Atlantis - Heimat, Reich und Schicksal der Germanen (1982) - Einleitung

von Jürgen Spanuth

Abb. 1 Das Front-Cover von Jürgen Spanuths Werk "Atlantis - Heimat, Reich und Schicksal der Germanen", Otto Zeller Verlag, 1982 (Nachdruck von 1965)

Der Atlantisbericht, von dem in diesem Buche die Rede sein wird, enthält das älteste historische Problem des Abendlandes. Dieser Bericht wurde im Jahre 540 v.Chr., also vor mehr als 2500 Jahren, durch den griechischen Staatsmann SOLON von Athen (640-559 v.Chr.) aus Ägypten nach Griechenland gebracht. Seit jener Zeit haben die in ihm geschilderten Schicksale die Menschen immer wieder ergriffen und zu den verschiedensten Darstellungen und Deutungen Anlaß gegeben.

Der Atlantisbericht SOLONS von Athen enthält aber auch das wohl umstrittenste, uns aus dem Altertum überlieferte historische Problem. Jedenfalls kennen wir kein anderes Problem aus dem Altertum, um das so heftig und häufig auch erbittert gestritten worden ist, wie das "Rätsel Atlantis".

Nach CERAM [1] sollen über das Thema Atlantis "rund 20000 Bände", nach BRAGHINE [2] sogar über 25000 Werke geschrieben worden sein. BESSMERTNY [3] meint: "Mit der Erzählung von Atlantis wurde ein Stein ins Rollen gebracht, der eine ungeheure Lawine von Meinungen ausgelöst hat."

Das Atlantisproblem erscheint deshalb auch als das undankbarste Thema, mit dem man sich als wissenschaftlicher Forscher befassen kann. Hinzukommt, daß es im Hinblick auf die vielen Bücher, die in allen Kultursprachen der Welt zu seiner Lösung geschrieben wurden, völlig ausgeschöpft zu sein scheint. Auch haben wiederholt angesehene Gelehrte das Atlantisproblem für endgültig und abschließend gelöst erklärt, so daß darüber nichts Neues mehr gesagt werden könnte. Wieder andere halten sogar alle Arbeiten zur Lösung dieses Rätsels von vornherein für Narrenwerk, ja haben sie als "Beiträge zur Geschichte der menschlichen Torheit" bezeichnet.

So kann es nicht ausbleiben, daß zwangsläufig neben einer ganzen Reihe von ernstzunehmenden Forchern sich auch viele Phantasten und "Atlantomanen", ja sogar Schwindler und Betrüger und "vor keinem Unsinn zurückschreckende Etymomanen" dieses Themas bemächtigt und nicht selten kaum faßbaren Unsinn über die Atlantisfrage von sich gegeben haben. Allzu leicht gerät deshalb, wer das Thema Atlantis erneut aufgreift, in Gefahr, in die Reihe jener zweifelhaften Elemente eingegliedert zu werden.

Abb. 2 Jürgen Spanuth (1907-1998)

Um dieses "Rätsel Atlantis" ist schließlich auch mit den denkbar schmutzigsten Mitteln, ja sogar mit Rufmord, Fälschungen und Unterstellungen gekämpft worden. Das Ziel dabei war, dieses Problem, das für ein neues Geschichtsbild so bedeutsam ist, von jeder weiteren Erforschung auszuschließen. Noch als verhältnismäßig harmlos kann in dieser Richtung der Versuch eines Franzosen gelten, der im August 1929 in einem Saal der Sorbonne zu Paris, in dem ein Vortrag über Atlantis gehalten wurde, mehrere Tränengasbomben warf, um den Vortragenden zum Schweigen zu bringen.

So muß in der Tat Atlantis als das älteste, umstrittenste, gefährlichste und offensichtlich auch undankbarste Thema gelten, das uns aus dem Altertum überliefert wurde.

Angesichts dieser Sachlage ist es keineswegs verwunderlich, daß sich methodisch geschulte Forscher von dieser Frage zurückgezogen und das Feld den Phantasten und Atlantomanen überlassen haben. Doch ist das um so bedauerlicher, als es sich hier um ein Thema handelt, das zu den ergiebigsten und interessantesten Forschungsfragen der alten Geschichte und Geographie gehört und uns in die Lage versetzt, das über einer der rätselhaftesten und folgenschwersten Epochen der abendländischen Geschichte liegende Dunkel ins volle Licht des geschichtlichen Geschehens zu rücken.

In gewisser Hinsicht ist der Atlantisbericht mit jener verborgenen Grabkammer TUT-ANCH-AMUNS im "Tal der Könige" vergleichbar. In diesem Tal haben Jahrhunderte lang zahlreiche Fachkenner Meter für Meter durchforscht. Schließlich bestand keine Hoffnung mehr, hier noch etwas Neues und Unbekanntes entdecken zu können. Als dann eines Tages ein Lord CARNAVON erneut zu sichen begann, wurde er ausgelacht und seine Grabungen gerade auch von gewissen Fachwissenschaftlern von vorneherein als unsinniges Unterfangen bezeichnet. Schien es doch in der Tat keine aussichtslosere und undankbarere Arbeit zu geben. Als abrt dann Lord CARNAVON unter dem so oft durchwühlten Schutt und Gröll schließlich doch den Eingang zum Grabe TUT-ANCH-AMUNS fand, war damit von heute auf morgen der Zugang zu einer Schatzkammer mit ungeahnten Reichtümern freigelegt, die ungeahnte Einblicke in die Lebensverhältnisse und Schicksale ägyptischer Könige, die vor mehr als dreitausend Jahren gelebt haben, zuließen.

Abb. 3 Der Philosoph Platon (428/427 - 348/347 v. Chr.): "Man muß die Wahrheit mit ganzer Seele suchen!"

Ähnliches gilt für die Erforschung der Atlantisfrage. Der Schutt vieler Mißverständnisse, Torheiten und Phantastereien, das tote Gestein vorschneller Urteile und öder Skepsis, die Trümmer falscher Datierungen und Identifizierungen, die sich über diesem Bericht in mehr als zweienhalb Jahrtausenden angesammelt haben, überdecken die Schatzkammer dieses Berichtes in einem Maße, daß jeder den Spott insbesondere gewisser Fachleute herausfordert, der sich mit dem Atlantisproblem erneut befasst.

Gelingt es nun aber, unter dem aufgetürmten Schutt der bisherigen Lösungsversuche den Zugang zu einem sachgemäßen Verständnis des Atlantisberichtes zu finden, so öffnet sich auch hier der Weg in eine Schatzkammer, die uns neue geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse und Einblicke in Lebensweise, Glauben, Denken, Kämpfen, kurz in Lebensart und Schicksale unserer Vorfahren, die vor mehr als dreitausend Jahren gelebt haben, gewährt. Zugleich erhalten wir durch die Auffindung des bisher verborgenen Zuganges zu dieser Schatzkammer des Atlantisberichtes Kunde von einer der erschütterndsten Epochen der Weltgeschichte. Es ist in der Tat jene Epoche, in der "die alte Welt gestürzt und die Grundlagen für eine neue Welt geschaffen wurden" [4].

Den einzigen Zugang zu der Schatzkammer des Atlantisberichtes öffnet die zutreffende Datierung der in ihm geschilderten Ereignisse. Diesen Zugang sollen die ersten Kapitel freilegen. Ist erst einmal dieser Zugang zu Atlantisbericht gefunden, dann geht es uns ähnlich wie Lord CARNAVON, als er den Zugang zum Grabe TUT-ANCH-AMUNS gefunden hatte: Wir werden von selbst weitergeführt und entdecken immer wieder neue Schätze, erhalten Antworten auf bisher unlösbare Fragen und bekommen vor allem einen Begriff von einer der wichtigsten Epochen der abendländischen Kultur, "die bisher in rätselhaftes Dunkel gehüllt war und jedem Versuch des Begreifens widerstritt" [5]. Dann entsteht ein Geschlecht vor unseren Augen, von dem bisher nur Grabhügel und weitverbreitete Funde kündeten, das aber die furchtbarsten Katastrophen und schwersten Schicksale erlitten hat. Von diesen Katastrophen wird im zweiten Kapitel die Rede sein.

Die Große Wanderung der Atlanter, die durch diese Katastrophen ausgelöst wurde und die diese Völker duch ganz Europa bis an die Grenzen Ägyptens führte, wird im dritten Kapitel besprochen werden. Sodann wird in einem weiteren Kapitel dargelegt, was der große Dichter des Altertums, HOMER, von diesem Volk und der hohen Blüte seiner Kultur in der Zeit vor den Katastrophen gesungen und was uns die Sage, diese oft so treue Bewahrerin alter Geschichte, überliefert hat.

Die 1953 erschienenen Auflagen des Buches "Das enträtselte Atlantis" enthielten den Geleitwunsch: "Möge diese Arbei die Fachgelehrten der einzelnen Wissenschaftsgebiete ermuntern, sich erneut mit dem bisher so gemiedenen Atlantisbericht zu befassen, dann wird er sicherlich noch manche Schätze preisgeben und manche bisher unlösbaren Probleme der alten Geschichte lösen helfen." Viele Fachgelehrte sind dieser Aufforderung gefolgt. Ein umfangreicher Briefwechsel zwischen ihnen und dem Verfasser fand statt und zahlreiche Veröffentlichungen über das Thema Atlantis erschienen, die in dem nun vorliegenden Buch verwertet wurden. Leider hat es aber auch einen Kleinen Kreis von Hochschullehrern und ihren Assistenten gegeben, der in den Jahren 1952/53 mit überaus fragwürdigen und wissenschaftswidrigen, ja terrorartigen Methoden die vorgelegten Forschungsergebnisse zu bestreiten suchte. [6] Da diese als laute Gegenpropaganda erkennbaren Behauptungen des Hochschullehrer- und Assistentenkreises um den Kieler Geologen GRIPP in der Öffentlichkeit bekannt geworden sind, das gänzliche Scheitern seiner Aktion und die schließliche Zurücknahme aller seiner Behauptungen aber viel weniger, muß in gebotener Kürze leider auch auf diese Behauptungen im Anmerkungsteil eingegangen werden. Der Leser wird sich dann selbst ein Urteil bilden können, welchen Wert oder Unwert die in diesem Buch vorgelegten Forschungsergebnisse und die polemischen Widerlegungsversuche haben.

Auch dieses Werk soll der Erforschung der historischen Wahrheit dienen, getreu dem Worte PLATONS, dem wir die schriftliche Überlieferung des Atlantisberichtes verdanken: "Man muß die Wahrheit mit ganzer Seele suchen!"



Jürgen Spanuth, "Atlantis -Heimat, Reich und Schicksal der Germanen" (1982) - online frei abrufbar bei Archive.org


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Jürgen Spanuth (1907-1998) wurde seinem Buch "Atlantis - Heimat, Reich und Schicksal der Germanen" entnommen, das 1982 im Otto Zeller Verlag, Osnabrück, als Nachdruck der Erstausgabe von 1965 erschienen ist. Zitiert wird der Text hier zu Studien- und Forschungszwecken nach der frei abrufbaren (opensource) Online-Version des Buches bei Internet Archive. Redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: C. W. CERAM, "Götter, Gräber und Gelehrte", Stuttgart, 1949, S. 6
  2. Siehe: A. BRAGHINE, "Atlantis", Stuttgart, 1939, S. 6
  3. Siehe: A. BESSMERTNY, "Das Atlantisrätsel", Leipzig, 1932, S. 165
  4. Quelle: O. PARET, "Das neue Bild der Vorgeschichte", Stuttgart 1948, S. 144
  5. 5 Quelle: L. CURTIUS, "Die antike Kunst", Potsdam 1925, Bd. 2, 2
  6. Red. Anmerkung: Siehe dazu ausführlich bei Atlantisforschung.de: "Die Geschichte der Aktion »Gripp contra Atlantis«" (von Pastor Jürgen Spanuth, editiert von Bernhard Beier)

Bild-Quellen:

1) Otto Zeller Verlag / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) Bild-Archive Günter Bischoff und Atlantisforschung.de
3) Tomisti (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Platon-2.jpg