'Deltagöttin-Kultur' und die Morgenröte der Zivilisation in Anatolien

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Leseprobe aus: Die Deltagöttin-Kultur

von Eire Rautenberg

Abb. 1 Kartographische Skizze des Schwarzen Meers vor (dunkelnlau) und nach (hellblau) der 'großen Flut'

Die erste >Deltagöttin-Kultur<, die ich selbst so nenne, weil der Begriff >Atlantis< esoterisch belastet ist und weil ich >Deltagöttin-Kultur< viel treffender finde, existierte vermutlich ab 10.500 – ca. 5.500 v. Chr., rund um das umfassende Großgebiet des Schwarzen Meeres (Abb. 1), einschließlich der jetzt überall überfluteten Küsten. Nach wissenschaftlicher Einschätzung endete die letzte Kaltzeit etwa 10.500 – 8.000 v. Chr., und die Solon-Notiz bezieht sich dem entsprechend auf eine neue Kulturphase der Menschheit, die endlich wieder Wärme brachte.

Es ist möglich, dass die ursprüngliche, erste >Deltagöttin-Kultur< im obigen Zeitrahmen mit der klimatischen Umstellung auf die Warmzeit gänzlich vom Erdboden verschwand und nachfolgend eine zweite, die sich dann vom untergegangenen Zentrum ausbreitete, enorme Fluchtbewegungen der Bevölkerung in die umliegenden Festländer und von dort Völkerwanderungen der Überlebenden nach allen Himmelsrichtungen ausgelöst hat. Eine Vorliebe für fruchtbare Meeresarme, Flüsse und Seengebiete hätten die vielen Vertriebenen kulturell entsprechend mitgenommen und die Erinnerungen durch Mythen und Symbole der Meeres- und Flussgötter, verwandtnamentliche Bezeichnungen usw. an bedeutende Nachfahren weitergegeben.

Abb. 2 Das Gebiet Anatoliens im Süden des Schwarzen Meeres

Wie kann man den Mythos des versunkenen Wasserlandes umkreisen, so dass reale Anhaltspunkte sichtbar werden?

1994 wurde ein deutscher Forscher in Südostanatolien auf einen buckligen Hügel aufmerksam. Schon um 9.500 – 9.000 v. Chr. soll mit dem Bau der dortigen Monumente begonnen worden sein. Der Hügel wird als religiöse Kultstätte interpretiert, an der jungsteinzeitliche Riten stattfanden. Göbekli Tepe ist unglaublich alt. Fünf Meter hohe T-förmige monolithische Steinpfeiler, geschmückt mit Reliefs und Darstellungen verschiedener Tiere, kamen bei den Grabungen zum Vorschein. (Abb. 3)

Abb. 3 Einer der T-Pfeiler mit Tier-Abbildungen vom Göbekli Tepe

Die Tierdarstellungen weisen auf eine totemartige bzw. schamanische Anbetung der Mitgeschöpfe. Die Steinpfeiler in Taukreuz-Form [1] stimmen uns nachdenklich, da hier die erste weltgeschichtliche Ansicht der 10000 Jahre später in der keltischen und germanischen Kultur ebenfalls verehrten „T“-Monolithen vorkommt. Archäologische Untersuchungen der letzten Jahre lassen darauf schließen, dass der Tempel auf den sehr hellen Stern Sirius ausgerichtet war.

Der Archäoastronom Giulio Magli von der Polytechnischen Universität Mailand hat festgestellt, dass Sirius auf dieser geografischen Breite Anatoliens bis zum Jahr 9.300 v. Chr. unsichtbar war. Dann machte der Stern plötzlich durch sein helles Funkeln direkt am Horizont auf sich aufmerksam, um langsam höher zu steigen. Magli zufolge habe man hier die Geburt des „neuen Sterns“ begrüßt, der ein Neues Zeitalter für die Welt ankündigte! Um das Ereignis genau zu verfolgen, habe man den Tempel errichtet, der dann zur „Erscheinung“ etwa 9.300 vor Christus entstanden sein muss. Möglicherweise war der Hügel in der Folgezeit der ursprüngliche Ausgangspunkt für die altägyptische Sirius-Verehrung am Nil. Wir wissen nicht wirklich, wann die erste Kultur im Nil-Land ihren Anfang nahm, auch wenn man wissenschaftlich einen Aufzeichnungsbeginn eruierte.

Die ältesten Siedlungsfunde der Menschheit, neben Jericho, liegen ebenfalls im anatolischen Hochland, in Kappadokien (Türkei), genannt >Catalhöyük<. Sie datieren um 7.500 vor Christus. Daran ist alles zu messen, was an kulturellen Errungenschaften nach der Eiszeit weltweit vorhanden ist! Um 5.000 v. Chr. war Catalhöyuk ein Handelszentrum für Obsidian, Feuerstein, Kupfer und Muscheln. Obsidian war ein beliebtes Material für Spiegel, Werkzeuge und Waffen der ältesten bekannten Stadt. Es ist ein vulkanisches Gesteinsglas und entsteht bei rascher Abkühlung von Lava mit Wasseranteilen von drei bis vier Prozent.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Eire Rautenberg (©) ist ein Auszug aus ihrem Werk "Die Deltagöttin-Kultur – Atlantis und die Vorfahren der Deutschen" (ohne die im Buch enthaltenen Quellenangaben), das im August 2017 bei epubli erschienen ist. Die Veröffentlichung bei Atlanrisforschung.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Fußnote:

Bild-Quellen:

1) Bogdan bei Wikimedia Commons, unter: File:Black-sea-hist.png (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)
2) GifTagger (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Asia-minor-tu-map.png
3) Klaus-Peter Simon (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Reliefs of animals, Göbekli Tepe Layer III, circa 9000 BCE.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)