Das Eiland Rockall und Atlantis

Abb. 1 Links: ein Foto des heutigen Felsens von Rockall; rechts: eine topographische Karte zur Lage Rockalls und der Scholle aus Kontinentalgesteins, dessen höchste Erhebung das Eiland bildet

(red) Das Eiland Rockall (Abb. 1) im Nordost-Atlantik (nordwestlich von Irland und westlich der Hebriden) - heute nicht mehr als ein Felsen mit einem Durchmesser von 25 bis 31 m und einer Fläche von 784,3 m² - als 'Insel' zu bezeichnen, erscheint geradezu als unziemliche Übertreibung. Allerdings ist dieser Felsen, der heute noch bis ca. 21,4 m über die Meeresoberfläche ragt, lediglich der höchste Punkt einer kleinen, aber markanten Scholle "ausgedünnter kontinentaler Erdkruste zwischen dem Westrand des europäischen Kontinentalblocks und dem Nordatlantikbecken". [1] Es ist somit davon auszugehen, dass die Insel während der jüngsten Eiszeit noch um einiges größer war als heute, und womöglich mit anderen Erhebungen auf diesem 'Mikrokontinent', z.B. dem jetzigen Helen’s Reef, ein beachtliches Archipel bildete.

Abb. 2 Die früheste bisher bekannte Erwähnung der Insel Rockall im Zusammenhang mit Atlantis findet sich in diesem Artikel des Advertiser aus Adelaide vom 6. August 1938

Über die geologische Erforschung Rockalls heißt es bei der deutschsprachigen Wikipedia: "Trotz der Schwierigkeiten, die isolierte Felsnadel im Nordatlantik zu erreichen, wurde sie seit der 1810 erstmals dokumentierten Landung von Leutnant Basil Hall mehrfach von verschiedenen Wissenschaftlern geologisch und mineralogisch untersucht, so unter anderem 1814 von dem schottischen Geologen John MacCulloch (1773–1835), 1897 vom britischen Geologen und Vulkanologen John Wesley Judd(1840–1916), 1914 von H. S. Washington, 1921 vom französischen Mineralogen und Geologen Antoine Lacroix (1863–1948), 1960 von P.A. Sabine [2] und schließlich 1975 durch B. R. Young, J. R. Hawkes, R. J. Merriman und M. T. Styles. Letztere konnten in den untersuchten Mineralproben von Rockall das bis dahin unbekannte Mineral Bazirit nachweisen. [3] Die Felseninsel gilt daher auch als Typlokalität für dieses Mineral." [4]

Es kann kaum verwundern, dass Rockall vor dem Hintergrund dieser geologischen Erkenntnisse und des zunehmenden wissenschaftlichen sowie öffentlichen Interesses auch zum Gegenstand atlantologischer Betrachtungen wurde. Eine erste flüchtige Erwähnung des Eilands in diesem Kontext findet sich, wie wir bei Tony O’Connell erfahren, in einem Artikel (Abb. 2) der australischen Zeitung The Advertiser vom 6. August 1938. Dort heißt es lediglich, der Felsen von Rockall sei "bisweilen als ein Überrest von Atlantis" betrachtet worden. [5]

Danach dauerte es nach derzeitigem Wissensstand und den Recherchen O’Connells zufolge immerhin bis zum Jahr 2011, dass Rockall auf zwei französischsprachigen Webseiten [6] als Überrest des Hochlands von Atlantis mit "der von Plato so anschaulich beschriebenen Ebene" dargestellt wurde, "die heute im Südwesten des Felsens unter der See" liege. [7] Aktuell greift auch Jonathan Northcote, ein südafrikanischer Rechtsanwalt, in seinem 2016 erschienenen Buch "16.484W 58.521N Atlantis, Found?" [8] die Vorstellung auf, Rockall sei ein geologisches Relikt von Atlantis.

Tony O’Connell bemerkt u.a. dazu: "Es gibt keinen Zweifel an der Qualität von Northcotes Forschung, insbesondere in Bezug auf Geologie und Unterwasser-Topographie der Region von Rockall, die vollständig mit Verweisen versehen ist. Allerdings kann ich nicht mit seiner Behandlung einiger Punkte von entscheidender Bedeutung in Platos Text übereinstimmen. Dies bezieht sich auf Wörter und Phrasen, wie 'Kontinent', 'Säulen des Herakles', 'Atlantik', 'größer als Asien und Libyen zusammengenommen' sowie 'Elefanten'." [9]

Auch wir möchten - mit aller gebotenen Vorsicht, da wir Northcotes Buch noch nicht gelesen haben - in Zweifel ziehen, dass es sich beim Rockall-Plateau um das vormalige Zentrum des vermuteten Atlanter-Reiches gehandelt hat. Allerdings könnten seine Forschungen durchaus dazu beitragen, das heutige Inselchen als einstigen Bestandteil der verschwundenen prädiluvialen Inselwelt von Atlantis zu identifizieren, deren Wiederentdeckung entscheidend zur Lösung des Atlantis-Problems beitragen dürfte.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Rockall" (abgerufen: 29. Dez. 2016)
  2. Siehe: Ondřej Daněk, "Rockall", Brno (Brünn) 2009 (online als PDF-Datei, 3,36 MB; Geologie und die Entdeckung von Bazirit ab S. 13)
  3. Siehe: B.R. Young, J.R. Hawkes, R.J. Merriman, M.T. Styles, "Bazirite, BaZrSi3O9; a new mineral from Rockall Island, Inverness-shire, Scotland", in: Mineralogical Magazine Band 42, März 1978, S. 35-40 (online als PDF-Datei, 1,04 MB)
  4. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, op. cit.
  5. Quelle: o.A., "Rockall — The World's Strangest Island", in The Advertiser (Adelaide, SA) Sa., 6 Augus 1938, S. 11; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach der digitalisierten Fassung des Artikels bei Trove
  6. Siehe: WIKISTRIKE - Rien ni personne n'est supérieur à la vérité, 10. Dez. 2011, unter: L'Atlantide a été retrouvée: le plateau du Rockall et son mystère dévoilé; sowie umfassender: Les nouvelles découvertes de l'Atlantide du Rockall de l'Europe (beide abgerufen: 29. Dez. 2016)
  7. Quelle: Tony O’Connell, "Rockall (m)", bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 29. Dez. 2016; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  8. Jonathan Northcote - Atlantis.jpg
    Siehe: Jonathan Northcote, "16.484W 58.521N Atlantis, Found?", Lulu.com, 2016
  9. Quelle: Tony O’Connell, "Jonathan Northcote (N)", 28. Dezember 2016, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 29. Dez. 2016; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Links: Anilocra (English Wikipedia, Urheber) sowie Ekko bei Wikimedia Commons, unter: File:Rockall-photo.JPG
1) Rechts: Nagualdesign bei Wikimedia Commons, unter: File:Location map Rockall.jpg
2) o.A., "Rockall — The World's Strangest Island", in The Advertiser (Adelaide, SA) Sa., 6 Augus 1938, S. 11 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)