Atlantis in Indonesien - News (Mai 2013)

Sundaland-Hypothese findet weiteren Unterstützer

Abb. 1 Der Großraum des weitgehend überfluteten Subkontinents Sundaland

(red) Die Hypothese, Platons Atlantis habe einst auf dem am Ende der jüngsten Eiszeit weitgehend überfluteten, südostasiatischen Subkontinent Sundaland (Abb. 1), im Gebiet des heutigen Malaiischen Archipels (Indonesien), existiert, ist in den vergangenen Jahren bereits mehrfach vertreten worden. So - um nur die populärsten Anhänger dieser Annahme zu nennen - von dem Briten Stephen Oppenheimer (1998) [1], in etwa um die Jahrtausendwende von dem US-Amerikaner William Lauritzen [2], von Sunil Prasannan (GB) [3] und wenig später (in Buchform 2005 [4]) von dem Brasilianer Arysio Nunes dos Santos. 2011 legten auch die beiden indonesischen Autoren Ahmad Y. Samantho und Oman Abdurahman ein Buch zum Thema 'Atlantis in Indonesien' vor. [5]

Nun hat sich, wie die Jakarta Post aktuell meldet, auch ein indonesischer Wissenschaftler diese Annahme zu eigen gemacht. Gemeint ist der Geologe Danny Hilman Natawidjaja vom Bandung Institute of Technology (ITB), der in seinem kürzlich erschienen Buch "Penemuan Atlantis Nusantara" (The Discovery of Atlantis in the Archipelago) ebenfalls konstatiert, "dass die Bedingungen im prähistorischen Indonesien mit der Beschreibung übereinstimmen, die von Platon in den klassischen Dialogen über Atlantis, Timaios und Kritias, geliefert wurde, was dieses Land zur perfekten Örtlichkeit für den verschollenen Kontinent macht." [6]

Man muss kein Genie sein, um genau zu bestimmen, wo Atlantis lag", meint Hilman Natawidjaja, der insbesondere die mediterranen Lokalisierungsversuche zurückweist, da die entsprechenden Kandidaten, wie er in seinem Buch betont, "einschließlich des minoischen Kreta, Zypern etc. nicht zur Beschreibung der Örtlichkeit in Platons Dialog passen”. Sundaland dagegen stimme "100-prozentig mit der Beschreibung von Atlantis im Timaios und Kritias überein. Sundaland war vor 11.600 Jahren eine beträchtliche Halbinsel, die den asiatischen Kontinent erweiterte. Alle Charakteristika [von Atlantis], einschließlich Tieren, Pflanzungen und natürlichen mineralischen Ressourcen, die im Kritias beschrieben werden, sind exakt die selben wie jene des Sundalands". [7]

Abb. 2 Die megalithische Fundstätte von Gunung Padang, ca. 60 Kilometer südwwestlich von Cianjur, West-Java. Diese Struktur, die womöglich älter ist als die Pyramiden Ägyptens, wird als ein Indiz für die vormalige Existenz einer Ur-Kultur auf Sundaland betrachtet.
(Foto: Kompas/Andrean Kristianto, nach Jakarta Post; zur Vergrößerung bitte das Bild anklicken!)

Die Reaktionen aus der scientific community fallen bisher erwartungsgemäß zurückhaltend aus. So erklärt der Archäologe Daud Aris Tanudirjo von der Gadjah Mada University (UGM) in Yogyakarta gegenüber der Jakarta Post, es sei verfrüht zur Schlussfolgerung zu kommen, Atlantis sei einst Teil des prähistorischen Indonesien gewesen. "Weitere Forschung ist notwendig. Was bisher vorliegt, sind lediglich Interpretationen eines alten Manuskripts, welche von Person zu Person differieren können." [8] Und er fügt hinzu: “Auch Forscher im Mittelmeer-Raum haben die selbe Basis genutzt, um zu behaupten, dass Atlantis Teil ihrer Region gewesen sei. [sic!; d. Red.] Wir müssen vorsichtig sein, weil die Ähnlichkeit von Beschreibungen in einem Manuskript mit Ereignissen oder Gegebenheiten des realen Lebens nicht immer bedeutet, dass es akkurat eine bestimmte Örtlichkeit beschreibt." [9]

Zudem stellt der Archäologe - der offenbar über keinerlei Kenntnis der voausgegangenen Studien zu 'Sundaland-Atlantis' verfügt - die Validität von Danny Hilmans Annahmen infrage, da jener offenbar nur eine Übersetzung von Platons Dialogen verwendet hat. [10] So wirft Tanudirjo die Frage auf: “Hatte er [ - Danny Hilman - ] die Kompetenz, das originale Manuskript [11] zu lesen oder zu verstehen, das in latinisiertem Griechisch niedergerschrieben wurde? Manchmal kann eine Übersetzung eine gewisse einseitige Neigung aufweisen." [12]

Natürlich hat Tanudirjo Recht, wenn er auf die Problematik qualitativer und interpretativer Unterschiede diverser Platon-Übersetzungen hinweist; aus eben diesem Grund arbeiten versierte Atlantisforscher/innen, die des Altgriechischen nicht mächtig sind, grundsätzlich parallel mit einer ganzen Reihe verschiedener Übersetzungen (wenn möglich sogar in verschiedene moderne Sprachen). Sollte Danny Hilman dies unterlassen haben, wären entsprechende Vorbehalte durchaus berechtigt. Auch stellt sich die Frage, ob der Geologe in seinem Buch mit neuen Argumenten aufwarten kann, die über das hinausgehen, was von den eingangs erwähnten Autoren bereits vorgebracht wurde, um die Sundaland-Hypothese zu untermauern. Aus der hier zitierten Meldung der indonesischen Zeitung geht jedenfalls nichts hervor, was dies nahelegt. Eine nähere Prüfung der argumentativen Qualität von "Penemuan Atlantis Nusantara" wird wohl leider erst dann möglich sein, wenn dieses Buch auch auf Englisch erscheinen sollte. Aus atlantologischer Sicht beizupflichten ist Danny Hilman Natawidjaja jedenfalls, wenn er darin, laut Jakarta Post, betont: "Die Erzählung über Atlantis in Platons Dialog[en] baisiert auf Fakten, nicht auf Fiktion."


Anmerkungen und Quellen

Einzelverweise:

  1. Siehe: Stephen Oppenheimer, "Eden in the East: the Drowned Continent of Southeast Asia", London (Phoenix paperback, 1999 (1998); siehe auch die englischsprachige Besprechung des Buches: Koenraad Elst, An Atlantis in the Indian Ocean (Review of Stephen Oppenheimer's Eden in the East) (abgerufen: 30. Mai 2013)
  2. Siehe bei Atlantisforschung.de: William Lauritzen, "Atlantis: Der verlorene Kontinent"
  3. Siehe: Dr. Sunil Prasannan, Where was Atlantis? Sundaland fits the bill, surely! (abgerufen: 31.05.2013)
  4. Siehe: 'Arysio Nunes dos Santos, "Atlantis - The Lost Continent Finally Found", Lynnwood, WA (USA), 2005
  5. Siehe: Ahmad Y. Samantho & Oman Abdurahman, "Peradaban Atlantis Nusantara: berbagai penemuan spektakuler yang makin meyakinkan keberadaannya", Ufuk Press, 2011, 540 Seiten
  6. Quelle: Hans David Tampubolon, "RI was home to Atlantis, says geologist", in: The Jakarta Post, 28. Mai 2013 (Online-Version abgerufen: 30.05.2013; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de) --- Red. Anmerkung: Es muss einmal mehr betont werden, dass Platon in Bezug auf Atlantis an keiner Stelle von einem "Kontinent" gesprochen hat!
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: ebd.
  10. Anmerkung: Bei einem Vortrag anlässlich der Veröffentlichung seines Buches hatte D. Hilman, wie es in der Jakarta Post heißt, erklärt, er habe vor Abfassung seines Manuskripts lediglich eine englischsprachige Version des Atlantisberichts gelesen.
  11. Red. Anmerkung: Was Tanudirjo mit "originale[m] Manuskript" meint, erscheint uns schleierhaft. Platons Original-Manuskripte sind schließlich längst zu Staub zerfallen, und auch bei den heute noch vorhandenen Textfassungen in altgriechischer Sprache handelt es sich lediglich um Transkriptionen von Transkriptionen von Transkriptionen ... Selbst die 'originalen' Texte, die noch Marsilio Ficino (1433-1499) für seine berühmte Gesamtübersetzung von Platons Werken ins Lateinische verwendete, scheinen inzwischen verloren gegangen zu sein.
  12. Quelle: Hans David Tampubolon, "RI was home to Atlantis, says geologist", in: The Jakarta Post, 28. Mai 2013 (Online-Version abgerufen: 30.05.2013; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

(1) Wikimedia Commons, unter: File:Insulinde1.PNG

(2) "RI was home to Atlantis, says geologist", in: The Jakarta Post, 28. Mai 2013