Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil II): Unterschied zwischen den Versionen

 
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[[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] ging aber nun zu einer wissenschaftlich fundierten Beweisführung für seine These von der Identität [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera]-[[Atlantis]]´ über: In der [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84g%C3%A4isches_Meer Ägäis] und auch sonstwo sind nur kleine Landstücke plötzlich verschwunden, zum Beispiel die Stadt [http://de.wikipedia.org/wiki/Helike Helike] <ref>Vergl. bei Atlantisforschung.de: [[Helike - ein protohellenisches Atlantis?]]</ref> im [http://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Korinth Golf von Korinth] während des Erdbebens von 373 v. Chr. Das Verschwinden einer Landfläche von Tausenden Quadratkilometern ist zwar [http://de.wikipedia.org/wiki/Geologie geologisch] möglich, vollzieht sich aber nur so langsam, dass innerhalb einer Generation kaum eine Veränderung festzustellen wäre. Auch das Ansteigen der Ozeane infolge des Schmelzens des Polareises geht ja langsam vor sich; es beträgt knapp einen Meter innerhalb von tausend Jahren. Veränderungen wie diese gibt es in allen Erdteilen, aber sie verursachen keinen bemerkbaren Schaden und bleiben infolge ihrer Langsamkeit von der Allgemeinheit unbeobachtet.
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[[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] ging aber nun zu einer wissenschaftlich fundierten Beweisführung für seine These von der Identität [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera]-[[Atlantis]]´ über: In der [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84g%C3%A4isches_Meer Ägäis] und auch sonstwo sind nur kleine Landstücke plötzlich verschwunden, zum Beispiel die Stadt [[Helike - ein protohellenisches Atlantis?|Helike]] im [http://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Korinth Golf von Korinth] während des Erdbebens von 373 v. Chr. Das Verschwinden einer Landfläche von Tausenden Quadratkilometern ist zwar [http://de.wikipedia.org/wiki/Geologie geologisch] möglich, vollzieht sich aber nur so langsam, dass innerhalb einer Generation kaum eine Veränderung festzustellen wäre. Auch das Ansteigen der Ozeane infolge des Schmelzens des Polareises geht ja langsam vor sich; es beträgt knapp einen Meter innerhalb von tausend Jahren. Veränderungen wie diese gibt es in allen Erdteilen, aber sie verursachen keinen bemerkbaren Schaden und bleiben infolge ihrer Langsamkeit von der Allgemeinheit unbeobachtet.
  
Gegen die These, wonach [[Atlantis]] sich im [http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Ozean Atlantischen Ozean] befunden habe, sprechen alle ozeanographischen Daten. Der Unterwasserhöhenzug in der Mitte des [http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Ozean Atlantik], aus dem die [http://de.wikipedia.org/wiki/Azoren Azoren] aufragen, ist häufig mit [[Atlantis]] in Zusammenhang gebracht worden. Doch bei der radiologischen <ref>Red. Anmerkung: Hier liegt entweder eine terminologische Fehlleistung durch Mavor vor, oder aber ein Fehler bei der Übersetzung seines Buches ins Deutsche! Die erwähnten Untersuchungen des Meeresbodens können nämlich schwerlich mit den Methoden der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiologie Radiologie], sondern vielmehr nur mit denen der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiometrie Radiometrie] erfolgt sein!</ref> Untersuchung des Meeresgrundes auf sein Alter wurden keinerlei Beweise dafür gefunden, daß dort innerhalb der letzten 72 000 Jahre irgendwo Inseln versunken wären. Die Dicke der festen Erdkruste größer als unter den Ozeanen. In der Nähe der [http://de.wikipedia.org/wiki/Azoren Azoren] wurde festgestellt, daß die Erdrinde dort wesentlich dünner ist als auf dem Kontinent. Ein "Atlantischer" Kontinent wäre in diesem Gebiet nahezu unmöglich.  
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Gegen die These, wonach [[Atlantis]] sich im [http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Ozean Atlantischen Ozean] befunden habe, sprechen alle ozeanographischen Daten. Der Unterwasserhöhenzug in der Mitte des [http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Ozean Atlantik], aus dem die [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] aufragen, ist häufig mit [[Atlantis]] in Zusammenhang gebracht worden. Doch bei der radiologischen <ref>Red. Anmerkung: Hier liegt entweder eine terminologische Fehlleistung durch Mavor vor, oder aber ein Fehler bei der Übersetzung seines Buches ins Deutsche! Die erwähnten Untersuchungen des Meeresbodens können nämlich schwerlich mit den Methoden der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiologie Radiologie], sondern vielmehr nur mit denen der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiometrie Radiometrie] erfolgt sein!</ref> Untersuchung des Meeresgrundes auf sein Alter wurden keinerlei Beweise dafür gefunden, daß dort innerhalb der letzten 72 000 Jahre irgendwo Inseln versunken wären. Die Dicke der festen Erdkruste größer als unter den Ozeanen. In der Nähe der [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] wurde festgestellt, daß die Erdrinde dort wesentlich dünner ist als auf dem Kontinent. Ein "[[Atlantisch]]er" Kontinent wäre in diesem Gebiet nahezu unmöglich.  
  
Die Katastrophe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] war - da die Insel sich im Zentrum der antiken Welt befand - ein Ereignis, das nur mit einem [http://de.wikipedia.org/wiki/Atomkrieg Atomkrieg] von heute vergleichbar wäre. Hunderttausende Menschen mögen ums Leben gekommen, Städte, Häfen und Ortschaften auf vielen Inseln und auch auf dem Festland [http://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland Griechenlands] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinasien Kleinasiens] von der Flutwelle weggespült oder von orkanartigen Regengüssen, ausgelöst durch die [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche Vulkanasche], ertränkt worden sein. Was an Bauten übrig blieb, stürzte unter der Wucht von Flutwellen ein und wurde zu Schotter zermalmt; Schiffe strandeten oder wurden mehrere Kilometer weit landeinwärts geschleudert; Städte im Hochland, zumindest jene in relativer Nähe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera], wurden von Erdbeben erschüttert und zerstört.
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Die Katastrophe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] war - da die Insel sich im Zentrum der antiken Welt befand - ein Ereignis, das nur mit einem [http://de.wikipedia.org/wiki/Atomkrieg Atomkrieg] von heute vergleichbar wäre. Hunderttausende Menschen mögen ums Leben gekommen, Städte, Häfen und Ortschaften auf vielen Inseln und auch auf dem Festland [[Griechenland]]s und [[Kleinasien]]s von der Flutwelle weggespült oder von orkanartigen Regengüssen, ausgelöst durch die [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche Vulkanasche], ertränkt worden sein. Was an Bauten übrig blieb, stürzte unter der Wucht von Flutwellen ein und wurde zu Schotter zermalmt; Schiffe strandeten oder wurden mehrere Kilometer weit landeinwärts geschleudert; Städte im Hochland, zumindest jene in relativer Nähe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera], wurden von Erdbeben erschüttert und zerstört.
  
[[Bild:Mavor_8.jpg|thumb|'''Abb. 8''' Auch die alt-testamentarischen "Plagen" brachte Galanopulos in Verbindung mit dem großen Thera-Ausbruch. So soll die ägyptische Finsternis eine direkte Auswirkung der in die Atmosphäre gelangten Aschemassen gewesen sein.]]
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[[Bild:Mavor_8.jpg|thumb|left|260x260px|'''Abb. 8''' Auch die alttestamentarischen "Plagen" brachte Galanopulos in Verbindung mit dem großen Thera-Ausbruch. So soll die ägyptische Finsternis eine direkte Auswirkung der in die Atmosphäre gelangten Aschemassen gewesen sein.]]
  
Während dieser Zeit verdunkelte [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche vulkanische Asche] den Himmel '''(Abb. 8)''', verwandelte den Tag in Nacht und löste furchtbare Gewitter aus. Das Meer aber war erfüllt von Schlamm. Eine derartige Katastrophe muß in der Erinnerung  der Völker des gesamten östlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelmeerraum Mittelmeerraumes] Eindruck hinterlassen haben. Die Atlantissage ist nur eine aus einer ganzen Familie verwandter Mythen. Auch die griechische Legende von der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Deukalion-Flut] mag ihren Ursprung in der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Eruption] und dem Zusammenbruch von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] haben. Nun ist aber die [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Flut des Deukalion] nur das griechische Gegenstück zur [http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut biblischen Sintfluterzählung], und diese wieder steht in Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/Sumer sumerischen] [http://de.wikipedia.org/wiki/Gilgamesch-Epos Gilgamesch-Epos], in dem das Urbild des [http://de.wikipedia.org/wiki/Noah Noah], [http://de.wikipedia.org/wiki/Utnapischtim Utnapischtim], von der Flut berichtet. [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] bringt auch andere Mythen und Legenden - zum Beispiel den biblischen Bericht vom [http://de.wikipedia.org/wiki/Auszug_aus_%C3%84gypten Auszug der Juden aus Ägypten] - in Verbindung mit der Katastrophe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera].
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Während dieser Zeit verdunkelte [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche vulkanische Asche] den Himmel '''(Abb. 8)''', verwandelte den Tag in Nacht und löste furchtbare Gewitter aus. Das Meer aber war erfüllt von Schlamm. Eine derartige Katastrophe muß in der Erinnerung  der Völker des gesamten östlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeerraumes]] Eindruck hinterlassen haben. Die Atlantissage ist nur eine aus einer ganzen Familie verwandter Mythen. Auch die griechische Legende von der [[Deukalion|Deukalion-Flut]] mag ihren Ursprung in der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Eruption] und dem Zusammenbruch von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] haben. Nun ist aber die Flut des [[Deukalion]] nur das griechische Gegenstück zur [http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut biblischen Sintfluterzählung], und diese wieder steht in Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/Sumer sumerischen] [http://de.wikipedia.org/wiki/Gilgamesch-Epos Gilgamesch-Epos], in dem das Urbild des [http://de.wikipedia.org/wiki/Noah Noah], [http://de.wikipedia.org/wiki/Utnapischtim Utnapischtim], von der Flut berichtet. [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] bringt auch andere Mythen und Legenden - zum Beispiel den biblischen Bericht vom [http://de.wikipedia.org/wiki/Auszug_aus_%C3%84gypten Auszug der Juden aus Ägypten] - in Verbindung mit der Katastrophe von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera].
  
 
Dies sind nur die groben Umrisse der von [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] vertretenen Theorie. Damals, bei jener Zusammenkunft in [[Athen]], führte er mir noch eine Reihe von beachtenswerten Details vor Augen. So soll, laut [[Platon]], [[Atlas]], der erste König von [[Atlantis]], einen Bruder namens [[Eumelos]] gehabt haben, der jenen Teil des Inselreiches regierte, der den [[Säulen des Herakles]] am nächsten lag. War aber diese Meerenge in Wirklichkeit nicht [http://de.wikipedia.org/wiki/Gibraltar Gibraltar], sondern die südöstliche Spitze des [http://de.wikipedia.org/wiki/Peloponnes Peloponnes], dann wäre [http://de.wikipedia.org/wiki/Melos Melos] die nächstliegende [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur minoische] Insel, und diese also das Herrschaftsgebiet des Königs [[Eumelos]] gewesen. [http://de.wikipedia.org/wiki/Melos Melos] ist geologisch [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] ähnlich, ist also ebenfalls ein eingestürzter Vulkan, doch es gibt keine Berichte über Ausbrüche.
 
Dies sind nur die groben Umrisse der von [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] vertretenen Theorie. Damals, bei jener Zusammenkunft in [[Athen]], führte er mir noch eine Reihe von beachtenswerten Details vor Augen. So soll, laut [[Platon]], [[Atlas]], der erste König von [[Atlantis]], einen Bruder namens [[Eumelos]] gehabt haben, der jenen Teil des Inselreiches regierte, der den [[Säulen des Herakles]] am nächsten lag. War aber diese Meerenge in Wirklichkeit nicht [http://de.wikipedia.org/wiki/Gibraltar Gibraltar], sondern die südöstliche Spitze des [http://de.wikipedia.org/wiki/Peloponnes Peloponnes], dann wäre [http://de.wikipedia.org/wiki/Melos Melos] die nächstliegende [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur minoische] Insel, und diese also das Herrschaftsgebiet des Königs [[Eumelos]] gewesen. [http://de.wikipedia.org/wiki/Melos Melos] ist geologisch [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] ähnlich, ist also ebenfalls ein eingestürzter Vulkan, doch es gibt keine Berichte über Ausbrüche.
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[[Bild:Mavor_9.jpg|thumb|'''Abb. 9''' Die unteren Lagerräume des Palasts von Knossos auf Kreta]]
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[[Bild:Mavor_9.jpg|thumb|260x260px|'''Abb. 9''' Die unteren Lagerräume des Palasts von Knossos auf Kreta]]
  
 
Im Verlauf unseres Gespräches, das in seinem Arbeitszimmer am Fuße der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] stattfand, blickte [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] aus dem Fenster und zitierte, was [[Platon]] über das alte [[Athen]] aus der Zeit des Krieges mit mit [[Atlantis]] berichtet hat ([[Platon]], [[Kritias]], 5. Kapitel): "''Vor allem sah der Hügel der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] ganz anders aus als heute. Denn in einer einzigen Nacht hatte ein gewaltiger Regen das Erdreich fortgeschwemmt und den nackten Felsen bloßgelegt. Zur gleichen Zeit ereigneten sich Erdbeben, und dann kam es zu jener außergewöhnlichen Flut, die die dritte vor der großen Überschwemmungskatastrophe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Deukalion] war ... Auf der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] befand sich vorher eine ergiebige Quelle, die durch das Erdbeben verschüttet wurde. Davon sind nur ein paar kleine Quellen übrig geblieben, die in der Nachbarschaft fließen''."
 
Im Verlauf unseres Gespräches, das in seinem Arbeitszimmer am Fuße der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] stattfand, blickte [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] aus dem Fenster und zitierte, was [[Platon]] über das alte [[Athen]] aus der Zeit des Krieges mit mit [[Atlantis]] berichtet hat ([[Platon]], [[Kritias]], 5. Kapitel): "''Vor allem sah der Hügel der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] ganz anders aus als heute. Denn in einer einzigen Nacht hatte ein gewaltiger Regen das Erdreich fortgeschwemmt und den nackten Felsen bloßgelegt. Zur gleichen Zeit ereigneten sich Erdbeben, und dann kam es zu jener außergewöhnlichen Flut, die die dritte vor der großen Überschwemmungskatastrophe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Deukalion] war ... Auf der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] befand sich vorher eine ergiebige Quelle, die durch das Erdbeben verschüttet wurde. Davon sind nur ein paar kleine Quellen übrig geblieben, die in der Nachbarschaft fließen''."
  
Dann setzte der Doktor hinzu: "''Sie müssen wissen, daß sich in [http://de.wikipedia.org/wiki/Attika_(Landschaft) Attika] sehr selten schwere Erdbeben und Überschwemmungen ereignen. Nur ein so katastrophales Ereignis wie der Einsturz von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] konnte eine solche Wirkung auf die [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] haben. Man muß die tatsächlichen Hinweise auf die Quelle in Betracht ziehen: sie entsprang auf der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] und versiegte durch ein Erdbeben um ungefähr 1500 v. Chr. Interessant ist auch, daß [[Platon]] drei Flutkatastrophen erwähnt. Als die [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkaninsel Vulkaninsel] [http://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau Krakatau] zwischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Java_(Indonesien) Java] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Sumatra Sumatra] (1883) infolge eines ungeheuren Ausbruchs einstürzte, entstanden jedenfalls drei große [http://de.wikipedia.org/wiki/Tsunami seismische Flutwellen]. Auf Grund eines Analogieschlusses kann man also annehmen, daß auch die Explosion von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] mehrere solche Wellen verursacht hat. In der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Deukalion-Sage] wurden sie dann als drei Überschwemmungen stilisiert''."
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Dann setzte der Doktor hinzu: "''Sie müssen wissen, daß sich in [[Attika]] sehr selten schwere Erdbeben und Überschwemmungen ereignen. Nur ein so katastrophales Ereignis wie der Einsturz von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] konnte eine solche Wirkung auf die [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] haben. Man muß die tatsächlichen Hinweise auf die Quelle in Betracht ziehen: sie entsprang auf der [http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen) Akropolis] und versiegte durch ein Erdbeben um ungefähr 1500 v. Chr. Interessant ist auch, daß [[Platon]] drei Flutkatastrophen erwähnt. Als die [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkaninsel Vulkaninsel] [http://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau Krakatau] zwischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Java_(Indonesien) Java] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Sumatra Sumatra] (1883) infolge eines ungeheuren Ausbruchs einstürzte, entstanden jedenfalls drei große [http://de.wikipedia.org/wiki/Tsunami seismische Flutwellen]. Auf Grund eines Analogieschlusses kann man also annehmen, daß auch die Explosion von [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] mehrere solche Wellen verursacht hat. In der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deukalion Deukalion-Sage] wurden sie dann als drei Überschwemmungen stilisiert''."
  
[[Bild:Mavor_10.jpg|thumb|'''Abb.10''' Seit Dr. Galanopulos Forscherzeiten hat die Thera-Archäologie enorme Fortschritte gemacht. Links: Straßenzug in Akrotiri. Rechts: Überdachte und ausgeleuchtete Ausgrabungsstätte.]]
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[[Bild:Mavor_10.jpg|thumb|left|260x260px|'''Abb.10''' Seit Dr. Galanopulos Forscherzeiten hat die Thera-Archäologie enorme Fortschritte gemacht. Links: Straßenzug in Akrotiri. Rechts: Überdachte und ausgeleuchtete Ausgrabungsstätte.]]
  
 
Rückblickend erscheint mir, daß mein Zusammentreffen mit [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] schicksalhaft war. Jedenfalls kam es zu einem für die Entwicklung unserer weiteren Beziehungen besonders günstigen Zeitpunkt zustande. Wir waren beide, ohne es zu wissen, für ein Abenteuer bereit. Für mich war die Zeit gekommen, um über "Alvin" hinauszudenken, denn das U-Boot war fertig; das Ende seiner Erprobungszeit näherte sich. [[Atlantis]] aber ist ein Thema, das jeden [http://de.wikipedia.org/wiki/Meereskunde Ozeanographen] interessieren muß. Auch für [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] war der Gedanke, durch mich die Möglichkeit zu erhalten, an einer Expedition teilzunehmen und seine Theorie zu beweisen, sicher sehr anregend.
 
Rückblickend erscheint mir, daß mein Zusammentreffen mit [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] schicksalhaft war. Jedenfalls kam es zu einem für die Entwicklung unserer weiteren Beziehungen besonders günstigen Zeitpunkt zustande. Wir waren beide, ohne es zu wissen, für ein Abenteuer bereit. Für mich war die Zeit gekommen, um über "Alvin" hinauszudenken, denn das U-Boot war fertig; das Ende seiner Erprobungszeit näherte sich. [[Atlantis]] aber ist ein Thema, das jeden [http://de.wikipedia.org/wiki/Meereskunde Ozeanographen] interessieren muß. Auch für [[Angelos Galanopulos|Galanopulos]] war der Gedanke, durch mich die Möglichkeit zu erhalten, an einer Expedition teilzunehmen und seine Theorie zu beweisen, sicher sehr anregend.
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Auf [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] wurde im 19. Jahrhundert - bevor [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Evans Evans] die glanzvolle minoische Kultur aufgedeckt hatte - vereinzelt Ausgrabungen durchgeführt, doch wurde den aufgefundenen minoischen Überresten verhältnismäßig wenig Bedeutung beigemessen. Nach einigen Untersuchungen gegen Ende des Jahrhunderts schien [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] vergessen zu sein; freilich nicht für immer ...
 
Auf [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] wurde im 19. Jahrhundert - bevor [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Evans Evans] die glanzvolle minoische Kultur aufgedeckt hatte - vereinzelt Ausgrabungen durchgeführt, doch wurde den aufgefundenen minoischen Überresten verhältnismäßig wenig Bedeutung beigemessen. Nach einigen Untersuchungen gegen Ende des Jahrhunderts schien [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] vergessen zu sein; freilich nicht für immer ...
  
Im Verlauf der 66 Jahre, in denen [http://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie archäologisches] Interesse an der Insel kaum vorhanden war, wurden dort große Mengen [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche vulkanischer Asche] abgebaut und zur Zementerzeugung exportiert. Während dieser Zeit fand man häufig Antiquitäten; manche kamen in das kleine [http://www.methana.de/cms/archaeological-museum-thira.html?&L=1 Museum der Insel], andere verschwanden in Privatsammlungen. 1956 entdeckte man im Verlauf des Abbaus der Asche ganz zufällig ein [http://www.science-at-home.de/wiki/index.php/Minoer minoisches] Haus. Bei dieser Gelegenheit erhielt Dr. Galanopulos ein Stück Holz eines Baumes, der in vulkanischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Bims Bimsstein] eingebettet gewesen war. Er ließ es nach der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiokohlenstoffdatierung Radiokarbonmethode (C-14)] untersuchen: Sie ergab ein Alter von etwa 3500 Jahren. Das bedeutet, daß die aufgefundenen [http://www.science-at-home.de/wiki/index.php/Minoer minoischen] Ruinen in die Glanzzeit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur minoischen Kultur] gehörten.
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Im Verlauf der 66 Jahre, in denen [http://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie archäologisches] Interesse an der Insel kaum vorhanden war, wurden dort große Mengen [http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanische_Asche vulkanischer Asche] abgebaut und zur Zementerzeugung exportiert. Während dieser Zeit fand man häufig Antiquitäten; manche kamen in das kleine [http://www.methana.de/cms/archaeological-museum-thira.html?&L=1 Museum der Insel], andere verschwanden in Privatsammlungen. 1956 entdeckte man im Verlauf des Abbaus der Asche ganz zufällig ein [http://www.science-at-home.de/wiki/index.php/Minoer minoisches] Haus. Bei dieser Gelegenheit erhielt Dr. Galanopulos ein Stück Holz eines Baumes, der in [[Vulkanismus|vulkanischen]] [http://de.wikipedia.org/wiki/Bims Bimsstein] eingebettet gewesen war. Er ließ es nach der [http://de.wikipedia.org/wiki/Radiokohlenstoffdatierung Radiokarbonmethode (C-14)] untersuchen: Sie ergab ein Alter von etwa 3500 Jahren. Das bedeutet, daß die aufgefundenen [http://www.science-at-home.de/wiki/index.php/Minoer minoischen] Ruinen in die Glanzzeit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur minoischen Kultur] gehörten.
  
 
War eine Rekonstruktion der Insel [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] möglich, so wie sie vor dem Zusammenbruch ausgesehen hatte? Konnten moderne [http://de.wikipedia.org/wiki/Meereskunde ozeanographische] Methoden dabei helfen? Ich war sogleich felsenfest davon überzeugt. Sehr enthusiastisch versprach ich [[Angelos Galanopulos|Dr. Galanopulos]], daß ich die für solche Untersuchungen notwendigen Wissenschaftler und die erforderliche Ausrüstung nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] bringen würde. Vielleicht regte mich auch die Vorstellung an, daß ein solches geradezu naturgegeben für "Alvin" war. Mir war klar, daß die Theorie des [[Angelos Galanopulos|Dr. Galanopulos]] ebenso durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie archäologische] Untersuchungen der Insel wie durch eine Unterwassererforschung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Caldera_(Krater) Einbruchskessels] bewiesen werden müsse. Vor allem ging es mir aber um Beweise für die Identität von [[Atlantis]] mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera].   
 
War eine Rekonstruktion der Insel [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] möglich, so wie sie vor dem Zusammenbruch ausgesehen hatte? Konnten moderne [http://de.wikipedia.org/wiki/Meereskunde ozeanographische] Methoden dabei helfen? Ich war sogleich felsenfest davon überzeugt. Sehr enthusiastisch versprach ich [[Angelos Galanopulos|Dr. Galanopulos]], daß ich die für solche Untersuchungen notwendigen Wissenschaftler und die erforderliche Ausrüstung nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera] bringen würde. Vielleicht regte mich auch die Vorstellung an, daß ein solches geradezu naturgegeben für "Alvin" war. Mir war klar, daß die Theorie des [[Angelos Galanopulos|Dr. Galanopulos]] ebenso durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie archäologische] Untersuchungen der Insel wie durch eine Unterwassererforschung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Caldera_(Krater) Einbruchskessels] bewiesen werden müsse. Vor allem ging es mir aber um Beweise für die Identität von [[Atlantis]] mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Santorin Thera].   
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===Anmerkungen und Quellen===
 
===Anmerkungen und Quellen===
  
Dieser Beitrag von '''James Watt Mavor Jr.''' wurde der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches [http://books.google.de/books?id=WwEOv4Zt8K8C&printsec=frontcover&dq=Mavor+Voyage+to+Atlantis Voyage to Atlantis] (1969) entnommen, die 1973 unter dem Titel "[http://books.google.de/books?id=rqr3OwAACAAJ&dq=Mavor+Voyage+to+Atlantis Reise nach Atlantis]" im [http://www.dtv.de/home_3.html Deutschen Taschenbuch Verlag] erschienen ist.  
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Dieser Beitrag von [[James W. Mavor|James Watt Mavor jr.]] wurde der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches [http://books.google.de/books?id=WwEOv4Zt8K8C&printsec=frontcover&dq=Mavor+Voyage+to+Atlantis Voyage to Atlantis] (1969) entnommen, die 1973 unter dem Titel "[http://books.google.de/books?id=rqr3OwAACAAJ&dq=Mavor+Voyage+to+Atlantis Reise nach Atlantis]" im [http://www.dtv.de/home_3.html Deutschen Taschenbuch Verlag] erschienen ist.  
  
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'''Fußnoten:'''
 
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'''Bild-Quellen:'''
  
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:7) http://de.geocities.com/schulnetz/griechenland/kreta.html (Seite nicht mehr online)
  
===Bild-Quellen===
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:8) http://www.seapyramid.net/pictures/images-pic1/Ltitel. (Seite nicht mehr online)
 
 
(7) http://de.geocities.com/schulnetz/griechenland/kreta.html (Seite nicht mehr online)
 
 
 
(8) http://www.seapyramid.net/pictures/images-pic1/Ltitel. (Seite nicht mehr online)
 
  
(9) [http://www.antikefan.de/ Antikefan.de], unter: http://www.antikefan.de/Bilder/Knossos/Knossos_palast.jpg
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:9) [http://www.antikefan.de/ Antikefan.de], unter: http://www.antikefan.de/Bilder/Knossos/Knossos_palast.jpg
  
(10) http://www.fw.cz/cisar/atlantis/2.html (Seite nicht mehr online)
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:10) http://www.fw.cz/cisar/atlantis/2.html (Seite nicht mehr online)

Aktuelle Version vom 20. April 2019, 00:47 Uhr

von James W. Mavor jr.

Abb. 7 Darstellung von "Stierspringern" auf einer minoischen Wandmalerei.

Galanopulos ging aber nun zu einer wissenschaftlich fundierten Beweisführung für seine These von der Identität Thera-Atlantis´ über: In der Ägäis und auch sonstwo sind nur kleine Landstücke plötzlich verschwunden, zum Beispiel die Stadt Helike im Golf von Korinth während des Erdbebens von 373 v. Chr. Das Verschwinden einer Landfläche von Tausenden Quadratkilometern ist zwar geologisch möglich, vollzieht sich aber nur so langsam, dass innerhalb einer Generation kaum eine Veränderung festzustellen wäre. Auch das Ansteigen der Ozeane infolge des Schmelzens des Polareises geht ja langsam vor sich; es beträgt knapp einen Meter innerhalb von tausend Jahren. Veränderungen wie diese gibt es in allen Erdteilen, aber sie verursachen keinen bemerkbaren Schaden und bleiben infolge ihrer Langsamkeit von der Allgemeinheit unbeobachtet.

Gegen die These, wonach Atlantis sich im Atlantischen Ozean befunden habe, sprechen alle ozeanographischen Daten. Der Unterwasserhöhenzug in der Mitte des Atlantik, aus dem die Azoren aufragen, ist häufig mit Atlantis in Zusammenhang gebracht worden. Doch bei der radiologischen [1] Untersuchung des Meeresgrundes auf sein Alter wurden keinerlei Beweise dafür gefunden, daß dort innerhalb der letzten 72 000 Jahre irgendwo Inseln versunken wären. Die Dicke der festen Erdkruste größer als unter den Ozeanen. In der Nähe der Azoren wurde festgestellt, daß die Erdrinde dort wesentlich dünner ist als auf dem Kontinent. Ein "Atlantischer" Kontinent wäre in diesem Gebiet nahezu unmöglich.

Die Katastrophe von Thera war - da die Insel sich im Zentrum der antiken Welt befand - ein Ereignis, das nur mit einem Atomkrieg von heute vergleichbar wäre. Hunderttausende Menschen mögen ums Leben gekommen, Städte, Häfen und Ortschaften auf vielen Inseln und auch auf dem Festland Griechenlands und Kleinasiens von der Flutwelle weggespült oder von orkanartigen Regengüssen, ausgelöst durch die Vulkanasche, ertränkt worden sein. Was an Bauten übrig blieb, stürzte unter der Wucht von Flutwellen ein und wurde zu Schotter zermalmt; Schiffe strandeten oder wurden mehrere Kilometer weit landeinwärts geschleudert; Städte im Hochland, zumindest jene in relativer Nähe von Thera, wurden von Erdbeben erschüttert und zerstört.

Abb. 8 Auch die alttestamentarischen "Plagen" brachte Galanopulos in Verbindung mit dem großen Thera-Ausbruch. So soll die ägyptische Finsternis eine direkte Auswirkung der in die Atmosphäre gelangten Aschemassen gewesen sein.

Während dieser Zeit verdunkelte vulkanische Asche den Himmel (Abb. 8), verwandelte den Tag in Nacht und löste furchtbare Gewitter aus. Das Meer aber war erfüllt von Schlamm. Eine derartige Katastrophe muß in der Erinnerung der Völker des gesamten östlichen Mittelmeerraumes Eindruck hinterlassen haben. Die Atlantissage ist nur eine aus einer ganzen Familie verwandter Mythen. Auch die griechische Legende von der Deukalion-Flut mag ihren Ursprung in der Eruption und dem Zusammenbruch von Thera haben. Nun ist aber die Flut des Deukalion nur das griechische Gegenstück zur biblischen Sintfluterzählung, und diese wieder steht in Verbindung zum sumerischen Gilgamesch-Epos, in dem das Urbild des Noah, Utnapischtim, von der Flut berichtet. Galanopulos bringt auch andere Mythen und Legenden - zum Beispiel den biblischen Bericht vom Auszug der Juden aus Ägypten - in Verbindung mit der Katastrophe von Thera.

Dies sind nur die groben Umrisse der von Galanopulos vertretenen Theorie. Damals, bei jener Zusammenkunft in Athen, führte er mir noch eine Reihe von beachtenswerten Details vor Augen. So soll, laut Platon, Atlas, der erste König von Atlantis, einen Bruder namens Eumelos gehabt haben, der jenen Teil des Inselreiches regierte, der den Säulen des Herakles am nächsten lag. War aber diese Meerenge in Wirklichkeit nicht Gibraltar, sondern die südöstliche Spitze des Peloponnes, dann wäre Melos die nächstliegende minoische Insel, und diese also das Herrschaftsgebiet des Königs Eumelos gewesen. Melos ist geologisch Thera ähnlich, ist also ebenfalls ein eingestürzter Vulkan, doch es gibt keine Berichte über Ausbrüche.

Auf Thera findet sich ein Steinblock, der die archaisch-griechische Inschrift "Eumelos" trägt. Vielleicht, vermutet Galanopulos, ist das der Name eines Neusiedlers aus der Zeit bald nach der Eruption, und vielleicht war er ein Nachkomme jenes Königs. Im übrigen tragen im alten Griechenland sehr häufig sagenhafte Könige oder Heroen - die vielfach auch als mythische Staats- oder Stadtgründer verehrt wurden - mit Städten oder auch Gegenden korrespondierende Namen (z.B. Pelops - Peloponnesos). Dabei ist es gleichgültig, ob diese Heroen reale Personen waren oder ob man sie nachträglich erfand, um den Ursprung der Stadt zu personifizieren. Wenn es eine solche Beziehung zwischen Eumelos und der Insel Melos gab, so wäre dies ein Indiz für die Lokalisierung von Atlantis im östlichen Mittelmeer. [2]

Abb. 9 Die unteren Lagerräume des Palasts von Knossos auf Kreta

Im Verlauf unseres Gespräches, das in seinem Arbeitszimmer am Fuße der Akropolis stattfand, blickte Galanopulos aus dem Fenster und zitierte, was Platon über das alte Athen aus der Zeit des Krieges mit mit Atlantis berichtet hat (Platon, Kritias, 5. Kapitel): "Vor allem sah der Hügel der Akropolis ganz anders aus als heute. Denn in einer einzigen Nacht hatte ein gewaltiger Regen das Erdreich fortgeschwemmt und den nackten Felsen bloßgelegt. Zur gleichen Zeit ereigneten sich Erdbeben, und dann kam es zu jener außergewöhnlichen Flut, die die dritte vor der großen Überschwemmungskatastrophe des Deukalion war ... Auf der Akropolis befand sich vorher eine ergiebige Quelle, die durch das Erdbeben verschüttet wurde. Davon sind nur ein paar kleine Quellen übrig geblieben, die in der Nachbarschaft fließen."

Dann setzte der Doktor hinzu: "Sie müssen wissen, daß sich in Attika sehr selten schwere Erdbeben und Überschwemmungen ereignen. Nur ein so katastrophales Ereignis wie der Einsturz von Thera konnte eine solche Wirkung auf die Akropolis haben. Man muß die tatsächlichen Hinweise auf die Quelle in Betracht ziehen: sie entsprang auf der Akropolis und versiegte durch ein Erdbeben um ungefähr 1500 v. Chr. Interessant ist auch, daß Platon drei Flutkatastrophen erwähnt. Als die Vulkaninsel Krakatau zwischen Java und Sumatra (1883) infolge eines ungeheuren Ausbruchs einstürzte, entstanden jedenfalls drei große seismische Flutwellen. Auf Grund eines Analogieschlusses kann man also annehmen, daß auch die Explosion von Thera mehrere solche Wellen verursacht hat. In der Deukalion-Sage wurden sie dann als drei Überschwemmungen stilisiert."

Abb.10 Seit Dr. Galanopulos Forscherzeiten hat die Thera-Archäologie enorme Fortschritte gemacht. Links: Straßenzug in Akrotiri. Rechts: Überdachte und ausgeleuchtete Ausgrabungsstätte.

Rückblickend erscheint mir, daß mein Zusammentreffen mit Galanopulos schicksalhaft war. Jedenfalls kam es zu einem für die Entwicklung unserer weiteren Beziehungen besonders günstigen Zeitpunkt zustande. Wir waren beide, ohne es zu wissen, für ein Abenteuer bereit. Für mich war die Zeit gekommen, um über "Alvin" hinauszudenken, denn das U-Boot war fertig; das Ende seiner Erprobungszeit näherte sich. Atlantis aber ist ein Thema, das jeden Ozeanographen interessieren muß. Auch für Galanopulos war der Gedanke, durch mich die Möglichkeit zu erhalten, an einer Expedition teilzunehmen und seine Theorie zu beweisen, sicher sehr anregend.

Auf Thera wurde im 19. Jahrhundert - bevor Evans die glanzvolle minoische Kultur aufgedeckt hatte - vereinzelt Ausgrabungen durchgeführt, doch wurde den aufgefundenen minoischen Überresten verhältnismäßig wenig Bedeutung beigemessen. Nach einigen Untersuchungen gegen Ende des Jahrhunderts schien Thera vergessen zu sein; freilich nicht für immer ...

Im Verlauf der 66 Jahre, in denen archäologisches Interesse an der Insel kaum vorhanden war, wurden dort große Mengen vulkanischer Asche abgebaut und zur Zementerzeugung exportiert. Während dieser Zeit fand man häufig Antiquitäten; manche kamen in das kleine Museum der Insel, andere verschwanden in Privatsammlungen. 1956 entdeckte man im Verlauf des Abbaus der Asche ganz zufällig ein minoisches Haus. Bei dieser Gelegenheit erhielt Dr. Galanopulos ein Stück Holz eines Baumes, der in vulkanischen Bimsstein eingebettet gewesen war. Er ließ es nach der Radiokarbonmethode (C-14) untersuchen: Sie ergab ein Alter von etwa 3500 Jahren. Das bedeutet, daß die aufgefundenen minoischen Ruinen in die Glanzzeit der minoischen Kultur gehörten.

War eine Rekonstruktion der Insel Thera möglich, so wie sie vor dem Zusammenbruch ausgesehen hatte? Konnten moderne ozeanographische Methoden dabei helfen? Ich war sogleich felsenfest davon überzeugt. Sehr enthusiastisch versprach ich Dr. Galanopulos, daß ich die für solche Untersuchungen notwendigen Wissenschaftler und die erforderliche Ausrüstung nach Thera bringen würde. Vielleicht regte mich auch die Vorstellung an, daß ein solches geradezu naturgegeben für "Alvin" war. Mir war klar, daß die Theorie des Dr. Galanopulos ebenso durch archäologische Untersuchungen der Insel wie durch eine Unterwassererforschung des Einbruchskessels bewiesen werden müsse. Vor allem ging es mir aber um Beweise für die Identität von Atlantis mit Thera.



Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von James Watt Mavor jr. wurde der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches Voyage to Atlantis (1969) entnommen, die 1973 unter dem Titel "Reise nach Atlantis" im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Hier liegt entweder eine terminologische Fehlleistung durch Mavor vor, oder aber ein Fehler bei der Übersetzung seines Buches ins Deutsche! Die erwähnten Untersuchungen des Meeresbodens können nämlich schwerlich mit den Methoden der Radiologie, sondern vielmehr nur mit denen der Radiometrie erfolgt sein!
  2. Red. Anmerkung: Das ist - mit Verlaub gesagt - 'blühender Unsinn'! Bei Platon findet sich keine derartige Angabe. Vielmehr wird im Kritias, wie es oben richtig zitiert wird, nur die Feststellung getroffen, dass die Ägypter die Eigennamen offenbar aus einer anderen Sprache - dem 'Atlantischen'? - in ihre Sprache übertragen hätten. Von Griechisch als Ursprache ist dort keine Rede! Logischer erscheint, dass Solon auch eine ägyptische Bezeichnung für den westlichen Ausgang des Mittelmeers graecisiert hat.

Bild-Quellen:

7) http://de.geocities.com/schulnetz/griechenland/kreta.html (Seite nicht mehr online)
8) http://www.seapyramid.net/pictures/images-pic1/Ltitel. (Seite nicht mehr online)
9) Antikefan.de, unter: http://www.antikefan.de/Bilder/Knossos/Knossos_palast.jpg
10) http://www.fw.cz/cisar/atlantis/2.html (Seite nicht mehr online)