5. ABORA-Kongress 2019 „Pioniere der Meere“ in Lennestadt

Version vom 13. November 2019, 15:24 Uhr von BB (Diskussion | Beiträge)
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Kongress-Info 2: Programm und Kurzbeschreibung

Abb. 1 Das offizielle Veranstaltungsplakat zum diesjährigen Wissenschafts-Kongress im GALILEO-PARK im sauerländischen Lennestadt-Meggen (Für eine vergößerte Ansicht bitte das Bild anklicken!)

(red) Auch in diesem Jahr - genauer gesagt am Samstag, den 23. November 2019 - wird im Galileo-Park in Lennestadt, der schon traditionelle ABORA- & Mystery-Kongress stattfinden, bei dem es diesmal schwerpunktmaßig um die Ursprünge maritimer Nautik geht, die viel weiter zurückreichen, als heute noch allgemein angenommen wird. Die entsprechenden Lehrmeinungen der meisten Fachwissenschaftler fassen die Veranstalter folgendermaßen zusammen:

Abb. 2 Neue Forschungen und Expeditionen, insbesondere die der ABORA IV, zeigen heute auf, dass die Seefahrt mit einiger Sicherheit viel früher begann als bisher angenommen.

"Der prähistorische Mensch war kein Seefahrer. Er hatte Furcht, keine besonderen technischen Fertigkeiten und erst recht keine Erfahrung mit der Befahrung der Ozeane. Nach Ansicht vieler Wissenschaftler muss diese Menschenleere auf den Meeren über Zehntausende von Jahren angehalten haben, bis der Mensch mit dem Beginn unserer Zivilisation vor 5000 Jahren plötzlich gelernt hatte, steuerbare Schiffe zu bauen, um die öde Wasserwüste erfolgreich zu überwinden.

Neue Forschungen und Expeditionen zeigen jedoch heute auf, dass die Seefahrt viel früher entstand und auch viel intensiver war. Älteste Hinweise stammen aus Nordspanien, welche bis vor die letzte Eiszeit zurückreichen. Außerdem belegen neue DNS-Sequenzierungen, dass im Zuge dieser maritimen Wanderungen auch domestizierte Pflanzen und Tiere verschleppt wurden. Aus diesem Grund veranstalten der Galileo Park in Lennestadt und die ABORA-Projektgruppe den Mystery Kongress, um neuste Ergebnisse aus der Entdeckergeschichte des Menschen zu präsentieren. Pioniere der Meere, wie Thor Heyerdahl, aber auch Tim Severin und Dominique Görlitz zeigen, dass vorzeitliche Seefahrer zu fernen Ufern aufbrachen, um Völker und Länder miteinander zu verbinden. Die Vorträge sollen dieses spannende Thema aufgreifen, um angesichts der [...] Expedition ABORA IV über das Schwarze Meer das Abenteuer Seefahrt zu dokumentieren."

1. Vortrag: Die Argonauten der Steinzeit – Im Schilfboot im Kielwasser der alten Ägypter (Beginn: 10:00 Uhr)

von Dr. Dominique Görlitz (Abb. 3), Experimentalarchäologe

Abb. 3 Der Experimentalarchäologr Dr. Dominique Görliz referiert über die Ergebnisse der ABORA IV-Expedition und deren Bedeutung für unser Geschichtsbild.

Die ABORA IV-Expedition konnte die technische Machbarkeit maritimer Verbindungen frühgeschichtlicher Bronzekulturen des Schwarzen Meeres mit jenen des östlichen Mittelmeeres belegen. Die Expedition demonstrierte, dass sowohl Werkzeuge aus Eisen zum Bau der Pyramiden vor 4.600 Jahren als auch Zinn und Bernstein über große Strecken auf dem Seeweg mittels altertümlicher Schilfboote verschifft worden sein können.

Der Verlauf und die erstaunlichen Ergebnisse der Seereise von Varna (Bulgarien) durch den Bosporus und über die Ägäis bis ins kleinasiatische Kaş (Türkei) zwingen uns zum Nachdenken über die Reichweite und die Leistungen der frühgeschichtlichen Schilfboote. Sie machen uns aufs Neue bewusst, dass globaler Handel und Internationalismus keine Erfindungen der Moderne sind.

2. Vortrag: Handelsschifffahrt in der Bronzezeit im Mittelmeer (Beginn: 11:00 Uhr)

von Prof. Dr. Frank Müller-Römer, Ägyptologe

In der Bronzezeit zwischen 2.200 und etwa 800 v.Chr. fand ein reger Handel entlang der Küsten der Levante und Griechenlands statt. Unterschiedlichste Güter wurden von West nach Ost und in umgekehrter Richtung transportiert. Die Schifffahrt und der damit verbundene Güteraustausch prägten auch die die politische Entwicklung des Mittelmeer-Raums.

Die unterschiedlichen Meeresströmungs- und Windverhältnisse und die sich daraus ergebenden Fahrtrouten der Handelsschiffe sowie die Anforderungen an die Navigation werden dargestellt und erläutert. Aufgrund verschiedener Schiffsfunde (z.B. Uluburun) ist es möglich, Bauweise der Handelsschiffe, deren Tragkraft und Beladung zu rekonstruieren. Die gefundenen Handelsgüter lassen Rückschlüsse auf angelaufene Häfen und Handels-Niederlassungen zu.

Abb. 4 Prof. Dr. Manfred Buchroithner setzt die "Rätselkarten" der Neuzeit wieder auf die wissenschaftliche Agenda.

3. Vortrag: Weltkarten aus der Antike? Neue Forschungen enthüllen unglaubliches kartographisches Wissen der frühen Kulturen über die Gestalt der Erde (Beginn: 12:00 Uhr)

von Prof. Dr. Manfred Buchroithner (Abb. 3), Kartographiehistoriker

Die Geschichte unserer eigenen neuzeitlichen Kartographie beginnt eigentlich erst recht spät im Zuge der sogenannten europäischen Entdeckungen. Dabei haben sich drei Karten einen besonderen Ruf als „Rätsel der Kartographie“ erworben: die Waldseemüller-Karte von 1507, die Piri-Reis-Karte von 1513, und die Finaeus-Karte von 1531. Diese drei Karten verblüffen uns durch ihren Gesamteindruck, in dem sie Kenntnisse über eine Welt veranschaulichen, die man zu dieser Zeit eigentlich noch gar nicht besitzen konnte. Einige Karten und Globen aus dem 16. Jh. geben uns Rätsel auf. Sie zeigen die großen Kontinente in ihrer nahezu richtigen Lage gezeichnet. Bestimmte Karten zeigen unglaubliche Details über die bis dato unbekannten Küsten Südamerikas und sogar der Antarktis. Lagen den Kartographen möglicherweise antike und heute unbekannte Quellen vor?

Dieser Vortrag geht auf die neuen photogrammetrischen Forschungen ein, die der Referent gemeinsam mit Dr. Dominique Görlitz und weiteren Forschern aus Dresden seit Jahren durchführt.

4. Vortrag: Das Rätsel der südamerikanischen Chachapoya-Kultur – Ihr Ursprung im antiken Spanien (Beginn: 14:00 Uhr)

von Andreas Otte, Privatforscher

Abb. 5 Die Archäologin Prof. Dr. Havva İşkan informiert u.a. über die Erforschung der uralten Hafen- und Handelsstadt Patara in der türkischen Provinz Antalya.

Die Kultur der sogenannten Chachapoya weist viele Rätsel auf. Die Forschung der Altamerikanistik zur Entstehung dieser Kultur steckt seit vielen Jahren in einer Sackgasse. Der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Giffhorn hat sich in den letzten zwanzig Jahren intensiv mit der Frage der Herkunft der Chachapoya beschäftigt. Es ist ihm gelungen, in mehreren Schritten, eine stimmige Theorie zur Entstehung der Chachapoya zu entwickeln. [1] Die Suche nach der Herkunft der Chachapoya - zumindest eines Teiles dieser Kultur - führt uns über den Atlantik ins antike Spanien.

Das Ziel des Vortrags ist es, die Theorie von Hans Giffhorn zur Entstehung der Chachapoya-Kultur vorzutragen und neue Fakten über ihren transatlantischen Ursprung zur Diskussion zu stellen.

5. Vortrag: Caput Gentis Lyciae: PATARA – Über die Geschichte und Bedeutung des antiken Patara (Beginn: 15:00 Uhr)

von Prof. Dr. Havva İşkan (Abb. 5), Archäologin

Patara war eine antike Stadt an der Mittelmeerküste Lykiens in der heutigen Türkei. Sie liegt nahe der Mündung des antiken Flusses Xanthos im Landkreis Kaş der Provinz Antalya. Patara galt als eine der wichtigsten Städte Lykiens und der bedeutendste Hafen dieser Landschaft. Kleinfunde belegen eine prähistorische Besiedlung des späteren Patara schon für die Zeit des Chalkolithikums und der frühen Bronzezeit. Systematische Ausgrabungen der Stadt begannen erst 1988. Seit 2009 ist Havva İşkan von der Akdeniz-Universität Antalya Grabungsleiterin. [2]

Die Referentin erläutert die große seefahrtgeschichtliche Rolle Pataras, insbesondere für das ptolemäische Ägypten, und weshalb sie der ABORA IV in Patara eine würdige Heimstätte anbot.

Abb. 6 Eine Luftansicht des 'pyramidalen' Galileo-Parks im sauerländischen Lennestadt-Meggen


Veranstaltungsort, Ablaufplan des Kongresses und Eintrittspreis



  • 9:30 Uhr: Einlass → 10:00 bis 12:00 Uhr: Vorträge 1 bis 3 (siehe oben) → 12:45 bis 14:00: Mittagspause → 14:00 bis 16:00 Uhr: Vorträge 4 und 5 (siehe oben) → 16:00 bis 17:00 Uhr: Pause → 17:00 bis 18:00 Uhr: Podiumsdiskussion → 19:00 Uhr: Gemeinsames Zusammensein der Referenten und interessierter Besucher/innen im Tagungshotel „Schweinsberg




Ergänzender Literaturhinweis

Abb. 7 Das Frontcover der aktuellen 3. Aufflage von Dr. Görlitz’ Buch 'Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte'

Zur Vertiefung wesentlicher kultur- und seefahrtsgeschichtlicher sowie kartographiehistorischer Gegenstände, die beim Kongress in Lennestadt behandelt werden - aber auch zum Einstieg in weiterführende Studien und Diskussionen zu diesem Themenkomplex - empfielt sich nicht zuletzt die Lektüre von Dominique Görlitz’ Buch "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte" (Abb. 7) [3]

Darin befasst der Autor sich u.a. mit einem der besonders spannenden Rätsel der Archäologie, nämlich der Frage, ob die Hochkulturen der Alten Welt mit den Ländern jenseits des Atlantiks in einem Kulturaustausch standen. "Dieses Buch nutzt seltene Belege und Überlieferungen antiker Kartographen, die Hinweise dafür liefern, dass man vermutlich Kenntnis von der Neuen Welt hatte. So stammt die Idee, von Spanien aus über den Atlantik in Westrichtung nach Indien zu segeln, weder von Kolumbus (1492) noch von Toscanelli (1474). Als geistiger Urheber muss der antike Kartograph Eratosthenes (273 – 194 v.Chr.) angesehen werden, der bereits über große bewohnte Landmassen im Meer des Westens berichtete.

Ein weiteres Rätsel der Kartographiegeschichte ist, woher die beiden deutschen Kartographen Waldseemüller und Ringmann ihre Kenntnisse für die Konzeption eines völlig neuen Weltbildes (1507) unmittelbar nach der (Wieder-)Entdeckung der Neuen Welt bezogen. Eine Vielzahl früher Werke liefert weitere Hinweise, dass den Kartographen für eine gewisse Zeit antike Quellen zur Verfügung standen. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Marmorglobus von Gotha (1533) [4], der mit der detaillierten Darstellung Südamerikas, der Antarktis und eines altägyptischen Hochseeschiffes ein ungelöstes Geheimnis zu bewahren scheint."



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Anmerkungen und Quellen

Voewiegend verwendetes Material:

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Siehe dazu bei Atlantisforschung.de aktuell: "Hans Giffhorn: Kelten im antiken Peru? Neue Belege... ...für eine frühe Atlantiküberquerung und für eurozentrische Ideologien und Dogmatismus im archäologischen Wissenschaftsbetrieb am Beispiel der aktuellen Forschung zu den Chachapoya" (2019)
  2. Siehe dazu auch in Buchform auf Englisch: Fahri Isik (on behalf of the Patara Excavation Team), "'Caput Gentis Lyciae' - Patara: Capital of the Lycian League", Istanbul, 2011, ISBN 10: 6056229610 / ISBN 13: 9786056229619
  3. Siehe: Dominique Görlitz, "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte", Ancient Mail Verlag, 3. Auflage, Oktober 2017
  4. Siehe dau bei Atlantisforschung.de: "Neue Forschungen zum Marmorglobus von Gotha - Einem 500 Jahre alten Rätsel der Kartographiegeschichte auf der Spur" (red)


Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Galileo Park
2) Bild-Archiv Mission ABORA / Dr. Dominique Görlitz
3) Bild-Archiv Mission ABORA / Dr. Dominique Görlitz
4) Armin Buchroithner (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Manfred Buchroithner.jpg (Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0)
5) antalyakadinmuzesi.org, unter: HAVVA İŞKAN IŞIK
6) Bild-Archiv Galileo Park
7) Ancient Mail Verlag / Bild-Archiv Atlantisforschung.de