Dominique Alexandre Godron

Historisches Forscherportrait

Abb. 1 Dominique Alexandre Godron (1807-1880)

(red) Dominique Alexandre Godron (Abb. 1) (* 25. März 1807 in Hayange / Hayingen - ✝ 16. August 1880 in Nancy) war ein französischer Mediziner, Botaniker, Geologe und Speläologe. Er befasste sich intensiv mit dem Atlantis-Problem und gilt heute als Begründer jener Schule oder Richtung der modernen Atlantisforschung, die Platons verschollenes Reich der Vorzeit in Nordafrika lokalisiert. [1]

Godron studierte zunächst Medizin an der Universität Straßburg, und etablierte sich im Verlauf seiner beruflichen Karriere als renommierter Mediziner, wurde aber allem als Naturwissenschaftler bekannt. Im Jahr 1854 wurde er Dekan und Professor für Naturgeschichte an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Nancy, wo er ein Naturkundemuseum gründete und den dortigen botanischen Garten reorganisierte, der ihm zu Ehren später in Jardin Dominique Alexandre Godron umbenannt wurde.

Abb. 2 Das Titelblatt von Godrons Atlantis-Schrift aus dem Jahr 1868

Zu den bemerkenswertesten der zahlreichen Schriften Godrons gehören "Flore de Lorraine", eine Publikation über die Flora der Region Lothringen in Frankreich aus dem Jahr 1843 und sein dreibändiges Werk "Flore de France" über die Flora Frankreichs und Korsikas, das er gemeinsam mit dem Botaniker Jean Charles Marie Grenier (1808-1875) verfasste. Neben seinen botanischen Werken veröffentlichte er auch eine Reihe von Studien auf dem Gebiet der Ethnologie. [2]

Schon vor Gregor Mendel entdeckte Godron, der mit seinem Zeitgenossen Charles Darwin über botanische Themen korrespondierte, die Grundzüge der Hybridisierung. In seinem Werk "de l'Espece et des races dans les êtres organises" demonstrierte er, dass die Hybridisierung in der Pflanzenwelt, entgegen der damals voherrschenden Meinung der Zeit, ähnlich wie bei der Hybridisierung in der Tierwelt verläuft.

Spätestens Mitte bis Ende der 1860er Jahre begann Godron sich auch für das Thema 'Atlantis' zu begeistern. Ähnlich wie sein Landsmann Étienne-Félix Berlioux ließ er sich von den Schriften des antiken Historikers Diodorus Siculus inspirieren, der sich darin unter anderem eingehend mit dem vorzeitlichen Nordafrika befasste.

Godron gelangte zur Ansicht, dass Atlantis keineswegs eine Erfindung Platons gewesen sei, und dass seine Relikte im Gebiet der heutige Wüste Sahara zu suchen seien. Die Ergebnisse seiner Studien präsentierte er 1867 in einem Vortrag an der Universität Nancy, dessen Manuskript er im Jahr darauf auch in gedruckter Form unter dem Titel "L'Atlantide et le Sahara" [3] (Abb. 2) publizierte. Wenig bekannt ist, dass Godron sich zur selben Zeit auch für präkolumbische Amerikafahrten asiatischer und europäischer Seefahrer interessierte, und dazu mindestens zwei Abhandlungen veröffentlichte. [4]


Anmerkungen und Quellen

Vorwigend verwendetes Material:

(alle abgerufen: 09. Juli 2015)

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Tatsächlich ist dies allerdings nicht ganz richtig. Die erste moderne Atlantis-Lokalisierung in Nordafrika stellte schon Jahrzehnte vor Grodron der - allerdings weitaus weniger bekannt gewordene - spanische Forschungsreisende Domingo Badía y Leblich alias Ali Bey al-Abbasi (1766-1818) vor, der das verschollene Atlanter-Reich im Bereich des Atlas-Gebirges vermutete. Siehe: Abbassi, Ali Bey El., "Travels of Ali Bey in Morocco, Tripoli, Cyprus, Egypt, Arabia, Syria, and Turkey. Between the years 1803 and 1807, Vol. 1", Kapitel XIX, Philadelphia (John Conrad), 1816 --- Ebenfalls vor Godron publizierte der in Algerien lebende Franzose Dr. med. Eugène Bodichon zu Atlantis in Nordafrika. Siehe: Eugène Bodichon, "Etudes sur l'Algérie et l'Afrique", Algier, 1847
  2. Siehe: o.A., Godron, Dominique-Alexandre (1807-1880), bei IdRef (abgerufen: 10. Juli 2015)
  3. Siehe: Dominique Alexandre Godron, "L'Atlantide et le Sahara" (Texte imprimé): fragment détaché d'un cours fait à la Faculté des sciences de Nancy, en 1867 / Nancy, 1868
  4. Siehe: Dominique Alexandre Godron, "Une mission bouddhiste en Amérique au Ve siècle de l'ère chrétienne" (Texte imprimé), Paris: impr. de Cusset, 1868 (Eine buddhistische Mission in Amerika im fünften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung); sowie: Derselbe, "Les sagas islandaises ou Expéditions et établissements des Norvégiens en Amérique du IXe au XVIe siècle" (Texte imprimé), Paris: E. Thunot, 1868

Bild-Quellen:

1) Ville de Hayange / Laurence.Marteau bei Wikimedia Commons, unter: File:Dominique Alexandre Godron.jpg
2) Bild-Archiv Atlantisforschung.de