The Lost Civilization of Lemuria - The Rise and Fall of the World´s Oldest Culture

Rezension

Abb. 1 Mit The Lost Civilization of Lemuria - The Rise and Fall of the World’s Oldest Culture legte Frank Joseph 2006 ein veritables neues Standardwerk in Sachen Lemuria-Forschung vor.

"Mündliche Überlieferungen in Polynesien erzählen die Geschichte eines glanzvollen Königreichs, das von einer mächtigen >Krieger-Welle< - einen Tsunami auf den Meeresgrund befördert wurde. Dieses verschollene Reich ist auch in zahlreichen anderen indigenen Überlieferungen erwähnt worden, die den Globus von Australien über Asien bis zu den Küsten von Süd- und Nordamerika umspannen. Es ist als Lemuria oder Mu bekannt, ein gewaltiges Gebiet von Inseln und Archipelen, das sich einst über den Pazifischen Ozean erstreckte. Auf der Grundlage von zehn Jahren Forschung und ausgedehnten Reisen, offeriert Frank Joseph ein fesselndes Bild dieses Mutterlandes der Menschheit, welches er als den ursprünglichen 'Garden Eden' betrachtet." (Verlagstext)

(bb) Seit David Hatcher Childress´ schon fast legendärer Publikation "Lost Cities of Ancient Lemuria & the Pacific" aus dem Jahr 1988 warteten viele Freunde der alternativen Urgeschichtsforschung und Primhistorik vergeblich darauf, dass jemand mit der nötigen Kompetenz den von Hatcher Childress gespielten 'Ball aufnehmen', und - in klarem Kontrast zum üblichen 'Channelling-Brimborium' esoterischer "Lemuria-Jünger" - weiterführende, rationale Studien zum Lemuria-Problem vorlegen würde. [1]

Im Jahr 2006 war es dann endlich soweit, als Frank Joseph mit "The Lost Civilization of Lemuria - The Rise and Fall of the World’s Oldest Culture" ein veritables neues Standardwerk in Sachen Lemuria-Forschung präsentierte, das sich inhaltlich wie auch methodologisch an den Usancen moderner, nonkonformistischer Atlantisforschung orientiert - was zumindest diejenigen kaum verwundern wird, die über etwa zwei Jahrzehnte hinweg seine kontinuierliche Entwicklung zu einem der profiliertesten atlantologischen Fachbuchautoren der Gegenwart mitverfolgt haben.

The Lost Civilization of Lemuria stellt als Grundlagenwerk zum Komplex einer vermuteten, primhistorischen Mutterkultur des alt-pazifischen Großraums zunächst eine mehr als beachtliche Sammlung von Indizien aus dem Bereich der Mythologie dar, welche durch zahlreiche, hierzulande kaum bekannte archäologische Entdeckungen ergänzt werden, die Joseph - wie zuvor auch Hatcher Childress - nicht vom Schreibtisch aus interpretiert, sondern größtenteils im Feld, bei seinen Studienreisen, kennen gelernt hat.

Abb. 2 Wie alt sind die Anlagen von Nan Madol wirklich, wer erbaute sie - und: zu welchem Zweck?

So begleiten F. Josephs LeserInnen ihn auf einer ebenso spannenden wie umfassenden Tour de Force, die auch wir hier über einige ihrer Etappen hinweg mitverfolgen wollen. Sie beginnt auf den Karolinen-Inseln, wo er sich mit der Geschichte der rätselhaften Anlagen von Nan Madol (Abb. 2) auf der Insel Pohnpei und von Insaru auf dem Inselchen Lelu vor Kosrae befasst, sowie mit offenbar weitaus älteren artifiziellen Relikten in den Gewässern vor einigen der heutigen Karolinen. Dazu wirft der Autor die Frage auf, ob es sich bei den Anlagen von Nan Madol und Lelu und ihren magnetischen Anomalien möglicherweise vormals um eine technische Anlage zur Wetter-Beeinflussung und Auflösung von Zyklonen gehandelt haben könne.

Die Suche nach Spuren einer Hoch-Technologie, über welche die vermuteten Uralt-Pazifiker (und möglicherweise noch späte Nachfahren derselben) verfügt haben könnten, zieht sich ebenso wie ein 'Roter Faden' durch Josephs Werk, wie seine akribische Sammlung von Indizien für kulturelle Diffusions-Prozesse im Pazifik-Raum. Auf der Osterinsel, seinem nächsten Reiseziel, geht er z.B. sowohl Indizien für die Existenz eines vormaligen Mutterlands - Mu - als auch für spätere, transozeanische Verbindungen zwischen der Insel, Peru und Altindien nach.

Außerdem unterzieht er auch die "Moai" (Abb. 3), jene "heiligen Statuen" der Osterinsel und ihre Entstehungsgeschichte, bzw. die gängigen schulwissenschaftlichen Vorstellungen dazu, die in krassem Widerspruch zu den Ursprungsmythen der Insulaner stehen, einer kritischen Überprüfung. Diese Mythen besagen, dass Hotu Matua, der Begründer der Rapa Nui-Kultur, seine Familie und Gefolgschaft aus ihrem Heimatland geflüchtet seien, das, von Meteoriten getroffen, in einer kataklysmischen Sintflut untergegangen sei. Solche Ereignisse hat es jedoch während des 5. oder 6. nachchristlichen Jahrhundert (dem Zeitraum, in dem die Osterinsel der wissenschaftlichen "Mehrheitsmeinung" nach besiedelt worden sein soll) in diesem Großraum mit einiger Sicherheit nicht gegeben...

Abb. 3 Auch die 'Moai' der Osterinsel werden von Frank Joseph aus einem grenzwissenschaftlichen Blickwinkel 'unter die Lupe genommen'.

Einen nächsten Zwischen-Stop bei seiner alternativ-historischen Rundreise legt Frank Joseph auf der melanesischen Insel Kunie (Île des Pins) im Gebiet Neukaledoniens ein. Bereits die zahlreichen und zudem enorm hochwüchsigen Pinien (Araucaria cookii), denen diese Insel ihren französischen Namen verdankt, stellen ein Rätsel für sich dar, denn sie wachsen und gedeihen sonst nirgendwo im Pazifikraum. Noch weitaus rätselhafter jedoch sind die mysteriösen 'Hillocks' ("Hügelchen") Kunies, die 1961 zum ersten mal wissenschaftlich untersucht wurden, da man sie zuvor als naürliche Formationen betrachtet hatte. Luc Chevalier, der sie damals im Auftrag des Museums von Neukaledonien begutachtete, sollte feststellen, ob es sich bei diesen Strukturen, von denen nach Schätzung von David Hatcher Childress etwa 10.000 auf der Insel existieren, womöglich doch um Grabhügel einer alten Insulaner-Kultur handeln könne. Zu seinem Erstaunen ergaben die Grabungen, dass sich in den meisten 'Hillocks' aufrecht eingelagerte Zylinder aus einem extrem harten, mit Muschelsplittern durchsetzten, Zement befanden. Die Außenfläche dieser, etwa 7 Fuß (ca. 2,13 m) und langen und 2 Fuß (ca. 61 cm) breiten Zylinder war mit einer Art Kies mit hohem Quarz- und Eisenanteil besprenkelt. Mittels Radiokohlenstoffdatierung von Muschelpartikeln dieser Objekte wurde ein Alter der Objekte von annähernd 13.000 Jahre ermittelt.

Natürlich löste diese Entdeckung hektische Abwehr-Reaktionen seitens des wissenschaftlichen Mainstreams aus, denn zu dieser Zeit dürfte es nach schulwissenschaftlicher Ansicht so etwas wie Zement noch gar nicht gegeben haben, und Menschen sollen im Pazifikraum auch noch nicht präsent gewesen sein. Da an der Alterbestimmung nicht zu rütteln war - Querprüfungen ergaben, dass die Zylinder definitiv zwischen 10.950 v. Chr. und 5120 v. Chr. entstanden sind - wurden seitens der 'Skeptiker' diverse skurrile Ideen vorgelegt, um diese brisanten Funde zu 'enschärfen', darunter die Erfindung einer hypothetischen, ausgestorbenen Riesen-Vogelart, welche die Hügel samt ihrem Inhalt beim Nestbau produziert haben soll. Josephs spekulative Überlegungen, ob es sich bei den zur Diskussion stehenden Specimen ebenfalls um eine Technologie zur Beeinflussung des Wetters gehandelt haben könne, wirken im Vergleich damit nüchtern und geradezu konservativ!

Abb. 4 Ein megalithischer Steinkreis auf der Insel Babeldaob. Foto: © Jan Erik Johnsen

Nach 'Stippvisiten' auf Tonga, wo er weitere Indizien und Evidenzen für eine prähistorische Technologie ausmacht, und den Marianen-Inseln Mikronesiens mit ihren enigmatischen ladhe oder Latte-Steinen, reisen wir mit Frank Joseph weiter nach Babeldaob, der größten Insel der heutigen Republik Palau, wo sich nicht nur steinerne Statuen finden, die den bereits erwähnten Moai der Osterinsel ähneln: "Vor Jahrtausenden waren fünf Prozent der insgesamt 153 Quadratmeilen von Babeldaob zu Terrassen für die Produktion von Nahrungsmitteln umfunktioniert worden. Der Umfang dieses landwirtschaftlichen Projekts war so gewaltig, dass seine Erträge hunderttausende von Menschen versorgen konnten, viel mehr als jemals Palau bewohnt haben. Die Terrassen wurden nicht einzeln, nach und nach, aus ihrer Umgebung heraus gearbeitet. Vielmehr formte eine Armee von Landschaftstechnikern, einem umfassenden Plan folgend, Babeldaobs Hügel zu einem einzigen, immensen Verbindungssystem um. Ihre Terrassen sind einheitlich 15 Fuß hoch, und variieren in der Breite zwischen dreißig und sechzig Fuß, wobei sie genau so nach innen geneigt, dass sie Regenwasser auffangen, ohne überflutet zu werden. Einige Hügel wurden vollständig in landwirtschafliche Anlagen umgewandelt, was sie Stufenpyramiden ähnlich macht. Radiokarbon-Tests zeigen, dass die Terrassen, wenn auch weit unterhalb ihrer vollen Kapazitäten, noch vor annähernd 2000 Jahren in Betrieb waren, und schließlich um 1200 n. Chr. aufgegeben wurden, aber sie geben keinen Aufschluss darüber, wann sie angelegt wurden." [2]

Abb. 5 Panorama-Ansicht der gewaltigen 'Reis-Terrassen von Banaue' auf Luzon - nach Frank Joseph eine der 'Kornkammern' der lemurischen Kultur.

Joseph verweist zu Recht auf die markante Ähnlichkeit dieser Anlagen mit entsprechenden Strukturen auf der Philipinen-Insel Luzon: "Es ist jedenfalls klar, dass sie zu der selben Hochkultur gehören, die Träger der weit entfernten Reis-Terrassen von Banaue (Abb. 5) waren, welche sich von denen Babeldaobs lediglich durch ihren noch gewaltigeren Umfang unterscheiden. Zusammengenommen könnten die Mega-Plantagen von Luzon und Mikronesien Millionen von Menschen ernährt haben, was einen Hinweis liefert, wie zahlreich die Bevölkerung Lemurias am Höhepunkt seiner Zivilisation war." [3]

Abb. 6 Zwei Luftbilder des etwa 10000 - 9000 Jahre altes Systems von Bewässerungs-Kanälen in den Kuk-Sümpfen von Neuguinea. Landwirschaftliche Relikte der Alten Ne-Mu?

Weitere Spuren der vermuteten le(mu)rischen Mutterkultur macht Frank Joseph auf Neuguinea aus, wo es u.a. uralte Megalithen zu bestaunen gibt, welche manche Ureinwohner, wie etwa der Stamm der Kai mit einer, Ne-Mu genannten, hellhäutigen Rasse von Riesen identifiziert, die dort vor der Großen Flut gelebt haben sollen. "...Abkömmlinge der Ne-Mu überlebten", wie wir bei ihm erfahren, "noch bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein. Ein Science-Artikel von 1937 sprach von den relativ hellhäutigen Tarifyroro, die im fast unzugänglichen Hinterland [...] siedelten. >Irgendwann einmal bewohnten<, Jack Hides, einem ortsansässigen Richter aus Neuguinea zufolge, >diese hellhäutigen Menschen das gesamte Tafelland, und wurden dann von den virileren Papuas nach Westen abgedrängt.< Er beschrieb die landwirtschaftlichen Methoden der Tarifyroro als >die besten, die ich jemals gesehen habe<." [4] In der Tat finden sich noch heute in den nahezu undurchdringlichen Dschungeln und Sümpfen der Großinsel nur aus der Luft erkennbare Spuren viele Jahrtausende alter hochstehender Agrikultur. Die wohl ältesten Relikte dieser Art (Abb. 6) befinden sich in den Kuk-Sümpfen bei Mount Hagen. Um etwa 3000 v. Chr. scheint es auf Neuguinea sogar, wie Joseph erklärt, eine regelrechte Explosion der Landwirtschaft gegeben haben, die er mit einem vermutlich rapiden Anstieg der Bevölkerung durch Neuzuwanderer in Verbindung bringt: 'Lemurier', die aufgrund, von gravierenden Naturkatastrophen den zentralpazifischen Raum verlassen mussten?

Abb. 7 Dem 'schubweisen' Ende Lemurias widmet F. Joseph ein ganzes Kapitel seines Buches. (Bild: Ausschnitt aus Eduardo Lefebvre Scovell´s Gemälde 'Kilauea', 1890)

À propos Katastrophen. Höchst interessant ist auch Frank Josephs Szenario zum Untergang von Lemuria, dessen Darstellung er ein ganzes Kapitel (Kap. 12, "The Destruction of Lemuria") widmet. Auch hierbei stellt er eine beeindruckende Sammmlung von Sagen, Mythen und Legenden der unterschiedlichsten Völker des (zirkum-)pazifischen Großraums vor (u.a. der Hawaiianer, australischer Aborigines, peruanischer Aymara und der Alten Chinesen) und stellt dazu fest: "All diese ansonsten sehr unterschiedlichen Völker, und auch jene, die zwischen ihnen leben, verfügen über eine gemeinsame Überlieferung zu einem bestimmten Moment in der Vorgeschichte, als eine vormalige Welt ihr abruptes Ende fand, und welcher deren ursprünglichen Glanz und gewaltsames Ende für immer in ihr gemeinsames Bewusstsein einbrannte.

Während die Universalität dieser dauerhaften Erinnerung nahelegt, dass vermutlich irgendeine Naturkatastrophe stattfand, so liegt es in der lediglich in der Natur des Mythos, ein derartiges Ereignis zu beschreiben, und solch einen Vorgang, eine Wahrheit oder eine Erinnerung von besonderer Signifikanz in Poesie oder Legende zu verkapseln, nicht aber, sie in Form von historischen Aufzeichnungen zu datieren oder zu dokumentieren. Das ist die Aufgabe von Archäologie, Geologie und Ozeanographie." [5]

Joseph spricht hier einen zentralen Aspekt alternativer, transdisziplinärer Vergangenheitsforschung im allgemeinen und der modernen grenzwissenschaftlichen Atlantisforschung im besonderen an, die sich insbesondere auch durch ihren euhemeristischen Denk- und Forschungsansatz von konventioneller, schulwissenschaftlicher Forschung unterscheidet - und sich dieser in gewisser Weise sogar als überlegen erweist: "Für sich genommen, mögen diese [schul-]wissenschaftlichen Disziplinen eine Menge über die Vergangenheit enthüllen, aber ohne komplementäre, volkstümliche Überlieferungen zu beachten, riskieren sie, sich von den menschlichen Erfahrungswerten zu entfernen [...] Wenn jedoch Wissenschaft und Mythos zusammenfinden reicht die Geschichte, die sie auf diese Weise erzählen können, sowohl über dubiose Fabel als auch über blutlose Analyse hinaus. Gemeinsam erlangen sie eine höhere Bildschärfe [orig: "sharper focus"; d.Ü.], als sie jede für sich genommen erreichen können. [...]

Abb. 8 Der südpolare Eisschild während des jüngsten Glazials, vor etwa 21.000 Jahren, dem anzunehmenden Zeitpunkt seiner flächenmäßig größten Ausdehnung. Ca. 10.000 Jahre später kam es vermutlich zu einem Kollaps eines Teils dieser Eisfläche.

Wenn Wissenschaftler dazu in der Lage sind, einen Mythos zu validieren, dann findet ein erdbebenartiger Durchbruch statt. Eine Erzählung, kaum mehr als ein Volksmärchen, wird durch eine Forschung bestätigt, die ihre Substanz aus den Details physischer Evidenzen bezieht. Das Ergebnis ist die Bestätigung einer machtvollen, sich selbst erhärtenden Wahrheit: die Transformation einer Legende in Wahrheit - eine Entdeckung höchsten Ranges. Solch eine dramatische Erkenntnis tritt bei der Suche nach Mu ein, wenn seine vormals so unsichere Existenz und die Natur seines plötzlichen Abtretens verschmelzen, um einander zu bestätigen. Aber erst jetzt, in unserer Epoche, hat die Wissenschaft ein hinlänglich hohes Niveau technologischer Entwicklung erreicht, um die Mythen über Lemuria zu verifizieren, die sich über Jahrtausende hinweg in den volkstümlichen Erinnerungen zahlreicher indigener Völker erhalten haben." [6]

Frank Josephs, inter- oder transdisziplinär basierte Zeitlinie für den Untergang Le(Mu)rias beginnt gegen Ende der jüngsten Eiszeit, "vor etwa 12.000 Jahren. Zu dieser Zeit war [die Zivilisation von] Mu bereits dreißig Jahrhunderte alt. Der Großteil dieser sehr langen Ära war ungestört von ernstlichen geologischen Umwälzungen verlaufen, bis hin zum Ende der jüngsten glazialen Periode unseres Planeten. Caroli beschreibt >den Kollaps eines der riesigen antarktischen Eisschilde (Abb. 8), größenmäßig vergleichbar einem Drittel oder der Hälfte des Laurentischen Schilds des östlichen Kanada, dessen Zentrum über der Hudson Bay lag. Das bedeutet in etwa eine Million Quadratkilometer Eis unbekannter Stärke. Er könnte ungefähr eine Million Liter Süßwasser pro Sekunde in den Südpazifik ergossen haben, was die warmen, tropischen Strömungen nach Norden in gemäßigte Zonen hinein abdrängte. Das Ausmaß der daraus resultierenden Erdrutsche und seismisch bedingter Wellen kann man sich nur schwer vorstellen<." [7]

Stephen Oppenheimer [8], den Joseph ebenfalls zitiert, stellt dazu fest: "In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich Evidenzen dafür angehäuft, dass der Anstieg der Meeresspiegel nach der jüngsten Eiszeit nicht graduell verlief [...] Drei plötzliche Eisschmelzen, deren letzte sich vor nur 8000 Jahren ereignete, hatten katastrophale Auswirkungen auf die tropischen Küsten an flachen kontinentalen Schelfen. Der rapide Verlust von Land wurde verschlimmert durch schwere Erdbeben, verursacht durch Risse in der Erdkruste, die durch die Gewichtsverlagerung von den Eisschilden auf die Ozeane entstanden. Es erscheint ziemlich sicher, dass diese Beben Superwellen in den Weltmeeren erzeugten." [9]

Abb. 9 Waren gewaltige Protuberanzen der Sonne die Ursache für das Bølling-Interstadial und den damit verbundenen, sprunghaften Anstieg der Meeres-Spiegel, oder waren hier noch andere Auslöser im Spiel?

Eine weitere Quelle, die Frank Joseph heranzieht, ist der britische Sachbuch-Autor Paul Dunbavin, der sich in Fachkreisen auch durch seine Atlantisforschungen einen Namen gemacht hat: "Vor den Küsten der Inseln Hawaiis ist eine Sequenz von versunkenen Strandlinien entdeckt worden, die bis in eine Tiefe von elfhundert Metern [3400 Fuß] hinabreichen. Diese Hochbuchten können für gewöhnlich in das Pleistozän datiert werden [zeitgleich mit dem Auftreten des Modernen Menschen, und endend vor etwa 10.000 Jahren], oder auch früher; doch Schwankungen [der Meeresspiegel] während des Holozäns [der gegenwärtigen geologische Epoche] bewegen sich in einem geringeren Bereich als diese. Die veröffentlichten Tabellen zu den ozeanischen Pegeln zeigen übereinstimmend einen mittleren Anstieg der Meeresspiegel von etwa fünfunddreißig bis vierzig Metern [110 bis 123 Fuß] - mit, wenn überhaupt, nur leichten Rückgängen - zwischen zehntausend und fünftausend Jahren vor der Gegenwart." [10]

Joseph schließt daraus, dass große Teile Lemurias bereits während einer, wie Kenneth Caroli es formuliert, "plötzlich eintretenden Erwärmung" untergegangen seien, "die sich etwa 10.500 v. Chr. ereignete, und als das Bølling-Interstadial bekannt ist. Dies war die intensivste und jäheste derartige Schwankung am Ende der jüngsten Eiszeit, und sie führte zu einem plötzlichen Anschwellen der Meeresspiegel um sechsundsechzig Fuß. Auch im irdischen Magnetfeld gab es zwischen 9700 und 9100 v. Chr. mehrere größere Schwankungen. Die Feldstärke sank plötzlich um das Fünffache, stieg dann wieder an, und später bewegten die magnetischen Pole sich, für zwischen zwanzig und einhundert Jahre, tausende von Kilometern von ihren vormaligen Positionen weg. Sonnen-Protuberanzen (Abb. 9) und 'kosmisches Bombardement' können das Magnetfeld beeinflussen [sic; F.J.], und somit könnte sich beides etwa zur selben Zeit, ca. 12.700 bis 9100 v. Chr., gleichzeitig ereignet haben. Es könnte sich um multiple Katastrophen gehandelt haben, nicht nur um eine einzelne. Jedenfalls weiß niemand, was diese Erwärmung verursachte, und warum sie sich als so intensiv erwies." [11]

Und auch Oppenheimer bemerkt: "Einige Katastrophisten sehen darin den Beweis für ein kataklysmisches Desaster, etwa ein Bombardement durch Meteore. Tsunamis haben 'große Brüder', die manchmal auch Super-Wellen genannt werden und bisweilen den 'Besuchen' großer Körper aus dem Weltraum folgen. ... Durch sie verursachte Wellen können sich bis zu einer Höhe von hunderten Metern auftürmen und hunderte von Kilometern ins Landesinnere vorstoßen. Die dadurch verursachten Super-Fluten würden riesige Landstriche der flachen Küstengebiete überschwemmen und sogar kleine Berge überspülen. Abhängig von der Größe [Masse!; bb] des Asteroiden oder Kometen und seinem Einschlagort können katastrophale Flächenbrände und Feuer-Regen entstehen, die ein Resultat vulkanischen Materials, das in die Atmosphäre hochgeschleudert wird. Den initialen, durch Wellen und verstärkten Vulkanismus bewirkten, Zerstörungs-Effekten folgend, würde vermutlich ein verlängerter Winter folgen, verursacht durch das vulkanische Material, welches durch die aufbrechende Erdkruste in die Atmosphäre geschleudert wird. Es könnte sich sogar eine kurze Eiszeit ereignen." [12]

Abb. 10 Tektitfunde aus dem pazifischen Raum (hier ein 'Philippinit') legen nahe, dass sich dort noch während rezenter Perioden besonders gravierende Impakte ereignet haben.

In der Tat kann Frank Joseph diesbezüglich auf die Funde von Tektiten (Abb. 10) verweisen, die im indo-pazifischen Großraum entdeckt wurden, und, wie es bei Kenneth Caroli heißt, altersmäßig z.T. "zwischen sechzehntausend und neuntausend Jahren zu datieren scheinen", was in der Tat für rezente Impaktereignisse zu sprechen scheint, die den vermuteten lemurischen Kulturraum massiv in Mitleidenschaft gezogen haben müssten. Joseph zieht aber auch andere, kosmisch bedingte, Ursachen für die erste der von ihm vermuteten 'Lemuria-Katastrophe' ins Kalkül.

Dazu zitiert er auch Joseph Christy-Vitale: "Innerhalb der jüngsten fünfzehntausend Jahre [...] haben sich in unserer direkten galaktischen Nachbarschaft fünf Explosionen von Supernovae (Abb. 11) ereignet. Eine davon, der Stern Vela, soll sich, wie angenommen wird, vor zwischen elftausend und vierzehntausend Jahren in einer Entfernung von fünfundvierzig Lichtjahren von der Erde selbst zerstört haben. Nach kosmischen Standards ist das gerade einmal 'an der nächsten Ecke'. Ein Stück der flammenden Sternen-Materie, nicht viel kleiner als der Planet Erde, schoß in unsere Richtung und könnte, bei einer Reisegeschwindigkeit zwischen einem Fünfzigstel und einem Hundertstel der Lichtgschwindigkeit, die äußersten Bereiche unseres Sonnensystems innerhalb von weniger als tausend Jahren nach der Explosion erreicht haben. Das Ereignis, an das wir uns hier erinnern, ereignete sich vor etwa zwölftausend Jahren, und legt, zusammenfallend mit den Daten zu Velas finalem Zusammenbruch, nahe, dass dieses Stück 'Sternen-Schrapnell' die Ursache für jenes lokale Desaster war." [13]

Abb. 11 Verurachte womöglich eine sonnennahe Supernova die evidenten endglazialen Kataklysmen auf der Erde?

Was nun auch immer die Ursache (oder auch: die Ursachen!) für die hier beschriebenen endglazialen Katastrophen war/en, so bedeuteten diese, wie Joseph hervorhebt, keineswegs das Ende der putativen lemurischen Kultur: "Mu überlebte trotz des unabwendbaren Verlustes von Territorien weitgehend, weil seine insularen Bevölkerungen sich über Ketten von Archipelen verteilten, die fast von Amerika bis nach Asien reichten. Die Umwälzungen bewirkten jedenfalls eine Entwurzelung vieler Lemurier, die gezwungen wurden, ihre versinkenden oder in Mitleidenschaft gezogenen Heimatländer zu verlassen, und ein neues Leben in anderen Teilen der Welt zu beginnen, wo ihr Einfluss sich tiefgreifend bemerkbar machte. So stellt Oppenheimer fest: >Ein Großteil der geographischen Verteilung moderner Sprachen - jedenfalls bis zu den größeren Kolonisationen in jüngerer Zeit - datiert zurück an das Ende der Eiszeit.<" [14]

Wer mehr erfahren will über die weitere Entwicklung der lemurischen Kultur aus Frank Josephs Blickwinkel, über die drei weiteren Großkatastrophen, die diese frühe Hochkultur der Menschheit heimsuchten und deren letzte schließlich - um 1628 v. Chr. - ihren Untergang herbeiführte; wer die kulturellen Hinterlassenschaften dieses legendären Volkes bzw. seiner späten 'Zweige' kennenlernen möchte, die noch heute in Amerika (Kap. 8: "Lemurians in America"), Asien (Kap. 9: "Asia´s Debt to Lemuria") und anderen Teilen der Welt nachweisbar sind, oder über Querverbindungen zu Platons Atlantis nachdenken möchte ("Afterword: The Real Meaning of Lemuria"); wer sich mit der Etymologie des Namens 'Mu' vertraut machen will (Kap. 10: "What´s in a Name?"), oder die Geschichte der Wieder-Entdeckung dieser nie ganz vergessenen 'Mutterkultur' näher betrachten möchte (Kap. 13: "The Discovery of Lemuria") - sollte sich nun schnellstens auf den Weg zu seinem Buchhändler machen, oder die Tastatur seines Rechners bemühen, um Frank Josephs Meisterwerk online zu erwerben, das - und dies ist das Fazit des begeisterten Rezensenten - ein absolutes Muss für alle darstellt, die sich für alternative Erd-, Menschheits- und Zivilisationsgeschichts-Forschung interessieren!





Anmerkungen und Quellen

Alle Übersetzungen aus dem Englischen in diesem Beitrag durch den Rezensenten

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Der Rezensent muss dazu zwar feststellen, dass sich in diesem Buch auch ein - vergleichsweise kurzes - Kapitel mit Aussagen des 'Schlafenden Propheten' Edgar Cayce zu Le(Mu)ria findet (Kap. 11, "The Sleeping Prophet of Lemuria", S. 254-270), aber dies erscheint eher dem US-amerikanischen Publikumsgeschmack geschuldet, und ändert nichts daran, dass Frank Josephs Opus einen alles andere als 'esoterischen' Charakter aufweist.
  2. Quelle: Frank Joseph, The Lost Civilization of Lemuria - The Rise and Fall of the World’s Oldest Culture, S. 110-111
  3. Quelle: ebd., S. 111
  4. Quelle: ebd., S. 113
  5. Quelle: ebd., S. 271-272
  6. Quelle: ebd., S. 272-273
  7. Quelle: ebd., S. 273
  8. Siehe: Stephen Oppenheimer, "Eden in the East: The Drowned Continent of Southeast Asia", London (Weidenfeld & Nicolson), 1999
  9. Quelle: S. Oppenheimer, 1999, zit. nach Frank Joseph, op. cit., S. 274
  10. Quelle: Paul Dunbavin, "Atlantis of the West", New York (Carol & Graf), 2003; zit. nach: Frank Joseph, op. cit., S. 274-275
  11. Quelle: Kenneth Caroli, unveröffentl. Korrespondenz (1989-2004) mit Frank Joseph; nach. ders., op. cit., S. 275
  12. Quelle: S. Oppenheimer, 1999, zit. nach Frank Joseph, op. cit., S. 275-276
  13. Quelle: Joseph Christy-Vitale, "Watermark", New York (Paraviw Pocket Books), 2004; zit. nach. Frank Joseph, op. cit., S. 276
  14. Quelle: S. Oppenheimer (1999), nach Frank Joseph, op. cit., S. 276-277

Bild-Quellen:

1) Bear & Company, unter: The Lost Civilization of Lemuria - The Rise and Fall of the World’s Oldest Culture
2) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Pohnpei
3) Wikipedia - The Free Encyclopedia, Stichwort: Nan Madol
4) Jan Erik Johnsen, Babeldaob Photo Gallery
5) Wikipedia - The Free Encyclopedia, Stichwort: Banaue Rice Terraces
6) Peter Marsh, Lapita Pottery & Polynesians
7) Wikimedia Commons, unter: File:--Eduardo Lefebvre Scovell-- - 'Kilauea', oil on canvas painting by --Eduardo Lefebvre Scovell--, c. 1890.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
8) Wikimedia Commons, unter: File:Antarctica glacial hg.svg
9) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Datei:Mass eject.png
10) Wikimedia Commons, unter: File:Philippinite.jpg
11) Wikimedia Commons, unter: File:Supernova esplosione.jpg