Metropolis: Unterschied zwischen den Versionen

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===Definition des Begriffs===
 
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([[Das Team|red]]) Mit dem Begriff "'''Metropolis'''" (altgriech.: μητρόπολις, mētropolis = "Mutterstadt") bezeichnete [[Platon]] in seinem Dialog [[Kritias]] die Hauptstadt des von ihm beschriebenen [[Atlanter-Reich]]s, wobei er ''de facto'' zwischen einer 'Altstadt' und einer 'Neustadt' unterscheidet. Namentlich benennt er diese '''Metropolis''' nicht, ebenso wie die 'Insel im Meer des Atlas' ([[Atlantis]]), auf der sie sich befunden haben soll.
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([[Das Team|red]]) Mit dem Begriff "'''Metropolis'''" (altgriech.: μητρόπολις, mētropolis = "Mutterstadt") bezeichnete [[Platon]] in seinem Dialog [[Kritias]] die Hauptstadt des von ihm beschriebenen [[Atlanter-Reich]]s, wobei er ''de facto'' zwischen der inneren 'Altstadt' (''basileia'' = königliche Residenz) und der äußeren 'Neustadt' (''ásty'' = Stadt) unterscheidet. Namentlich benennt er diese '''Metropolis''' nicht, ebenso wie die 'Insel im Meer des Atlas' ([[Atlantis]]), auf der sie sich befunden haben soll.
  
Während die Bezeichnung "'''Metropolis'''" in der Spätantike für Provinzhauptstädte bzw. urbane 'Keimzellen' von Kolonien Verwendung fand <ref>Vergl.: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Metropole Metropole] (Stand 17.06.09)</ref>, wird sie bei [[Platon]] noch für den eigentlichen Ursprungort und Stammsitz des Herrschergeschlechts der Könige von [[Atlantis]] benutzt.
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Während die Bezeichnung "'''Metropolis'''" in der Spätantike für Provinzhauptstädte bzw. urbane 'Keimzellen' von Kolonien Verwendung fand <ref>Vergl.: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Metropole Metropole] (Stand 17.06.09)</ref>, wird sie bei [[Platon]] noch für den eigentlichen Ursprungort und Stammsitz des Herrschergeschlechts der Könige von [[Atlantis]] benutzt, nicht aber für die Hauptstädte der [[Atlanter]]-Provinzen, die er nur am Rande erwähnt.
  
  
 
===Gründungsmythos der Atlanter-Metropolis===
 
===Gründungsmythos der Atlanter-Metropolis===
  
Über die mythische Entstehung der '''Metropolis''' von [[Atlantis]] heißt es im [[Kritias]], auf dieser Insel, die bei der Verlosung der Länder durch die Götter (Krit. 109b) dem [http://www.mythologica.de/poseidon.htm Poseidon] zugefallen sei, habe es eine Ebene gegeben, "''die schöner und fruchtbarer als irgendeine andere gewesen sein soll. In dieser Ebene wiederum lag in der Mitte ein allseits niedriger Hügel. Auf diesem wohnte einer von den dort am Anfang aus der Erde entwachsenen Männer mit Namen Euenor, welcher die Leukippe zur Frau hatte. Beide erzeugten eine einzige Tochter, Kleito.
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Über die mythische Entstehung der '''Metropolis''' von [[Atlantis]] heißt es im '[[Kritias]]', auf dieser Insel, die bei der Verlosung der Länder durch die Götter (Krit. 109b) dem [http://www.mythologica.de/poseidon.htm Poseidon] zugefallen sei, habe es eine Ebene gegeben, "''die schöner und fruchtbarer als irgendeine andere gewesen sein soll. In dieser Ebene wiederum lag in der Mitte ein allseits niedriger Hügel. Auf diesem wohnte einer von den dort am Anfang aus der Erde entwachsenen Männer mit Namen Euenor, welcher die Leukippe zur Frau hatte. Beide erzeugten eine einzige Tochter, Kleito.
  
 
''Als das Mädchen in das Alter der Mannbarkeit kam, starb ihre Mutter, und auch ihr Vater. Poseidon aber, von Liebe zu ihr ergriffen, vermählte sich mit ihr und umgab den Hügel, auf dem sie wohnte, ihn abglättend, ringsum mit einer starken Schutzwehr. Abwechselnd nämlich fügte er kleinere und größere Ringe von Meerwasser und Erde umeinander, und zwar zwei von Erde, drei mit Meerwasser von der Mitte der Insel aus wie mit einem Zirkel abgemessen, überall gleich weit voneinander entfernt, sodaß der Hügel für Menschen unzugänglich wurde; denn Schiffe und Schiffahrt gab es damals noch nicht.''" (Krit. 113c-113e) <ref>Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs [[Kritias]] aus dem Altgriechischen durch [[Jürgen Spanuth]], in: [http://books.google.de/books?id=91dw6sXBQ1UC&q=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland&dq=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland], Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 460,461</ref>
 
''Als das Mädchen in das Alter der Mannbarkeit kam, starb ihre Mutter, und auch ihr Vater. Poseidon aber, von Liebe zu ihr ergriffen, vermählte sich mit ihr und umgab den Hügel, auf dem sie wohnte, ihn abglättend, ringsum mit einer starken Schutzwehr. Abwechselnd nämlich fügte er kleinere und größere Ringe von Meerwasser und Erde umeinander, und zwar zwei von Erde, drei mit Meerwasser von der Mitte der Insel aus wie mit einem Zirkel abgemessen, überall gleich weit voneinander entfernt, sodaß der Hügel für Menschen unzugänglich wurde; denn Schiffe und Schiffahrt gab es damals noch nicht.''" (Krit. 113c-113e) <ref>Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs [[Kritias]] aus dem Altgriechischen durch [[Jürgen Spanuth]], in: [http://books.google.de/books?id=91dw6sXBQ1UC&q=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland&dq=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland], Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 460,461</ref>
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[[Bild:Avotin Atlantis.jpg|thumb|'''Abb. 1''' Die Metropole von Atlantis (Zeichnung von R. Avotin)]]
 
[[Bild:Avotin Atlantis.jpg|thumb|'''Abb. 1''' Die Metropole von Atlantis (Zeichnung von R. Avotin)]]
  
Aufbauend auf diesen Gegebenheiten gestalteten die Könige der [[Atlanter]] später ihre Hauptstadt folgendermaßen: "''Zuerst überbrückten sie die Wasserrine, welche die alte Mutter-Stadt (Metropolis) umgaben, um einen Weg aus und zur Königsburg zu schaffen. Die königliche Burg aber errichteten sie gleich zu Anfang an dem Wohnsitz des Gottes und ihrer Vorfahren und so empfing sie denn der eine vom anderen, jeder in der weiteren Ausschmückung seine Vorfahren nach Kräften übertreffend, bis sie denn diesem ihrem Wohnsitz durch die Größe und Schönheit ihrer Werke ein Aussehen verliehen haben, das Staunen erregte.''
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Aufbauend auf diesen Gegebenheiten gestalteten die Könige der [[Atlanter]] später ihre Hauptstadt folgendermaßen (Krit. 115c-117e): "''Zuerst überbrückten sie die Wasserrine, welche die alte Mutter-Stadt (Metropolis) umgaben, um einen Weg aus und zur Königsburg zu schaffen. Die königliche Burg aber errichteten sie gleich zu Anfang an dem Wohnsitz des Gottes und ihrer Vorfahren und so empfing sie denn der eine vom anderen, jeder in der weiteren Ausschmückung seine Vorfahren nach Kräften übertreffend, bis sie denn diesem ihrem Wohnsitz durch die Größe und Schönheit ihrer Werke ein Aussehen verliehen haben, das Staunen erregte.''
  
 
''Sie gruben nämlich vom Meer aus einen Kanal, drei Plethren ''<ref>Anmerkung: ''plethron'' [πλέθρον] (Plural eigentlich: ''plethra'' [πλέθρα]); altgriechisches Längenmaß (Seilmaß), entsprechend 29,7 m bis 35,5 m. Quellen: Duden - Das große Fremdwörterbuch: Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4., aktualisierte Auflage Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2007, Stichwort: [http://duden-suche.de/suche/artikel.php?shortname=dgfw&artikel_id=50863&verweis=1 Plethron] --- sowie: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' breit, hundert Fuß ''<ref>Anmerkung: Attisch-ionischer Fuß = 296 mm; Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' tief und fünfzig Stadien ''<ref>Anmerkung: ''stadion'' [στάδιον] (Plural eigentl.: ''stadia'' [στάδια]), altgriech. Längenmaß; das Attische Stadion entspricht 177,6 m; Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' lang bis zu dem äußersten Ring und ermöglichten so die Schiffahrt vom Meer bis zu einem Hafen, indem sie den Damm in einer Breite durchbrachen, die den größten Schiffen Einfahrt gewährte. Und so durchbrachen sie auch die Erdringe, welche die Wasserringe trennten, bei den Brücken so weit, daß man gerade noch mit einem Dreiruderer vom einen zum anderen fahren konnte. Die Öffnungen aber überbrückten sie, so daß man unter diesen Überbrückungen durchfuhr; denn die Ränder der Erdringe hatten eine hinreichend über dem Wasser liegende Höhe. Es hatte aber der größte von den Ringen, in welche das Meerwasser hineingeleitet worden war, eine Breite von drei Stadien, und ihm war der nächste Erdring gleich. Von dem zweiten Ringpaar hatte der nasse eine Breite von zwei Stadien, der trockene war mit dem vorhergehenden Wasserring gleich. E i n e s Stadiums Breite hatte der Wasserring, der die in der Mitte liegende Insel unmittelbar umgab''.  
 
''Sie gruben nämlich vom Meer aus einen Kanal, drei Plethren ''<ref>Anmerkung: ''plethron'' [πλέθρον] (Plural eigentlich: ''plethra'' [πλέθρα]); altgriechisches Längenmaß (Seilmaß), entsprechend 29,7 m bis 35,5 m. Quellen: Duden - Das große Fremdwörterbuch: Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4., aktualisierte Auflage Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2007, Stichwort: [http://duden-suche.de/suche/artikel.php?shortname=dgfw&artikel_id=50863&verweis=1 Plethron] --- sowie: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' breit, hundert Fuß ''<ref>Anmerkung: Attisch-ionischer Fuß = 296 mm; Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' tief und fünfzig Stadien ''<ref>Anmerkung: ''stadion'' [στάδιον] (Plural eigentl.: ''stadia'' [στάδια]), altgriech. Längenmaß; das Attische Stadion entspricht 177,6 m; Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(Antike)#Griechisches_System Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System] (Stand: 18.06.09)</ref>'' lang bis zu dem äußersten Ring und ermöglichten so die Schiffahrt vom Meer bis zu einem Hafen, indem sie den Damm in einer Breite durchbrachen, die den größten Schiffen Einfahrt gewährte. Und so durchbrachen sie auch die Erdringe, welche die Wasserringe trennten, bei den Brücken so weit, daß man gerade noch mit einem Dreiruderer vom einen zum anderen fahren konnte. Die Öffnungen aber überbrückten sie, so daß man unter diesen Überbrückungen durchfuhr; denn die Ränder der Erdringe hatten eine hinreichend über dem Wasser liegende Höhe. Es hatte aber der größte von den Ringen, in welche das Meerwasser hineingeleitet worden war, eine Breite von drei Stadien, und ihm war der nächste Erdring gleich. Von dem zweiten Ringpaar hatte der nasse eine Breite von zwei Stadien, der trockene war mit dem vorhergehenden Wasserring gleich. E i n e s Stadiums Breite hatte der Wasserring, der die in der Mitte liegende Insel unmittelbar umgab''.  
  
''Die Insel aber, auf welcher die Königsburg lag, hatte einen Durchmesser von fünf Stadien. Diese Insel umgaben sie nun ringsum mit einem steinernen Wall (), ebenso die Erdringe von der einen Seite der ein Plethron breiten Brücke bis zur anderen Seite, an der Brücke aber bei den Durchfahrten errichteten sie Türme und Tore. Die Steine dazu, teils weiß, teils schwarz, teils rot, brachen sie ringsum  unten am Rande der vor der Mitte liegenden Insel. Bei dem Brechen derselben verfuhren sie so, daß sie dadurch zugleich im Innern doppelte Schiffsarsenale gewannen, die vom Felsen überdeckt waren. Die Gebäude ferner, die sie aufführten, waren teils einfarbig, teils aber waren sie auch mit verschiedenfarbigen Steinen geschmückt, zur Augenweide, denn diese Zusammenstellung übt einen natürlichen Reiz aus.''" <ref>Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs [[Kritias]] aus dem Altgriechischen durch [[Jürgen Spanuth]], in: [http://books.google.de/books?id=91dw6sXBQ1UC&q=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland&dq=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland], Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 464-465</ref>
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''Die Insel aber, auf welcher die Königsburg lag, hatte einen Durchmesser von fünf Stadien. Diese Insel umgaben sie nun ringsum mit einem steinernen Wall (lithíno teíchei), ebenso die Erdringe von der einen Seite der ein Plethron breiten Brücke bis zur anderen Seite, an der Brücke aber bei den Durchfahrten errichteten sie Türme und Tore. Die Steine dazu, teils weiß, teils schwarz, teils rot, brachen sie ringsum  unten am Rande der vor der Mitte liegenden Insel. Bei dem Brechen derselben verfuhren sie so, daß sie dadurch zugleich im Innern doppelte Schiffsarsenale gewannen, die vom Felsen überdeckt waren. Die Gebäude ferner, die sie aufführten, waren teils einfarbig, teils aber waren sie auch mit verschiedenfarbigen Steinen geschmückt, zur Augenweide, denn diese Zusammenstellung übt einen natürlichen Reiz aus. Den anzen Umfang der den äußersten Ring umgebenden Mauer faßten sie mit [[Oreichalkos]] ein, den sie in Öl auftrugen, die inneren umkleideten sie mit geschmolzenem Zinn und die Mauer um die Burg mit Oreichalkos, welches einen feurigen Glanz hatte.''
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''Die Wohnung im Inneren der Basileia war folgendermaßen eingerichtet. In der Mitte befand sich dort ein der Kleito und dem Poseidon geweihter, dem öffentlichen Verkehr entzogener Tempel, eingefaßt mit einer goldenen Umhegung ''[...]'' Der Tempel des Poseidon hatte eine Länge von einem Stadion, eine Breite von drei Plethren und eine für das Auge entsprechende Höhe; er hatte ein barbarisches Aussehen. Den ganzen Tempel überzogen sie von außen mit Silber, mit Ausnahme der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akroterion Akroteren] (Spitzen), diese aber mit Gold. Was aber das Innere betrifft, so konnte man die elfenbeinerne Decke ganz mit Gold, Silber und Oreichalkos geschmückt sehen, alles andere aber an Mauern, Säulen und Fußboden überzogen sie mit Oreichalkos''.
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''Auch stellten sie goldene Bildsäulen darin auf, und zwar den Gott selbst auf einem Wagen stehend als Lenker von sechs geflügelten Rossen in solcher Größe, daß er mit dem Scheitel die Decke berührte. Ringsherum aber hundert Nereiden auf Delphinen, denn so viele gab es ihrer nach dem Glauben der damaligen Menschen. Außerdem befanden sich darin noch zahlreich Bilsäulen als Weihgeschenke von Privatleuten. Um den Tempel außen herum standen Bildsäulen von allen insgesamt, von den Weibern und von allen denen, die von den zehn Königen abstammten, auch viele andere große Weihegeschenke sowohl von den Königen als auch von Privatleuten, teils aus der Stadt selbst und teils auch aus all den Ländern außerhalb, über die sie herrschten.''
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''Auch der Altar entsprach an Größe und Art der Herstellung dieser Ausstattung, und der Königspalast war auf gleiche Weise ebensowohl der Größe des Reiches wie auch der Ausschmückung der Heiligtümer angemessen
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''Wenn man aber die drei außerhalb befindlichen Häfen überschritten hatte, so traf man auf eine vom Meer beginnende und von da im Kreis umlaufende Mauer, rings herum überall fünfzig Stadien vom größten Ring und Hafen entfernt, sie lief im Kreise sich schließend wieder zur Ausgangsstelle zurück, nämlich zur Mündung des Kanals, der vom Meere ausging. Dies alles war umgeben von dichtgedrängten Wohnungen, die Seezufahrt und der größte Hafen wimmelte von Schiffen und Kaufleuten, die von allen Orten dort zusammenströmten und durch ihr massenhaftes Auftreten bei Tage und bei Nacht Geschrei, Getümmel und Lärm mannigfacher Art verursachten''." <ref>Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs [[Kritias]] aus dem Altgriechischen durch [[Jürgen Spanuth]], in: [http://books.google.de/books?id=91dw6sXBQ1UC&q=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland&dq=Die+Atlanter+Volk+aus+dem+Bernsteinland Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland], Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 464-465</ref>
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===Anmerkungen und Quellen===
 
===Anmerkungen und Quellen===

Version vom 7. Juli 2009, 22:33 Uhr

Definition des Begriffs

(red) Mit dem Begriff "Metropolis" (altgriech.: μητρόπολις, mētropolis = "Mutterstadt") bezeichnete Platon in seinem Dialog Kritias die Hauptstadt des von ihm beschriebenen Atlanter-Reichs, wobei er de facto zwischen der inneren 'Altstadt' (basileia = königliche Residenz) und der äußeren 'Neustadt' (ásty = Stadt) unterscheidet. Namentlich benennt er diese Metropolis nicht, ebenso wie die 'Insel im Meer des Atlas' (Atlantis), auf der sie sich befunden haben soll.

Während die Bezeichnung "Metropolis" in der Spätantike für Provinzhauptstädte bzw. urbane 'Keimzellen' von Kolonien Verwendung fand [1], wird sie bei Platon noch für den eigentlichen Ursprungort und Stammsitz des Herrschergeschlechts der Könige von Atlantis benutzt, nicht aber für die Hauptstädte der Atlanter-Provinzen, die er nur am Rande erwähnt.


Gründungsmythos der Atlanter-Metropolis

Über die mythische Entstehung der Metropolis von Atlantis heißt es im 'Kritias', auf dieser Insel, die bei der Verlosung der Länder durch die Götter (Krit. 109b) dem Poseidon zugefallen sei, habe es eine Ebene gegeben, "die schöner und fruchtbarer als irgendeine andere gewesen sein soll. In dieser Ebene wiederum lag in der Mitte ein allseits niedriger Hügel. Auf diesem wohnte einer von den dort am Anfang aus der Erde entwachsenen Männer mit Namen Euenor, welcher die Leukippe zur Frau hatte. Beide erzeugten eine einzige Tochter, Kleito.

Als das Mädchen in das Alter der Mannbarkeit kam, starb ihre Mutter, und auch ihr Vater. Poseidon aber, von Liebe zu ihr ergriffen, vermählte sich mit ihr und umgab den Hügel, auf dem sie wohnte, ihn abglättend, ringsum mit einer starken Schutzwehr. Abwechselnd nämlich fügte er kleinere und größere Ringe von Meerwasser und Erde umeinander, und zwar zwei von Erde, drei mit Meerwasser von der Mitte der Insel aus wie mit einem Zirkel abgemessen, überall gleich weit voneinander entfernt, sodaß der Hügel für Menschen unzugänglich wurde; denn Schiffe und Schiffahrt gab es damals noch nicht." (Krit. 113c-113e) [2]


Beschreibung der Metropolis von Atlantis

Abb. 1 Die Metropole von Atlantis (Zeichnung von R. Avotin)

Aufbauend auf diesen Gegebenheiten gestalteten die Könige der Atlanter später ihre Hauptstadt folgendermaßen (Krit. 115c-117e): "Zuerst überbrückten sie die Wasserrine, welche die alte Mutter-Stadt (Metropolis) umgaben, um einen Weg aus und zur Königsburg zu schaffen. Die königliche Burg aber errichteten sie gleich zu Anfang an dem Wohnsitz des Gottes und ihrer Vorfahren und so empfing sie denn der eine vom anderen, jeder in der weiteren Ausschmückung seine Vorfahren nach Kräften übertreffend, bis sie denn diesem ihrem Wohnsitz durch die Größe und Schönheit ihrer Werke ein Aussehen verliehen haben, das Staunen erregte.

Sie gruben nämlich vom Meer aus einen Kanal, drei Plethren [3] breit, hundert Fuß [4] tief und fünfzig Stadien [5] lang bis zu dem äußersten Ring und ermöglichten so die Schiffahrt vom Meer bis zu einem Hafen, indem sie den Damm in einer Breite durchbrachen, die den größten Schiffen Einfahrt gewährte. Und so durchbrachen sie auch die Erdringe, welche die Wasserringe trennten, bei den Brücken so weit, daß man gerade noch mit einem Dreiruderer vom einen zum anderen fahren konnte. Die Öffnungen aber überbrückten sie, so daß man unter diesen Überbrückungen durchfuhr; denn die Ränder der Erdringe hatten eine hinreichend über dem Wasser liegende Höhe. Es hatte aber der größte von den Ringen, in welche das Meerwasser hineingeleitet worden war, eine Breite von drei Stadien, und ihm war der nächste Erdring gleich. Von dem zweiten Ringpaar hatte der nasse eine Breite von zwei Stadien, der trockene war mit dem vorhergehenden Wasserring gleich. E i n e s Stadiums Breite hatte der Wasserring, der die in der Mitte liegende Insel unmittelbar umgab.

Die Insel aber, auf welcher die Königsburg lag, hatte einen Durchmesser von fünf Stadien. Diese Insel umgaben sie nun ringsum mit einem steinernen Wall (lithíno teíchei), ebenso die Erdringe von der einen Seite der ein Plethron breiten Brücke bis zur anderen Seite, an der Brücke aber bei den Durchfahrten errichteten sie Türme und Tore. Die Steine dazu, teils weiß, teils schwarz, teils rot, brachen sie ringsum unten am Rande der vor der Mitte liegenden Insel. Bei dem Brechen derselben verfuhren sie so, daß sie dadurch zugleich im Innern doppelte Schiffsarsenale gewannen, die vom Felsen überdeckt waren. Die Gebäude ferner, die sie aufführten, waren teils einfarbig, teils aber waren sie auch mit verschiedenfarbigen Steinen geschmückt, zur Augenweide, denn diese Zusammenstellung übt einen natürlichen Reiz aus. Den anzen Umfang der den äußersten Ring umgebenden Mauer faßten sie mit Oreichalkos ein, den sie in Öl auftrugen, die inneren umkleideten sie mit geschmolzenem Zinn und die Mauer um die Burg mit Oreichalkos, welches einen feurigen Glanz hatte.

Die Wohnung im Inneren der Basileia war folgendermaßen eingerichtet. In der Mitte befand sich dort ein der Kleito und dem Poseidon geweihter, dem öffentlichen Verkehr entzogener Tempel, eingefaßt mit einer goldenen Umhegung [...] Der Tempel des Poseidon hatte eine Länge von einem Stadion, eine Breite von drei Plethren und eine für das Auge entsprechende Höhe; er hatte ein barbarisches Aussehen. Den ganzen Tempel überzogen sie von außen mit Silber, mit Ausnahme der Akroteren (Spitzen), diese aber mit Gold. Was aber das Innere betrifft, so konnte man die elfenbeinerne Decke ganz mit Gold, Silber und Oreichalkos geschmückt sehen, alles andere aber an Mauern, Säulen und Fußboden überzogen sie mit Oreichalkos.

Auch stellten sie goldene Bildsäulen darin auf, und zwar den Gott selbst auf einem Wagen stehend als Lenker von sechs geflügelten Rossen in solcher Größe, daß er mit dem Scheitel die Decke berührte. Ringsherum aber hundert Nereiden auf Delphinen, denn so viele gab es ihrer nach dem Glauben der damaligen Menschen. Außerdem befanden sich darin noch zahlreich Bilsäulen als Weihgeschenke von Privatleuten. Um den Tempel außen herum standen Bildsäulen von allen insgesamt, von den Weibern und von allen denen, die von den zehn Königen abstammten, auch viele andere große Weihegeschenke sowohl von den Königen als auch von Privatleuten, teils aus der Stadt selbst und teils auch aus all den Ländern außerhalb, über die sie herrschten.

Auch der Altar entsprach an Größe und Art der Herstellung dieser Ausstattung, und der Königspalast war auf gleiche Weise ebensowohl der Größe des Reiches wie auch der Ausschmückung der Heiligtümer angemessen


Wenn man aber die drei außerhalb befindlichen Häfen überschritten hatte, so traf man auf eine vom Meer beginnende und von da im Kreis umlaufende Mauer, rings herum überall fünfzig Stadien vom größten Ring und Hafen entfernt, sie lief im Kreise sich schließend wieder zur Ausgangsstelle zurück, nämlich zur Mündung des Kanals, der vom Meere ausging. Dies alles war umgeben von dichtgedrängten Wohnungen, die Seezufahrt und der größte Hafen wimmelte von Schiffen und Kaufleuten, die von allen Orten dort zusammenströmten und durch ihr massenhaftes Auftreten bei Tage und bei Nacht Geschrei, Getümmel und Lärm mannigfacher Art verursachten." [6]


Anmerkungen und Quellen

  1. Vergl.: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Metropole (Stand 17.06.09)
  2. Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs Kritias aus dem Altgriechischen durch Jürgen Spanuth, in: Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland, Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 460,461
  3. Anmerkung: plethron [πλέθρον] (Plural eigentlich: plethra [πλέθρα]); altgriechisches Längenmaß (Seilmaß), entsprechend 29,7 m bis 35,5 m. Quellen: Duden - Das große Fremdwörterbuch: Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4., aktualisierte Auflage Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2007, Stichwort: Plethron --- sowie: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System (Stand: 18.06.09)
  4. Anmerkung: Attisch-ionischer Fuß = 296 mm; Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System (Stand: 18.06.09)
  5. Anmerkung: stadion [στάδιον] (Plural eigentl.: stadia [στάδια]), altgriech. Längenmaß; das Attische Stadion entspricht 177,6 m; Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System (Stand: 18.06.09)
  6. Quelle: Übersetzung von ausgewählten Teilen des Dialogs Kritias aus dem Altgriechischen durch Jürgen Spanuth, in: Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland, Tübingen, 6. Aufl. 1998, S. 464-465

Bild-Quelle

1) N. Zhirov, Atlantis - Atlantology: Basic Problems, Moskau 1970, S. 33