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Faszinierende Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden

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Was Sie erwartet

Ein Blick in den großen Ausstellungraum (zum Vergrößern bitte das Bild anklicken!)

War bereits der Frühmensch Homo erectus ein Seefahrer? Hat Pharao Ramses II. bereits Havanas geraucht? Wie kam der afrikanische Flaschenkürbis bereits in der Steinzeiit nach Mexiko? Sind die Pyramiden der Maya Vorbild für die Ägypter gewesen? Mit diesen und weiteren spannenden Fragen setzt sich die Sonderausstellung "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?" auseinander.

Der Archäologe, Seefahrer und Autor Dr. Dominique Görlitz, bekannt durch seine Experimentalreisen im Mittelmeer und Nordatlantik mit den vorzeitlichen Schilfbooten Abora I bis III, ist einem der ungelösten Rätsel der Archäologie auf der Spur: Standen die Hochkulturen der Alten Welt mit den Ländern der Neuen Welt jenseits des Atlantiks in einem Kulturaustausch?


Ein großes Vorbild

Der norwegische Forscher Thor Heyerdahl (1914 - 2002) Foto: (©) Kon-Tiki Museet

Dominique Görlitz steht in der Tradition des berühmten norwegischen Seefahrthistorikers Thor Heyerdahl (1914-2002), der mit seinen Expeditionsabenteuern nachweisen wollte, dass man bereits in der Vorzeit mit einfachen Flößen aus Holz und Schilf die Weltmeere überqueren konnte. Neben originalen Artefakten von der Osterinsel ist erstmals das Segel des Schilfbootes TIGRIS, mit dem Heyerdahl 1977/1978 auf dem Indischen Ozean segelte, außerhalb Norwegens zu sehen.

Heyerdahls These vom globalen steinzeitlichen Verkehr versucht Görlitz zu bestätigen und sogar auszubauen. Wichtigstes Element ist dabei die Neuinterpretation von prähistorischen Felszeichnungen, die seiner Meinung nach voll steuerbare Segelschiffe zeigen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit hochinteressanten Themen der prähistorischen Seefahrt, Archäologie, Astronomie, Kartographiegeschichte, Anthropologie, Vegetationsgeographie und Materialforschung.


Vom Flaschenkürbis bis zur Pyramide

Völlig neue Hinweise aus der interdisziplinären Forschung liefern weiteren Zündstoff für die Annahme transozeanischer Reisen in der Frühzeit, z.B. 20000 Jahre alte Feuersteinklingen aus Spanien, molekular-biologische Studien an Menschen und Pflanzen, Megalith-Bauwerke, Höhlenmalereien, die Seekarten wiedergeben könnten, frühe Sternbilddarstellungen und amerikanische Pflanzenreste in altägyptischen Gräbern. [1]


Die Anfänge der Seefahrt...

Der Marmorglobus von Gotha

...nehmen eeinen breiten Raum in der Ausstellung ein. Die Urtypen prähistorischer Wasserfahrzeuge werden vorgestellt und es wird anschaulich erklärt, warum das Floß und der Einbaum zu den ältesten Wurzeln des modernen Segelschiffes zählen. Die experimentellen Versuche mit diesenn Bootstypen liefern wichtige Erkenntnisse über die Fahreigenschaften dieser heute weitgehend verschwundenen Seefahrzeuge. Seit 1990 hat Görlitz mit Untersützung der ABORA-Projektgruppe [2] fünf große besegelte und zwei kleine beruderte Schilfboote sowie zwei Einbäume gebaut und auf dem Meer getestet. Einige dieser Nachbauten befinden sich in der Auusstellung.

Der Marmorglobus von Gotha (vermuutlich 1533) weist die bis dahin genaueste Südamerikadarstellung auf (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha). Faszinierend ist eine auf ihm zu findende Schiffsdarstellung, welche alle Merkmale eines frühägyptischen Schiffstyps besitzt. Dabei dürfte eigentlich kein Kartograph des Frühmittelalters über entsprechendes Wissen zu altägyptischem Schiffsbau verfügt haben, das er auf einem Globus hätte verewigen können!


Die ABORA-Expeditionen

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Das Schilfboot ABORA III bei Sonnenaufgang mitten im Nordatlantik (2007)

Die Schau stellt alle großen ABORA-Expeditionen (1999-2007), die wissenschaftlichen Hintergründe und ihre Bedeutung auf großen Schautafeln sowie multimedial vor. [3] 1999 startete die von sächsischen Schülern gebaute ABORA I im zentralen Mittelmeer von Sardinien mit Kurs in Richtung Kanaren. Die dabei gesammelten Erfahrungen führten 2002 zur ABORA II Expedition. Von Alexandria aus überquerte die Crew das Ostmittelmmeer und kreuzte von Zypern zurück zum Ausgangspunkt. Zum ersten mal in der Neuzeit gelang eine Hin- und Rückreise mit einem Schilfboot. Die ABORA II wurde, wie danach auch die ABORA III, am Titikakasee aus bolivianischem Totora-Schilf gebaut

Mit seinem bisher ehrgeizigsten Projekt, der ABORA III, trat Dominique Görlitz 2007 den Versuch an, den bis dahin für Schilfboote unbefahrbar gehaltenen Nordatlantik mit einem Steinzeitsegler zu überqueren. Diese Expedition wurde zu einem der spannendsten Abenteuer seit Thor Heyerdahl. Die größte Herausforderung bestand nicht in der Überwindung der zahllosen Stürme, sondern darin, den Golfstrom mit seinen tückischen Wasserwirbeln in Richtung Europa zu folgen. Zu den Exponaten der Ausstellung gehört u.a. auch das Segel der ABORA III: Die fünf großen Flicken darauf zeugen vom Kampf mit den Naturgewalten.


Ausblicke in neue Projekte

Präsentiiert wird bei "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?" auch der sechs Meter lange Schilfsegler DILMUN IV, der 2008 nach dem Vorbild alter prä-ägyptischer Felsmalereien konstruiert und von Aymara-Indianern in Bolivien gebaut wurde. Es ist sozusagen der Vorläufer der geplanten ABORA IV, mit der Görlitz und seine internationale Crew im zweiten Anlauf den Nordatlantik von New York aus erfolgreich überqueren will. Dieses einmalige Expeditionsabenteuer soll den experimentellen Beweis erbringen, dass man bereits in der Steinzeit über hochseetaugliche Schiffe verfügte und schon damals in beide Richtungen transatlantische Kontakte stattgefunden haben, auch ohne GPS, Seekarten und Motorunterstützung.


Übersicht zum Terminplan der Ausstellung

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Anmerkungen und Quellen

Der Text und die Illustrationen dieses Beitrags entsprechen weitgehend (einzelne, geringfügige Modifikationen durch Atlantisforschung.de) dem offiziellen Informations-Folder zur Ausstellung "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?". Das Portrait-Foto von Thor Heyerdahl wurde der Website 'Thor Heyerdahl 1914-2002' des norwegischen Kon-Tiki Museums entnommen.

Einzelhinweise:

  1. Red. Anmerkung: Siehe zu letztgenannten Funden bei Atlantisforschung.de auch: "Das Koks der Pharaonen - oder: was Forensik mit Atlantisforschung zu tun hat" (bb)
  2. Anmerkung: Die ABORA-Projektgruppe unter Leitung von Dr. Dominique Görlitz arbeitet seit vielen Jahren im Bereich der Kulturforschung und Experimentellen Archäologie. Dabei geht es durchaus nicht nur um Seefahrtsgeschichte und Archäologie, sondern um viele interdisziplinäre Forschungsgebiete aus den Natur- und Geisteswissenschaften. Der Verein für Experimentelle Archäologie und Forschung Chemnitz e.V. unterhält Forschungskooperationen zu nationalen sowie internationalen Instituten und Museen. Diese haben Exponate, Artefakte und das Forschungsequipment bereit gestellt, das sowohl auf den Schautafeln als auch in den Vitrinen der Ausstellung "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?" zu besichtigen ist.
  3. Anmerkung: So läuft in der Ausstellung z.B. der Dokumentarfilm "Die ABORA-Saga", der alle diese Expeditionen präsentiert. Ein Highligt des Films ist die Sturmfahrt der ABORA III auf dem Atlantik.