Lemuria - Eine archäologische Argumentation (III)

von Lewis Spence (1932)

Abb. 1 Eine Karte des großen melanesischen Kultur-Areals (einschließlich Neuguineas) im Nordosten Australiens

Wenn wir und dem Gebiet Melanesiens (Abb. 1) einschließlich der gewaltigen Insel Neuguinea zuwenden, zusammen mit all den Insel und Archipelen, die sich gen Osten und Südosten bis hin nach Fidschi und Neukaledonien erstrecken, so finden wir ebenfalls viele Überreste steinerner Monumente, die in Zusammenhang mit einer altertümlichen Bevölkerung stehen.

In Neukaledonien sind große Befestigungsmauern zu finden, Dolmen, gravierte Symbole und andere Beweise für eine vorzeitliche Besiedlung, über deren Ursprünge die heutige einheimische Bevölkerung nichts weiß. Auf den Neuen Hebriden jedoch finden Dolmen jedoch noch immer zu Opfer-Zwecken Verwendung, und auf der zur Banks-Gruppe gehörenden Insel Santa Maria ist mit zahlreichen Stein-Wällen bedeckt, welche aus großen Basalt-Blöcken errichtet wurden. Rivers war der Ansicht, die Steinwerke seien uralt, und er meinte, die Erd-Mounds auf Santa Maria seien von einem Volk aufgeschüttet worden, dessen Ursprung fast [völlig] im Altertum verloren ging.

(Abb. 2) Luftbild des bis zu etwa 9000 oder 10000 Jahre altes Systems von Bewässerungs-Kanälen in den Kuk-Sümpfen Neuguineas.

Auch in Neuguinea, gegenwärtig eine der rückständigsten Gegenden der Welt, wurden Entdeckungen von Keramik-Scherben sowie Fragmenten von Stein- und Obsidian-Werkzeugen gemacht, die sich vom Typ her völlig von jenen unterscheiden, welche von den gegenwärtigen Bewohnern verwendet werden. Steinkreise wurden ebenfalls in Neuguinea gefunden, sowie auch Stein-Gravuren von Vögeln und anderen kleineren Objekten. Bewässerungs-Terrassen sind dort ebenso wie auf den Salomonen und Neuen Hebriden zu finden, und in vielen Fällen werden sie noch immer für den Anbau von Taro genutzt.

Doch wenn wir zu demjenigen Teil Ozeaniens kommen, der als Mikronesien bekannt ist, und der das Gebiet nördlich von Melanesien und östlich des 180. Meridians östlicher Länge umfasst, so finden wir dort die womöglich überraschendsten Evidenzen für die vormalige Präsenz einer vorzeitlichen Bevölkerung. Insbesondere ist dies der Fall, was die Karolinen-Inseln betrifft, welche zwischen dem Äquator und dem 11. nördlichen Breitengrad liegen, etwa 2800 Meilen [ca. 4506,2 km; d.Ü.] von der Küste Japans entfernt. In der Tat ist es seltsam, in diesem entlegenen und isolierten Teil der Welt die Überreste gigantischer Monumente und Städte zu finden, die für eine bevölkerungsreiche Vergangenheit sprechen.

Abb. 3 Hier die historische Aufnahme (vor 1910) einer Bucht mit Eingeborenenhaus auf der Insel Yap (West-Karolinen).

Auf den Ladronen sind noch immer die Überreste von Pyramiden in schmaler [orig.: "slender"; d.Ü.] Bauweise zu sehen, die bei den Einheimischen als "Häuser der Alten" bekannt sind, und anscheinend zu Bestattungs-Zwecken errichtet wurden. Doch noch faszinierender ist der Reichtum an Altertümern, die auf der zu den Karolinen gehörenden Insel Yap (Abb. 3) entdeckt wurden, die mit den Relikten einer verschwundenen Zivilisation übersät ist, mit Dämmen und Terrassen, gepflasterten Straßen aus gleichmäßigen Steinblöcken, Gemeinschafts-Häusern [orig: "council-house"; d.Ü.] mit hohen Giebeln und erhaben geschnitzten Säulen.

Abb. 4 Megalithische Ruine auf einer der Karolinen-Inseln. Die Aufnahme entstand vor 1899.

Doch die bei weitem wichtigste und verblüffendste dieser Stätten ist jene von Ponape [1], [ebenfalls] Karolinen. Die Inselgruppe der Karolinen liegt zwischen dem Äquator und dem elften nördlichen Breitengrad, in etwa 2800 Meilen [ca. 4506,2 km; d.Ü.] Entfernung von der Küste Japans, das die Inseln 1914, kurz nach Ausbruch des Krieges okkupierte.

Die verödete Stadt Metalanim, deren Ruinen elf Quadratmeilen [ca. 28,49 km²; d.Ü.] bedecken, befindet sich an der südöstlichen Küste von Ponape. Die Örtlichkeit ist bedeckt mit massiven Mauern, gewaltigen Erdwerken und großen Tempeln, durchschnitten von Meilen künstlicher Wasserwege, welchem Umstand sie die Bezeichnung "Venedig des Pazifik" verdankt.

Die gesamte Insel Ponape ist übersät mit gewaltigen Basalt-Blöcken, die auf Flößen aus einer Entfernung von 80 Meilen [ca. 128,75 km; d.Ü.] herangeschafft worden sein müssen, und aus gleichartigen Blöcken wurden die massiven Wälle des Hafens und die Uferdämme der gewundenen Kanäle erbaut, von denen viele eine Breite von 80 bis 100 Fuß [ca. 24,38 m bis 30,48 m; d.Ü.] hatten. Die äußere gürtelartige Begrenzung, welche die Stadt umgab, ist zum Teil überflutet, und dies hat die Idee aufkommen lassen, dass das Land, auf welchem Metalanim erbaut wurde, sich in späteren Zeiten gesenkt hat. Doch dies erscheint unwahrscheinlich, da die kolossalen Brüstungen, welche die Kanäle säumen, alle oberhalb [des Wasserstands bei] Ebbe liegen, und es ist klar, dass die Gebäude auf künstlichen Inseln errichtet wurden, welche auf dem Grundstock der natürlichen Korallenriffs aufgebaut waren.

Es ist offensichtlich, dass die Stadt an der Ostküste der Insel erbaut wurde, damit im Fall eines von der Landseite her erfolgenden Angriffs leicht eine Flucht auf dem Seeweg bewerkstelligt werden konnte, und es ist ebenso offenkundig, dass die Wasserwege konstruiert wurden, um es mit Steinen beladenen Flößen zu ermöglichen, nahe an die künstlichen Inseln herangebracht zu werden, auf denen größere Gebäude errichtet wurden.


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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem Buch "The Problem of Lemuria - The Sunken Continent of the Pacific" (Kapitel II, The Argument from Archaeology) entnommen, das im Jahr 1932, S. 27 ff.[2] erstveröffentlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im März 2019 nach dem 2002 bei The Book Tree erschienen Reprint des Buches.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Zur Visualisierung der oben folgenden Angaben von Lewis Spence bezüglich Ponape (heute offiziell: Pohnpei) siehe online: Science Channel, "Images From Above Reveal An Ancient City In The Middle Of The Ocean", (Video, 2:00 Min; hochgeladen am 28. Oktober 2017; abgerufen: 26. März 2019)
  2. Siehe: Lewis Spence, "The problem of Lemuria, the sunken continent of the Pacific", London (Ryder), 1932

Bild-Quellen:

1) Kahuroa (Urheber) und NordNordWest (Übersetzer) bei Wikimedia Commons, unter: File:Melanesian Cultural Area-de.png
2) Peter Marsh, "Lapita Pottery & Polynesians", bei Polynesian Pathways
3) "Die deutschen Kolonien", Hrsg.: Kurt Schwab (Hrsg.) unter Mitwirkung von Dr. Fr. Böhme [et. al.]; Unter künstlerischer Leitung von Bernhard Esch; Farbenphotographische Aufnahmen von Dr. Robert Lohmeyer, Bruno Marquardt und Eduard Kiewning, Berlin, 1910; nach: Denis Barthel bei Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Datei:Bucht mit Eingeborenenhaus auf der Insel Yap (West-Karolinen).jpg
4) F.W. Christian, "Exploration in the Caroline Islands", in: The Geographical Journal Vol. 13, No. 2 (Feb. 1899), pp. 105-131