prof. Vine Deloria Jr. wonach die Vorgeschichte Nordamerikas und seiner Bevölkerung gänzlich anders verlaufen sein muß, als von der Establishment-"Scholastik" dargestellt.


B) Warum sind von vermuteten Vorgänger-Hochkulturen bisher keine Überreste (Ruinen, Artefakte) gefunden worden?

Abb. 6 Künstlerische Darstellung einer Landschaft des Karbon. (Archiv Olaf Kneißl)

Solche sind in der Tat gefunden worden! Nur ist es den allermeisten Establishment-Wissenschaftlern nicht bekannt (mangelnde Kompetenz), oder sie vermeiden (aus weltanschaulicher Abneigung) eine nähere Beschäftigung damit, oder aber sie streiten die Existenz solcher Funde wider besseres Wissen ab (mangelnde wissenschaftliche Redlichkeit). Lezterer Fall ist allerdings zum Glück selten.

Was Ruinen jener vermuteten Vorgänger-Hochkulturen betrifft, so dürften heute ausschließlich nur noch Unterwasser-Ruinen in einiger Wassertiefe [siehe z.B.: Kuba - das karibische Atlantis; d. Red.] existieren. Auf dem Festland dürfte alles den mutmaßlichen Kataklysmen, der Witterung und späterer Bautätigkeit zum Opfer gefallen sein. Und bezüglich unterseeischer Hochkultur-Ruinen sprachen wir ja bereits von der Entdeckung nahe Taiwan, die von einzelnen Forschern bereits mit einem angeblich im Pazifik versunkenen Quasi-Kontinent "Mu" in Verbindung gebracht wird. In dieser Richtung ist noch viel zu erwarten.

Und was Artefakte angeht, die offenbar von weit prähistorischen Hochkulturen stammen, so gibt dazu einen guten ersten Eindruck (allerdings bei weitem keinen vollständigen Überblick) das für unsere Zwecke ohnehin höchst wichtige Pionier-Werk von Michael Cremo & Richard Thompson "Forbidden Archeology" mit seinem Anhang "Evidence for advanced culture in distant ages". Hier ist von allerhand von Menschen gefertigten Objekten aus weit zurückliegenden Erdzeitaltern die Rede. Typisch etwa eine goldene Kette aus einer dem Karbon-Zeitalter (Abb. 6) zugeordneten Formation. Und, wie gesagt: die Cremo-Thompson-Liste ist bei weitem nicht vollständig.


C) Wie soll man sich die chronologische Einordnung solcher Vorgänger-Hochkulturen im bisherigen Schema vorstellen?

Abb. 7 Der Tiegel von Wilburton. Eines von vielen Objekten, die in angeblich Millionen Jahre alten geologischen Schichten entdeckt wurden.

Zu dieser zunächst so schwierig erscheinenden Frage muß man wissen, daß in jüngster Zeit mit guten Gründen die ganze geologische Zeitskala, die bisher niemals kritisch hinterfragt wurde (obwohl sie auf die Anfangszeit der Geologie, im Sinne moderner Wissenschaft zurückgeht), doch sehr in Zweifel gezogen wurde. Es könnte sein, daß sie gänzlich dem Bereich "phantastischer Wissenschaft" zugeordnet werden muß.

Sie ist nämlich hauptsächlich der darwinistischen (aus wissenschaftsphilosophischer Sicht höchst fragwürdigen) Evolutions-Ideologie geschuldet, und sie wurde speziell dazu schlichtweg erfunden, darf man heute offen aussprechen, weil der Darwinismus jene ungeheuren Zeiträume für seine Mechanismen, nach denen angeblich eine Evolution funktionieren sollte, dringend brauchte. Deswegen wurde auch die ursprünglich kataklysmisch und relativ kurz postulierte Eiszeit gummibandartig immer weiter ausgedehnt. Heute wird oft eine Dauer von 1,64 Millionen Jahren angegeben.

Wie der Verfasser in seinem Buch "Jahrhundert-Irrtum Eiszeit" (1997) begründet hat, erscheint ihm eine multikataklysmische Periode von einigen Jahrtausenden völlig ausreichend, die einem pur hypothetischen "Großen Eiszeitalter" zugeschriebenen Oberflächenformationen auf der Erde geschaffen zu haben. Wie außerordentlich fragwürdig die ganze geologische Zeitskala für die Erd- und Menschheitsvergangenheit ist, zeigt sehr schön das Werk "Ceno-Crash" von Christian Blöss (2000).


D) Vorgänger-Hochkulturen im Tertiär? Hohes Alter des Jetztmenschen?

Wir gehen deswegen gleich zum nächsten Punkt über. Generell sieht es so aus , als würde man die ganze geologische Zeitskala gewaltig zusammenschieben müssen. Es könnte also durchaus sein, daß Vorgänger-Hochkulturen, die man mangels besseren Wissens tentativ als "Atlantis", "Mu" oder "Lemuria" bezeichnen mag, zeitlich während des "Großen Eiszeitalters" oder gar des Tertiärzeitalters angesiedelt waren.

Prä-sapiens-Menschen wie dem Neandertaler brauchen wir diese prähistorischen Mutter-Hochkulturen aber dennoch nicht zuzuschreiben, denn Cremo & Thompson zeigen in ihrem bereits erwähnten (in der Arbeitsweise höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügendem) Werk "Forbidden Archeology", daß der Jetztmensch ganz eindeutig bereits in weit zurückliegenden Erdzeitaltern existierte. Und dank der ihm innewohnenden Intelligenz hat er offen-sichtlich immer wieder versucht, auch nach schweren kataklysmischen Verwüstungen von neuem Hochkulturen aufzubauen.

Selbstredend verlieren sich alle Details dazu im Nebel der Vorzeit. Immerhin ist zu vermuten, daß durch diese kataklysmischen Verwüstungen zuweilen Hochkultur-Menschheiten in allerprimitivste Lebensumstände zurückgeworfen worden sein mögen. Der paläolithische Mensch mag also gar kein "Anfänger", eben dem Affenmenschenstadium entronnen, gewesen sein, sondern Nachfahre hochzivilisierter Hochkulturvölker.


E) Extraterrestrischer Ursprung der Erde-Menschheit und von Hochkultur?

Abb. 8 Woher stammt die moderne Menschheit? Ist "Mutter Erde" tatsächlich die Heimat des Homo sapiens, oder kamen die Urahnen unserer Spezies aus dem Kosmos hierher?

Zu dieser Frage läßt sich derzeit nicht viel mehr sagen, wie schon weiter oben dargelegt, als daß sie wissenschaftlich vollkommen legitim ist. Man muß zweifellos damit rechnen, daß es so gewesen sein könnte. Wenn, Cremo & Thompson zufolge, der Jetztmensch schon in sehr weit zurückliegenden Erdzeitaltern auf unserem Planeten präsent war, und er sich seither keineswegs im Sinne darwinistischer Evolutionsvorstellungen irgendwie weiter- oder höherentwickelt hat, während sich die Pflanzen und Tierwelt doch stark verändert hat, so könnte das in der Tat in Richtung der These deuten, daß er gar nicht dieser Pflanzen- und Tierwelt evolutionär entstammt. [2]

Unsere Genforscher müßten dazu vielleicht etwas sagen können. Aber ob es etwas Brauchbares, eine "gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis", zu unserem Problem sein wird, da ist der Verfasser doch recht skeptisch. Nur allzu klar ist er sich bewußt, wie sehr heutzutage in der organisierten Wissenschaft scharlataneske intellektuelle Hochstapelei auf dem Vormarsch ist, besonders unter den Popularisatoren und "Missionaren". Allzusehr überschlagen sich ihm die "Erfolgsmeldungen" in den Medien, was die Genforschung alles schon herausgefunden haben will.

Wie auch immer dem sein mag, sollte jedenfalls der offenbar uralte Jetztmensch tatsächlich nicht der terrestrischen Pflanzen- und Tierwelt evolutionär entstammen, so bliebe wohl kaum eine andere Wahl, als ihn aus dem Kosmos stammen zu lassen. Und mit ihm die Hochkultur. Die gesuchte Ur-Zivilisation wäre dann nur ein kosmischer Ableger.


Zusammenfassung

Man sieht: Unsere Titelfrage "Gab es eine Ur-Zivilisation" ist nicht so einfach zu beantworten, vielmehr führt sie notwendigerweise zu sehr ausgedehnten und weitgefächerten Betrachtungen. Zweifellos werden hier noch Generationen forschen müssen. Mehr oder minder gesichert erscheint dem Verfasser, daß "Atlantis", "Mu" oder "Lemuria" ("Gondwana"), so sie denn existiert haben sollten, wohl kaum die Ur-Zivilisation gewesen sein werden, sondern daß sie ihrerseits wieder Vorgänger-Hochkulturen gehabt haben dürften, von denen sie abstammten.

Die Anfänge dieses Prozesses verlieren sich für uns allemal im Dunkel der Vorzeit, das sich allenfalls dem hellsichtigen Blick erleuchteter Weiser erhellt, aber die haben an der Vorzeit traditionell kein großes Interesse. Ihr Interesse ist es, daß die Menschen in der Gegenwart "aus dem Traum erwachen".


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich © (2004) erscheint als Erstveröffentlichung online bei Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Dr. Friedrich verwendete die Begriffe 'Infusion' und 'Transfusion' 2004 noch als Synonyme. Im vergangenen Jahrzehnt wurde die betreffende Terminologie allerdings weiterentwickelt, sodass hier eigentlich von Transfusionen die Rede sein müsste.
  2. Anmerkung des Verfassers: Die noch "häretischere", aber genau genommen zwangsläufig sich ergebende Frage, ob dann vielleicht auch (nach Faunen- und Florenvernichtung durch Mega-Kataklysmen) unsere Tier- und Pflanzenwelt von anderen Planeten auf die Erde gebracht worden sein könnte, soll hier nicht erörtert werden. Siehe jedoch auch: "Schon alleine die Tatsache des Fehlens fast aller präkambrischen Dokumente ist Grund genug, vorsichtig zu sein bei der Frage, ob wir es mit einem einzigen, allumfassenden Evolutionsprozeß zu tun haben." (Oskar Kuhn - Professor der Geologie u. Paläontologie - in: Die Abstammungslehre, Tatsachen und Deutungen, München 1965, Seite 23

Bild-Quellen:

1) Atlantis & Ancient Civilizations, Atlantis & Ancient Civilizations: An ancient DISGRACE!!!! (Bild dort nicht mehr online)
2) Gerhard Bigell, Bilder-Galerie (nicht mehr online)
3) http://www.webtre.it/Principale/Quadri/Atlantide/Atlantide.htm (nicht mehr online)
4) Gemälde von James Nicols, nach http://hem.passagen.se/macsson/atlantis7.html (Bild nicht mehr online)
5) Edward Dawson, Villahermosa, Tabasco - La Venta Park (nicht mehr online)
6) Olaf Kneißl, unter: http://home.pages.at/tectonics/de/index.html (nicht mehr online)
7) Creation Evidence Museum, unter: http://www.creationevidence.org/cemframes.html (nicht mehr online)
8) HUBBLESITE, unter: http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/2003/13/images/a/formats/full_jpg.jpg