Die Riesen-Speerspitze von Sawariwau, Guyana (2013)

Abb. 1 Ein Blick auf die Rupununi-Savanne in Guyana, wo erst vor wenigen Jahren die Überreste einer vergessenen alten Kultur entdeckt wurden

(bb) Manchmal gehört schon eine gehörige Portion Glück dazu, im digitalen Informations-Dschungel des Internets auf besonders spannende Meldungen (und gut belegte!) Meldungen zu stoßen, die - aus welchen Gründen auch immer - keine weite Verbreitung gefunden haben, sondern quasi 'versteckt' nur auf einer einzigen Webseite existieren, wo sie ein informationelles 'Schattendasein' fristen. Im vorliegenden Fall gilt dies auch für einen vom Verfasser rein zufällig entdeckten Bericht [1] aus dem Hinterland Guyanas, den die in der Hauptstadt Georgetown erscheinende Tageszeitung Stabroek News (eines der renommiertesten Blätter des südamerikanischen Landes), am 30. September 2013 in ihrer Online-Ausgabe veröffentlichte. Darin geht es um die in jenem Jahr erfolgte Entdeckung von Hinterlassenschaften einer augenscheinlich präkolumbischen, völlig in Vergessenheit geratenen Kultur im Gebiet von Guyanas Rupununi-Savanne (Abb. 1), in der Region Upper Takutu-Upper Essequibo. In dieser Gegend, in der sich im 18. Jahrhundert die amerinden Völker der Macushi und Wapichan (Wapishana) niederließen, suchten noch zur selben Zeit weiße Schatzjäger vergeblich nach der sagenhaften Goldstadt El Dorado.

Abb. 2 Die 51 cm lange Speerspitze, die 2013 bei Sawariwau zu Tage gefördert wurde (Foto: Stabroek News)

Im Juni des Jahres 2013 stieß Victor Pires, Besitzer der Waikin-Ranch im Norden der Rupununi-Savanne, beim Graben von Pfostenlöchern für eine Pferdekoppel unvermittelt auf ein sehr großes irdenes Gefäß, in dem sich ein zweites, kleineres befand, und das - abgesehen davon, dass sich darin keine menschlichen Überreste befanden - alle Charakteristika einer Bestattung-Urne aufwies. So lautet zumindest die Meinung der hinzugezogenen Archäologen, welche diese Urne allerdings keiner bekannten Kultur zuordnen konnten. Tatsächlich ist bis heute fast nichts über die Menschen bekannt, die vor den Macushi und Wapichan in diesem Gebiet ansässig waren.

In der Folge wurden in diesem Teil der Rupununi-Savanne weitere Funde aus präkolumbischer Zeit gemacht, wie Petroglypen, Stein-Äxte, Scherben von dekorierten Töpferwaren sowie Schleifer. Zu den interessantesten Entdeckungen, die in der Nähe des Wapichan-Dorfes Sawariwau erfolgten, zählt eine riesenhafte, fein gearbeitete Speerspitze von sage und schreibe 51 Zentimetern Länge (Abb. 2) - was die beteiligten Fachwissenschaftler, wie bei derartigen 'Riesenfunden' üblich, in Erklärungsnot brachte. “Die Leute, die damit gejagt haben, müssen ziemlich kräftige Personen gewesen sein”, bemerkte z.B. der an den Ausgrabungen beteiligte Archäologe George Simon vage, aber sicherlich nicht ganz unzutreffend. Zudem erklärte er, dass Kollegen von ihm nahelegten, es handele sich bei diesem Spezimen um ein 'Ritualobjekt' (typisch!), eine Meinung, die er selber nicht teilt: “Ich glaube, es könnte benutzt worden sein, um eines jener rieseigen Tiere niederzustrecken [orig.: "to ground"; d.Ü.] … das Faultier [amerikanisches Riesenfaultier; d.Ü.], welches hier in prähistorischen Zeiten umhergestreift sein mag.[2] Natürlich dürfte diese Waffe in den Händen eines Benutzers, der ebenso 'überdimensioniert' ist wie sie selbst, auch zur Jagd auf Megafauna geeignet gewesen sein, doch den naheliegenden Schluss zu ziehen, dass ihr vormaliger Besitzer offenbar ein Mann war, der tatsächlich die Bezeichnung 'Riese' verdient, war wohl auch Simon nicht in der Lage.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: o.A. ("staff writer"), "Excavating in the Rupununi Savannahs", 30. September 2013, bei stabroeknews.com (abgerufen: 13. November 2018)
  2. Quelle: ebd. (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Treez44est (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Rupununi Savannah.jpg; Lizenz: Creative-CommonsNamensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch“ (US-amerikanisch)
2) stabroeknews.com (©), unter: Excavating in the Rupununi Savannahs