Alexander Marshack

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Foto von Alexander Marshack (1918-2004) aus dem Jahr 1972

(red) Alexander Marshack (Abb. 1) (* 4. April 1918 – ✝ 20. Dezember 2004) war ean unabhängiger US-amerikanischer Gelehrter, Journalist und Experte auf dem Gebiet der paläolithischen Archäologie. Durch seine Arbeit trug er in nicht geringem Maße dazu bei, das lange vorherrschende Bild vom vermeinlich 'primitiven Steinzeitmenschen' zu korrigieren.

In der Bronx gebroren, erwarb Marshack am City College of New York seinen Bachelor-Grad im Fach Journalismus. Danach arbeitete er zunächst als Autor und Produzent von Rundfunk- und Fernseh-Sendungen. [1] Später begann er eine langjährige Tätigkeit für das Magazin Life. Obwohl er nicht promoviert hatte, wurde Marshack 1963 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Peabody Museum of Archaeology and Ethnology der Harvard University. Dies verdankte er nicht zuletzt der Unterstützung durch Hallam L. Movius, der ihm den Zugang zu staatlichen und universitären archäologischen Sammlungen ermöglichte, die ihm ansonsten verschlossen geblieben wären. [2]

Größere öffentliche Bekanntheit erlangte Alexander Marshack mit der Veröffentlichung seines Buches "The Roots of Civilization" im Jahr 1971, in dem er u.a. seine postwendend kontrovers diskutierte Teorie vorstellte, dass Kerben und Striche, die auf manchen Knochen-Tafeln aus dem Jungpaläolithikum tatsächlich Notations-Systeme - insbesondere Mondkalender - darstellten. [3]

Unter Verwendung mikroskopischer Analysen und ultraviolettem Licht zeigte Marshack, dass vermeintlich willkürliche oder bedeutungslose Einkerbungen auf Knochen sich zuweilen als strukturierte Zahlenreihen interpretieren lassen. So hypothetisierte er beispielsweise, dass Kerben auf der Knochenplatte aus der Grotte de Thaïs im Süden Frankreichs (die auf etwa 12.000 BP datiert), in Untergruppen von 29 Kerben strukturiert sind. Dies lege nahe, dass sie genutzt wurden, die Zeitdauer zwischen zwei Lunationen zu markieren. [4]

Vor Marshacks Arbeiten hatten sich paläolithische Archäologen bei ihren Studien auf Untersuchungen steinzeitlicher Felskunst beschränkt, wie z.B. die Höhlenmalereien von Lascaux, während sie den abstrakten kerben und Markierungen auf Knochenplatten und anderen Objekten, die an entsprechenden Fundstätten entdeckt wurden, wenig Aufmerksamkeit schenkten. Nicht wenige Fachwissenschaftler hätten diese Praxis offenbar gerne 'ungestört' von neuen Erkenntnissen fortgesetzt, und Marshacks Befunde lösten erwartungemäß heftige Kritik aus. So wurde ihm vorgeworfen, er habe viele Artefakte "überinterpretiert" und numerische sowie kalendarische Muster gesehen, wo es gar keine gebe. [5] Ihn gänzlich zu widerlegen, ist augenscheinlich keinem seiner Kritiker gelungen, aber es kann kaum verwundern, dass seine revolutionären Erkenntnisse später weitgehend 'unter den Teppich gekehrt' wurden - und im deutschsprachigen Raum fast nur InsiderInnen bekannt sind.

Nach einem Schlaganfall im Jahr 2003 verschlechterte sich Alexander Marshaks Gesundheitszustand zusehends. Er verstarb im Dezember 2004 an Herzversagen.


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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma Alexander Marshak bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand. 10. April 2015). Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Weiterbearbeitung durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Quelle: Jennifer Bayot, "Alexander Marshack, 86; Studied Stone Age Innovations", 28. Dezember 2004, bei: International New York Times (abgerufen: 11. April 2015)
  2. Siehe: Times Online (2005-01-22), "Obituary: Alexander Marshack", The Times (London)
  3. Siehe: A. Marshack, "The Roots of Civilization: the Cognitive Beginning of Man’s First Art, Symbol and Notation", New York (McGraw-Hill), 1972
  4. Siehe: A. Marshack, "The Taï[s] plaque and calendrical notation in the Upper Paleolithic", in: Cambridge Archaeological Journal 1:25-61, 1991; sowie: Jennifer Bayot, op. cit. (2004)
  5. Siehe: Judy Robinson 1992. "Not counting on Marshack: a reassessment of the work of Alexander Marshack on notation in the Upper Palaeolithic", in: Journal of Mediterranean Studies 2(1): 1-16, 1992

Bild-Quelle:

  • Robert J. Trotter, "New Lines: Science News in Science Fields. Tracing the Roots of Civilization." (Rezension der Erstausgabe von "The Roots of Civilization"), in: Science News 101 (1972), 8: 124-126; nach: Richard D. Flavin, "Straight Lines: Selected Reviews", bei Flavin's Corner (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)