Der "Urenkel des Zeus" - K. G. Zschaetzschs atlantische Urheimat der Arier

Abb. 1 Illustration des Titelblatts von Zschaetzschs Atlantis-Schrift (1922)

(bb) Ein weiterer Nordland-Thule-Hyperborea-Atlantist der 'Weimarer Republik' und des 'Dritten Reichs', der mit seinen Schriften zu den aktiven Wegbereitern der NS-Rassenpolitik gehörte, war Karl Georg Zschaetzsch, dessen Atlantis-Buch "Atlantis: Die Urheimat der Arier" 1922 erschien. Gerade die dort vertretenen Thesen und Behauptungen zeigen in ihrer bisweilen unfreiwilligen Komik anschaulich, welche Wunsch- und Wahnvorstellungen "Forscher" wie Zschaetzsch damals umtrieben.

So waren Zschaetzschs arische, tugendhafte Nordland-Atlanter - die streng genommen allerdings im WESTEN, nämlich auf einer Atlantik-Großinsel im Bereich der Azoren ansässig gewesen sein sollen (Abb. 2) - natürlich blond, Vegetarier und Alkoholgegener! Ihr Reich - hier folgt er dem italienischen Mythologen Graf Carli und Ignatius Donnelly - soll bei der Kollision eines Kometen mit der Erde untergegangen sein.

Abb. 2 Zschaetzschs Skizze seines 'Azoren-Atlantis', 1920/1922

Seine weitere Interpretation dieser Annahme ist jedoch - typisch für den Ario-Atlantismus - pseudomythologisch und rein ideologischer Natur: "Die einzigen Überlebenden seien Wotan, seine Tochter und seine schwangere Schwester gewesen, die in der Höhlung unter den Wurzeln eines riesigen Baumes in der Nähe eines erkalteten Geysirs Zuflucht gesucht hatten. Wotans Schwester starb bei der Niederkunft, und ein Seewolf nährte ihr Kind. Diese edlen nordischen Menschen mischten sich mit Nichtariern des Festlandes, und ihre degenerierten Nachkommen ließen sich abscheulicherweise dazu herbei, Fleisch zu essen und Alkoholika zu brauen, eine Erfindung, die von einer nichtarischen Maid namens Heid gemacht wurde." [1]

Neben norwegischen Sagen u. Mythen, die er für solche Fabulierereien heranzog, nutzte Zschaetzsch aber auch noch eine weitere 'Inspirationsquelle': "Mit Hilfe eines >rassischen Gedächtnisses< suchte der Autor zu >beweisen<, daß den Legenden vom Weihnachtsstern, der Weltesche Yggdrasil, dem Schmied Mimir, der Legende von Romulus und Remus und nahezu allen anderen Sagen - so auch der vom Apfel der Eva - diese Ereignisse zugrunde liegen. Griechenland war eine Kolonie von Atlantis und Zeus einer ihrer ersten Herrscher. All dies dient schließlich lediglich dazu, zu beweisen, daß Herr Zschaetzsch ein Abkomme von Zeus ist, was man schon an seinem Namen erkennen kann!" [2]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: L. Sprague de Camp, "Versunkene Kontinente", Heyne 1977, Seiten 88, 89
  2. Quelle: ebd., Seite 89

Bild-Quellen:

1) Unbekannte Bild-Quelle
2) Wikimedia Commons, unter: File:Zschaetzsch Atlantis Urheimat der Arier.jpg


Publikationen von K. G. Zschaetsch