Cyrus H. Gordon

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Forscherportrait

Abb. 1 Cyrus H. Gordon

(red) Der US-amerikanische Semitist, Orientalist und Linguist Cyrus Herzl Gordon (* 29. Juni 1908 in Philadelphia; † 30. März 2001 in Brookline, Massachusetts) war ein Altertumsforscher, der insbesondere durch seine Arbeiten zum Ugaritischen sowie - auch außerhalb der scientific community - durch seine diffusionistischen Thesen zu phönizischen Reisen nach Amerika einige Bekanntheit erlangte.

Schon in seiner Jugend zeigte Cyrus H. Gordon ein starkes Interesse an Fremdsprachen - insbesondere an altertümlichen -, und bereits als Teenager beherrschte er nicht nur das Deutsche und Latein, sondern auch Hebräisch und Aramäisch. Seinen ersten wissenschaftlichen Artikel veröffentlichte Gordon im Alter von 21 Jahren, und mit 23 Jahren reiste er zum ersten mal in den Nahen Osten. Während dieser ersten Phase seiner wissenschaftlichen Karriere lernte er auch einige der 'Giganten' der Archäologie des frühen 20. Jahrhunderts persönlich kennen, wie etwa Sir Flinders Petrie und Sir Leonard Woolley. Sein Studium absolvierte er an der University of Pennsylvania, wo er die akademischen Grade eines Bachelors (B.A.) und Masters (M.A.) erwarb sowie promovierte (Ph.D.).

Zwischen 1931 und 1935 arbeitete Gordon dann im Irak, wo er in Dörfern inmitten Arabern, Kurden, Yeziden, Mandäern und Aramäisch sprechenden Juden und Christen lebte. In diese Zeit fallen seine Ausgrabungen mit William Foxwell Albright am Tell Beit Mirsim, and seine Exploration des damaligen Transjordaniens an der Seite von Nelson Glueck. Während des Zweiten Weltkriegs, der seine akademische Karriere unterbrach, war Gordon nachrichtendienstlich im Bereich der Kryptoanalyse für die US-Army tätig. Danach lehrte er, ins Zivilleben zurückgekehrt, als Professon am Dropsie College in Philadelphia (von 1946 bis 1956), an der Brandeis University (wo er vierzehn Jahre lang tätig war) und schließlich an der New York University, wo er 1989, im Alter von 81 Jahren, in den Ruhestand ging.

In fachwissenschaftlichen Kreisen werden als Gordons bedeutenste Beiträge zur Forschung allgemein seine Fachbücher zum Ugaritischen betrachtet, insbesondere seine Ugaritische Grammatik von 1940 und sein Textbuch des Ugaritischen von 1965, die zu Standardwerken avancierten. Gordon selber betrachtete hingegen seine Beiträge zur Entzifferung der kretominoischen Schriften (Linear A und Linear B.) als größte eigene Leistung. Er vertrat die Auffassung, dass Linear A semitischen Ursprungs sei, konnte sich jedoch in seiner Kollegenschaft mit dieser Sichtweise nicht durchsetzen.

Als Diffusionist und Anhänger der Vorstellung präkolumbischer, transatlantischer Kontakte zwischen 'Alter' und 'Neuer Welt' war Gordon zudem der Ansicht, dass die Phönizier und andere Völker des altertümlichen Mittelmeer-Raumes sowohl Nord- als auch Südamerika auf dem Seeweg erreichten und dort ihre Spuren hinterließen. Diese fachliche Meinung - für die er von Anhängern des in der Ethnologie und der Altamerikanistik vorherrschenden, isolationistischen Paradigmas harsch kritisiert wurde - basierte u.a. auf seinen Arbeiten zu verschiedenen umstrittenen Fundstücken, wie dem in Tennessee entdeckten 'Bat Creek-Stein', der Inschrift von Parahyba in Brasilien, dem Metcalf Stone aus Georgia und dem 'Los Lunas Dekalog-Stein'.


Publikationen (Auswahl)

Buchveröffentlichungen zum Ugaritischen:

  • Ugaritic Grammar, Pontificium Institutum Biblicum, Rom, 1940
  • Ugaritic Handbook, 1947
  • Ugaritic Literature, Pontificium Institutum Biblicum, Rom, 1949
  • Ugaritic Manual, Pontificium Institutum Biblicum, Rom, 1955
  • Ugaritic Textbook, 1967

Andere Veröffentlichungen:

  • The Living Past, John Day, New York (Van Rees Press), 1941
  • Adventures in the Nearest East, London, 1957
  • Evidence for the Minoan Language, 1966
  • Before Columbus, New York (Crown), 1971 (Siehe dazu auch die englischsprachige Rezension des Buches von Gordon F. Ekholm)
  • Vergil and the Bible World, The Gratz College Anniversary Volume, Philadelphia: Gratz College, 1971
  • Forgotten Scripts, New York (Basic Books), 1982 (überarbeitete und erweiterte Fassung der Erstveröffentlichung von 1968)
  • A Scholar’s Odyssey (Biblical Scholarship in North America), Society of Biblical Literature, 2000 (Autobiographie)
  • Geschichtliche Grundlagen des Alten Testaments, 2. Auflage, Benziger, Einsiedeln 1961
  • STONE INSCRIPTION FOUND IN TENNESSEE PROVES THAT AMERICA WAS DISCOVERED 1, 500 YEARS BEFORE COLUMBUS (mit Roy Bongartz)


Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendete Materialien:


Bild-Quelle:

(1) Gary A. Rendsburg, Cyrus H. Gordon, 1908–2001 - Maverick Scholar Mastered Many Fields (Nachruf), bei: RUTGERS - School of Arts and Sciences, Department of Jewish Studies