Atlantis in der phantastischen Literatur: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Das Hyborische Zeitalter]] ([http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_E._Howard Robert. E. Howard])
 
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[[Henry M. Eichner]] - '''Künstler, Phantastik-Fan und Atlantis-Bibliograph''' ([[Das Team|red]])
  
 
[[Atlantis im Perry Rhodan Universum]] (?)
 
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Version vom 1. Dezember 2012, 06:21 Uhr

Das Atlantismotiv in der Science Fiction und Fantasy

Abb. 1 Das Atlantis-Motiv ist weder aus der Science Fiction Literatur noch aus dem Fantasy-Genre wegzudenken.

(bb) In dieser Sektion von Atlantisforschung.de möchten wir einige Beispiele für den Einfluss und die Bedeutung der Atlantis-Legende auf die moderne phantastische Literatur aufzeigen. Nach unserer Schätzung übertrifft die Menge der SF- und Fantasy-Bücher, Heftromane und Comics, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in irgendeiner Form des Atlantis-Motivs bedient haben, noch bei weitem die ohnehin beeindruckende Zahl von Sachbüchern und Zeitschriften-Beiträgen zu diesem Thema.

Eine systematische Aufarbeitung wäre auch hierzu aus unserer Sicht mehr als wünschenswert - wir müssen diese Aufgabe aber leider der Literaturwissenschaft überlassen, da sie den Rahmen unserer Möglichkeiten derzeit eindeutig übersteigt. [1] Daher wollen wir uns hier - ohne ausgefeilte Systematik - auf eine kleine Auswahl von Veröffentlichungen beschränken, die uns besonders herausragend erscheinen - oder uns einfach gut gefallen. Hier zum Einstieg eine kleine Übersicht. Beginnen wir mit den Heftroman-Serien:

Zu diesen Publikationen dürfen wir im Bereich der Science Fiction besonders auch die Romane aus dem Perry Rhodan Universum aus den früher unabhängigen Verlagen Moewig und Pabel (heute VPM), rechnen, in denen der Inselkontinent Atlantis schon in der frühen Anfangszeit der Serie eine wichtige Rolle gespielt hat, worauf an anderer Stelle (siehe: Atlantis im Perry Rhodan Universum) näher eingegangen wird. Hier nur ein paar wesentliche Basisinformationen. Bei Perry Rhodan wird eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen zwei außerirdischen Rassen als Ursache des Untergangs von Atlantis geschildert. Bei den Kontrahenten handelt es sich um die menschenähnlichen Arkoniden aus dem Kugelsternhaufen M-13 und um die Druuf, fremdartige und bizarre Monstren aus einer anderen Dimension, welche die Arkoniden in einen gewaltigen interstellaren Vernichtungskrieg verwickelt haben.

Abgelegener Nebenschauplatz dieses Krieges ist das System unser Sonne, Larsaf genannt, deren zweiten und dritten Planeten die Arkoniden zu besiedeln begonnen haben. Der "steinzeitlichen" Menschheit scheint eine Zukunft als Kolonialvolk der arkonidischen Kulturbringer und ihres Sternenimperiums bevorzustehen, aber bei einem Großangriff der Druuf werden die Arkoniden vernichtend geschlagen, ihre Kolonien ausradiert, und Atlantis geht unter. Einziger arkonidischer Überlebender des Infernos ist der Kristallprinz und Flottenadmiral Atlan, bei PR der Namensgeber von Atlantis, der fortan in einer Tiefseekuppel bei den Azoren in einem lebenserhaltenden, künstlichen Tiefschlaf liegt. Aus diesem Schlaf wird er im Verlauf der folgenden Jahrtausende von den Robotern seiner Festung immer dann geweckt, wenn die Erde von Gefahren bedroht wird, denen die junge Menschheit aus eigener Kraft noch nicht gewachsen ist.

Sein Motiv ist zunächst durchaus eigennützig: Die Menschheit soll möglichst schnell eine hohe Zivilisationsstufe mit entsprechender Raumfahrt-Technologie entwickeln, damit der gestrandete Arkonidenprinz die Möglichkeit bekommt, nach Hause zurückzukehren. Unter "Altlesern" und Fans der Serie legendär sind Auch Hans Kneifels Atlan-Stories (Zeitabenteuer), die er im Rahmen der PR-Taschenbuch-Reihe über die Zeit dieses unfreiwilligen Exils des Kristallprinzen verfasst hat.

Abb. 2 In der Serie Atlan - König von Atlantis - wurde das Motiv der versunkenen Großinsel erneut von den PR-Machern aufgegriffen und mit einer erfrischenden Science-Fantasy-Note versehen.

Während Atlantis im weiteren Handlungsrahmen der Perry Rhodan Heft-Serie jedenfalls keine wesentliche Rolle mehr spielte, kam es später in einem "Spin off", oder "Ableger", der Serie wieder zu Ehren. Der Arkonide Atlan hatte inzwischen seine eigene, gleichnamige Heftserie erhalten, in der man seitens der Exposé-Redaktion auch mit Fantasy-Elementen zu experimentieren begann, was seinen Niederschlag in dem Pthor-Zyklus (Atlan - König von Atlantis, Hefte 300 - 499) fand. Inhaltlich schloß sich dieser Zyklus (Abb. 2) keineswegs an die zuvor geschilderten Ereignisse an.

Vielmehr geht es hier um eine "atlantoide" Insel ("Pthor"), die als eine Art "Dimensionsfahrstuhl" zwischen unterschiedlichen Kontinua hin- und herpendelt, wobei sie sporadisch auch auf der Erde Station macht und bei ihrem Erscheinen jeweils gewaltige Naturkatastrophen auslöst. Von diesem "Neuen Atlantis" mitgerissen, nimmt der Arkonide zusammen mit seinem Freund Razamon, einem unsterblichen Atlanter, den Kampf gegen den "Dunklen Oheim", den Herrscher der Insel, und dessen Helfershelfer auf, die "Pthor" als fürchterliche Waffe gegen blühende Kulturen benutzen. Dabei werden die Helden u.a. mit Magiern, Robotbürgern, Odinssöhnen und Fenriswölfen konfrontiert.

Mit einer weiteren Heftromanreihe aus der PR-Redaktion, Dragon - Söhne von Atlantis, legte der damalige Pabel-Verlag in den 1970er Jahren die erste deutschsprachige Fantasy-Serie vor, ein Genre, das sich damals hierzulande gerade erst zu etablieren begann. So enthält auch die Dragon-Serie gerade zu Anfang noch wesentliche SF-Elemente, die sie, streng genommen, als erste "Science-Fantasy" Serie erscheinen lassen. So finden wir auf Atlantis nicht nur die Vertreter eines aufstrebenden, kultivierten Teils der Menschheit, sondern auch intelligente, raumfahrende Drachen und Riesen, außerirdische Trolle und freundliche Vampire aus dem All, die bei ihren Reisen durch den Kosmos gerne einen Zwischen-Stop auf dem Blauen Planeten einlegen.

Der Anfang vom Ende dieser Idylle beginnt mit der Ankunft des fiesen Balamiters Cnossos und seines Assistenten Bhutor, zwei Gestaltwandlern von einem sterbenden Planeten in einer fremden Dimension. Die skrupellosen Balamiter haben nur ein Ziel: Den direkten Zugriff auf die Erde und ihre Ressourcen. Um nun massenhaft auf Atlantis einfallen zu können, muß dringend ein riesiger Dimensions-Transmitter als Transportmittel für die Balamiter-Horden her. Die Blaupausen dafür haben die Schurken bereits von Balam mitgebracht, die Atlanter lassen sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zum Bau überreden - und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Abb. 3 Dank eines Remake der Dragon-Reihe im Hardcover-Format können Fantasy-Enthusiasten und Atlantis-Freaks auch heute wieder die Geschichte der "Söhne von Atlantis" genießen.

Da die Sicherheits-Standards für den Betrieb dieser Super-Anlage offenbar noch schlechter waren als z.B. die heutiger Atomkraftwerke im ehemaligen 'Ostblock', kommt es bereits beim Testlauf zur Katastrophe, in deren Verlauf der Dimensions-Transmitter hoch- und Atlantis untergeht. Der Titelheld Dragon, ein junger Wissenschaftler, überlebt das Inferno in einer unterirdischen Tiefschlaf-Kapsel auf einem der Hauptkontinente und erwacht 1000 Jahre später, um sich im Königreich Myranien, in einer völlig veränderten Barbaren-Welt, wiederzufinden. Dort regiert das Schwert, und seine Heimat Atlantis ist nur noch ein schemenhafter Mythos. Neue Probleme werden absehbar als sich herausstellt, dass auch der langlebige Dimensions-Verbrecher Cnossos den von ihm verursachten Kataklysmus überlebt hat und weiterhin sein Unwesen treibt...

Als besonderes Schmankerl stellen wir bei Atlantisforschung.de demnächst noch ein fiktiv-historisches Essay vor, mit dem Robert E. Howard (siehe: Die prädiluviale Welt des Robert E. Howard) den erd- und menschheits-geschichtlichen Rahmen für seinen legendären Zyklus von Romanen und Kurzgeschichten um Conan, den Barbaren aus Kimmerien, entwickelt hat: Das Hyborische Zeitalter

Dieser fiktionale Abriss umfasst schwungvoll einen pseudogeschichtlichen Zeitraum von 8000 Jahren - zwischen dem "vorsintflutlichen Zeitalter", vor dem Untergang von Atlantis, und der Epoche Conans (dem "hyborischen Zeitalter"). Quasi im 'Zeitraffer' erlebt der Leser den Untergang von Kontinenten und die Auffaltung von Gebirgen, das Entstehen, die Migrationen und das Vergehen ganzer Völker, Rückfälle in tiefste Barbarei und "Affenmenschentum" sowie den Wiederaufstieg der hyborischen Menschheit.

Howards katastrophistisches Szenario ist nicht nur ein Lesegenuss, sondern macht besonders anschaulich, wie überzeugend sich eine imaginäre Urgeschichte erfinden und präsentieren lässt, wenn der Autor über das notwendige Talent und Hintergrundwissen verfügt. Gerade zur Betrachtung und Bewertung okkulter und esoterischer "Urgeschichts"-Präsentationen (siehe: Das Atlantis der Esoteriker - Ideologisch/religiöse Ausformungen der Atlantis-Suche) ist die Lektüre dieses Essays daher fast eine "Pflicht-Veranstaltung".


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Beiträge zu diesem Thema

Phantastische Atlantis-Literatur in der Sammlung Ehrig - zusammengestellt von Marianne Sydow

Die prädiluviale Welt des Robert E. Howard (bb)

Das Hyborische Zeitalter (Robert. E. Howard)

Henry M. Eichner - Künstler, Phantastik-Fan und Atlantis-Bibliograph (red)

Atlantis im Perry Rhodan Universum (?)

Atlan - der König von Atlantis (?)

Dragon - Söhne von Atlantis (?)

Poul Anderson, Die Tänzerin von Atlantis (?)

John Jakes, Tolle Tage in Atlantis (?)

Marion Zimmer Bradley, Fall of Atlantis (?)


Externa:

Perrypedia, Stichwort: Atlantis (Kontinent)

Clive Cussler, Akte Atlantis

Sun Koh - Der Erbe von Atlantis

E.G. Schwarz, Anton Kaiser - Kaiser von Atlantis - Science Fiction (Taschenbuch)

Bild-Quellen

(1) http://www.krynnstorm.mudservices.com/images/atlantis.jpg (nicht mehr online)

(2 und 3) Verlagsunion Pabel Moewig


Fußnote:

  1. Anmerkung: Als ersten Ansatz zur systematischen Erfassung deutschsprachiger SF- und Fantasy zu diesem Thema können wir hier zumindest unter "Phantastische Atlantis-Literatur in der Sammlung Ehrig" eine, natürlich noch höchst unvollständige, Auflistung präsentieren, die von der bekannten Autorin Marianne Sydow für uns zusammengestellt wurde, wozu wir ihr zu großem Dank verpflichtet sind!