Zwei weitere Riesen aus einem Mound in West Virginia (1898)

Ein interessantes Fall-Beispiel zur kritischen Lektüre alter Fundmeldungen

Abb. 1 Ein altes Titelblatt der Tageszeitung Evening Star aus Washington, D.C.

(bb) Nachfolgend stellen wir einen, von Jim Vieira entdeckten [1] Bericht vor, der am 16. Juli 1898 in der Zeitung Evening Star (Abb. 1) aus Washington, (D.C.) erschien und interessante Entdeckungen in der Umgebung von Parkersburg (Abb. 2) und Cheat Neck, West Virginia, behandelt. In diesem Artikel, der augenscheinlich keine 'Zeitungsente' darstellt, sehr wohl aber Elemente eines 'Tall tale' zu enthalten scheint, heißt es:

"Eine bemerkenswerte Höhle wurde in der Nähe von Parkersburg, W. Va., entdeckt. Der Eingang erlaubt immer nur jeweils einer Person, hineinzugehen, und nachdem man zehn oder fünfzehn Fuß vorangekommen ist, stößt man auf einen großen Raum, zwanzig Fuß im Quadrat, aus solidem Stein. In die Wände wurden Zeitangaben graviert, die zurück bis 1598 datieren. [2] In einer Ecke des Raumes führte eine Steintür, die an großen Stahlscharnieren hing, zu Steinstufen, welchen die Entdecker bis in einen Raum folgten, in dem viele menschliche Skelette gefunden wurden. Mit Hilfe eines Seils kann man sich in einen anderen Raum herunterlassen, zwanzig Fuß [ca. 6,10 m; d.Ü.] unterhalb der Skelettkammer, wo Fische zu Hunderten in einem Teich zu finden sind, und zwar Fische, die gewöhnlichen Barschen ähneln. [Es wurden aber auch] Hunderte von Steinfischen in den verschiedenen Abschnitten der Höhle gefunden. Diese nehmen die Leute als Atltertümer mit. Die Höhle befindet sich auf der Farm von B.A. Price.

Eine Gruppe aus Morgantown W. Va. Hat einen von einer Reihe von Mounds in der Nähe von Cheat Neck, W. Va., mit interessanten Ergebnissen geöffnet. Der Mound wurde teilweise aus Steinen errichtet, ragt in einer konischen Form auf und ist mit Moos und Wildblumen bedeckt.

Abb. 2 Darstellung der geographischen Lage von Parkersburg im Wood County und in West Virginia, wo 1898 die in diesem Beitrag behandelten Funde gemacht worden sein sollen.

Nach einer beträchtlichen Arbeit wurde ein Zugang zum Zentrum des Mounds geschaffen, wo zwei Skelette in einem angemessenen Zustand der Bewahrung gefunden wurden, die beide von gigantischer Statur und gebaut sind. Als die Männer noch am Leben waren, müssen sie mindestens zwölf (Fuß; ca. 3.66 m; d.Ü.) groß und von enormer Stärke gewesen sein, wie die Größe der Knochen andeutete. Mit Ausnahme der riesigen Schädel, die teilweise zerkrümelt und verfault waren, waren die Skelette in einem perfektem Erhaltungszustand." [3]

Zu den bermerkenswerten Aspekten dieses Artikels gehört vor vor allem, dass darin nicht die erwähnten Riesen-Skelette, sondern die - augenscheinlich nicht mit diesen in direkter Verbindung stehenden - offenbar postkolumbischen Höhlenfunde hervorgehoben werden, die auch weitgehend den sensationalistischen Charakter dieses Berichts bestimmen, welcher in seiner Machart durchaus bezeichnend für die Produkte der miteinander im Konkurrenzkampf befindlichen großen Ostküsten-Zeitungen jener Zeit ist. Ebenfalls typisch für die 'Tall tales' dieser Zeitungen erscheint die vermutlich übertriebene Angabe zur Größe der beiden riesenhaften Skelette, die sich - vorsichtig formuliert - im äußersten Grenzbereich des gigantologisch Denkbaren bewegt. Ein Argument dafür, die gesamte Story als Erfindung eines Journalisten abzutun, ist dies jedoch nicht.

So kommentiert auch Jim Vieira diesen Artikel abschließend folgendermaßen: "Selbst was einen Bericht [wie diesen] betrifft, der geradewegs aus der Twilight-Zone zu kommen scheint, lassen sich die darin verwendete Sprache und die Beschreibungen genau so auch in Hunderten von anderen Berichten finden. Immer wieder ist von perfektem Erhaltungszustand, riesigen Schädeln, gigantischer Statur und Körperbau sowie von dem Besitz enormer Stärke die Rede. In der Tat wurde auch oft über geheimnisvolle Höhlen berichtet, besonders im Westen, und fast immer im Zusammenhang mit riesigen Skeletten. [4] [5] Nur ein Zufall? Jeder gute Detektiv hört irgendwann auf, an Zufälle zu glauben." [6]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Jim Vieira, "Your Daily Giant 6/22/2013", 9. März 2014, bei Stone Builders, Mound Builders and the Giants of Ancient America (abgerufen: 12. Januar 2017)
  2. Red. Anmerkung: Zur historischen Einordnung dieser Datierung sei bemerkt, dass sie auf die früheste Phase der Besiedlung des Landes durch die Briten verweist. Seinen Namen erhielt das damalige Virginia zu Ehren der Königin Elisabeth I. (im Volksmund auch genannt: "Virgin Queen") von Walter Raleigh während seiner Expedition von 1584. Dieser Name bezeichnete damals noch den Großraum der späteren Staaten Virginia, West Virginia, North Carolina, Kentucky, Tennessee und Ohio.
  3. Quelle: Evening Star, 16. Juli 1898; nach Jim Vieira, op. cit. (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Siehe z.B.: o.A., "ANTIQUARIAN CAVE", in: The Columbus Journal, 31. März 1880
  5. Red. Anmerkung: In der Tat gibt es eine ganze Reihe solch phantastischer 'Höhlen-Stories' aus jener Zeit, in welchen bisweilen auch die Funde der Überbleibsel von Riesen eine Rolle spielen. Insgesamt dürften diese, in der Regel wenig vertrauenswürdigen, Geschichten jedoch kaum ein Prozent der gigantologisch relevanten Fundmeldungen ausmachen.
  6. Quelle: Jim Vieira, op. cit.

Bild-Quellen:

1) Chronicling America, unter: About Evening star (Washington, D.C.) 1854-1972
2) DemocraticLuntz in der Wikipedia auf Englisch bei Wikimedia Commons, unter: File:Wood County West Virginia Incorporated and Unincorporated areas Parkersburg Highlighted.svg