Australische Felsenkunst erzählt die Legende von den Sieben Schwestern – Die Plejaden als Ur-Mythos der Menschheit
(rmh) Der offene Sternhaufen Plejaden fasziniert die Menschheit von jeher, steht doch schon in der Bibel die Ansprache Gottes an Hiob: "Knüpfst Du die Bänder des Siebengestirns, oder löst Du die Fesseln des Orion? Kannst Du die Tierkreisbilder hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den Großen Bären leiten samt seinen Jungen?" (Hi 38,31)
Als "Siebengestirn" werden die Plejaden bezeichnet, weil sieben ihrer Sterne besonders hell leuchten. Interessanterweise sind die Plejaden auch als "Atlantiden" bzw. "Atlantiaden" oder eben unter dem Begriff "Sieben Schwestern" bekannt.
Auch Andreas Müller beschäftigte sich auf seinem Blog Grenzwissenschaft-aktuell mehrmals mit diesem faszinierenden Thema, zuletzt am 27.09.2023. Hier spricht er über eine neue Studie über den Felsüberhang von Mara Wonga, eine bedeutende Felskunststätte der Aborigines in der Nähe von Barcaldine im australischen Queensland, das zu den mit prähistorischen Felszeichnungen meist verzierten Sandsteinfelsens Australiens zählt. In der neue Studien offenbart eine neue Bestandsaufnahme dieser Felsenkunst zahlreiche neue Erkenntnisse über die Alltags- und Vorstellungswelten der Menschen, von denen sie einst erschaffen wurden. U. a. finden sich hier Darstellungen von Schlangen, mythologischen Menschenwesen, die nicht selten mit mehr als fünf Zehen dargestellt wurden sowie Phallusabbildungen. Wie Müller erklärt, erzählt der Fels auch den Urmythos über das Siebengestirn bzw. die Plejaden oder eben von den Sieben Schwestern.
Die Studie, um die es geht, wurde im Fachjournal Australian Archaeology (DOI: 10.1080/03122417.2022.2084666) veröffentlicht. Autoren sind das Team von Professor Paul Tacon und Dr. Andrea Jalandoni von der Griffith University in der australischen Stadt Gold Coast und dem Australian Research Centre for Human Evolution. Tacon et. al. berichten, dass Mara Wonga auf 160 Metern Länge zahlreiche Motive und Geschichten der lokalen indigenen Ureinwohner abbildet.
Die Wissenschaftler erklären, dass hier über 15.000 einzelne Felsenkunstwerke, Petroglyphen, d. h. Felsritzungen oder Reliefs sowie Felsmalereien zu sehen sind. In der Hauptsache stellen sie Tierspuren, Pfade, Linien, Kerben oder Bohrlöcher dar, doch es finden sich auch elf Abbildungen menschlicher Hände.
Besonders auffallend aber: Die Abbildung von sieben großen, sternartigen Formen, deren Mittelpunkt jeweils eine Mulde bildet, die durch große schlangenartige Muster miteinander sowie mit anderen Petroglyphen verbunden sind.
Des Weiteren fanden die Wissenschaftlicher Ansammlungen menschlicher Fußabdruck-Petroglyphen auf dem Boden vor der Wand, von denen einige sechs oder mehr Zehen haben. Tacon dazu:
"Obwohl die unterschiedlichen Gruppen vermutlich zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, verteilen sich zehn dieser Anordnungen von Fußbildern über die gesamte Länge der Bildwand und scheinen in einer bestimmten Abfolge von Süden nach Norden angeordnet zu sein. Zugleich macht diese Anordnung und Abfolge aber vor dem Hintergrund der Traumzeitlegende von den träumenden sieben Schwestern der lokalen Aborigines durchaus Sinn."
Die Wissenschaftler führen in Zusammenarbeit mit heute noch vor Ort lebenden Inigai-Aborigines aus, dass hier genau die Legende von den Sieben Schwestern erzählt wird.
Müller erinnert daran, dass in zahlreichen Kulturen rund um den Globus die Menschen beim Anblick der Plejaden in Verbindung mit dem Sternbild des Orion Legenden von sieben Schwestern erzählten, die von lüsternen Männern bzw. einem liebeshungrigen Mann gejagt werden. Diese Verbindung mit dem Orion geht auch aus der o. g. Bibelstelle hervor. Müller geht so weit, zu sagen, dass es sich bei den Legenden um die Sieben Schwestern um die ältesten Mythen der Menschheit handelt. Dabei beruft er sich auf australische Wissenschaftler um Ray P. Norris von der Western Sydney University und Barnaby R. M. Norris von der University of Sydney, die diese Idee bereits 2021 in einem Fachartikel kundtaten. Die Astronomen erklärten:
"Wir haben uns der Frage gewidmet, warum in wirklich vielen alten Mythen, Sagen und Legenden rund um die Plejaden diese meist mit sieben jungen Mädchen gleichgesetzt werden, die von einem oder mehreren Männern in Form des Sternbilds Orion gejagt werden. Tatsächlich finden sich diese Gemeinsamkeit u. a. in den Erzählungen der australischen Aborigines wie auch ganz ähnlich in der griechischen Mythologie und das, obwohl beide Kulturen nie Kontakt zueinander hatten. […] Die auffallenden Übereinstimmungen (die Plejaden werden mit sieben Mädchen/Jungfrauen, Orion mit einem oder mehreren männlichen Jägern assoziiert, die den Mädchen nachstellen), legt einen gemeinsamen Ursprung der Geschichten nahe, der lange vor dem ersten neuzeitlichen Kontakt zwischen Europäern und den Ureinwohnern Australiens liegen muss."
Dieser letzte Kontakt muss demnach in jener Zeit gesucht werden, als die Vorfahren beider Kulturen vor rund 100.000 Jahren noch gemeinsam den afrikanischen Kontinent bewohnten."
Norris und Norris untersuchten in ihrer Studie auf astronomischen Weg auf die Möglichkeit, ob und wann die Plejaden für die meisten Menschen als tatsächliches "Siebengestirn" am Himmel sichtbar waren. Sie fassten die Möglichkeit ins Auge, dass einer der variablen Sterne schlichtweg an Helligkeit verlor, doch sie betrachteten auch eine andere Möglichkeit: Vielleicht war der Plejaden-Stern Plejone aufgrund der Eigenbewegung vor ungefähr 100.000 Jahren weiter von seinem Nachbarstern Atlas entfernt von heute. Tatsächlich zeigt sich in einer von den Astronomen durchgeführte Simulation, wie sich diese beiden Sterne – sie waren damals im Durchschnitt drei Bogenminuten voneinander entfernt – aufgrund dieses Umstandes am Himmel zwei Sterne und das Sternbild damit auch mit bloßem Auge tatsächlich als Siebengestirn am Himmel stand. Norris und Norris sagen:
"Die Vorfahren der australischen Aborigines verließen den afrikanischen Kontinent vor rund 100.000 Jahren. Archäologische Funde und DNA-Analysen zeigen, dass diese sehr eng mit den Vorfahren der modernen Europäer verwandt waren, die Afrika etwa zur gleichen Zeit verlassen hatten. Vor rund 50.000 Jahren in Australien angekommen, erfuhr die Aborigine-Kultur kaum Brüche, zugleich auch kaum Kontakt zu anderen Kulturen. Zu jenem Zeitpunkt, als die beiden Vorfahren-Gruppen also noch gemeinsam den afrikanischen Kontinent bewohnten, waren die Plejaden also tatsächlich als sieben Sterne sichtbar. Der Umstand, dass beide Kulturen die Plejaden als 'Sieben Schwestern' bezeichnen, lege also nahe, dass entsprechende Geschichten aus eben jener Zeit stammen. Die Sagen um die Sieben Schwestern könnten somit zu den Ur-Erzählungen der Menschheit gehören."
(Müller berichtet dazu ausführlich hier.)
Tacon et. al. vermuten, dass auch Mara Wonga eine eher gewaltsame sexualisierte Jagd des Jägers nach den Sieben Schwestern erzählt …
Mit etwas Fantasie könnte man bei den Männern, die die Sieben Schwestern jagen, fast auf den Gedanken kommen, dass die Nephilim der Bibel (1Mo 6, 1-2,4) ("Und es geschah, als die Menschen begannen, sich zu vermehren auf der Fläche des Erdbodens und ihnen Töchter geboren waren und sich von ihnen nahmen, welche sie wollten (...) In jenen Tagen waren die Riesen [Nephilim] auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen (Kinder) gebaren. Das sind die Helden, die in der Vorzeit waren, die berühmten Männer" es sich um sich um die Abkömmlinge um nicht gewaltsame Besucher von den Plejaden (hier als "Söhne Gottes" bezeichnet), handelte . (S. dazu auch hier) … Allerdings sind die Plejaden mit einem Alter von 20 - 50 Mio. Jahren sehr junge Sterne und die Entstehung von Planeten und Leben braucht seine Zeit (immer vorausgesetzt die Evolutionstheorie stimmt und trifft auch auf extrasolare Planeten zu. Mit noch etwas mehr Phantasie könnte man auf den Gedanken kommen, dass es außerirdische Wesen aus der Gegend des Orion waren, die Menschenfrauen vergewaltigten und mit den "sieben Schwestern" aus der Mythologie gleichzusetzen sind, die letztendlich durch das die den Sternhaufen der Plejaden symbolisiert wurden ...
Quellen
Elberfelder Bibel. Wuppertal 2007
Müller, Andreas: Ur-Mythos Plejaden: Australische Felsenkunst erzählt die Legende von den Sieben Schwestern. 27.09.2023
Bildquellen
Abb. 1: Copyright: Paul Tacon
Abb. 2: NASA
Abb. 3: Foto von Adrian Mag auf Unsplash
Abb. 4: Copyright: Paul Tacon
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Abb. 9: Copyright: Paul Tacon