Atlantis

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Begriffsklärung

Die erste bekannte Erwäh- nung des Begriffs 'Atlantis' findet sich in den 'Histori- en' des Herodot. Abbil- dung: R. Cedric Leonard

Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff Atlantis (Άτλαντὶς / Átlantìs) bedeutet wörtlich: „Zum Atlas gehörend“, „dem Atlas zuzurechnen“, oder sinngemäß auch: 'Tochter des Atlas', bzw. im Deutschen - als Adjektiv - 'Atlantisch'. Sein Genus (grammatisches Geschlecht) ist femininum (weibl.) (+1), der Plural (Mehrzahl) lautet: Atlantiden. (+2)

Die früheste bekannte Verwendung des Begriffs findet sich bei dem hellenischen Autor Herodot (* 490/480 v. Chr.; † um 425 v. Chr.), der ihn in seiner Abhandlung 'Klio' (Historien, Buch I, 202), im Zusammenhang mit dem Ausdruck θάλασσα (thálassa = Meer) als geographischen Terminus zur Bezeichnung des Meeres außerhalb der Säulen des Herakles - Ἀτλαντἰς θάλασσα (Átlantìs thálassa = Das Meer des Atlas, Atlantische See) - verwendet.

Der Athener Staatsphilosoph Platon (* 428/427 v. Chr. - † 348/347 v. Chr.) verwendet den Begriff Atlantis dann, wenige Jahrzehnte später, in seinen Dialogen Timaios und Kritias in Verbindung mit dem Wort νῆσος (nē̂sos = Insel) zur Bezeichnung einer, von ihm beschriebenen, vorzeitlichen Insel im Atlantik (Άτλαντὶς νῆσος / Átlantìs nē̂sos = „Insel in dem zum Atlas gehörigen Meer“).

Auch spätere graecoromanische (+4) Autoren der Antike verwendeten die Bezeichnung Atlantis mit eben dieser Wortbedeutung, wobei ihre Atlantiden offensichtlich nicht mit dem platonischen Atlantis identisch waren. So findet sich der Begriff z.B. bei [ Appolonius von Rhodos] (in seiner 'Argonautica') und bei Plinius dem Älteren als Bezeichnung für eine Insel vor der afrikanischen Atlantikküste. (+5)

Atlantis ist also KEIN Eigenname der von Platon erwähnten Insel, wie zumeist fälschlich angenommen wird (+3), sondern lediglich eine Bezeichnung für (bewohnte) Atlantikinseln, deren Namen den antiken Autoren nicht mehr bekannt waren. (+6)


Anmerkungen und Quellen

(+1) Anmerkung: Die z.B. bei Wiktionary – Das freie Wörterbuch (Stand: April 2009) zu findende Behauptung, das grammatische Geschlecht des Wortes Atlantis sei Neutrum ist unrichtig. Vergl. z.B.: Der neue Brockhaus, Allbuch in fünf Bänden und einem Atlas; Dritte völlig neu bearbeitete Auflage, Erster Band – A bis D (Stichwort >Atlantis<, S. 134), F.A. Brockhaus, Wiesbaden, 1958.

Darüber hinaus belegt die gesamte deutschsprachige Literatur der Neuzeit zum Thema Atlantis das weibliche [ Genus] des Begriffs. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de etwa: Besprechung zur deutschsprachigen Ausgabe der „Briefe über Amerika“ des Conte Carli (1785) aus: Neue Leipziger gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1785'; und: Eine Spur der versunkenen Atlantis aus: 'Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 128, Dienstag, 29. Mai 1821'; sowie: Pauly´s Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft (1866) Herausgeber: Dr. Wilh. Sigm. Teuffel.

Dass heute (etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts) fast nur noch in der esoterischen Literatur von „der Atlantis“ gesprochen wird, ändert nichts am grammatischen Geschlecht des Begriffs.


(+2) Anmerkung: Die häufig vorzufindende Annahme, es gäbe für diesen Begriff keinen Plural – etwa bei Wiktionary - Das freie Wörterbuch (Stand: April 2009) - ist unzutreffend, wenn man ihn (wie dort) in der Bedeutung 'Atlantikinsel' verwendet. Vergl. dort dazu das Stichwort ''Atlantis'

(+3) Anmerkung: Auch dieser Irrtum wird bei Wiktionary - Das freie Wörterbuch (Stand: April 2009) perpetuiert.

(+4) Anmerkung: GRAECOROMANISCH = Dem griechisch-römischen Kulturkreis der Antike zuzuordnen.

(+5) Anmerkung: Andere antike Autoren verwendeten die Begriffe Atlantis und Atlantiden in seiner mythologischen Bedeutung („Tochter/ Töchter des Atlas“). So etwa der frühe griechische Historiker Hellanicus von Lesbos in seinem Traktat >Atlantis<, in dem er sich mit den mythischen Atlantiden befasste. Wieder andere äußerten sich über – vermutete oder tatsächliche – Atlantikinseln, ohne diesen Begriff zu verwenden (etwa: ).

(+6) Anmerkung: Eine Ausnahme macht hier Theopompos von Chio s ( lat.: 'Theopompus'; Kurzform 'Theopomp'). In einem von Claudius Aelianus überlieferten Text-Fragment beschreibt Theopompos die, namentlich Meropa genannte, Atlantide (Atlantikinsel) und ihre Bewohner.