Das Brandberg-Fries - eine Spur von Besuchern aus Atlantis?

Die White Lady - Atlanter in Südafrika?, Teil VI

Abb. 14 Zeigt das Brandberg-Fries eine Szene mit Besuchern aus Atlantis? Eine spekulative und daher müßige Frage, deren Beantwortung eigentlich nicht möglich ist. Trotzdem erscheint dieses späteiszeitliche Kunstwerk aus alternativ-historischem Blickwinkel als höchst interessantes Studien-Objekt.

(bb) Kommen wir abschließend zu jener Frage, die sich geradezu aufdrängt, wenn man sich auf einer atlantologischen Webseite mit dem Brandberg- Fries beschäftigt: könnten die Figuren auf den Höhlenbildern in Verbindung mit der vermuteten Hochkultur von Atlantis stehen? Keine uninteressante, aber eine derzeit noch müßige Frage, wie wir meinen. Beim gegenwärtigen Forschungsstand erscheinen Überlegungen in diese Richtung nämlich noch höchst spekulativ, da wir nach wie vor über zu viel zu wenige harte Daten zum Atlantis-Komplex verfügen. Wir dürfen uns immerhin - mit einem kleinen Augen-Zwinkern - die Frage stellen, im Kontext welcher der zahlreichen, bisher vorgeschlagenen, Atlantis-Szenarien und Lokalisierungen eine solche Überlegung möglicherweise Sinn macht.

Gehen wir davon aus, dass die Annahmen konventioneller Archäologen zur Datierung des Brandberg-Panels richtig sind (und wir sehen kaum einen Grund, ihnen die Meinung des Abbé Breuil vorzuziehen), dann stammt dieses südafrikanische Höhlenbild aus dem späten Paläolithikum, also der endglazialen Periode, oder - aus atlantologischem Blickwinkel - aus der Zeit vor dem Untergang von Atlantis, den wir nach Platon um etwa 11 600 BP anzusetzen haben. Auf dieser Basis können wir bei unseren Überlegungen a priori alle Modelle zu Atlantis eliminieren, die es in späteren Epochen (vergl. dazu Jungzeitler und Mittelzeitler) auszumachen versuchen. Übrig bleiben all jene Thesen und Hypothesen, die von einem spätpaläolithischen Vorbild für Platons Atlantis ausgehen und seine Zerstörung am Ende der jüngsten Eiszeit vermuten.

Und mögliche geographische Bezüge zwischen Atlantis und Südafrika? Wenn man von einem frühen 'Irrläufer', G.K. Kirchmaier, absieht, der dort 1685 Atlantis lokalisierte [1], hat es im Bereich der rationalen Atlantisforschung keinen ernsthaften Versuch gegeben, diesen Teil des 'Schwarzen Kontinents' in direkter Weise mit dem sagenhaften Reich aus der Atlantida in Verbindung zu bringen. Immerhin sollte Südafrika zumindest im Einzugsbereich eines hypothetischen Atlanter-Reiches gelegen haben, damit einige seiner Bewohner von frühen Buschleuten auf einer Höhlenwand verewigt werden konnten.

Einen kurzen Verweis auf mythische Reminiszenzen südafrikanischer Ureinwohner an versunkene Landmassen im Atlantik finden wir bei Alexander Braghine, der 1940 schrieb: "Die südafrikanischen Buschleute erklären, dass vor langer Zeit westlich von Afrika ein riesiger Kontinent existiert habe, der durch den Zorn der Götter unterging." Und die "Buschleute erklären, dass die Erde zur Zeit des Verschwindens jenes Kontinents von zwei Monden beleuchtet wurde." [2] Für eine Suche nach 'Atlantier-Spuren' in Südafrika ist jedoch neben einer solchen "Azoren-Großinsel" westlich von Afrika insbesondere auch die Hypothese eines südpolaren Atlantis von Interesse, dessen Vernichtung die Folge einer abrupten Verlagerung der Erdachse (ein sogenannter 'Polsprung') gewesen sein soll.

Bereits Otto Muck hatte Mitte der 1950er Jahre einen Polsprung als Ursache für die Atlantis-Katastrophe postuliert (siehe: Die Polverlagerung und das große Mammutsterben von Otto Muck). Während Muck allerdings der klassischen Annahme eines zentralatlantischen Insel-"Kontinents" gefolgt war, präsentierte 1989 das deutsch-deutsche Autorenteam Fritz Nestke und Thomas Riemer mit seinem Buch "Atlantis - Ein Kontinent tau(ch)t auf" zum ersten mal eine Hypothese, in welcher der südpolare Kleinkontinent Antarktika mit dem platonischen Atlantis gleichgesetzt wurde. Dieses Atlantis soll nicht im Meer untergegangen, sondern nach der plötzlichen Verschiebung der Erdachse unter einem "Leichentuch" aus Eis und Schnee versunken sein. (Vergl. dazu: Eisiges Leichentuch über Atlantis - Menschheitsdrama am Ende der letzten Eiszeit von Fritz Nestke)

Abb. 15 Seit G. K. Kirchmaier 1685 Atlantis in Südafrika lokalisierte, hat dort niemand mehr ernsthaft Platons sagenumwobenes Vorzeit-Reich vermutet.

Etwa sechs Jahre später (1995) erschien dann unter dem Titel „When the Sky Fell[3] in Kanada das Buch von Rand & Rose Flem-Ath, in dem die These der beiden deutschen Autoren (freilich ohne sie zu erwähnen) neu entwickelt wird. In „Die Spur der Götter - Das sensationelle Vermächtnis einer verschollenen Hochkultur“ übernahm Graham Hancock – ebenfalls 1995 - die Flem-Ath´sche Lokalisierung sowie ihr katastrophistisches Szenario, und erst in jüngster Zeit griffen Gernot L. Geise und Reinhard Prahl in ihrem Buch 'Auf der Suche nach der Mutterkultur' diese These erneut auf. Bei ihnen heißt es über die Angehörigen der vernichtete Hochkultur auf dem antarktischen Kontinent: "Diese 'Atlanter' stammten zwar aus Antarktika, flohen aber nach einem entsetzlichen Kataklysmus von dort nach Südamerika, einfach weil diese Landmasse am nächsten lag. [...] Es waren die Nachfahren dieser Menschen, die den Gedanken der Hochkultur über die Erde trugen." [4]

Wenn wir dieser Hypothese folgen, dann hat nicht nur Südamerika, sondern zudem Australien und natürlich auch Südafrika im direkten nautischen Einzugsbereich unserer putativen, südpolaren Atlantis-Bewohner gelegen. (Abb. 16) Es müssten sich also auch dort noch zumindest vereinzelte Spuren atlantischer Flüchtlinge, oder auch früherer Besucher (Prospektoren, Kolonisten, Händler etc.) finden lassen. Und in der Tat scheint der Rohstoffreichtum des südlichen Afrika bereits vor mehr als 20 000 Jahren fremde Immigranten und Invasoren dorthin gezogen haben. Dies machen vor allem die Spuren "steinzeitlicher" Bergleute deutlich, die wohl kaum den dort ansässigen Jäger- und Sammler-Kulturen angehört haben.

Wie der US-amerikanische Anomalist William R. Corliss dazu bemerkt, wies das britische Wissenschaftsjournal Nature 1967 in einem Artikel auf Bergwerke in Südafrika mit einem Alter von etwa 26 000 Jahren hin, unter denen sich neben Eisenminen auch eine Mangangrube befinden soll: "Das einzige altertümliche Manganbergwerk, das bisher in Südafrika festgestellt werden konnte, liegt bei Chowa nahe Broken Hill, Sam- bia. [...] Die Kafufulamadzi Hills, drei Meilen entfernt, weisen jungsteinzeitliche Quarzrelikte und Mangan- werkzeuge auf. [...] Grabungen in der Ngwenya Eisenmine im westlichen Swaziland ergaben bröckelige Steinwerkzeuge, die jenen entsprachen, die 1934 bei Chowa entdeckt wurden." [5] (Siehe dazu auch: Die prähistorischen Bergwerke von Südafrika)

Bei David Hatcher Childress finden wir weitere Details zu den Uralt-Stollen bei Chowa. Der Alternativ-Hi- storiker berichtet über Karbon-Datierungen [6] von Holzkohle-Klumpen, die man aus den tiefsten Stollen der Mine geborgen hat. Die Untersuchungen ergaben Datierungen zwischen 22280 Jahren BP (vor der Gegenwart) und 28000 Jahren BP. Weitere Untersuchungen von Proben dieser Holzkohle wurden, so Hatcher Childress, an der Yale University sowie an der Universität von Groningen durchgeführt. In Yale datierte man sie auf 22 820+-400 BP / 20 330+-400 BP, während die Forscher in Groningen ihr Alter mit 28 130+-260 BP / 26 180+-260 BP Jahren angaben. [7]

Abb. 16 War Antarktika Atlantis? Wenn wir disser Annahme folgen, dann müsste das südliche Afrika vormals im direkten Einzugsbereich atlantischer Seefahrer gelegen haben. Eine Kolonie von Atlantis, die dem Mutterland dieser Zivilisation Rohstoffe lieferte?

In der Nähe der Stadt Broken Hill wurde zudem noch ein weiterer und we- sentlich älterer krypto-archäologischer Fund gemacht, den wir hier er- wähnen sollten. 1921 stieß man dort erstmals auf die sterblichen Überreste einer frühmenschlichen Spezies, den sogenannten Homo rhodesiensis. Diese Entdeckung wäre womöglich niemals über anthropologische Fach-Kreise hinaus zur Kenntnis genommen worden, hätte der Specimen nicht eine ganz außerordentliche Anomalie aufgewiesen: auf der linken Seite des Schädels, der als 'Broken Hill Man' bekannt wurde, befindet sich ein "perfekt gerundetes Loch", während die gegenüberliegende Schädelwand zertrümmert ist. Diese sehr spezifischen Spuren werfen die brisante Frage auf, was für ein Projektil derartige Verletzungen hervorgerufen haben könnte (siehe dazu auch: Wer schoss auf den 'Broken Hill Man'?).

Man hat das Specimen nach seiner Entdeckung zunächst auf ein Alter von 38 000 Jahren geschätzt, doch heute wird angenommen, dass der Homo rhodesiensis dort bereits vor 300 000 Jahren lebte und dann vor etwa 125 000 Jahren verschwand. [8] Sofern dies richtig ist, muss der Schütze, der den urtümlichen Rhodesier umbrachte, einer Kultur angehört haben, die irgendwann während dieses gewaltigen Zeitraums existiert hat. Mit einem (prä-) historischen Vorbild für das platonische Atlantis können diese Leute, wieder vorausgesetzt, dass die Lehrmeinung zur Datierung des Homo rho- desiensis richtig ist, ebensowenig zu tun gehabt haben, wie mit der aboriginalen Kultur, deren Erbe die vermutlich etwa 20 000 Jahre alten Höhlenzeichnungen vom Brandberg sind.

Dazu liegen die betreffenden Kulturen chronologisch schlichtweg auf der Zeitlinie zu weit von einander entfernt. [9] Einen Hinweis auf die ältesten, uns bis dato bekannten, Spuren paläolithischer Berggbau-Tätigkeit im südlichen Afrika haben wir Robert Charroux zu verdanken. Der be- merkte 1974 in »L´énigme des Andes, Les pistes de Nazca, La bibliothèque des Atlantes«: "In Swasiland (Südafrika) haben zwei australische Gelehrte, der Anthropologe Adrian Boshier und der Geologe Peter Beaumont, eine alte Hämatitader freigelegt, die vor etwa 43 224 Jahren ausgebeutet wurde." [10] Zwischen der Epoche des vermuteten Schützen von Broken Hill und jener der ältesten südafrikanischen Mi- nen liegen also wenigstens ca. 82 000 Jahre, etwa 105 000 bis 110 000 Jahre trennen ihn bzw. seine Kultur von den Schöpfern der 'White Lady', und, nach Platon, etwa 113 500 Jahre vom Untergang des Atlanter-Reiches.

Zwingende Beweise für die Präsenz von 'Atlantiern' in Südafrika ergeben sich, um es abschließend noch einmal zu betonen, weder aus den Höhlenmalereien vom Brandberg, noch aus den beachtlichen krypto-archäologischen Entdeckungen in Südafrika. Jedenfalls sprechen die vielen genannten Indizien und Evidenzen unserer Meinung nach dafür, dass es sich bei einigen der auf dem 'White Lady'-Fries abgebildeten Personen durchaus um Menschen gehandelt haben könnte, die NICHT zum Kulturkreis der spät-paläolithischen Vorfahren heutiger Buschleute gehört haben [11] Diese Annahme erscheint uns durchaus legitim und diskutabel, selbst wenn angeblich "seriöse" Felstkunst-Forscher vom Schlage J.D. Lewis-Williams´ und T.A. Dowsons diesbezüglich anderer Meinung sein dürften...


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Anmerkungen und Quellen

  1. Siehe: Bock praes. Kirchmajer de Atlantide ad Timaeum atque Critiam Platonis, Witteb. 1685; nach: Karl Friedrich Hermann, "Geschichte und System der Platonischen Philosophie, C.F. Winter, 1839, S. 703
  2. Quelle: Alexander Braghine, "The Shadow of Atlantis", The Atlantis Reprint Series, Adventures Unlimited Press, Kempton, Illinois (USA), 1997 [Erstveröffentl. 1940], S. 70
  3. Anmerkung: Die deutsche Übersetzung „ATLANTIS - Der versunkene Kontinent unter dem ewigen Eis“ erschien 1996 bei Hoffmann und Campe, Hamburg
  4. Quelle: Gernot L. Geise und Reinhard Prahl, "Auf der Suche nach der Mutterkultur", Michaels Verlag, 2005, S. 250
  5. Quelle: William R. Corliss, Ancient Man: A handbook of Puzzling Artifacts, The Sourcebook Project, Glen Arm, MD, 1978; zit. nach David Hatcher Childress, op. cit. (2000), S. 82
  6. Anmerkung: Zur Kritik der C-14-Methode und anderer konventioneller Methoden zur Altersbestimmung siehe in unserer Rubrik: Das 'Kreuz' mit den Datierungen etwa: Gesicherte Altersbestimmung? Datierungsmethoden auf dem Prüfstand von Dipl. Ing. Hans-Joachim Zillmer; sowie: Unsicherheitsfaktor Radiokarbonmethode von Reinhard Prahl
  7. Quelle: David Hatcher Childress, Technology of the Gods - The Incredible Sciences of the Ancients, Adventures Unlimited Press, Kempton, Illinois (USA), Erstausgabe April 2000, S. 83
  8. Quelle: http://www.kmatthews.org.uk/cult_archaeology/out_of_place_artefacts_7.html
  9. Anmerkung: Lediglich esoterische und okkulte Atlantis-Konzepte gehen von einem solchen Alter und einer über Jahrhunderttausende währenden kulturellen und zivilisatorischen Kontinuität von 'Atlantis' aus. Siehe dazu in unserer Rubrik Das Atlantis der Esoteriker - Ideologisch/religiöse Ausformungen der Atlantis-Suche etwa: Das Lemuria der Esoteriker (bb), Jane Roberts´ "Lumania-Zivilisation" (bb), Die 'atlantidische Welt' des Rolf B. Röttges (bb), oder: Scott-Elliot's theosophische Atlantida von L. Sprague de Camp.

    In der empirischen Atlantisforschung wird Atlantis dagegen in weitaus rezenteren Perioden gesucht, die von der späten Eiszeit (siehe: 'Altzeitler'), über das Neolithikum (siehe: 'Mittelzeitler') bis zur späten Bronzezeit (siehe: 'Jungzeitler') reichen. Darüber hinaus gibt es dort allerdings die unterschiedlichsten Vorstellungen über das Alter der Menschheit sowie ihrer Kulturen und Zivilisationen, wobei der konformistische 'Flügel' sich weitgehend an die Vorgaben universitärer Ur- und Frühgeschichts-Forschung anlehnt, während Nonkonformisten Modelle entwickeln, die häufig den paradigmatischen Rahmen der "orthodoxen" Forschung sprengen (siehe z.B.: Fünf Thesen zur Vorgeschichte von Dr. Horst Friedrich).

    Für die atlantologische Forschung ist allerdings auch von Interesse, welche Vorstellungen Platon, der Autor des Atlantisberichts, zum Alter menschlicher Kultur und Zivilisation hatte, ob er Atlantis - wie häufig angenommen wird - tatsächlich als 'Ur-Zivilisation' betrachtete, und welchen erd- und menschheits-geschichtlichen Prämissen er folgte. Siehe dazu z.B.: Nomoi (Die Gesetze), Atlantis und das verlorene Wissen der Alten (bb)
  10. Quelle: Robert Charroux, "Das Rätsel der Anden - Phantastische Thesen über unsere Entwicklungsgeschichte", Goldmann, 1979, S. 113
  11. Anmerkung: ... im Fall der 'White Lady' möglicherweise sogar um eine hellhäutige Person 'kaukasoider' Abstammung!


Bild-Quellen

(14) http://www.natmus.cul.na/events/rockart/early.html (nicht mehr online)

(15) http://de.academic.ru/pictures/dewiki/49/1_053909D_001.gif

(16) Rose & Rand Flem-Ath, "Atlantis - der versunkene Kontinent unter dem ewigen Eis", Hoffmann & Campe, 1995, S. 103; Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de