Athanasius Kircher (Teil 2)

Historisches Forscher- und Autorenportrait (Fortsetzung)

von unserem Gatautor Dr. Martin Freksa

Abb. 1 A. Kirchers Darstellung des Erdinneren aus seinem Werk Mundus subterraneus (1678)

Am meisten interessierte sich Kircher allerdings dafür, was im Zentralbereichs des Atlantiks einstmals vor sich gegangen sein könnte.

Er berichtet zunächst, daß im Sommer 1638 - von Seeleuten beobachtet - in der Nähe der Azoreninsel St. Michaelis durch einen Erdstoß Steine bis in Bergeshöhe hochgeschleudert worden seien und sich in einem beträchtlichen Umkreis ein Schwefelgeruch verbreitet habe, und daß dabei auch eine Insel entstand, die später wieder verschwand. Im Unterschied zu solch einem Verschwinden einer Insel würde er im Falle von Atlantis aber annehmen, daß in der Endzeit dieser riesigen Insel aber irgendein anderes Übel der Natur (aliud naturae malum) die Wurzeln der Insel dermaßen ausgehöhlt habe, daß ein Erdstoß ihren Zusammenstoß ausgelöst haben könnte.

Kircher geht hier also von einer unbekannten Naturursache aus,die im Verein mit einem bekannten Phänomen des mittleren Atlantik - einer Eruption - zu dem Untergang von Atlantis geführt haben könnte.

In der Frage der Zeit dieser Katastrophe geht Kircher erst einmal von Platon aus; mehrfach sagt Kircher, daß nach Platon ein Zeitraum von Jahrtausenden in Betracht kommt (annorum 9000 intervallo - es geht hierbei um das im 6. Kapitel des Buches schon ausführlich diskutierte, wichtige Übersetzungsdetail: Kircher hat hierbei dir gleiche Lesart, zu der ich unabhängig von ihm durch Überprüfung des Originaltextes von Platon gekommen bin). Im übrigen denkt Kircher im Zusammenhang mitder Atlantis-Katastrophe an die Große Flut (diluvium), deren Zeit er durch die von ihm wiedergegebenen Generationen-Zahlen der Bibel ganz grob abschätzen kann, die er aber nicht näher bestimmt. Am Schluß seines ersten einschlägigen Werkes (für den Papst) entschuldigt sich Kircher für die Schwäche seines Geistes, die nur die vorgelegten Erkenntnisse zugelassen habe.


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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Martin Freksa (©) wurde seinem Buch Das verlorene Atlantis (Abb. 2) entnommen (S. 111-116), das 1999 in 2. Ausgabe bei Zweitausendeins in Frakfurt, Main publiziert wurde. Die Wiederveröffentlichung des Textes bei Atlantisforschung.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

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