Al-Idrisi und die Landbrücke bei Gibraltar

von Tony O’Connell

Abb. 1 Links: Der arabische Gelehrte al-Idrisi und (rechts) die von ihm maßgblich mitgestaltete Tabula Rogeriana

Al-Idrisi (Abb. 1, links), dessen vollständiger Name Abu Abd Allah Muhammad ibn Muhammad ibn Abd Allah ibn Idris al-Idrisi lautet, war ein bedeutender arabischer Gelehrter, der im 12. Jahrhundert mit dem exzentrischen König Roger II. von Sizilien bei der Produktion einer wissenschaftlich basierten Weltkarte kooperierte. Ihr Projekt, das von einem Geographen-Team unterstützt wurde, zog sich über fünfzehn Jahre hin. Das Ergebnis war eine, auf eine runde Silber-Platte von fast zwei Meter Durchmesser gezeichnete, Karte [die Tabula Rogeriana (Abb. 1, rechts); d. Red.], zusammen mit einem Buch - allgemein als Rogers Buch bekannt -, welches mehr als 140 Karten plus Text enthält.

Aus atlantologischer Sicht ist interessant, dass Rogers Buch berichtet, wie die Landbrücke bei Gibraltar [1] von Alexander dem Großen durchbrochen wurde. Während die Hereinnahme von Alexander, der bei den Arabern in hohem Ansehen stand, offensichtlich eine folkloristische Ausschmückung darstellt, demonstriert dies die zugrundeliegende Meinung, dass in ferner Vergangenheit ein solcher Isthmus existiert habe. Dieser Gedanke wird daduch verstärkt, dass al-Idrisi in Ceuta auf der afrikanischen Seite der Straße von Gibraltar geboren wurde, und folglich unzweifelhaft die lokalen Überlieferungen bezüglich einer altertümlichen Landbrücke kannte. [2]

Alexander Braghine berichtet [3], wie al-Idrisi auf einen uralten Kataklysmus in Marokko Bezug nimmt, in dessen Verlauf der Meeresspiegel um 1100 Stadien (mehr als 1980 m) anstieg, Städte überflutete und tausende von Menschen tötete. Bedauerlicherweise können wir nur darüber spekulieren, ob dies die Beschreibung eines Tsunamis oder die Auswirkung des Bruchs der Landbrücke von Gibraltar ist.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde von ihm erstmals online veröffentlicht am 16. November 2009 unter dem Original-Titel "Al-Idrisi (L)" bei Atlantipedia.ie. Bei Atlantisforschung.de erscheint er am 10. Februar 2017 in eigener Übersetzung ins Deutsche und redaktioneller Bearbeitung.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Zu der vermuteten vormaligen Landbrücke zwischen Afrika und Europa bei Gibraltar siehe auch: François de Sarre, »L'Isthme de Gibraltar«, in: MÉDITERRANÉA, No. 58, Carcassonne 1995; sowie: Derselbe, "Als das Mittelmeer trocken war: die katastrophische Geschichte des mediterranen Gebietes", EFODON, 1999, 127 Seiten, div. Abb., ISBN 3-932539-19-2; dazu bei Atlantisforschung.de: Bernhard Beier, "Spurensuche im Mittelmeerraum: Historische Zoo-Geographie im Einsatz". Siehe auch: Axel Hausmann, "ATLANTIS - Die versunkene Wiege der Kulturen", BoD, 2000; sowie bei Atlantisforschung.de: Derselbe, "ATLANTIS WAR SIZILIEN - Vom Mythos zur Realität"; des Weiteren: Paulino Zamarro, "De Gibraltar a la Atlántida" (e-book, Amazon Media), 2. überarbeitete Ausgabe, 2011.
  2. Red. Anmerkung: Bereits der große muslimische Gelehrte al-Biruni (973-1048) hatte uralte Überlieferungen von brackigem (salzigem) Land erwähnt, das einst zwischen Ägypten und Konstantinopel gelegen habe; der sagenhafte Verweis auf eine vormalige Austrocknung des mediterranen Beckens, die dem vermuteten Dammbruch bei Gibraltar vorausgegangen sein muss. Siehe: Tony O’Connell, "Al-Biruni (m)", 16. Nov. 2009, bei Atlantipdia.ie (abgerufen: 16. Feb. 2016)
  3. Siehe: Alexander Braghine, "The Shadow of Atlantis", (orig.: Dutton, New York, 1940), The Aquarian Press, UK, 1980, S. 140

Bild-Quelle:

1) Links und rechts: Tony O’Connell, op. cit.