Im August erste Segeltests der DILMUN S auf dem Geiseltalsee

Neues Segelrevier für das ABORA-Projekt in Aussicht

Abb. 1 Eine herbstliche Impression vom Geiseltalsee aus dem Jahr 2011. Hier wird vom 4. bis zum 10. August 2017 ein Schulungs- und Trainingsprogramm der »Steinzeitsegler« des Projekts ABORA stattfinden, das auch einer interessierten Öffentlichkeit einiges zu bieten hat.

(dg / bb) Mit fast 18,4 km² ist der Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt der größte künstliche See Deutschlands. Nachdem im Jahr 1993 der Betrieb im Tagebau Geiseltal eingestellt wurde und umfangreiche Sanierungsarbeiten abgeschlossen waren, begann im Jahre 2003 die Flutung des Beckens. Unter deutschen Seglern ist der Geiseltalsee noch nicht allzu bekannt, obwohl er nicht nur wegen seiner Größe interessant ist, sondern auch aufgrund seiner nordwestlichen Ausrichtung gute Windbedingungen verspricht.

Genau darauf hofft der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz. Mit seinen ABORA-Schilfseglern konnte er das Vermächtnis von Thor Heyerdahl erfüllen und nachweisen, dass prähistorische Segelflöße nicht nur vor, sondern auch quer und sogar leicht gegen den Wind aufkreuzen konnten. Primitive Segelflöße, ausgestattet mit einem großem Rahsegel und mehreren Seitenschwertern an Bug und Heck, verlangen jedoch stete und gleichmäßige Winde, die nur wenige Binnengewässer in Deutschland bieten. Außerdem braucht ein altertümlicher Rahsegler ausreichend »Leeway« - also genügend Raum zum Navigieren. Die weitläufige Wasserfläche des Geiseltalsees und die dortigen Bedingungen sollten völlig ausreichen, um das Trainingsfloß des ABORA-Vereins - die DILMUN S - auf Kurs zu halten.

Abb. 2 2 Eine Aufnahme vom Bau der DILMUN S in Gotha (2012-2013). Die etwa 6 m lange Funktions-Replik eines prähistorischen Schilfbootes wird im Rahmen eines Schulungs-Programms auf dem Geiseltalsee zum Einsatz kommen.

Von der neu eröffneten Marina Braunsbedra aus sollen in Kürze möglichst viele der etwa 66 Mitglieder des Vereins für Experimentelle Archäologie und Forschung Chemnitz e. V. das Segeln auf einem Steinzeitfloß erlernen. Das erfahrene Kern-Team um Dominique Görlitz möchte so einen möglichst großen Stamm an potenziellen Crewmitgliedern für künftige ABORA-Projekte aufbauen, u.a. für eine für das kommende Jahr geplante Schwarzmeer-Expedition. [1] Dafür entwickelte und konstruierte der Verein eine Art »Mini-ABORA«. Die neue DILMUN S ist übrigens bereits das fünfte Experimentalfloß einer immer weiter perfektionierten Prototypenreihe. Während „Dilmun“ der sumerische Name für ein paradiesisches Land im Persischen Golf - vermutlich das heutige Bahrain - ist, symbolisiert das „S“ die technologische Verbindung zur heutigen Zeit. Es steht für Styropor. Sie ist eine moderne Konstruktion aus Schilfmatten, Holz, Styroporschwimmkörpern und großen Wassertanks, um das Gewicht und die navigatorischen Eigentümlichkeiten eines mit Wasser vollgesogenen Schilfbootes exakt zu simulieren.

Großes Interesse am Event bei den Medien

Abb. 3 Die DILMUN S auf einer Testfahrt vor der Küste Sardiniens im Mittelmeer im Oktober 2016.

Ab dem 4. August 2017 beginnt die 7-tägige ABORA-Segelschule in der Marina Braunsbedra. Unter dem Motto „Erfolge sind stets das Ergebnis von Teamarbeit“ werden die Teilnehmer früherer ABORA-Expeditionen dort viele Neulinge im Verein in Sachen Schiffsmannschaft, Segeltechnik und Verhalten auf See anleiten. Darüber hinaus soll neben den wichtigen Wendemanövern auch das An- und Ablegen intensiv geübt werden. Zudem wird dieser »steinzeit-seglerische Härtetest« zeigen, ob der Geiseltalsee tatsächlich den Anforderungen des hochseeerprobten ABORA-Teams gerecht wird und als dauerhaftes Segelrevier des Vereins geeignet ist.

Großes Interesse an dieser Veranstaltung, zu der zahlreiche Besucherinnen und Besucher von nah und fern erwartet werden, zeigen nach ersten Vorankündigungen [2] auch die Medien. U.a. haben mehrere TV-Teams ihr Erscheinen angekündigt, um über das Ereignis zu berichten. Die DILMUN S wird vor dem romantischen Hintergrund des Geiseltals sicherlich ein prächtiges Bild abgeben und dem Publikum einen bleibenden Eindruck davon vermitteln, wie Menschen bereits vor vielen Jahrtausenden die Wasserwege für sich nutzbar machten. Das Boot segelt dort ja auch nicht unfern weltbekannter Highlights der Vor- und Frühzeit, wie dem Sonnenobservatorium von Goseck sowie dem Fundort der Sternenscheibe von Nebra. Damit bewegt sich der ABORA-Verein auf der Suche nach den Ursprüngen unserer Kultur einmal mehr in einem bedeutsamen prähistorischen Umfeld. Kommen auch Sie im August nach Braunsbedra und werden Sie Zeuge, wenn es über den Geiseltalsee schallt: „Klar zur Wende? ...Re!

Mehr Infos auch bei: www.abora.eu


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: o.A.. "Pressemitteilung des ABORA-Teams vom 10. April 2017 - ABORA-Event in Chemnitz wirbt für neue Forschungen im Kielwasser prähistorischer Kulturen; und: dg und bb, "ABORA III - Ein rundes Jubiläum & aktuelle Ausblicke"; sowie extern: o.A., "Expedition: Forscher will mit Schilfboot übers Schwarze Meer nach Kreta segeln", 24. Juli 2017, bei derStandard.at (abgerufen: 29. Juli 2017)
  2. Siehe z.B.: o.A., "Forschung - Steinzeitsegler übt auf Geiseltalsee", 23. Juli 2017, bei volksstimme.de; sowie: o.A.; "Altertumsforscher Dominique Görlitz experimentiert mit Floß auf Geiseltalsee", 23. Juli 2017, bei freiepresse.de (beide abgerufen: 29. Juli 2017)

Bild-Quellen:

1) Cevren (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Geiseltalsee, Blick vom Aussichtsturm auf den See, 2011.jpg
2) Bild-Archiv Dr. Dominique Görlitz
3) ebd.