Alfred Franke

Forscher- und Autorenpotrait

Abb. 1 Alfred Franke

(red) Alfred Franke (* 14. März 1906 – † 16. November 1992) Alfred Franke stammt aus Annaberg im Erzgebirge und studierte in Leipzig Zoologie, Botanik und Leibesübungen. Seine Referendarzeit verbrachte er in Zschopau und Annaberg. Nach einigen Jahren der Aushilfstätigkeit wurde Alfred Franke 1940 Assessor in Crossen (Oder), um von hier aus 1943 in den Wehrdienst einzurücken. Nach der russischen Gefangenschaft verschlug es ihn 1950 nach Remscheid, zunächst zwei Jahre ans Röntgen-Gymnasium und 1953 an die Leibniz-Schule. Hier avancierte er bis zum Studiendirektor.[1]

Tony O’Connell verweist auf Frankes Untersuchung "Atlantis, Wahn oder Wirklichkeit" [2], "eine Besprechung der vier primären Atlantistheorien seiner Zeit; Südspanien, Nordafrika, Minoer-Hypothese sowie [die zu] Helgoland, welche er favorisierte. Franke gab an, dass Plato [den Begriff] 'Atlantis' so benutzte, wie wir es mit 'Rom' tun, um (a) die Stadt, (b) das Reich, oder (c) den kulturellen Einflussbereich zu bezeichnen." [3]

Abb. 2 In seiner erst 1978 veröffentlichten Abhandlung verglich Alfred Franke vier Atlantis -Theorien, welche zu seiner Zeit im universitären Bezirk als 'diskutabel' galten.

Mehr über den Inhalt von A. Frankes Abhandlung erfahren wir in einem Essay von Eva Kemper, in welchem es heißt: "Alfred Franke setzt sich in seinem 1978 erschienenem Buch 'Atlantis - Wahn oder Wirklichkeit' in einem stark textbezogenen Ansatz mit den gängigsten Theorien auseinander. Zur Untermauerung der historischen Korrektheit von Platons Bericht vergleicht Franke die in den Dialogen Timaios und Kritias überlieferten Beschreibungen der Stadt Ur-Athen mit den sie bestätigenden Ergebnissen neuzeitlicher Ausgrabungen auf der Akropolis. Auch die Kämpfe Ägyptens unter Ramses III. an mehreren Fronten, im Timaios-Dialog zusammengefasst, werden als Beleg einer weitgehend korrekten Berichterstattung herangezogen. [4]

Mit stetem Blick auf Platons Texte macht sich Franke dann auf die Suche nach Atlantis, wobei er unterscheidet zwischen Atlantis als großem >Kultur- oder Sakralbereich< einerseits und dem Zentrum dieses Reiches, der Insel mit dem Königspalast, andererseits. Durch diese Unterscheidung löst er den Konflikt zwischen der von Platon angegebenen Größe des atlantischen Reiches (>größer als Asien und Libyen zusammen<) und der Behauptung, Atlantis sei in einer Nacht und einem Tag untergegangen.

Über die geographische Lage von Atlantis gab und gibt es unterschiedlichste Theorien; Franke untersucht in seinem Buch die vier Theorien, die >aus geologischen oder historischen Gründen allein in Frage kommen.< [5] Die ersten drei Theorien - Guadalquivir, Nordafrika oder der minoische Kulturkreis als Heimat von Atlantis - ordnet Franke als nicht haltbar ein. Einzelne Punkte widerlegt er durch Platons Berichte und durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse und kritisiert die Bereitschaft der Autoren, ihren Theorien widersprechende Stellen aus Platons Dialogen als erfunden oder ungenau zu bezeichnen. [6]

Abb. 3 Den platonischen Atlantisbericht legte A. Franke weitgehent fundamentalistisch aus.

Besonders ausführlich widmet sich der Autor der von Jürgen Spanuth in den 50er Jahren aufgestellten Theorie, Atlantis habe in der Nordsee bei Helgoland gelegen. Der Pfarrer Spanuth, wissenschaftlicher Laie [sic!; d. Red.], wurde von der akademischen Gemeinde heftig angegriffen [7], doch konnten seine Behauptungen nicht stichhaltig widerlegt werden. Als Unterstützung für die Helgoland-These führt Franke archäologische Funde an, die den Norden Europas als Ursprungsort der >Großen Wanderung< belegen. Am Meeresgrund nahe Helgoland sollen Reste von Ringwällen gefunden worden sein [8], Spanuth erwähnt das Vorkommen von Bernstein und führt nicht zuletzt eine Reihe historischer Sturmfluten an, die im letzten Jahrtausend große Schäden verursachten." [9] [10]

Franke schrieb außerdem einen Artikel mit dem Titel Fragen zur Schlacht im Teutoburger Wald.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. recherchiert von G. Bischoff am 17.4.2021
  2. Siehe: Alfred Franke, "Atlantis, Wahn oder Wirklichkeit: vier Atlantis-Theorien auf dem Prüfstand der Wissenschaft", Mannus-Bibliothek, 1978
  3. Quelle: Tony O’Connell, "Franke, Alfred (N)", 2. Juli 2013, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 26. Mai 2016; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Siehe: Alfred Franke, op cit. (1878), S. 10ff.
  5. Siehe: ebd., S. 31
  6. Red. Anmerkung: Bezeichnender Weise taten auch Franke und Spanuth, an den der Philologe sich anlehnte, nichts anderes mit ihrer Revision der Zeitangaben Platons im Atlantisbericht.
  7. Red. Anmerkung: Diese Behauptung - ob sie nun von Franke oder Kemper stammt - ist schlichtweg unzutreffend. Spanuth wurde damals (in den 1950ern) keineswegs "von der akademischen Gemeinde" attackiert, sondern von einer höchst überschaubaren Gruppe von Wissenschaftlern unter Wortführung des Kieler Geologen Karl Gripp (Siehe: "Jürgen Spanuths Gegner im 'Atlantisstreit' des Jahres 1953 - Eine kurze Übersicht nach Dr. Rainer W. Kühne"). Andere Wissenschaftler stellten sich hinter Spanuth - und die übergroße Mehrheit in der scientific community bzw. der Fachwissenschaftler bezog in dieser Kontroverse in keiner Weise Position.
  8. Red. Anmerkung: vergl. dazu Bernhard Beier, "Spanuths 'Steingrund'-Expeditionen und die Diskussion ihrer Ergebnisse"
  9. Siehe: Alfred Franke, op cit., S. 61; "Januar 1362: Große Mandränke. Die nordfriesische Stadt Rungholt geht unter. An der dänischen Nordseeküste verschwinden 30 Kirchspiele in den Fluten. Zwischen Skagen und Flandern soll es angeblich 100 000 Tote gegeben haben."
  10. Quelle: Eva Kemper, "Atlantis in der deutschen Literatur" (S. 16-17), als PDF-Datei online bei Mythos-Magazin.de (abgerufen: 26. Mai 2016)

Bild-Quellen:

1) PRAVDA TV, unter: "Versunkene Hochkulturen: Atlantis und Lemuria – Legenden und Mythen (Videos)"
2) CULTURA CLASICA - biografias - Platon (nicht mehr online) / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
3) Alfred Franke (Quelle: "Schularchiv des Leibniz-Gymnasiums und seiner Vorgängerschulen".) Mit bestem Danke an G. Bischoff)