Atlantis: Vom Mythos zur Realität

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Abb. 1 David Winder:
Mysterien der Bronzezeit: Von Atlantis bis Troja. Über die großen Sagen und deren einzig richtige Deutung. Daisendorf 2020

Über Atlantis und seine Lokalisierung haben bereits Albert Herrmann und Ulrich Hofmann viel Richtiges und Wahres gesagt. Geht man diese Thematik einmal nur mit der reinen Vernunft an, ohne irgendwelchen esoterischen Spinnereien Raum zu geben, so kann man nur zu einer realistischen Schlussfolgerung kommen: Atlantis lag in Nordafrika!

Nur am Tritonsee haben wir zu suchen, nur hier werden wir fündig, wie denn schon die Erdkarte der Urbibel, die Weltkarte der Hebräer eindringlich vermuten lässt. Von hier zogen sie dereinst aus, um vor der unbarmherzigen Sonne und der immer weiter voranschreitenden Sahara zu fliehen, in der Hoffnung, im Osten eine neue Heimat zu finden. Leider hat Platon selbst den vielen Spinnereien durch eine irrige Zeitangabe, mancherlei Vorschub geleistet. Auch die Erwähnung der Säulen des Herakles und deren falsche Ortung haben viel Unheil gestiftet. Dass man an seiner Geschichte so manchen Zweifel hegen würde, war dem großen Genius wohl auch selbst klar, weshalb er denn auch in seinem Werke wiederkehrend betont, all dies sei wahr und keine Erfindung. Der Verfasser hat den außergewöhnlichsten Manne seiner Zeit beim Worte genommen und kann nach eigener Nachforschung diesem letztlich aus gutem Gewissen nur uneingeschränkt zustimmen. Im Timaios heißt es nun:

»Späterhin aber entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und da versank während eines schlimmen Tages und einer schlimmen Nacht das ganze streitbare Geschlecht bei euch scharenweise unter der Erde; und ebenso verschwand die Insel Atlantis, indem sie im Meere unterging.«

Nach dem großen Kriege, dem typhonischen Sturme (Seevölker), existierte das Zeitalter der Heroen (1200–1050 v. Chr.) wie Hesiod es bezeichnete, noch gut 150 Jahre weiter, was auch durch die Odyssee bewiesen werden kann, ehe um 1050 v. Chr. die allgewaltige Flut, die Sintflut, all dem eine bitteres Ende bereitete und Atlantis mitsamt den Erinnerungen der Menschen versank.

Was einst die Wiege der Zivilisation, ist nun nicht mehr als Schlamm und Wüstensand. »Deshalb ist auch die dortige See jetzt unfahrbar und undurchforschbar, weil der sehr hoch aufgehäufte Schlamm im Wege ist, welchen die Insel durch ihr Untersinken hervorbrachte.« (Timaios)

Dass es sich hierbei nur um das Chott el Djerid handeln kann, sollte nun jedem endgültig klargeworden sein.

Der Untergang von Atlantis war also um 1050 v. Chr.

Ohne Solons Bericht und Platons Niederschrift wären wohl alle Erinnerungen an diese einstige Hochkultur, für immer verloren unter dem Sande der Sahara. Doch gibt es noch eine weitere Quelle, ebenso unscheinbar wie herausragend, welche – bisher von den Gelehrten gänzlich unberücksichtigt – faszinierende Einblicke in die Struktur dieses vergessenen Staates gibt. Die Rede ist hierbei von den Historien des großen Herodot. (»Das Land Ägypten und seine Geschichte«) seiner umfangreichen Schrift beschreibt der Größte aller Historiker nun in groben Zügen den Aufstieg und Untergang des ägyptischen Staates. Am Anfang (II, 99–101) stehen kolossale Gründertaten. Dann (II, 102–141) folgt eine lange Phase der Erneuerung, in der auch die größte Expansion der Herrschaft nach außen erreicht wird. Doch machen sich nach und nach immer deutlichere Symptome von Frevel und Gewaltherrschaft bemerkbar, die zuletzt zum unübersehbaren Zeichen der Schwäche führen: zum Niedergang. Was sich bei Herodot liest wie eine Beschreibung über den Aufstieg und Zusammenbruch des Römischen Reiches, beschreibt in Wirklichkeit nicht die Geschichte des Pharaonenreiches am Roten Meer, sondern ist, wenn auch von Seiten des griechischen Schreibers durchaus unbewusst intendiert, eine Geschichte des atlantischen Reiches. Bis heute ist es für die hiesigen Ägyptologen ein unergründliches Rätsel, warum sich Herodot in seiner Aufzählung in derart viele, scheinbar unüberbrückbare Widersprüche verstrickte, warum seine Erläuterungen mit den heutigen Erkenntnissen unvereinbar sind. Wenn also nun Herodot von einem sagenhaften Min, (Menes) einem unvergleichlichen Sesostris oder einem tyrannischen Cheops spricht, dann sind damit nicht etwa die Pharaonen am Nil gemeint, sondern in Wirklichkeit jene Herrscher am Tritonsee. Einen Pharao namens Menes, welcher das Reich am Nil gegründet haben soll, hat es nachweislich nie gegeben. Der erste Herrscher des geeinten Reiches war Narmer, die Einigung selbst vollbrachte Skorpion II. Ebenso sind auch alle anderen von Herodot angegebenen Regierenden mit den heutigen Erkenntnissen über das altägyptische Reich schlichtweg unvereinbar. Egal wie sehr man sich auch dreht und wendet, eine fruchtbare Symbiose mit der Wissenschaft erscheint schlichtweg aussichtslos. Erst wenn man einmal vollendet erkannt hat, dass Herodot, wenn auch gänzlich unbewusst, nicht etwa von Ägypten, sondern geradezu von Atlantis spricht, werden die bis dahin so unüberbrückbaren Widersprüche sogleich aufgehoben. Für die ältere Geschichte (99–141) beruft sich der griechische Historiker einzig auf das Zeugnis priesterlicher Autorität, während er bei seinen später folgenden Ausführungen (147–182) auf ein breiteres Quellenspektrum zurückgreifen kann. Beide Abschnitte sind nun streng voneinander zu scheiden, da beide gänzlich unterschiedliche Staaten beschreiben. Erst mit der »Saitenzeit« (147) bewegt sich Herodot auf den Spuren der Alten Ägypter, und so ist es denn durchaus kein Zufall, dass seine in diesem Abschnitt getätigten Aussagen sogleich mit den wissenschaftlichen Normen wieder übereinstimmen. Wenn er aber zuvor von Königen wie Min, Moiris oder Sesostris schreibt, dann wandelt er unbemerkt auf den kaum noch sichtbaren Hinterlassenschaften des untergegangenen atlantischen Reiches, der Forschung aufgrund der offenbaren Unstimmigkeiten ewige Kopfschmerzen bereitend.

Abb. 2 li. Cover von Dr. Albert Hermanns Buch Die Erdkarte der Urbibel.
re. Die dem Buch entnommene Erdkarte (Bildzitat)

Wie konnte nun aber diese folgenschwere Verirrung überhaupt erst entstehen und dabei derart lange unbemerkt bleiben? Die Antwort hierauf ist im Grunde so naheliegend wie aufschlussreich. Es ist bekannt, dass die Griechen von jeher annahmen, all ihre Gebräuche, Lehren und überhaupt ihr ganzes Wissen von der Welt sei von den alten Ägyptern entlehnt. Wie später die Römer glaubten zu wissen, alles von den Griechen erhalten zu haben, so sahen die Griechen wiederum im Lande am Nil ihren ursprünglichen Quelle der Weisheit. In Ägypten sah man den ältesten Kulturdrift, von wo aus einst die Überlieferungen zu den Griechen und von dort schließlich zu den Römern gelangten. Herodot gelangte zu derselben Einsicht. So schreibt er: »Und auch dies haben die Ägypter herausgefunden: welchem Gott jeder Tag und Monat zugehört, und was einem, wenn man an dem und dem Tag geboren ist, begegnen wird und wie man enden wird, und was für einer man sein wird. Auch davon haben die Hellenen, die sich mit dem Dichten befassten, Gebrauch gemacht.« (Historien II, 82,1)

Überhaupt hätten die Ägypter weit mehr Vorzeichen der Götter registriert als alle anderen. (II, 82,2)

Herodot weiter: »Auch die Kunst, aus Opfern zu weissagen, ist aus Ägypten gekommen.« (II, 57,3)

So sollen denn sogar noch Prozessionen und Opferfeste ebenso von dort ihren Ursprung herhaben. (II,58)

Ägypten galt als Kulturmittelpunkt, als eigentliche Wiege der Menschheit. Auch wenn es unbestreitbar ist, dass die Griechen ehemals von den Ägyptern entlehnten, so hätten die antiken Gelehrten wohl nie zu träumen gewagt, dass Kemet durchaus nicht als ältester Übermittler gesehen werden darf, wo doch in Nordafrika am Tritonsee der eigentliche Ursprung zu finden ist. Hier lag die älteste Hochkultur der Weltgeschichte, hier haben wir den einstigen Mittelpunkt aller Sagen und Mythen zu suchen, nur hier werden wir fündig. Das Inselreich Atlantis ist der herausragende Quell aller Überlieferungen, und die Ägypter sind ebenso wie die Griechen und Römer durchaus nur Empfänger dieser aus Atlantis stammenden Lehren. Aus Atlantis kamen die Anschauungen nach Ägypten, von dort nach Griechenland und späterhin nach Rom.

Atlantis – Ägypten – Griechenland – Rom

So und nicht anders ist es gewesen. Im Laufe von Jahrtausenden wanderten diese Menschen immer weiter gen Osten, um der sich immer weiter ausbreitenden Sahara zu entkommen, ihre Überlieferungen als wie Anschauungen stets mit sich tragend. Sie brachten ihre Namen und Gründungsmythen mit in die neue Heimat, und dort wurden diese schließlich übernommen. So kam es zu simplen Namensversetzungen, wie am Beispiele der Städte Memphis oder Theben nur allzu deutlich erkennbar ist. Als der Phönizier Kadmos einst aus seiner Heimatstadt Theben (Nordafrika) aufbrach, um seine entführte Schwester heimzuholen, da kam er nach langer Irrfahrt schließlich nach Böotien, wo er sogleich die Stadt Theben gründete, dem Namen seiner einstigen Heimatstadt gemäß. Die ursprüngliche Stadt Theben lag in Nordafrika am Tritonsee und blieb Homer in Erinnerung, als das sagenhafte »Hunderttorige Theben«, welches von einer einzigartigen Schönheit gewesen sein muss. Späterhin übertrugen Auswanderer wie Kadmos diesen Namen auf Städte in Ägypten respektive Griechenland, je nachdem, wohin sie ihre Reise auch immer verschlug. Auch die Stadt Memphis war zuerst am tritonischen See, ehe wiederum Auswanderer die Bezeichnung der Stadt mitsamt der legendenumwobenen Gründungsgeschichte nach Ägypten exportierten. Wenn also in den alten Überlieferungen von dem Fluss Neilos (Nil) die Rede ist, dann ist hiermit zumeist der Tritonsee in Nordafrika gemeint und nicht etwa der 6800 Kilometer lange Fluss in Afrika. Auch die Erwähnung »Ägyptens« in alten Mythen bezieht sich in den allermeisten Fällen auf das Reich Atlantis in Nordafrika und nicht auf den Staat am Roten Meer.

Aigyptos, der Sohn des Belos, entspringt der Sage nach dem Geschlechte der Libya. Bei der Libya sind wir aber in Libyen und damit wieder am Tritonsee. Die Ägypter selbst nannten ihr Land denn auch »Kemet« oder »Ta meri«, was mit »geliebtes Land« übersetzt wird. Der hebräische Ausdruck für das Land am Roten Meere lautet »Mizraim«. Auch der Begriff des Nil, war ihnen im Grunde fremd. Sie selbst nannten ihre lebensspendende Ader nur »großer Fluss« bzw. »Strom«. Der Terminus »Nil« bürgerte sich erst durch das griechische »Neilos« ein. Natürlich kann man hierbei den antiken Gelehrten schwerlich einen ernsten Vorwurf machen, war doch bereits zu ihrer Wirkungsepoche von dem einstigen Großreiche in Nordafrika nicht viel mehr übriggeblieben als Schlamm und Wüstensand. Kein Wunder also, dass man in der Antike rein der Logik nach geradezu denken musste, dass Kemet der Urgrund allen Wissens sei. Es ist nun aber an der Zeit, diesen unheilvollen Bann zu brechen und der historischen Wahrheit endgültig gerecht zu werden. Dass einstmals am tritonischen See ge-legene Inselreich Atlantis ist nicht nur die erste Hochkultur, sondern auch der entscheidende Kulturmittelpunkt der Menschheitsgeschichte. Hier war ein unvergleichlicher Kulturdrift, welcher von Ägypten bis nach Rom seine Spuren legte und trotz seines endlichen Niedergangs in den Sagen und Mythen der alten Zeit ewiglich fortbesteht. Mit dieser neuen Einsicht kann sogleich eine grobe Chronik des atlantischen Reiches erstellt werden

Abb. 3 Der Tritonis-See - Lag hier Atlantis?

Zur besseren Verständlichkeit wird der Verfasser bei der Erwähnung Ägyptens oder des Nils fortan stets in Klammern die eigentliche Begrifflichkeit angeben. So kann denn nun mit der Hilfe des Herodot, eine einigermaßen genaue Historie des atlantischen Staates durchaus erstellt werden, welche uns faszinierende Einblicke in dieses längst vergessene Reich gewährt. Min (Menes) war demnach der Gründungsvater des atlantischen Reiches. Herodot erklärt: »Min, der erste König von Ägypten, [Atlantis] hat, wie die Priester erzählen, den Nil [Triton] abgedämmt und die Stadt Memphis gegründet.«

Man denke hierbei an die mythologische Erzählung des Epaphos, welcher die Memphis, die Tochter des Neilos (Triton) heiratete und als König von Ägypten (Atlantis) schließlich die Stadt Memphis nach seiner Gemahlin benannte. Das Paar hatte zwei Töchter: Lysianassa und Libya. Bei der Libya sind wir aber in Libyen und damit wieder am tritonischen See! Epaphos selbst wurde am Nil geboren, doch ist damit eben der Tritonsee gemeint, das Meer Atel der hebräischen Weltkarte und eben nicht der große Fluss Kemets.

Herodot fährt fort: »Auf ihn [Min] folgten 330 Könige, deren Namen mir die Priester aus einem Buche vorlasen. Unter allen diesen Königsgeschlechtern fanden sich 18 Könige, die Aithiopier waren, und eine einzige Frau ägyptischer [libyscher] Abstammung. Alle anderen waren Männer und Ägypter [Libyer]. Die Königin hieß wie jene babylonische Königin [1].« 

Wann Menes Atlantis gründete, kann nicht mit absoluter Sicherheit festgelegt werden, als späteste Datierung kann jedoch 3000 v. Chr. angesehen werden. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass die Gründung bereits einige Zeit vorher vollzogen wurde, womöglich schon in der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. Im Laufe der Zeit trifft die Titanomachie sowie die Gigantomachie auch das atlantische Reich mit voller Wucht, weshalb denn auch die ägyptischen Priester einen gewaltigen Zeitsprung vollführen und Herodot nicht allzu viel zu erzählen weiß. Eine Ausnahme bildet erst wieder Moiris, der »keine 900 Jahre« vor Herodots Besuch in Ägypten lebte (II, 13) und die nach Norden gerichtete Vorhalle des Hephaistosheiligtums als sein Andenken hinterlassen und einen See gegraben hat …« (II, 101).

Herodot weilte um 450 v. Chr. in Ägypten, was eine Regierungsansetzung des Moiris auf 1350 v. Chr. bedeuten würde. Mit dieser Angabe befindet sich der König inmitten des Bronzenen Zeitalters (1680–1050 v. Chr.) Unter dem Nachfolger dieses Herrschers, dem legendären Eroberer Sesostris, scheint das atlantische Reich eine nie dagewesen Blüte und Ausdehnung erreicht zu haben. Da sein Sohn und Nachfolger Pheron wiederum einen Nachfolger namens Proteus hatte, welcher mit dem Trojanischen Kriege (ca. 1200 v. Chr.) in Verbindung gebracht wird, so muss der großartige Sesostris irgendwann zwischen 1350 und 1200 v. Chr. geherrscht haben. Von Moiris bis Proteus vergehen nahezu 150 Jahre, wie denn von Proteus bis Sethos noch einmal so viele. Sethos ist der letzte Herrscher dieses sagenhaften Reiches, der noch Erwähnung findet, ehe der Vorhang fällt. Es scheint tatsächlich so, als ob dieser Mann der letzte Regierende dieses einst so mächtigen Reiches gewesen wäre, bevor die Sintflut um 1050 v. Chr. beinahe alle Erinnerungen für immer unter dem Sande der Sahara verschwinden ließ. Am Roten Meere aber blieb das geistige Vermächtnis lebendig, und hier sollten später Solon und Herodot aus priesterlichem Munde jene Kunde vernehmen, welche uns heute neben den mythologischen Überlieferungen einzig noch erhalten ist: die Kunde vom großartigsten aller Reiche, dem Inselreich Atlantis.

Das atlantische Reich war zweifellos der große Kulturmittelpunkt der alten Welt. In Nordafrika gelegen, genauer am Tritonsee, war dieser Ort der eigentliche Exponent aller kulturellen Entwicklung. Es bleibt nun noch die Frage offen, wo der eigentliche Ausgangspunkt dieser Entwicklung war. Ein verlässlicher Gewährsmann, welcher bei der Beantwortung dieser Frage unentbehrlich ist, ist der griechische Geschichtsschreiber Diodor. So berichtet dieser von einem Geschlechte der Amazonen, welches lange Zeit vor dem Trojanischen Kriege gelebt und unter der Königin Myrina bedeutende Kriegstaten vollbracht habe. Diese sollen eine Insel im tritonischen See bewohnt haben, die Hespera genannt wurde, weil sie weit gegen Westen, in der Nähe des die Welt umfließenden Oceanus liegt. Der See wiederum hat seinen Namen von dem Fluss Triton, der in denselben fällt. Die Amazonen sollen schließlich die gesamte Insel erobert haben, bis auf eine Stadt namens Menes, die als heilig galt und von den äthiopischen Ichthyophagen bewohnt war. Bei ihrem Feldzug sollen sie dabei als erstes die Atlanter unterworfen haben.

Abb. 4 Der Chott el Djerid war wahrscheinlich der Tritonsee - war er einst ein Binnenmeer?

Was Diodor über diese sehr große, weit im Westen liegende Insel Hespera sagt, passt nun durchaus nicht auf die Verhältnisse in Südtunesien und den dortigen Tritonsee. Überdies soll diese Insel noch vulkanische Aktivität aufgewiesen haben. Es darf kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass die Insel Hespera, von welcher einst schon der große Held Herakles die »Goldenen Äpfel der Hesperiden« entwendete und auf der Zeus seine Hochzeit mit Hera feierte, mit dem in der Westsahara (Marokko) gelegenen Herne (Ad-Dakhla) identisch ist. Es ist dies der gleiche Ort, von dem schon die Seefahrer Hanno und Skylax berichteten: eine Insel, keine 12 Tagereisen (Segelschiff) von den Säulen des Herakles (Gibraltar) entfernt. Und hier wurde denn auch der Sage nach der legendäre Odysseus von der Hesperide Kalypso sieben lange Jahre festgehalten, ehe dieser die Rückreise angetreten hat. Menelaos wurde durch einen Sturm auf seiner Rückreise nach dem Trojanischen Kriege ebenfalls dorthin getrieben, wo er sogleich Zeuge des unermesslichen Reichtums dieser Insel und seiner Bewohner wurde. Es gab also einen Triton im äußersten Westen Afrikas und einen weiteren im Süden Tunesiens. Als die Atlanter aus ihrer einstigen Heimat (Hespera) immer weiter nach Osten wanderten, da nahmen sie ihre Anschauungen und Begriffe mit sich und übertrugen diese auf jene Orte, wo sie auch immer angelangten. So verschob sich schließlich die Bezeichnung Tritonsee von West nach Ost, von Hespera nach Südtunesien. Der Schlüssel liegt bei den Namensversetzungen. Die Namen begleiteten sie.

Martin Vogel (Libyen III) schreibt hierzu:

»Eben wegen der Namensversetzungen ist beim frühesten Zeitpunkt und im äußersten Westen: bei den Atlantiden jener Insel anzusetzen, (Diod. III 53, 4) die wegen ihrer westlichen Lage den Namen Hespera erhielt. Im Tritonischen See gelegen, ist sie nicht weit vom Ozean entfernt: Der See selbst ist nicht weit von Äthiopien entfernt und auch nahe dem Gebirge am Ozean, dem größten dieses Landstriches, das nach dem Ozean abfällt. Von den Griechen wird es Atlas genannt.« Von jenem Tritonissee, einem Strandsee in vulkanischer Zone, heißt es dann (III 55, 3), dass dessen Teile in der Nähe des Ozeans von ihm abgerissen wurden, sodass dieser erste Tritonissee völlig verschwand: seine an den Okeanos stoßenden Ufer wurden auseinandergerissen.« 

Nach Diodor waren für diese Naturkatastrophe gewaltige Feuerausbrüche (Vulkan) verantwortlich, welche schließlich in ein finales Erdbeben mündeten. Der Hinweis auf vermehrte vulkanische Aktivität ist für die Lokalisierung dieser versunkenen Insel von großer Bedeutung, wie denn auch schon Martin Vogel vollendet erkannte:

»In Frage kommt einzig und allein das Mündungsgebiet des Ued Seguia (Sakiet el-Hamra); denn es liegt, wie der Text es erfordert, nicht weit von Ausläufern des Atlasgebierges und nur 100 km von dem einzigen jungvulkanischen Gebiet Nordafrikas, den Kanarischen Inseln, entfernt. Zugleich ist es weithin die einzige Stelle, an der aus dem Altertum ein Strandsee mit Inseln nachweisbar ist.« (Libyen III)

Wer den Untergang überlebte, zog nach Osten. Doch erhielt sich dieser einstige Kulturausgangspunkt in den mythologischen Überlieferungen als der Ort, wo alles begann und zugleich auch alles endete. Hier fanden späterhin die entrückten Heroen ihren ewigen Frieden, hier, im Elysion, in den Gärten der Hesperiden, auf der Insel der Seligen, verbrachten sie ein unsterbliches Leben frei von Kummer und Mühsal. Wo die Dinge ihren Anfang genommen, dort mussten diese auch zugrunde gehen.

Im äußersten Westen war der kulturelle Urknall der Menschheit, hier verortet Diodor eine alte Stadt mit dem Namen »Menes«, welche von äthiopischen Ichthyophagen (Hamiten) bewohnt wurde und als heilig galt. Menes aber war der Gründervater des atlantischen Reiches, und so nimmt es durchaus nicht wundert, dass seine Stadt als heilig galt. Diese welthistorische Gründung hat sich bis heute in den Überlieferungen erhalten, durch den sagenhaften Menes, der als »der erste König« schlechthin bezeichnet wurde.

Am Anfang jedoch war Nordafrika, die Insel Hespera am tritonischen See. Nicht weit vom Atlasgebirge entfernt gelegen, von einzigartiger Schönheit und Reichtum, gesegnet mit immerwährendem Frühling. Für Platon (Kritias) war der Titan Atlas »der erste König« auf seiner Insel Atlantis. Und Ovid sang voller Inbrunst: »Atlas hauste daselbst, des Iapetus Sohn, der die Menschen Alle an riesigem Wuchs übertraf; er beherrschte am Erdenrande das Land und das Meer, das die Fläche den schnaubenden Rossen Sols hinbreitet und Ruhe gewährt dem ermüdeten Wagen. Tausend Herden von Schafen und tausend von Rindern durchschweiften Ihm die Wiesen, und keinerlei Nachbarschaft engte sein Land ein. Hier erhob sich ein Baum; erglänzend von funkelndem Golde, Deckte das Laub Gezweige von Gold und goldene Äpfel.« (met. IV 631ff)

Chronologie nach David Winder:

3000–2193 v. Chr.: Goldenes Zeitalter
2193 v. Chr.: Titanomachie (1. Kataklysmus)
2190–1680 v. Chr.: Silbernes Zeitalter
1680 v. Chr.: Gigantomachie (2. Kataklysmus)/Ogygische Flut
1680–1050 v. Chr.: Bronzenes Zeitalter
1648 v. Chr.: Hyksos/Hebräer (Josef) in Ägypten
1550 v. Chr.: Vertreibung der Hyksos
1491 v. Chr.: Kekrops I. in Athen
1438 v. Chr.: Deukalionische Flut
1428 v. Chr.: Kadmos in Theben (Böotien)
1425 v. Chr.: Kilix/Phoinix in Kilikien/Phönizien
1420 v. Chr.: Danaosin Griechenland
1405 v. Chr.: Dardanische Flut
1304 v. Chr.: Ramses II. wird Pharao
1299 v. Chr.: Schlacht bei Kadesch
1283 v. Chr.: Ägyptisch-Hethitischer Friedensvertrag
1276 v. Chr.: Fehlernten in Athen
1268 v. Chr.: Sikeler in Sizilien
1240 v. Chr.: Theseus in Athen
1236 v. Chr.: Amazonen in Attika
1233 v. Chr.: Libyerkrieg (Merenptah)
1231 v. Chr.: Sieben gegen Theben
1221 v. Chr.: Zug der Epigonen/Zerstörung von Theben
1203 v. Chr.: Ramses III. wird Pharao
1200–1050 v. Chr.: Zeitalter der Heroen
1198-1188 v. Chr.: Troja/Typhon/Seevölker/Exodus
1188–1178 v. Chr.: Irrfahrt des Odysseus 1050 v. Chr.: Sintflut (3. Kataklysmus)/Untergang von Atlantis
1050–800 v. Chr.: Dunkle Jahrhunderte (Antike)
1050 v. Chr.: Akastos wird erster Archon von Athen
1041 v. Chr.: Beginn der Ionischen Wanderung
916 v. Chr.: Lebenszeit des Dichters Hesiod
886 v. Chr.: Lebenszeit des Dichters Homer


Bildquellen

Abb. 1: Amazon.de
Abb. 2: Amazon.de/Bildzitat; Collage: rmh
Abb. 3: Bild-Archiv Tony O’Connell (Atlantipedia.ie)
Abb. 4: Laurens(Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Chott el Jerid.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)


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