Hochentwickelte Chemie im alten Ägypten: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Egyptplant.gif.png|thumb|230px|'''Abb. 1''' Dass die alten Ägypter über entwickelte Kenntnisse im Bereich der Medizin verfügten <ref>Siehe dazu z.B.: [[bb|Bernhard Beier]], "[[Wie entwickelt war die Chirurgie der alten Ägypter?]]", ''Atlantisforschung.de'' (2009)</ref>, hat sich inzwischen wohl herumgesprochen. Dass sie aber auch auf dem Gebiet der Chemie sehr anspruchsvolle Methoden entwickelten, ist dagegen noch weitgehend unbekannt.]]
  
Die alten [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypter]] haben Kosmetika reichlich bei sich angewendet. Oberschichtfrauen (vielleicht auch Männer) bevorzugten grünes, weißes und schwarzes Make-up. Kosmetische Pulver aus dem Jahr 2000 v. Chr. sind in ihren originalen Fläschchen aus [https://de.wikipedia.org/wiki/Alabaster Alabaster], Keramik und Holz außergewöhnlich gut erhalten geblieben. Ein Team französischer Chemiker unter Leitung von '''P. Walter''' war nicht überrascht, als seine Analysen dieser Pulver zerkleinerten [http://www.seilnacht.com/Minerale/2Bleigl.htm Bleiglanz] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Cerussit Cerussit] (zwei [http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Bleierze Bleierze]) enthielten. Allerdings ließen sie fast ihre Reagenzgläser fallen, als sie auch chemische Verbindungen fanden, die in der Natur extrem selten sind; insbesondere [https://de.wikipedia.org/wiki/Laurionit Laurionit] (PbOHCl) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Phosgenit Phosgenit] (Pb<sub>2</sub> Cl<sub>2</sub> CO<sub>3</sub>). Tatsächlich sind diese Verbindungen in der Natur so selten, dass die ägyptischen Pulver künstlich sein müssen. '''P. Walter''' ''et al''. schrieben:
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Die alten [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypter]] haben [https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmetik Kosmetika] reichlich bei sich angewendet. Oberschichtfrauen (vielleicht auch Männer) bevorzugten grünes, weißes und schwarzes Make-up. Kosmetische Pulver aus dem Jahr 2000 v. Chr. sind in ihren originalen Fläschchen aus [https://de.wikipedia.org/wiki/Alabaster Alabaster], Keramik und Holz außergewöhnlich gut erhalten geblieben. Ein Team französischer Chemiker unter Leitung von '''P. Walter''' war nicht überrascht, als seine Analysen dieser Pulver zerkleinerten [http://www.seilnacht.com/Minerale/2Bleigl.htm Bleiglanz] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Cerussit Cerussit] (zwei [http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Bleierze Bleierze]) enthielten. Allerdings ließen sie fast ihre Reagenzgläser fallen, als sie auch chemische Verbindungen fanden, die in der Natur extrem selten sind; insbesondere [https://de.wikipedia.org/wiki/Laurionit Laurionit] (PbOHCl) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Phosgenit Phosgenit] (Pb<sub>2</sub> Cl<sub>2</sub> CO<sub>3</sub>). Tatsächlich sind diese Verbindungen in der Natur so selten, dass die ägyptischen Pulver künstlich sein müssen. '''P. Walter''' ''et al''. schrieben:
  
 
"''Zusammengenommen zeigen diese Ergebnisse, dass [https://de.wikipedia.org/wiki/Laurionit Laurionit] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Phosgenit Phosgenit] im alten [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypten]] mit Hilfe der [http://www.bdsoft.de/demo/index.htm?/demo/chemie/analytik/nasschemische_methoden.htm Nasschemie] synthetisiert worden sein müssen. Die [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypter]] stellten künstliche, auf Blei basierende Verbindungen her und fügten sie dem kosmetischen Produkt hinzu. Die zugrunde liegenden chemischen Reaktionen sind einfach, doch der Gesamtprozess, einschließlich seiner vielen sich wiederholenden Operationen, muss ziemlich schwierig zustande zu bringen gewesen sein.''" <ref>Quelle: '''P. Walter''' ''et al.'', "Making Make-Up in Ancient Egypt", in: ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Nature Nature]'', 397: 483, 1999</ref>
 
"''Zusammengenommen zeigen diese Ergebnisse, dass [https://de.wikipedia.org/wiki/Laurionit Laurionit] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Phosgenit Phosgenit] im alten [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypten]] mit Hilfe der [http://www.bdsoft.de/demo/index.htm?/demo/chemie/analytik/nasschemische_methoden.htm Nasschemie] synthetisiert worden sein müssen. Die [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypter]] stellten künstliche, auf Blei basierende Verbindungen her und fügten sie dem kosmetischen Produkt hinzu. Die zugrunde liegenden chemischen Reaktionen sind einfach, doch der Gesamtprozess, einschließlich seiner vielen sich wiederholenden Operationen, muss ziemlich schwierig zustande zu bringen gewesen sein.''" <ref>Quelle: '''P. Walter''' ''et al.'', "Making Make-Up in Ancient Egypt", in: ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Nature Nature]'', 397: 483, 1999</ref>

Aktuelle Version vom 5. Juli 2018, 16:51 Uhr

von William R. Corliss (1999)

Abb. 1 Dass die alten Ägypter über entwickelte Kenntnisse im Bereich der Medizin verfügten [1], hat sich inzwischen wohl herumgesprochen. Dass sie aber auch auf dem Gebiet der Chemie sehr anspruchsvolle Methoden entwickelten, ist dagegen noch weitgehend unbekannt.

Die alten Ägypter haben Kosmetika reichlich bei sich angewendet. Oberschichtfrauen (vielleicht auch Männer) bevorzugten grünes, weißes und schwarzes Make-up. Kosmetische Pulver aus dem Jahr 2000 v. Chr. sind in ihren originalen Fläschchen aus Alabaster, Keramik und Holz außergewöhnlich gut erhalten geblieben. Ein Team französischer Chemiker unter Leitung von P. Walter war nicht überrascht, als seine Analysen dieser Pulver zerkleinerten Bleiglanz und Cerussit (zwei Bleierze) enthielten. Allerdings ließen sie fast ihre Reagenzgläser fallen, als sie auch chemische Verbindungen fanden, die in der Natur extrem selten sind; insbesondere Laurionit (PbOHCl) und Phosgenit (Pb2 Cl2 CO3). Tatsächlich sind diese Verbindungen in der Natur so selten, dass die ägyptischen Pulver künstlich sein müssen. P. Walter et al. schrieben:

"Zusammengenommen zeigen diese Ergebnisse, dass Laurionit und Phosgenit im alten Ägypten mit Hilfe der Nasschemie synthetisiert worden sein müssen. Die Ägypter stellten künstliche, auf Blei basierende Verbindungen her und fügten sie dem kosmetischen Produkt hinzu. Die zugrunde liegenden chemischen Reaktionen sind einfach, doch der Gesamtprozess, einschließlich seiner vielen sich wiederholenden Operationen, muss ziemlich schwierig zustande zu bringen gewesen sein." [2]

Zuvor war schon erkannt worden, dass die ägyptischen Chemiker 500 Jahre früher (2.500 v. Chr.) eine auf Feuer basierende Technologie zur Herstellung von blauem Pigment verwendet hatten. Die Nasschemie war ein weiterer technologischer Fortschritt. [...]


Externum:


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss erschien erstmals in Science Frontiers Nr. 123, Mai - Juni 1999, unter dem Titel "Sophisticated Chemistry In Ancient Egypt"; Übersetzung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com im Juli 2018.

Fußnote:

  1. Siehe dazu z.B.: Bernhard Beier, "Wie entwickelt war die Chirurgie der alten Ägypter?", Atlantisforschung.de (2009)
  2. Quelle: P. Walter et al., "Making Make-Up in Ancient Egypt", in: Nature, 397: 483, 1999

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