Wir haben es ja schon immer gewusst!

von William R. Corliss (1997)

Abb. 1 Der Anthropologe Dr. Tom D. Dillehay aus den USA

Archäologen/Archäologinnen riskieren wahrhaftig ihre Reputation, wenn sie annehmen, dass die beiden amerikanischen Kontinente bereits vor mehr als 12 000 Jahren besiedelt wurden. Das war jedenfalls bis zum Frühjahr 1997 so, als eine ausgewählte "Jury" von einem Dutzend skeptischer Archäologen die Fundstätte von Monte Verde im südlichen Chile besuchte. Dort stellte T. Dillehay (Abb.1) eine Kultur zur Diskussion, die der nordamerikanischen Clovis-Kultur wenigstens 1000 Jahre vorausging.

Artefakte aus Monte Verde reichen bis wenigstens 12 500 Jahre vor der Gegenwart zurück. Die Monte Verde-Tour, abgehandelt in zwei sehr detaillierten Reports, überzeugte ein paar der obstinatesten Skeptiker. Die "Jury" war "in" und die Clovis-Kultur war "out", zumindest [in ihrer Rolle] als erste Kultur der Neuen Welt. [1]

Natürlich sträuben sich einige immer noch skeptische Archäologen bei der Vorstellung, dass eine "Jury" für sie entscheiden sollte. (Aber ist das nicht die Art und Weise, in der Wissenschaft IMMER arbeitet?) Trotzdem scheint die einst Furcht erregende 12 000-Jahre-Barriere nun OFFIZIELL durchbrochen worden zu sein. Außerdem implizieren die Daten von Monte Verde:

  • Die Bering-Landbrücke, tausende von Meilen im Norden, wurde ein paar Jahrtausende VOR 12 500 BP überquert, ODER
  • Die Leute von Monte Verde kamen über irgendeine andere Route, vielleicht per Schiff!

Mein Kommentar: Zwei köstliche Ironien erwachsen aus diesem archäologischen Wendepunkt:

1) Die "Wir haben es ja schon immer gewusst"-Phase des Paradigmen-Wechsels ist da. K. Butzer, University of Texas, sagte, dass Monte Verde schon seit einiger Zeit "unkontrovers" gewesen sei. Doch noch 1990 insistierte die "Clovis-Polizei" darauf, dass die 12 000-Jahre-Barriere auf 11 500 Jahre NACH HINTEN [zur Gegenwart hin; d. Ü.] verschoben werden sollte. [2]

2) T. Dillehay, der Fundalter-Champion von Monte Verde, ist einer der Haupt-Kritiker von N. Guidon's Datierung der brasilianischen Pedra Furada-Fundstätte auf 50 000 Jahre. [3] Und nun findet Dillehay's Team, gerade einmal 70 Meter von der Monte Verde-Grabung mit 12 500 Jahren entfernt, Alters-Daten von mehr als 33 000 Jahren.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 1997-2000) erschien erstmalig in Science Frontiers Nr. 112, Jul. / Aug. 1997, unter dem Titel "WE'VE KNOWN IT ALL ALONG!; Übersetzung ins Deutsche nach http://www.science-frontiers.com/sf112/sf112p15.htm durch Atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. Quelle: John Noble Wilford, "Human Presence in Americas Is Pushed Back a Millennium", New York Times, February 11. Feb. 1997 (Cr. M. Colpitts); sowie: David J. Meltzer, "Monte Verde and the Pleistocene Peopling of the Americas", Science, 276:754, 1997
  2. Siehe: Science Frontiers Nr. 72/22
  3. Siehe: Science Frontiers Nr. 108; oder bei Atlantisforschung.de: Ein Paradigma bezieht Prügel: Pedra Furada in Brasilien (William R. Corliss)

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