Die riesenhaften Kupfer-Speerspitzen Kanaans (2600 v.Chr.)

von Micah Ewers

Abb. 1 Hier eine maßstabgerechte Collage der Abbildungen normaler Speerspitzen aus Kanaan und dem Riesen-Exemplar aus Kfar Monash

Im Jahre 1962 wurde in der Nähe von Kfar Monash, einer Siedlung auf der Scharonebene nahe der Küste von Israel, ein Hort aus der frühen Bronzezeit mit Waffen und Werkzeugen gefunden. Unter diesen befand/en sich eine oder mehrere [1] riesige, 66 cm lange Kupfer-Speerspitze/n mit einem Gewicht von 2,05 kg. Auch wurden 800 - 5 cm mal 11 cm große - Kupferplatten entdeckt, die möglicherweise für Schuppenpanzer, wenn auch für ziemlich große, verwendet wurden.

Eine normale Speerspitze aus dieser Periode weist eine Länge von ca. acht Zentimeter oder vielleicht einem Fuß auf und wiegt höchstens etwa ein Pfund, ungefähr ein halbes Kilogramm. Keine zufriedenstellende Theorie hat bisher solche gigantischen Speere zu erklären vermocht, die sich größenmäßig dem Format von Goliaths Speerspitze annähern, welche aus Eisen gefertigt wurde und angeblich 600 Schekel (etwa 15 Pfund) wog.

Abb. 2 Kartographische Skizze von Kanaan (engl.: Canaan) und seiner Umgebung um ca. 1300 v.Chr.

Gelegentlich wurden riesige Speerspitzen von 60 cm Länge auch bei Megiddo und an anderen Orten gefunden. Die gängigen akademischen Theorien zu solchen riesigen Speeren reichen von Kavallerie-Gebrauch, über Mauerbrecher [orig.: "battering rams"; d.Ü.], bis hin zu "Votiv"- oder "zeremoniellen" Objekten. Ich nehme mal an, dass Archäologen, wenn sie die Stadt Gath ausgraben und dabei auch Goliaths 15-Pfund-Speerspitze freilegen würden, diese ebenfalls als "Votiv"-Objekt erklären werden.

In der Fachzeitschrift "Paléorient" findet sich folgender Kommentar zu den riesigen Speeren aus Kfar Monash: "Es gibt sehr wenig Beweise für Prestige-Objekte. Einige der Speerspitzen aus dem Kfar-Monash-Hort sind aufgrund ihrer enormen Größe von bis zu 66 cm und einem Gewicht von bis zu 2,05 kg nichtfunktional [sic!; d.Ü], und die bisher bekannten Hellebarden sind vielleicht eher für die Show gemacht worden als für echten Kampf. Waffen im Allgemeinen können natürlich als Prestigeobjekte einer Krieger-Elite gesehen werden. Während viele Graber der frühen Bronzezeit in Mesopotamien, Syrien, Anatolien und in der Ägäis eine Reihe von Waffen erbracht haben, manchmal sogar aus Edelmetall, sind die Evidenzen für die südliche Levante sehr begrenzt und es gibt kaum Beweise für Kriegergräber ... So bleibt der soziale Wert der Waffen in der südlichen Levante der frühen Bronzezeit zweifelhaft." [2]

In der oben genannten Zeitschrift schlägt der Autor also vor, dass die riesigen Speerspitzen von Kfar-Monash "nichtfunktional" gewesen seien und zum Zweck der "Show" statt für echten Kampf angefertigt wurden, aber dann schießt er sich selber in den Fuß, indem er zugibt, dass es kaum Beweise für diese Art von "Show" oder für "Prestige-Objekte" in der südlichen Levante (Kanaan) (Abb. 2) gibt.

Ich frage mich, ob kanaanitische Riesen von 7 bis 9 Meter Größe einst diese riesigen Speere schwangen. Vielleicht die Rephaim oder die Söhne Anaks, die in den heiligen Schriften erwähnt wurden? Warum macht man Speere, die sechsmal schwerer sind als normal und doppelt so lang? Wer weiß.


Addendum nach Micah Ewers


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Quellennachweis: Ammon Ben-Tor, "The Archaeology of Ancient Israel", Yale University Press, 1992, S. 112-113



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Micah Ewers (©) wurde in der englischsprachigen Originalfassung erstmals am 15. Juni 2012 mit dem Titel "Giant 26 Inch Copper Spear-Heads from Canaan 2,600 BC." im Blog rephaim23 des Autors veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im September 2017 in eigener Übersetzung ins Deutsche in einer redaktionell bearbeiteten Fassung.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Micah Ewers äußert sich hier bewusst vorsichtig, da es nach der derzeitigen Quellenlage nicht klar ist, wie viele Speersptzen mit definitiver Übergröße der Hortfund von Kfar Monash beinhaltet. Während H. Genz (2000; siehe Fn. 2) mehrere solche Exemplare anspricht, ist bei Prof. Ammon Ben-Tor (1993; siehe ADDENDUM) nur von einem deratigen Spezimen die Rede. Wir tendieren - H. Genz folgend - zu der Annahme, dass bei Kfar Monash mehrere 'Riesen'-Speerspitzen ausgegraben wurden, und dass A. Ben-Tor sich lediglich mit dem größten, 66 cm langen Exemplar befasst. Für diese Annahme spricht jedenfalls ein Hinweis der Israel Antiquities Authority (siehe hier), in welchem eine 48,5 cm lange Speerspitze aus diesem Depotfund beschrieben wird.
  2. Quelle: H. Genz, “The Organisation of Early Bronze Age Metalworking in the Southern Levant”, in: Paléorient, Vol. 26 issue 1, S. 58

Bild-Quellen:

1) Micah Ewers (Urheber), in: Derselbe, "Giant 26 Inch Copper Spear-Heads from Canaan 2,600 BC.", bei rephaim23
2) Pearson Scott Foresman (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Canaan (PSF).jpg