Afrika

Version vom 22. April 2019, 13:34 Uhr von BB (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Allgemeine Informationen

Abb. 1 Wie diese Karte aus dem Jahr 1812 zeigt, war der 'Schwarze Kontinent' zu dieser Zeit noch weitgehend unerforscht.

(red) Afrika, einer der fünf heutigen Erdteile, der zusammen mit Europa und Asien aus europäischem Blickwinkel historisch die sogenannte 'Alte Welt' bildet, ist geographisch mit letzterem Kontinent durch die Landenge von Suez verbunden und wird im Norden durch das Mittelmeer, im Westen durch den Atlantik, und im Osten durch den Indischen Ozean und das Rote Meer begrenzt. Aus europäischer Sicht galt der 'Schwarze Kontinent', wie er nach der dunklen Hautfarbe der meisten seiner Bewohner bezeichnet wurde, bis ins 19. Jahrhundert hinein weitgehend als "Terra incognita" (unbekanntes Land), da seit der Protoantike lediglich seine nördlichen, ans Mittelmeer grenzenden Ausläufer bekannt waren.

Zwar soll, wie Herodot berichtet, bereits in der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends eine phönizische Flotte im Auftrag des ägyptischen Pharao Necho II. (ca. 610-595 v. Chr.), vom Roten Meer aus und die Ostküste des Erdteils entlang gen Süden segelnd, Afrika umrundet haben, doch die eigentliche Erforschung des Kontinents durch die Europäer begann erst im frühen 15. Jahrhundert n. Chr. mit den Erkundungs- und Eroberungsfahrten der Portugiesen, die entlang seiner Westküste immer weiter vorstießen, bis es schließlich Vasco da Gama 1497 gelang, seinen südlichsten Ausläufer, das 'Kap der guten Hoffnung' zu umschiffen.

In der Folge gründeten auch andere europäische Staaten Niederlassungen an den afrikanischen Küsten, um den Kontinent zu 'kolonialisieren' und seine Ressourcen auszubeuten. Da es aufgrund der klimatischen und topographischen Bedingungen sowie wegen aggressiven der Fauna und Flora fast unmöglich war in sein Inneres vorzustoßen, verlief die weitere Entdeckungsgeschichte sehr langsam und konnte erst im späten 18. Jahrhundert - unter anderem durch die Entwicklung wirksamerer Feuerwaffen - forciert werden. Wesentlichen Anteil daran hatte die, 1788 in London gegründete, 'Afrikanische Gesellschaft', die zahlreiche Forschungsreisen organisierte. Erst im 19. Jahrhundert gelang es jedoch Forschern, wie Livingstone, Stanley und Schnitzer, bist tief ins 'Herz' des Kontinents vorzustoßen.


Afrika in der Atlantisforschung

Abb. 2 Aufgrund seiner Berichte über die 'Atlantioi' des alten afrikanischen Nordwestens gehören Herodots Werke seit jeher zu den wichtigen Quellen der Atlantisforschung.

Etwa zur gleichen Zeit rückte Afrika auch ins Blickfeld der modernen Atlantisforschung. Dabei war zunächst allem der afrikanische Nordwesten von Interesse, der u.a. von antiken Autoren wie Herodot und Diodorus Siculus als Wohnsitz urtümlicher Völker wie den Atlantioi, Atarantes oder Atalantes bezeichnet wurde, die mit der Atlantis-Legende in Verbindung zu bringen sind. Die Schule der nordafrikanischen Atlantis-Lokalisierungen entwickelte sich im 19. Jahrhundert in Konkurrenz zur Richtung der so genannten Atlantiker, die Platons versunkenes Reich, der klassischen Atlantis-Theorie folgend, im Atlantischen Ozean vermuten. Ihr vermutlich erster Vertreter war der Franzose D. A. Godron, der 1868 eine Atlantis-Lokalisierung im tunesischen Teil der heutigen Wüste Sahara vorlegte.

Ihm folgte sein Landsmann, der Geograph Étienne-Félix Berlioux, der 1865 erklärte, er habe die Metropolis von Atlantis an der Westküste von Marokko zwischen Casablanca und Agadir lokalisiert, wo die Ausläufer des Atlasgebirges bis bis ans Meer reichen. Nach Berlioux beherrschten die Atlanter ein frühes, nordafrikanisches Großreich, das im 13. Jahrhundert v. Chr. durch eine ägyptisch-phönizische Allianz geschlagen worden sei. Auch der Franzose Gustave Lagneau erklärte 1876, Marokko sei Atlantis gewesen. Der deutsche Atlantologe A. F.-R. Knötel vermutete 1893 das Königreich von Atlantis ebenfalls in Nordwestafrika, wobei er annahm, dass die Atlanter eigentlich aus Chaldäa zugewanderte Anbeter des Gottes Thot/Uranos/Hermes gewesen seien. Nach der Jahrhundertwende sorgte der französische Homerologe Victor Bérard kurzzeitig mit seiner These für Aufsehen, Karthago sei das authentische Atlantis gewesen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der 'hohen Zeit' der Afrika-Lokalisierungen von Atlantis, wurden aber auch andere Teile des 'Schwarzen Kontinents' in atlantologische Überlegungen mit einbezogen. So entwickelten zwischen 1908 und 1926 - unabhängig voneinander - der Brite Captain C.H. Elgee und der Afrika-Forscher Leo Frobenius aus Deutschland eine Theorie, nach der Atlantis einige hundert Kilometer nördlich des Äquators an der westafrikanischen Küste, im heutigen Nigeria, gelegen habe. Diese Theorie erwies sich jedoch als atlantologische 'Sackgasse' und wurde später nicht weiter verfolgt.

Die Nordafrika-Lokalisierungen hatten jedoch weiterhin Konjunktur. So schlug der Archäologe und Geologe Aimé Louis Rutot 1920 erneut Marokko als historisches Atlantis vor, eine Meinung, welcher sich auch der Forschungsreisende L. E. Gentil (1921) und der französische Geologe und Schriftsteller Mario Vivarez (1925) anschlossen. Im selben Jahr unternahm der Archäologe und Abenteurer Count Byron Khun de Prorok (1896-1954), der auch in Yucatán nach Spuren von Atlantis suchte, eine atlantologische Forschungsreise in die Sahara und zum Ahaggar-Massiv, wo er eine alte Grabstätte der Tuareg öffnete und verkündete, er habe die Gebeine der legendären Königin Tin Hinan gefunden. Khun de Prorok hielt, wie schon Godron, die tunesische Oase Hoggar für eine wahrscheinliche Atlantis-Lokalität.

Abb. 3 In der modernen Atlantologie spielen das prähistorische Afrika und seine Bewohner eine herausragende Rolle. (Abbildung: Die 'Weiße Dame von Auahouret')

Férréol Butavand, ein weiterer Repräsentant der Afro-Atlantis-Schule, sah sich - ebenfalls 1925 - aufgrund des Fehlen greifbarer archäologischer Spuren von Atlantis in Nordafrika dazu veranlasst, es am Grund des Golfes von Gabès an der tunesischen Mittelmeer-Küste zu vermuten. Er erklärte, dieses Gebiet sei einst oberhalb der der heutigen Tiefe von 100 Faden Festland gewesen, bis ein Erdbeben das Land unter die Wasserlinie des Mittelmeeres sinken ließ. Zur selben Zeit hob sich der Grund des hypothetischen Sahara-Meeres, wodurch dessen Wasser abfloss und das Meer austrocknete. Möglicherweise sei zu diesem Zeitpunkt auch der rezente Einbruch der Straße von Gibraltar erfolgt.

1926 vertrat ein weiterer Katastrophist und Atlantisforscher, Claudius Roux (1872-1961) [1], die These, dass in der postglazialen Periode der größte Teil von Nordafrika unter Wasser lag. Die Berge von Marokko und Algerien hätten zu dieser Zeit eine Halbinsel gebildet, auf der sich die Kultur von Atlantis entwickelte. Später habe sich entweder das Land gehoben, oder aber der Meeresspiegel sei abgefallen, sodass die Wasserflächen und Lagunen austrockneten, wobei die heute vorzufindenden Sand und Salzwüsten zurück geblieben seien.

Ein Jahr später vermutete der Altertumsforscher Paul Borchardt aus Deutschland Atlantis in Tunesien, wobei er zwischen dem Inselreich der Atlanter und dessen Königssitz, der "Burg des Poseidon" unterschied. Die Hauptinsel von Atlantis identifizierte er mit der vormaligen nordafrikanischen Küste, die damals durch das Meer vom Kontinent getrennt war. Nach Borchardts Meinung sei dieser Meerbusen das von Platon erwähnte >Atlantische< Meer gewesen. Die atlantische Metropolis habe sich, einige Kilometer landeinwärts vom Golf von Gabès, in Tunesien befunden.

1930 veröffentlichte Otto Silbermann in Frankreich eine Publikation, in welcher er erklärte, Marokko und die Sahara, einschließlich der Berg-Kette des Ahaggar seien Atlantis gewesen, und 1931 legte der deutsche Sprachforscher und Orientalist Josef Karst eine komplexe Theorie vor, nach welcher es ein östliches und ein westliches Reich von Atlantis gegeben habe. Das westliche habe ganz Nordafrika, Iberien und den Atlantik umfasst, während das östliche sich über die Gebiete des Indischen Ozeans, Südpersiens und Arabiens erstreckte.

Nachdem jedoch weder die Nonkonformisten, noch die "nüchternen" archäologischen Profis unter den Afro-Atlantologen letzte Beweise für ihre Theorien erbringen konnten, und im Gefolge der weltpolitischen Umwälzungen, wurde es für einige Jahrzehnte still um 'Atlantis in Afrika'. Nach dem zweiten Weltkrieg wandte sich das Interesse schulwissenschaftlicher Atlantisforscher dann zunächst der Ägäis zu, die während der folgenden Dekaden die unangefochtene Spitzenposition unter den konventionell-schulwissenschaftlichen Lokalisierungs-Vorschlägen für Atlantis einnahm, bis sie in den 1990er Jahren - aus dem selben Grund wie zuvor die nordafrikanischen Theorien - wieder aus dem Diskurs verschwand.

Abb. 4 Atlantis im Schott el Fedjaj, Marokko, nach 'HSM'. Eine der zahleichen nordafrikanischen Atlantis-Lokalisierungen, die in den jüngsten Dekaden publik gemacht wurden.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte 'Atlantis in Nordafrika' eine Art Wiedergeburt. So stellte z.B. ein deutschsprachiger Anonymus ("HSM") im Internet die These zur Diskussion, dass die Atlanter-Hauptstadt sich im marokkanischen Schott el Fedjaj befunden habe (siehe: Marokko - Atlantis im Chott el Fedjaj). "A. Petit" (Pseudonym), ein weiterer Atlantologe aus Deutschland, verfasste 2002 ein Manuskript, in welchem er Atlantis im libyschen Teil der Cyrenaika lokalisierte [2], eine These, die der Atlantologie-Kritiker Christian Brachthäuser 2006 zu widerlegen suchte. [3] Eine aktuelle Lokalisierung in der Tradition Paul Borchardts, die Atlantis in Marokko ausmacht, wurde 2004 von Ulrich Hofmann präsentiert.

Ausschlaggebend für A. Petits und Hofmanns Annahmen war nicht zuletzt die moderne Satellitentechnik, die sowohl der konventionellen Archäologie als auch der Atlantisforschung detailliertes Bildmaterial von topographischen Strukturen liefert, die vom Boden oder aus geringer Höhe nicht wahrzunehmen sind. Beide Autoren können auf Satellitenbilder verweisen, die dreifache Ringstrukturen zeigen, welche dem von Platon beschriebenen Grundriss der Atlanter-Metropole entsprechen. Ob es sich dabei tatsächlich um Menschenwerk oder um natürlich entstandene Formationen handelt, muss allerdings noch durch archäologische Feldforschung geklärt werden.

Unabhängig davon, ob die Atlanter-Hauptstadt tatsächlich in Nordafrika zu finden ist, wird es die Atlantologie mit Sicherheit auch weiterhin beschäftigen, denn in jedem Fall gehört dieser Großraum zu jenen Gebieten, die bei Platon eindeutig als Teil des Teil des Reiches von Atlantis bezeichnet werden. Anders gelagert ist der Sachverhalt in Bezug auf Südafrika, wo es lediglich ein früher "Außreißer" - G. K. Kirchmaier im Jahr 1685 - auszumachen versucht hat. Aus alternativ historischem Blickwinkel ist der Süden des afrikanischen Kontinents trotzdem von einigem Interesse.

So finden sich dort nicht nur die Spuren prähistorischer Bergwerke mit einem Alter von z.T. weit mehr als 10 000 Jahren, sondern es wurden auch diverse krypto-archäologische Objekte entdeckt, die das schulwissenschaftliche Bild einer linearen Zivilisationsentwicklung und die gängigen Vorstellungen zur "primitiven Steinzeit" über den Haufen werfen könnten. Zu ihnen gehört u.a. ein hominider Schädel, der 1921 in einer Höhle bei Kabwe im vormaligen Rhodesien entdeckt wurde. Dieses Cranium, der so genannte Broken-Hill-Mann, weist anscheinend die Ein- und Austritts-Spuren eines Hochgeschwindigkeits-Projektils auf - bei einem geschätzten Alter des Specimens von 300 000 bis 125 000 Jahren ein durchaus befremdlicher Befund. Heiß umstritten ist auch das - weitaus jüngere - "Brandberg-Fries" mit der darauf abgebildeten, so genannten "White Lady".


Materialien bei Atlantisforschung.de


Nigeria:


Mauretanien:


Tansania


Mauritius:


Südafrika:


Gabun:


Außerdem:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Jean Gattefossé & Claudius Roux, "Bibliographie de l'Atlantide et des questions connexes. Géographie, etnographie et migrations anciennes, Atlantique et Méditerranée, Afrique et Amérique, Fixité ou Dérive des Continents, Déluges, Traditions, etc.. Avec 15 planches de cartes et croquis. Ouvrage publié sous les auspices de la Revue internationale Metanoia de Cannes, à l'occasion de la fondation de la Société d'études Atlantéennes de Paris", Paris, 1926
  2. Siehe: a petit, "Expedition nach Atlantis"
  3. Siehe: Christian Brachthäuser, "Spuren im Sandmeer", Ancient Mail Verlag, 2006

Bild-Quellen:

1) Wikimedia Commons, unter: File:Africamap1812.jpg
2) Wikimedia Commons, unter: File:Wien-Parlament-Herodot.jpg
3) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Datei:Afrikanischer Maler 001.jpg
4) HSM, geheimnis-atlantis.de (nicht mehr online)