Lebten in der Urzeit Riesen?

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Prähistorische Menschen sollen ein Gewicht von fünf Zentnern erreicht haben

Kölnische Rundschau (29. September 1949)

(Rei) In einem kleinen Freundeskreis erzählte der weltberühmte Forscher Professor Dr. G. H. E. von Königswald (Abb. 1) in Köln von seinen Erlebnissen auf seinen Forschungsreisen in Java. Er studierte an der Universität in Köln, verließ aber Deutschland in den Krisenjahren um 1930, weil ihm kein Betätigungsfeld für seine Arbeit gegeben war.

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Abb. 1 G. H. R. von Koenigswald bei der Untersuchung von Schädelfunden aus Java (ca. 1938)

Königswald trat als Staatsgeologe im niederländisch-indischen geologischen Amt mit Sitz in Bandoeng auf Java in niederländische Dienste. Schon immer hatte ihn Java gereizt. Die vulkanische Natur des Landes mußte es als Paradies für prähistorische Menschenforschungen erscheinen lassen. Plötzliche Vulkanausbrüche mit ihren „konservierenden“ Lavamassen ließen ideale Aussichten auf eine erfolgreiche Forschung erwarten. Es ist kein Zufall, daß der holländische Arzt Dubois 1891 Überreste seines „Pithecanthropus erectus“ auf Java fand. Damals begann der Kampf der Wissenschaft für und gegen die Anerkennung des menschlichen Ursprungs dieses Fundes, der erst endgültig 1937 durch den Fund Königswalds - eines besser erhaltenen Schädels des „Pithecanthropus“ (Abb. 2) - beendet wurde. Der Beweise für den menschlichen Ursprung war erbracht.

Zahn des Giganthropus (Riesenmensch)

Abb. 2 Die von Dr. Eugène Dubois 1891 auf Java entdeckten Relikte des Pithecanthropus erectus

Wenn der Forscher gelegentlich nach Hongkong kam, begab er sich gerne in die alten chinesischen Apotheken, die Fundgruben für Vorgeschichtsforscher sind. Der chinesische Apotheker führt unter einem Haufen von Krimskrams auch sogenannte „Drachenzähne“. Sie werden zu kultischen Zwecken und zur Arzneibereitung gekauft.

Königswald entdeckte dort einen Zahn, der aussah wie ein Menschenzahn, dessen Kaufläche aber fünfmal größer als die eines normalen Menschenzahns war, der mehr als doppelt so lang und dessen Wurzel sechsmal so dick war wie die Wurzel der Zähne heutiger Menschen. Er erkannte sofort, daß er damit den Überrest eines längst vergangenen Geschlechts in der Hand hielt. Königswald nannte den unheimlichen Herrn „Giganthropus“.

1941 glaubte der Forscher mit Hilfe eines in Java gefundenen überdimensionalen Unterkiefers nachweisen zu können, daß dort vor etwa 500.000 Jahren Urmenschen von der Größe eines Gorillas lebten. Er konnte weiter mit großer Wahrscheinlichkeit den Schluß ziehen, daß der in China gefundene Zahn des „Giganthropus“ menschlichen Ursprungs war. Den Menschen, der den 1941 gefundenen Unterkiefer besaß, nannte KönigswaldMeganthropus“. (Abb. 3)

Schädel - absichtlich zerbrochen

Abb. 3 Ein Meganthropus im Vergleich mit einem modernen Menschen (Bild: Micah Ewers)

Professor von Königswald griff, während die Zuhörer seinen Ausführungen lauschten, in seine Aktentasche und holte ein Exemplar der amerikanischen Zeitschrift „Life“ heraus. Er zeigte einen zweiseitigen Bericht, in dem seine Angaben von dem früher in Frankfurt, jetzt in den USA tätigen Menschheitsforscher Professor Weidenreich bestätigt werden. In diesem Bericht heißt es, daß der Giganthropus ein „riesenhaftes, ungefähr zweimal so großes Geschöpf als der Mensch und dessen ältester bekannte Vorfahre sei“. Der Meganthropus überträfe ihn aber noch bei weitem an Gewicht und Größe. Als verhältnismäßig sicher könnte man ein Körpergewicht von 5 Zentnern annehmen.

Königswald erklärte, daß die Eingeborenen eine große Scheu vor den Schädeln und Knochen hätten, aber auch eine ebenso große Geschäftstüchtigkeit entwickelten. Für jedes Stück von einem Schädel wurde 1 Cent Belohnung ausgesetzt. Zum Dank für diese Großzügigkeit zerbrachen sie ganz erhaltene Schädel in kleine Stücke. Königswald würde sofort wieder nach Java fahren, wenn es die politischen Verhältnisse gestatteten.

Zu den menschlichen Riesenformen führte Professor von Königswald weiter aus: „Während man in Analogie mit den Abstammungsverhältnissen bei anderen Säugetieren kleine, pygmäenhafte Vorläufer des Menschen erwartet hatte, sehen wir uns jetzt unerwartet Riesen-Urmenschen gegenüber. Es besteht kein Grund, diese Formen vom Stammbaum des Menschen auszuschließen.“ Die vorsichtige, wissenschaftliche Auslegung der Forschungsergebnisse auf der einen Seite und andererseits die Funde von menschlichen Überresten mit normalen Dimensionen aus der gleichen Zeit beweisen wieder einmal, daß sich die unerschöpflich formenreiche Natur nicht in schematische Bahnen zwängen läßt. Die gerade in der letzten Zeit geäußerte Meinung, daß der Mensch in mehreren hunderttausend Jahren wieder Riesenformen annehmen würde, dürfte also nur bei bestimmten Typen unter ganz bestimmten Lebensbedingungen ihre Berechtigung haben.

Der Beifall, den die Zuhörer dem berühmten Gast zollten, galt ebenso seinen hochinteressanten Ausführungen wie auch dem Menschen Königswald selbst, dessen bestechend bescheidenes Wesen den Eindruck einer wahrhaft großen Persönlichkeit vermittelte.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag wurde am 29. September 1949 in der Zeitschrift Kölnische Rundschau erstveröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de dokumentieren wir ihn in einer redaktionell bearbeiteten Fassung (Verlinkung und Illustration) zu Forschungs- und Studienzwecken nach der von uns lektorierten Online-Version, die bei Wisoveg - Wirtschafts-, Sozial- und Verkehrsgeschehen im Rheinland erschienen ist.

Bild-Quellen:

1) KITbot bei Wikimedia Commons, unter: File:COLLECTIE TROPENMUSEUM Dr. G.H.R. von Koenigswald tijdens onderzoek naar schedels op Java TMnr 10018632.jpg
2) 120 bei Wikimedia Commons, unter: File:Pithecanthropus-erectus.jpg
3) Micah Ewers, "Fossil Giants: Ancient Men Over 7 ft. Tall", bei: Revelation Now (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)