Ägypten - Schatzinsel der Überlieferung (II)

von unserem Gastautor Jürgen Hepke

Abb. 8 Pharao Khasek- hemwy (ca. 2671 - 2644), der letzte Herrscher der 2. Dynastie

Dem Ägypter der Zeit um 3100 v. Chr. war die Übernahme der Macht durch eine wissensmäßig überlegene Dynastie mehrheitlich sicher nicht unsympa- thisch. Brachte sie doch für die Fortentwicklung des Staates, von der auch er profitierte, Vorteile. So war er offenbar auch bereit, die umfangreichen Pläne zur Be- und Entwässerung seines Landes, die jetzt erstellt werden konnten, aufzunehmen und sinnvoll weiterzuentwickeln. Mit der umfassenden Bewäs- serung verbunden waren tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Veränder- ungen, die eine größere Bevölkerung, größeren Wohlstand, eine herrschende Klasse und spezialisierte Berufe mit sich brachten.

Die ersten vier Jahrhunderte der dynastischen Zeit, das heißt die Zeit, die heute der Dynastie 1 und 2 zugeschrieben wird, war offenbar die Zeit der Eta- blierung des neuen und für die Ägypter doch ungewohnten Systems. Es mus- ste viel Neues hinzugelernt werden und sicher gab es auch reichlich interne Probleme bis man den neuen Stil eines Staates begriffen hatte und ihn auch praktizieren konnte. Deshalb gibt es in dieser Zeit auch keine nennenswerte Veränderung der aus der vordyna- stischen Zeit überkommenen Kultur. Wahrscheinlich waren auch die Herrscher dieser Zeit, von denen zwar die Namen, nicht aber ihre genauen Regierungszeiten bekannt sind, viel zu sehr mit dem Aufbau eines fort- schrittlichen Staates beschäftigt, als dass sie sich viel um die kulturelle Weiterentwicklung kümmern konnten.

Soweit sie tatsächlich außerirdischen Ursprungs waren, wie die ägyptische Geschichtsschreibung behauptet, hatten sie wohl auch wenig Interesse daran. Das änderte sich ziemlich abrupt mit der dritten und vierten Dy- nastie das heißt ab etwa 2680 v. Chr. In dieser Zeit beginnen die als typisch ägyptisch empfundenen Aus- drucksformen des nun offenbar etablierten Systems. Man könnte daraus schließen, dass jetzt die Zeit der irdi- schen Herrscher beginnt, die zwar weiterhin durch Wissensübermittlung unterstützt werden, aber doch die Führung des Staates selbst in die Hand nehmen und damit auch das menschliche Bedürfnis nach Prachtent- faltung und Beeindruckung des einfachen Volkes entwickeln, das sie von der Masse abheben soll.

Es beginnt jetzt auch die Lehre von der göttlichen Natur des Herrschers. Auch dieses Dogma diente dazu, die Herrscher, die jetzt Menschen waren und deshalb auch menschliche Schwächen hatten, in ihrem Anspruch auf die Herrschaft über das gewöhnliche Volk vor sich selbst und gegenüber anderen zu bestärken. Sie wurden darin unterstützt durch eine herangebildete Priesterschaft, die sich jetzt als Trennschicht zwischen Gottkönig und Volk schob. Dieses System, das allen frühen Staaten gemeinsam war, war wahrscheinlich außerirdisch installiert worden und ermöglichte es den außerirdischen Kulturbringern sich allmählich aus den irdischen Geschäften zurückzuziehen und sie durch von ihnen eingesetzte und beeinflusste irdische Herrscher weiter- führen zu lassen.

Abb. 9 Holzstatue aus dem Grab Tutenchamuns (Bildarchiv Jürgen Hepke)

Wie die Überlieferung dieser Staaten übereinstimmend berichtet, waren diese ersten Herrscher zum Teil auch die leiblichen Nachkommen der "Götter". Sie waren von ihnen auf der Erde mit den Frauen des Herrscherhauses erzeugt worden und waren somit noch "Halbgötter". Dies war offenbar auch der tiefere Grund für die in Ägypten praktizierte Form der weiblichen Thronfolge, die nach mutterrechtlichen Regeln erfolgte. Der Pharao, der die eigentliche Macht ausübte, erwarb dieses Recht nur als Ehemann der "Großen König- lichen Gemahlin", die der eigentliche Träger der Erbfolge war. In der in Ägypten geübten Praxis sicherte er diesen Anspruch oft noch dadurch ab, dass er auch noch die nächsten Trägerinnen der Erbfolge d.h. die nächstfol- gende Schwester der ersten Ehefrau und die Töchter dieser Frauen zu Ehe- frauen nahm.

Anfänglich gab es dann, wie die Mythen berichten, hin und wieder noch ein- mal eine göttliche "Inspektion" bei denen die göttliche Abstammung durch weitere Zeugungen verstärkt wurde und in deren Verlauf Hilfe in unlösbar erscheinenden Problemen gewährt wurde. Später wurden die Staaten dann sich weitgehend selbst überlassen und die Hilfe beschränkte sich auf Wissens- übermittlung durch Telepathie und göttliche Hinweise, deren Deutung bald eine eigene Kaste in der Priesterschaft heranwachsen ließ, die der Magier, Auguren oder Haruspexe, wie sie im Bereich der atlantischen Kultur genannt wurden. Sie lasen aus Zeichen in der Natur zum Beispiel dem Vogel- flug oder in der Leber von Opfertieren, ob ein beabsichtigtes Unternehmen unter guten oder schlechtem Vor- zeichen stand und hatten damit die Möglichkeit, die Politik entscheidend mit zu beeinflussen.

Für die Sicherung des Bestandes des neu installierten Staates war ein System der moralischen Verpflichtung, das sowohl für Herrscher wie für Beherrschte galt, von besonderer Bedeutung. Es war der Begriff des "ma át", der nur schwer in den heutigen Sprachen wiederzugeben ist, da ein entsprechend umfassender Begriff fehlt. Er besteht im wesentlichen in der Summe von Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Ordnung und weiteren moralisch positiven Werten, die man vielleicht auch kurz in dem moralischen Sinngehalt des Wortes "gut" zusammenfassen könnte.

Wenn er sich auf die Kunst des guten Regierens bezieht, kann er mit guter Herrschaft, Regierung, Verwaltung und der Schaffung von guten Gesetzen übersetzt werden. "Maát war die kosmische Kraft der Harmonie, Ordnung, Stabilität, Sicherheit, bei der Ur-Schöpfung als die organisierende Qualität aller Schöpfungsgebilde begründet" und musste bei jedem Herrschaftsantritt eines Gott-Königs von ihm öffentlich in einer aufwendi- gen Zeremonie gelobt werden.

Der Glaube an Leben nach dem Tode, an eine Unsterblichkeit, in der sich die besten Züge des diesseitigen Le- bens wiederfinden sollten, war ein wesentlicher Bestandteil der ägyptischen Kultur. In seiner entwickelten Form versprach dieser Glaube dem "guten Menschen" ewige Glückseligkeit. Dieser aus der vordynastischen Zeit bereits bekannte Glauben wurde in der dynastischen Zeit anfangs vor allem auf die direkte Angehörigen des Königshauses und später dann auch auf hohe Beamte und Würdenträger, die zum Teil nur noch sehr entfernt verwandt mit dem Königshaus waren, angewendet. Sicher lebte der Glaube an ein Leben nach dem Tode auch im einfachen Volk weiter fort, fand aber keinen nachvollziehbaren Niederschlag mehr in den Grä- bern der Menschen wie in der vordynastischen Zeit.

Abb. 10 Grab der Königin Nefertiti, Theben. (Bildar- chiv Jürgen Hepke)

In welcher Form sich die Ägypter das Weiterleben nach dem Tode vorstell- ten, ist nur schwer zu erkennen. Die altägyptische Sprache enthält mehrere Bezeichnungen für die nichtkörperlichen Eigenschaften einer Person, wie den "Namen" (ka) und den "Schatten" (ba). Beide Bezeichnungen enthalten aber mehr als ihre Übersetzungen aussagen. "Schatten" (ba) könnte man eventu- ell mit unserem Begriff "Seele" übersetzen, denn er löst sich im Tode vom Körper, verlässt ihn aber nicht vollständig, sondern schwebt auf ägyptischen Darstellungen als menschenköpfiger Vogel über ihm.

Dies entspricht den Berichten heutiger Menschen, die durch moderne medizi- nische Techniken ins Leben zurückgerufen wurden und sich erinnern, dass sie sich in der Sterbephase über ihrem Körper schwebend befanden und den Wiederbelebungsversuchen der Ärzte von oben zusahen. Offenbar hatten die Ägypter ähnliche Erfahrungen oder wussten noch mehr. Im "ka", also im "Namen" könnte man das Kennzeichen für das Leben sehen, das die Seele in der Zeit, in der sie diesen Namen hat, führt. Dies zur Unterscheidung von weiteren Leben, nach der Wiedergeburt, unter anderem "Namen".

In Ausmaßen und technischer Vollendung erreichen die königlichen Gräber und großen Pyramiden von Gisé mit der Pyramide des Cheops ihren Höhepunkt. Von ähnlicher Größe sind unmittelbar vor ihnen nur die Denkmale Snefrus und unmittelbar danach das Grabmal des Chephren. Diese Spitzenleistungen wur- den in erstaunlich kurzer Zeit zuwege gebracht. Denn nur etwa fünfundsiebzig Jahre vor der Cheopspyramide wurde als erste Pyramide die Stufenpyramide für den Pharao Djoser erbaut. Die Anfangsformen der Pyra- miden erinnern noch stark an die Grabhügel, die in Westeuropa über den Gräbern der führenden Persön- lichkeiten des Staates errichtet wurden. In ihren Gängen weisen sie die gleichen Bauformen mit Steinplatten und Kraggewölben auf wie im atlantischen Reich. Doch in Ägypten entwickelt sich daraus etwas Neues und Eigen- ständiges, das in der Qualität und Größe der Ausführung die westeuropä-ischen Monumente weit übertrifft.

Am Anfang dieser Entwicklung steht ein Name, dem noch 3000 Jahre danach und erneut im heutigen mo- dernen Ägypten tiefe Verehrung entgegengebracht wird. Es ist der Name "Imhotep" (Abb. 11). Schon zu seinen Lebzeiten hatte Imhotep die höchsten Ehren erfahren. Er war: "Wesir des Königs von Unterägypten, Erster nach dem König von Oberägypten, Großer Haushofmeister, Inhaber der erblichen Adelswürde, Ho- hepriester von Heliopolis, Baumeister, Bildhauer und oberster Vasenhersteller". Schon sein Vater war "Direktor des königlichen Bauamtes". Seine Heimat soll Oberägypten gewesen sein und man vermutet sein Grab, nach dem aber bisher vergeblich gesucht wurde, in der Nähe des Grabes von Djoser.

Abb. 11 (Bildarchiv Jür- gen Hepke)

In der Erinnerung der Ägypter lebt Imhotep als hervorragender Weiser und Erfinder weiter. Er war ein "Allroundgenie" beherrschte sowohl die Baukunst wie medizinische Techniken und gilt deshalb als Begründer der ägyptischen Heilverfahren und der ärztlichen Kunst. Bei den Griechen wurde er später mit dem Heilgott Asklepios gleichgesetzt, von dem der "Äskulapstab" ab- geleitet ist. Dieser stellt noch heute das Wahrzeichen der ärztlichen Zunft dar. [...]

Auf Grund seines auch heute noch unvorstellbaren Wissens, für das es keine ersichtlichen irdischen Quellen gab, erscheint es nicht unmöglich, dass es sich bei Imhotep um einen der wenigen bekannt gewordenen außerirdischen Kulturbringer der geschichtlichen Zeit handelt. Imhotep war derjenige, der als Chefbaumeister des Pharaos die Kunst des behauenen Steins, die aus der atlantischen Zeit bekannt war, zur Vollendung brachte und dank seines Or- ganisationstalents den Grundstein für die Methoden legte, die dann in den späteren Großpyramidenbauten zur höchsten Entfaltung kamen.

Bei der Djoser-Pyramide, die sein Werk war, handelt es sich bereits um die Verarbeitung von einer Million Tonnen Kalkgestein, während vorher in Ägypten und auch in Westeuropa maximal einige hundert Tonnen Gestein verarbeitet wurden. Imhotep war mit der Schaffung der Stufenpyramide Djosers auch der erste, der aus der bis dahin verwandten Bauform der Gräber als sogenannte Mastaba die Bauform des überdimen- sionalen Grabhügels in Form einer Pyramide aus Stein, gebaut für die Ewigkeit, machte. Diese Idee war of- fenbar so überzeugend, dass sie, ähnlich wie im Europa des Mittelalters der Bau der großen gotischen Kathe- dralen, ein ganzes Volk zu motivieren vermochte, hier Baudenkmäler zur Ehre ihres Gottes, des Pharaos, und zur Ehre ihres Volkes zu schaffen, die alles bisher dagewesene und vielleicht auch alles künftige, bei weitem übertraf. Was ihnen dann ja auch gelang!

Dass diese sprungartige Entwicklung ausschließlich innerägyptisch gewesen sein soll, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich holten sich die Pharaonen aus dem Land ihrer eigenen Herkunft, den atlantischen Ländern, Baumeister, Architekten und Spitzenhandwerker, die schon lange in diesem Stil bauten und über entsprechen- de Erfahrung verfügten. Das erklärt auch, warum nach der Schaffung der großen Pyramidengruppe bei Gisé, der Antrieb zum Pyramidenbau nachließ, die Bauqualität zunehmend schlechter wurde und schließlich der Bau von Pyramiden in Ägypten ganz aufgegeben wurde. Die geschaffenen Bauwerke reichten aus, den Ruhm Ägyptens bis in alle Ewigkeit zu verkünden und man brauchte dem nichts mehr hinzuzufügen.

Dennoch ist dieses genannte Motiv, das sicher auch eine Rolle spielte, nur eine unzureichende Erklärung da- für, warum und wofür diese riesigen, die ganze Kraft eines Volkes für Jahrzehnte in Anspruch nehmenden Bauten errichtet wurden. So gut wie sicher ist, dass es nicht nur Grabmale für bestimmte Könige sein sollten. Dafür gab es vorher und nachher einfachere und bessere Lösungen. Eine noch nicht bestätigte aber auch nicht zu widerlegende Theorie sagt, dass die Pyramiden, die etwa im Zentrum der damals bekannten westli- chen Welt, auf halbem Weg von Iberien nach Indien liegen, tatsächlich als Mittelpunkt der zivilisierten Welt angelegt wurden und als Aufbewahrungsstätte besonders wertvoller Dokumente im Falle einer schweren kosmischen Katastrophe dienen sollten.

Abb. 12 Querschnitt duch die Cheops-Pyramide auf dem Gizeh-Plateau (Bild: Archiv Jürgen Hepke)

Darüber hinaus hat sich beim genauen Vermessen der Cheops-Pyramide herausgestellt, dass ihre Abmessungen und ihre Ausrichtung allein schon zeigen, dass ihre Erbauer hohe Kenntnisse von Mathematik und astronomi- schen Daten hatten. Den Versuchen, mit Hilfe von Schallwellen und elektro- magnetischer Strahlung ihre innere Struktur zu erkennen, haben sie bisher erfolgreich widerstanden.

Ein dahin zielender Großversuch, der von der En-Shams Universität von Kairo mit Hilfe eines Großcomputers der IBM unternommen wurde, musste ergebnislos abgebrochen werden, da er von Tag zu Tag wechselnde Ergebnisse brachte, die in keine logische Beziehung zueinander zu bringen waren [...] Vielleicht hatten auch die Pharaonen vor, sich in dem Fall einer schweren kosmischen Katastrophe in die zugängliche Cheops-Pyramide zurückzuziehen. Die Pyramiden hätten also den Zweck erfüllt, den heute die atombombensicheren Regierungs- und Befehlszentralen in der ganzen Welt haben. Nur diese heutigen Anlagen sind einer schweren kosmischen Kata- strophe durchweg nicht gewachsen, die ägyptischen Pyramiden hingegen wären es, wenn sie nicht gerade direkt getroffen würden.

Ihre Bauart kann als absolut erdbebensicher bezeichnet werden, von den großen Ozeanen sind sie weit ent- fernt und liegen dazu auf einem Hochplateau; Regenfälle sind in Ägypten äußerst selten und das Wasser könnte auch ohne Probleme durch den Nil ablaufen; die Klimazone in der sie liegen ist klimatisch so begün- stigt, dass auch im Fall einer Jahre andauernden, zusammenhängenden Wolkendecke und der damit ver- bundenen Abkühlung des Klimas hier wieder zuerst die Sonne scheinen würde.

Diese Aspekte scheinen dem Menschen von heute weit hergeholt, wenn nicht sogar unsinnig. Das liegt aber nur daran, dass in unserer, relativ kurzen, bisher von der Geschichte erfassten Zeit ein solcher größerer kosmischer Zwischenfall nicht bekannt ist. Der ägyptischen Führungsschicht war aber durch ihre Herkunft aus dem atlantischen Reich mit Sicherheit die große Katastrophe von 8500 v. Chr. mit ihren für die ganze Erde verheerenden Auswirkungen bekannt. In ihr war die sagenhaft hohe Kultur ihrer Vorfahren zugrunde gegangen und es ist gut vorstellbar, dass sie einer Wiederholung des gewaltigen Kulturverlustes, der damals eingetreten war, vorbeugen wollten.

Es gab dann auch in der Geschichte des alten Ägyptens bis zur Zeitenwende zwei schwere kosmische Zwi- schenfälle. Der erste davon , der nach der bisher vorliegenden Datierung seines Kraters etwas vor dem Jahr 2180 v. Chr. und damit nur etwa 500 Jahre nach der Fertigstellung der letzten der drei großen Pyramiden im Gebiet von Aorounga im Tschad, also an der Grenze der südlichen Sahara - und damit gar nicht weit von Ägypten - stattfand, dürfte in Ägypten den ersten schweren Schock ausgelöst haben und war möglicher- weise mit der Grund für den Untergang des alten Reiches, der auf 2181 v. Chr. datiert wird.

Abb. 13 Wann schlugen die Impaktoren-Splitter bei Aorounga im Tschad ein: Vor 360 Millionen Jahren oder erst vor wenigen tau- send Jahren? (Bild: NASA)

Der Meteorit, der diesen kosmischen Zwischenfall verursachte, schlug einen Krater von 12,8 Km Durchmesser. Seine Energie dürfte nach den heutigen Kenntnissen derartiger "Impakte", das heißt Meteoreinschläge mit Krater- bildung, bei einigen Millionen Hiroshima - Bomben gelegen haben. Damit wurde alles Leben im Umkreis von hunderten von Kilometern mit Sicherheit vernichtet, aber auch in dem im Mittel etwa 1500 km entfernten Ägypten dürften schwere Schäden durch Erdbeben und Sandstürme entstanden sein. Darüber hinaus verursacht eine derartige Explosion eine Veränderung des Klimas, die oft viele Jahre andauert und in Ägypten sicher auch zu Änderun- gen in den für das Land lebenswichtigen Nilschwemmen und damit zu Hun- gersnöten geführt hat.

Dabei ist Ägypten aber noch gut davongekommen, denn wäre der Einschlag mit einer Zeitverschiebung von nur etwa einer Minute geschehen, dann wäre das obere Niltal voll getroffen worden, was sicher zum sofortigen Tod von Millionen von Menschen und möglicherweise zum Untergang der gesamten ägyptischen Kultur geführt hätte. Dabei ist auch die psychologische Wirkung einer derartigen kosmischen Katastrophe zu beachten. Da im atlantischen Reich und damit auch in Ägypten die Wissenschaft von den Sternen einen hohen Stand hatte, ist wahrscheinlich, dass dieses kommende furchtbare Ereignis - lange bevor es die Menschen zunehmend bedrohlich und unausweichlich auf sich zukommen sahen - von den Sternkundigen vor-ausgesagt worden war. Und diese Voraussage könnte im Bereich des atlantischen Reiches, zu dem ja auch Ägypten zu dieser Zeit noch gehörte, zu dem gemeinsamen Entschluss geführt haben, die großen Pyramiden als Depot für die Zeugnisse der möglicherweise untergehenden Kultur zu erbauen. Ihre auffällige Form und Anordnung hätte späteren Besiedlern der Erde sicher als Schöpfung einer großen unter- gegangenen Kultur auffallen müssen.

Dies wäre auch ein einleuchtender Grund für den Aufwand, den der Bau der Pyramiden mit sich brachte. Und vielleicht sind sie sogar in dieser Zeit zu diesem Zweck benutzt worden und haben die ägyptische Kultur, nach dem Chaos der 140 Jahre dauernden ersten Zwischenzeit, wieder das Niveau einer Hochkultur erreichen lassen.

Abb. 14 Eine altägyptische Darstellung des "ma át" (Bild: Archiv Jürgen Hep- ke)

Wir Menschen von heute neigen dazu, nur in den Dimensionen unseres Le- bens und vielleicht noch etwas darüber hinaus, an die Erde zu denken, die uns das Leben ermöglicht. Kosmisches Denken liegt uns fern, obwohl wir von unserer Eingebundenheit in den Kosmos wissen. Die Weisen der alten Reiche hatten zum Kosmos, auf Grund des überlieferten Wissens, noch eine direk- tere Beziehung und es ist bewiesen, das sie aus dieser direkten Beziehung zu den Göttern großartige Schöpfungen vollbrachten. Man denke nur an die großartigen Tempelbauten Ägyptens und die Zikkurate Mesopotamiens. Auch die schöpferische Großtat des Baus der Pyramiden passt hier durchaus hinein.

In Sargtexten aus der auf die kosmische Katastrophe, die das alte Reich beendete, folgenden ersten Zwischen- zeit und den Anfängen des mittleren Reiches finden sich diese Stellen:

"Ich habe die vier Winde gemacht, auf dass ein jeder darin atmen kann wie sein Nächster. ... Ich habe die große Überschwemmung gemacht, auf dass der Arme darin sein Recht haben möge wie der Große... Ich habe einen jeden geschaffen wie seinen Nächsten; ich hieß sie nichts Böses tun, vielmehr verstießen ihre Herzen gegen das, was ich gesagt hatte... Meine Sünde ist aufgehoben, mein Irrtum ist hinweg gewischt..... Das Trügerische, das in mir war, ist ausgetrieben ..... Ich mache mich auf den Weg, von dem ich auf der Insel der Rechtschaffenen erfahren habe..."

Dass in dieser Zeit nach der großen Katastrophe mit ihren verheerenden Zerstörungen moralische Lauterkeit als Voraussetzung für die ewige Seligkeit angesehen und materiellen Gütern geringere Bedeutung als charak- terlicher Bewährung beigemessen wurde, geht auch aus anderen Quellen als den Sargtexten hervor. Diese Einstellung war wohl zum großen Teil eine Folge des Schocks, den der Einschlag des Meteoriten und seine Folgen ausgelöst hatten. Bevor der Tote zu den Göttern eingelassen wurde, musste er von einem Göttergericht für würdig befunden werden. Anfangs stand das Totengericht noch unter dem Vorsitz des Sonnengottes Re und das Wiegen des Herzens hieß >Aufrechnung des Charakters<, wobei die Waage des Re, auf der er das ma´at abwägt, eine wichtige Rolle spielte. Später wurde Osiris zum Totenrichter und stand der Prüfung vor, bei der das Herz des Toten - Sitz des Verstandes und des Willens - in die eine und das Symbol der ma`at in die andere Waagschale gelegt wurde.

Wogen die Tugenden des Toten schwerer als seine Fehler, so waren die Fehler damit gelöscht, und der Tote durfte zu den Göttern eingehen. Aus ihrem vorzivilisierten Zustand waren die Ägypter recht abrupt mit Hilfe der "Götter" und der von ihnen eingesetzten Ordnung zu einer ausgeglichenen und harmonischen Lebens- weise aufgestiegen, die sie, nachdem auch noch die gewaltigen Leistungen des Baus der Pyramiden und der Tempelanlagen, die auf der damaligen Welt nicht ihresgleichen hatten, vollbracht waren, mit vollendeter Le- benskunst genossen. Der ägyptischen Zivilisation hafteten bald eine Verfeinerung und eine genialische Kom- plexität an, die nur aus Selbstsicherheit und Lebensfreude erwachsen sein konnten. Wie auch die anderen in der atlantischen Tradition stehenden Völker schöpften die Ägypter aus dem Bewusstsein der von ihnen er- brachten, den Göttern wohlgefälligen Leistungen, eine nachlässige Eleganz und Selbstüberschätzung, wie sie oft >zivilisiertes< Dasein kennzeichnen.

Aber dieselben Qualitäten, die uns behaupten lassen, dass Ägypten in hohem Masse zivilisiert gewesen sei, rechtfertigen auch eine negative Aussage: Ägypten fehlte es an innerem Antrieb zur Weiterentwicklung und es hat nie ein brennendes Verlangen nach neuen Vorstößen und neuen Eroberungen in der Ebene des Geistigen und Seelischen verspürt. Das seelische Gleichgewicht, das man von den Göttern am Anfang der Zeit empfan- gen hat und das bis ans Ende der Zeit gesichert scheint, kann ein Volk von Ängsten befreien, aber es enthebt es zugleich der Notwendigkeit, die Götter und die Zwecke, die sie den Menschen aufgeben, immer von neuem zu entdecken. In diesem Sinne gleicht das alte Ägypten auch den anderen, in der atlantischen Tradition stehen- den Staaten. Man fühlte sich im Besitz der göttlichen Weisheiten und trachtete lediglich danach, sie zu erhal- ten. Die Vorstellung, dass es darüber hinaus auch noch andere Werte geben könnte galt als absolut unpopulär und wurde als Abweichung vom rechten Weg geächtet. [...]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Jürgen Hepke © erschien online erstmalig unter http://www.tolos.de/aegypten.htm


Bild-Quellen

(8) http://www.earlyworld.de/dynastien.htm#Boethos

(9-12) Archiv J. Hepke, nach http://www.tolos.de/aegypten.htm

(13) http://neo.jpl.nasa.gov/images/chad.jpg

(14) Archiv Jürgen Hepke, nach http://www.tolos.de/aegypten.htm