Cart Ruts - Mysteriöse Wagenspuren auf Malta

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von Joseph S. Ellul

Abb. 1 Diese Skizzen zeigen detailliert, wie die spezifischen Muster der Cart Ruts zustande kamen.

Neben ihren Bauten hinterließen die prä-diluvianischen Menschen ein Netzwerk von "Wagenspuren" in der Felsoberfläche Maltas. Ein möglicher Beweis für die Tatsache, daß diese Menschen nicht mehr wahllos umherzogen, sondern bereits einen geplanten Verkehr besaßen. Die Felsspuren sind so angelegt, daß Wagen über sie hinwegfahren konnten.

Sir Temi meinte zu den Spuren: "Die einzig begründbare Erklärung ist, daß die Spuren nicht von, sondern für die Wagen geschaffen wurden. Die Ingenieure der damaligen Zeit bauten ihre Straßen nicht wie die viel späteren Römer in den sie dammartige Straßenoberflächen aus losem Material bauten, sondern sie fertigten Rillen, welche eher den Prinzip der modernen Straßenbahnen folgen."

Viele Leute meinen, daß die Wagenspuren aus der Zeit des römischen Imperiums stammen. Sir Temi meinte hierzu, "in vielen Fällen führen die Spuren im rechten Winkel an den Gräbern oder Brunnen vorbei, nie jedoch durch oder über die Anlagen, daß zeigt zwar nicht, daß sie nicht aus römischen Zeiten sein könnten, aber daß sie in der Antike in Vergessenheit gefallen sind".

Ergänzend dazu muß man noch die Beispiele von der Spuren bei Ghar Hassan nennen, sie grenzen an Hal Far und laufen hinaus ins Riff. Sie liegen heute auf dem Flughafengelände. Der Historiker Bradley erwähnt solche Cart-Ruts auch auf dem Inselchen Filfla, bestätigt wird dies von vielen Fischern. Nahe Hagar Qim existieren viele solcher Spuren, eine von ihnen läuft auch auf Hagar Qim zu. Andere Spuren findet man heute noch auf dem Plateau von Ras il-Pellegrin, in den südwestlichen Klippen von Gnejna Bay. Si führen bis an die Klippen, die ca. 30 m senkrecht zum Meer hin abfallen. Warum sollten die Römer Straßen zu so ungewöhnlichen Plätzen anlegen?

Abb. 2 Bereits in den 30er Jahren entdeckten J.S. Ellul und sein Vater viele gut erhaltene Cart Ruts auf Malta.

Wie Miss Celia Topp meinen viele, daß zu allen und um alle Tempel solche Spuren führen nicht, nur leider ist das Land um die Tempel meist landwirtschaftlich genutzt und so mit einer dünnen Erdschicht versehen. Bis jetzt hat niemand dort unter der Erde nach Spuren gesucht. Alle bekannten Cart-Ruts sind in die Oberflächengesteine geschlagen, aber sie sind schon so stark abgenutzt, daß sie nicht mehr zu Studienzwecken herangezogen werden können.

In den 30er Jahren reinigten meine Vater und ich zwei Spurenpaare, die er entdeckt hatte, um sie Touristen zeigen zu können (Abb. 2 und Abb. 3). Eines jener Paare kann in einem Feld ca. 270 m östlich von Hagar Qim, von Westen nach Norden verlaufend, gefunden werden. Ein weiteres Paar, welches mit zwei anderen eine Kreuzung bildet, liegt auf einer nicht mehr benutzten Straße nach Hagar Qim. Obwohl mein Vater sie freilegte, werden sie heute wieder von Dreck ausgefüllt. Die Cart-Ruts entdeckte mein Vater unter einem von ihm verwalteten Feld. Die Spuren waren mit Erde angefüllt und vollkommen intakt, so daß ich sie gut studieren konnte.

Die Art wie die Spuren wahrscheinlich angelegt wurden entspricht dem System des Trennens der Steinblöcke für den Tempelbau von Hagar Qim, ergo stammen beide, die Tempel und die Spuren, aus derselben Zeit. Zur Charakteristik der Spuren muß man sagen, daß sie nicht immer eine einheitliche Tiefe aufweisen, was sie tun müßten, wären sie durch Wagenräder hervorgerufen. Die Spuren durchziehen aber kleine Unebenheiten und Hügel und es kommt vor, daß sie im Hügel sehr tief eingekerbt sind, neben ihm, um auf gleicher Höhe zu bleiben, aber fast gar nicht in den Boden versenkt wurden (Abb. 1).

Abb. 3 Viele kleine Löcher, die mit Hacken in den Fels gehauen wurden, sogten vermutlich dafür, dass die Zugtiere mehr 'Grip' bekamen und nicht so leicht ausrutschten.

Also sind die Wagenspuren nicht von sondern für Wagen geschaffen worden. Solange die Spuren gerade Strecken entlang führen sind sie sehr eng, kommen sie jedoch an eine Biegung so werden sie sehr weit um ein Verklemmen der Räder zu verhindern. Eine andere Möglichkeit als Transportmittel mit Rädern zu benutzen existiert nicht in Verbindung mit den Spuren.

Aus der Form der Spuren läßt sich schließen, daß die dazugehörigen Räder bikonvex gewesen sein müssen und ein Achsloch in der Mitte besessen haben. Die Achsen waren wahrscheinlich aus hartem Holz, welches mit dem Fett der gejagten Tiere geschmiert wurde. Ich vermutete, daß die Räder als, wenn sei denn einmal gefunden würden, sicher fälschlicherweise für Mühlsteine gehalten werden würden. In den 50er Jahren fragte ich deshalb im Britischen Museum in London und im Museo Nazionale della Scienza in Mailand an, ob man dort etwas über jene Steine wüßte, aber niemand konnte mir etwas bezüglich der Steine sagen, geschweige denn einen solchen zeigen. Der Unterschied zwischen einem Mühlstein und einem Steinrad liegt in der Beschaffenheit des Achsloches. Sollte es ein Rad sein, so muß es eine perfekt gearbeitete, zylindrische Öffnung sein.

Die Spuren sind eine sehr interessante Art von Rillen, sie über die Jahre nicht an allen Stellen abgenutzt worden. Die Basis einer solchen Rille ist ca. 6 cm breit, manchmal etwas weiter. An Biegungen, wo die Rillen etwas breites sind, ist trotzdem nur eine ca. 12 cm breite, etwas tiefere Spur zu finden (siehe auch Abb. 1). Aus dem ganzen läßt sich schließen, daß die Spuren von ca. 5 cm breiten Steinrädern stammen. Wären die Räder aus Holz gewesen, hätten sie die Rillen nicht weiter vertiefen können.

Abb. 4 Einen ebenso unscheinbaren wie sensationellen Fund stellt dieses Wagenrad aus Lavagestein dar, das J. S. Ellul neben dem Tarxien-Tempel fand.

Schlitten mit Kurven, wie Eskimos sie verwenden oder die Gleithilfen der nordmerikanischen Indianer würden in den Rillen stecken bleiben. Nachdem ich aus London und Mailand keine positive Antwort bekommen hatte, schrieb ich in einem Zeitungsartikel über die Spuren: "Es sieht nicht so aus, als ob es irgendwo auf der Welt noch ähnliche Räder gäbe". Ich irrte mich, denn in der Nähe der Tarxien Tempel fand ich, aus Lavagestein gefertigt, eben ein solches Rad, wenn auch sehr abgenutzt (Abb. 4).

Das sehr stark abgenutzte Rad ist 15 cm dick und besitzt eine leicht ovale Form mit den Massen 40 × 33 cm und einer ca. 9 cm breiten zylindrischen Bohrung in der Mitte. Die Fremdenführer erklären den Touristen es sei ein Mühlstein. Aber wir wissen jetzt woraus und zu welchem Zweck dieser Stein gemacht wurde. Weitere Untersuchungen ergaben, daß wenn die "Rillenbauer" auf eine Stelle trafen, die nicht aus soliden Gestein war, so füllten sie diese mit Schutt auf, der aber meist nicht so widerstandsfähig war, wie der Rest des Gesteins. Das Füllmaterial gab aber nach einiger Zeit nach und so wurde an den aufgefüllten Stellen die Rille noch tiefer ausgewetzt.

Abb. 5 Cart Ruts bei Dingli (Malta). Die starke Verwitterung zeugt vom hohen Alter dieser prähistorischen 'Straßenbahn'.

Es gibt Leute die behaupten daß es keine Zugtiere gegeben haben kann, welche die Wagen durch die Rinnen zogen. Sie meinen, daß heutigen Kutschen auf den gepflasterten Böden auch ihre Spuren hinterlassen würden. Sie haben aber nicht bemerkt, daß die [...] Zugtiere mit ihren beschlagenen Hufen keine Spuren auf dem soliden Steinboden hinterlassen haben. Die einzigen Spuren die man findet (Abb. 3), rühren von Spitzhacken her, mit denen man kleine Schrammen in den Boden schlug, damit die Tiere nicht ausrutschten, wenn sie die Wagen über die Felsen zogen.

Wenn also die heutigen beschlagenden Pferde mit ihren Hufen keine Spuren hinterlassen, wie hätten dann die unbeschlagenen Tiere der Prähistorie Spuren auf dem harten Gestein hinterlassen können, vor allem, wenn sie von der Natur aus keine Schrammen verursachen? Und wenn die Menschen der Prähistorie Tiere als Nahrungslieferanten und Opfer hielten, warum sollten sie diese nicht auch als Nutztiere für die Arbeit halten?

Wie bereits gesagt, sind die Cart-Ruts so alt wie die neolithischen Tempel und damit auch Zeugen des Unterganges, der mit der Öffnung des Landbruches von Gibraltar hervorgerufen wurde. Diese Öffnung wurde wiederum durch die Entstehung einer großer Spalte bzw. einem Riss, welcher sich von Gibraltar bis zur Südküste Maltas zieht, hervorgerufen. Zeuge dieser Vorgänge ist das steile Ende der Klippen, die über 30 m so in die Tiefe stürzen. Die Cart-Ruts von Ras il-Pellegrin, welche direkt auf die Klippe führen und dort abrupt enden, zeigen ganz deutlich, daß sie VOR der Entstehung der heutigen Gestalt der Klippen dort angelegt wurden.

Daher möchte ich nochmals meine Schlussfolgerungen aus den Beobachtungen der perfekt erhaltenen Cart- Ruts vor Hagar Qim zusammenfassen:

  • 1. Die Spuren wurden mittels Werkzeugen geschaffen und nicht durch Räder. Sie dienten einem regelmäßigen, ruhigen und geregeltem "Schienen"-Verkehr.
  • 2. Man schuf verschieden tiefe Rillen, um Unebenheiten im Gelände auszugleichen (Abb. 1 - Fig. 2).
  • 3. An Biegungen wurden die Spuren erweitert, um ein Hängen bleiben zu verhindern (Fig. 2).
  • 4. Wenn auch die Rillen rund 4½" (ca. 11,4 cm) breit und in den Kurven zeitweise noch breiter sind, sind die eigentlichen, die Felgen der Räder aufnehmenden und ca. ½" (ca. 1,3 cm) tiefer reichenden Spuren nur ca. 2½" (ca. 6,4 cm) breit. (Fig. 1).
  • 5. Löcher oder sehr große Unebenheiten wurden auf ca. 15 cm angefüllt. Die unebene Oberfläche des Felsens beeinflusst nicht die Ebenheit des Bodens der Spur. An einigen Stellen sind es 15" (ca. 38 cm) von der Oberfläche des Felsens bis zum Boden der Spur, während es gleich daneben nur 6" (ca. 15,2 cm) oder weniger sein können. (Fig. 1 und Fig. 2).
  • 6. Kurven oder Gleithilfen konnten in den engen Rillen nicht entlang gleiten.
  • 7. Man verwandte Räder aus Lava mit einer bikonvexen Form. Die Räder waren in der Mitte ca. 15 cm und außen ca. 5 cm dick. Ein Rad besaß einen Durchmesser von knapp einem Meter mit einem ca. 9 cm großem Loch in der Mitte. In den Loch ruhten die Hartholzachsen, die man mit Tierfett schmierte.
  • 8. Die Spuren stammen eindeutig aus der Steinzeit und hier vor die Sintflut. Sie wurden zu einer Zeit geschaffen als ein Großteil des Mittelmeeres noch Festland war.
  • 9. Der durchschnittliche Abstand der Rillen beträgt ca. 1.4 m, ein Maß welches wir heute bei vielen Eisenbahnen Verwendung findet (Fig. 2).
  • 10. Die bereits erwähnten Punkte sind alles nachprüfbare Fakten und keine unbewiesenen Theorien.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Joseph S. Ellul © erschien erstmals als Kapitel "DIE WAGENSPUREN (Cart-Ruts)" in seinem Buch "Die Steinzeittempel Maltas - und seine vorsintflutliche Kultur", das im Internet als frei zugängliche Online-Ausgabe zu finden ist.


Bild-Quellen

(1) http://www.truegood.fsnet.co.uk/pic45.jpg (nicht mehr online)

(2) http://www.truegood.fsnet.co.uk/pic46.jpg (nicht mehr online)

(3) http://www.truegood.fsnet.co.uk/pic47.jpg (nicht mehr online)

(4) http://www.truegood.fsnet.co.uk/pic44.jpg (nicht mehr online)

(5) Fotoreiseberichte.de, Malta - Archäologisches