B. Mackowiak: Atlantis - Nachrichten aus versunkenen Welten (Rezension)

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Abb. 1 Bernhard Mackowiak, Atlantis - Nachrichten aus versunkenen Welten, Franckh-Kosmos, Stuttgart 1997, ISBN 3-440-07310-6, 160 Seiten mit 43 zum Teil farb. Abbildungen

(red) Während die Zahl der zum Themenkomplex 'Atlantis' und 'Atlantisforschung' erschienenen Sachbücher schon lange Legion ist, muss man gerade im deutschsprachigen Raum Publikationen, die als Einstiegsliteratur in diese komplexe Materie geeignet sind, quasi mit der sprichwörtlichen Lupe suchen. Schon aus diesem Grund ist es den Rezensenten ein Bedürfnis, hier - besser spät als nie - etwas ausführlicher auf Bernhard Mackowiaks, 1997 im renommierten Stuttgarter Verlag Franckh-Kosmos erschienenes, schon lange vegriffenes Werk "Atlantis - Nachrichten aus versunkenen Welten" (Abb.1) einzugehen, das zweifellos zu dieser rar gesähten Kategorie gehört.

Dass Mackowiaks Werk - ungeachtet des etwas irreführenden, vom Verlag erdachten Untertitels - im besten Sinn den Charakter eines Lehrbuchs hat, kommt nicht von ungefähr: schließlich war der Autor, bevor er sich dem Journalismus zuwandte, als Gymnasiallehrer tätig; und wäre Atlantisforschung heute ein Schulfach, so hätte sein "Atlantis" gute Chancen, im Unterricht zum Einsatz zu kommen. Dieses Gedankenspiel legt nicht zuletzt die von Mackowiak (Abb. 2) entwickelte, didaktisch durchdachte, auf mehreren Ebenen erfolgende Struktur der Informationsvermittlung in diesem Buch nahe.

Dazu bemerkte bereits im Jahr 2000 ein anderer Rezensent: "Das Buch ist mit vielen Randnotizen ausgestattet, die z. B. Kurzinfos zu bestimmten Theorien, Autoren oder Fachbegriffen gibt. Auch sind fast auf jeder zweiten Seite halbseitige >graue Kästen< eingefügt, in denen bestimmte Dinge etwas ausführlicher erklärt werden. So kann man, wenn man sich mit dem Thema auskennt, die ganzen Randnotizen gut überspringen, kann sich aber auch, wenn man z. B. über Solon, Heinrich Schliemann oder Thor Heyerdahl etwas wissen will, schnell das kleine Kästchen durchlesen. Die Infos sind zwar nicht umfassend, aber für einen kurzen Überblick mehr als ausreichend." [1]

Auch inhaltlich ist Bernhard Mackowiaks "Atlantis" erfreulich professionell konzipiert und umgesetzt. Im ersten Kapitel liefert er zum Verständnis der Entstehung des Atlantisberichts (den er sehr ansprechend, da ohne interpretative Eigenmächtigkeiten, nacherzählt) notwendige Informationen. Zudem widmet er sich der "endlose[n] Kontroverse zwischen Geologen und Historikern, Wahrsagern und Archäologen, Mythologen und Visionären" [2], die den Diskurs um Atlantis traditionell prägt. In der Hauptsache liefert das Buch nachfolgend einen, freilich selektiven Überblick über die neuere Atlantisforschung, insbesondere ihre populären Vertreter aus dem Bereich der 'Atlantiker' - d.h. Atlantis IM oder AM Atlantik und seinen Randmeeren -, etwa die Arbeiten von Ignatius Donnelly, Otto Muck, A. und E. Tollmann sowie Jürgen Spanuth.

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Abb. 2 Bernhard Mackowiak, der Autor von "Atlantis - Nachrichten aus versunkenen Welten"

Weniger bekannte Persönlichkeiten und Vorstellungen finden dagegen nur ausnahmsweise ein wenig Platz in diesem Buch (so etwa Percy Harrison Fawcett und seine Suche nach Relikten von Atlantier-Nachfahren) in den Dschungeln Südamerikas. Mehr oder weniger ausgeblendet wird auch die Atlantisforschung im Bereich der russischen und romanischen Sprachräume und deren wesentliche Literatur. Und natürlch wäre - neben einem weitaus umfassenderen Anmerkungsapparat als dem vorhandenen - auch ein historischer Abriss zur Entwicklung der Atlantologie in ihrem zeit-, kultur- und wissenschaftsgeschichlichen Kontext wünschenswert. Dies alles hätte seinerzeit jedoch nur dann wirklich zufriedenstellend umgesetzt werden können, hätte der Verlag Bernhard Mackowiak reichlich mehr Raum als jene knapp 160 Seiten zugestanden, die er füllen durfte.

Auf Kritik stieß seinerzeit auch, dass Bernhard Mackowiak, dem ja in keiner Weise zu unterstellen ist, dem Lager der Okkultisten oder Esoteriker nahe zu stehen, keine massive Abgrenzung und Kritik gegenüber von ihm vorgestellten Autorinnen und Autoren aus diesem Bezirk (z.B. Helena Blavatsky und Edgar Cayce) vorgenommen zu haben. So bemerkte etwa 1998 sein Journalisten-Kollege Walter Kuhl: "Leider hat er nicht den Mut, den spirituellen Unsinn einiger Atlantologinnen und Atlantologen auch als solchen zu bezeichnen. [...] Ein klarerer Standpunkt wäre sinnvoller gewesen; ich vermute jedoch, daß sein Report nicht gleich alle an Atlantis Interessierte abschrecken sollte." [3]

Zwar hätten sich auch die Rezesenten der hier vorliegeden Buchbesprechung von "Atlantis..." dort umfassendere Erläuterungen zu grundsätzlichen Untrschieden zwischen esoterischer Atlantissuche (bis hin zum Atlantismus) und exoterischer Atlantisforschung (Atlantologie) gewünscht, die auch Kuhl in Unkenntnis der Materie geflissntlich ignoriert; mit fehlendem Mut hat Mackowiaks diesbezügliche Zurückhaltung jedenfalls nichts zu tun. Vielmehr praktiziert er auch den 'Esoterikern' und ihren Ideen gegenüber jene weitgehend wertungs- und bewertungsfeie, deskriptive Darstellungsweise, die sein Buch kennzeichnet und wohltuend von vielen anderen Publikationen zum Atlantis-Komplex unterscheidet. Ganz bewusst überlässt es Mackowiak seinen Leserinnen und Lesern, sich auf Basis des von ihm angebotenen Materials und im Rahmen weiterführender Studien eine eigene, qualifizierte Meinung zum Atlantis-Problem zu bilden - und nicht zuletzt dies verleiht "Atlantis - Nachrichten aus versunkenen Welten" seinen bleibenden Wert.

Somit stimmt es betrüblich, dass angesichts der Entwickung auf dem Büchermarkt wohl kaum mit einer überarbeiteten Neuauflage dieses Werkes zu rechnen ist. Und obwohl Bernhard Mackowiak nach wie vor sehr am Atlantis-Problem sowie an der Suche nach Mitteln und Wegen zu seiner Lösung interessiert ist, wird es von ihm in absehbarer Zeit auch keinen Folgeband (etwa ein: "Atlantis für Fortgeschrittene") geben. Immerhin dürfen wir bei entsprechendem Publikums-Interesse zumindest auf den einen oder anderen Artikel bzw. Vortrag von ihm zu diesem Thema hoffen.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Haramis, "Atlantis / Bernhard Mackowiak - Ein breitgetretenes Thema in neuer Auflage", 02. August 2005 (31. August 2005), bei: Ciao! - Erfahrungsberichte und Preisvergleich (abgerufen: 7. März 2013)
  2. Quelle: Verlagstext, nach: LOVERYBOOKS.de, unter: "Bernhard Mackowiak - Atlantis" (abgerufen: 9. März 2016)
  3. Quelle: Walter Kuhl, "Besprechung: Bernhard Mackowiak, Atlantis. Nachrichten aus versunkenen Welten, Franckh-Kosmos, Stuttgart 1997, ISBN 3-440-07310-6, 160 S., DM 24,80", bei Sendung: Atlantis - Mythos oder Wirklichkeit? (SENDEMANUSKRIPT), Redaktion und Moderation: Walter Kuhl; gesendet auf: Radio Darmstadt, am: Mittwoch, 29. Juli 1998, 19.00–21.00 Uhr (Sendemanuskript abgerufen: 08. Februar 2016)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv