Der Rätselstein aus dem Großen Tonsee in Brandenburg

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Eine bis heute ungeklärte und schnell in Vergessenheit geratene Entdeckung aus dem Jahr 2003

(red) Zu den archäologischen Kuriosa, die durchaus unsere Aufmerksamkeit verdienen, gehört auch das nachfolgend vorgestellte Out-of-place-Objekt der 'etwas anderen Art', das im Jahr 2003 von dem Hobby-Taucher Steffen Wahl aus Bestensee (Brandenburg) bei einer seiner Unterwasser-Exkursionen im dortigen Großen Tonsee entdeckt und geborgen wurde. Über diesen Fund berichtete im Jahr 2009 der Schweizer Journalist und Buchautor Luc Bürgin:

Abb. 1 Das rätselhafte, mit minäo-sabäischen Schriftzeichen versehene Steinfragment aus dem Großen Tonsee (Foto: © RBB Brandenburg)

"An einem Sommertag im August 2003 entdeckte Wahl im Großen Tonsee in rund fünf Metern Tiefe einen merkwürdigen, hellen Stein von etwa zehn Zentimetern Größe. >Er lag auf dem Grund und fiel mir wegen seiner seltsamen Schriftzeichen auf<, so der Taucher. >Klar, dass ich den Stein mitgenommen habe.<" [1]

Wter heißt es bei Bürgin: "Eine Umfrage bei verschiedenen Ortschronisten in der Umgebung brachte kein Licht ins Dunkel. Schließlich half das Brandenburgische Archäologische Landesmuseum in Wünsdorf weiter. Dortige Archäologen konnten zumindest bestätigen, dass es sich um die Zeichen einer 2000 Jahre alten, südarabischen Schrift handelte - genauer um Minäo-Sabäisch. Möglicherweise war der Stein einst sogar Teil einer antiken Grabplatte.

Sowohl Ortschronist Wolfgang Purann als auch das lokale Fernsehen berichteten über den seltsamen Fund. [2] Auf die Frage, wie das historisch wertvolle Relikt in den Tonsee gelangt war, hatte aber niemand eine Antwort. Wahl: >Ich durfte den Brocken noch einen Monat behalten. Dann kamen die Leute vom Museum und holten ihn ab.< Seither herrsche von offizieller Seite Funkstille. Aufbewahrt wird der Stein arabischer Herkunft seither in den Archiven des Brandenburgischen Landesmuseums - als sogenannter >Bodenfund<, wie Museumsmitarbeiterin Regina Smolnik bestätigt. Ausgestellt würde er in naher Zukunft wohl kaum, da er sich nicht auf die eigene Geschichte beziehe. Sollte aber ein anderes Museum Interesse daran zeigen, Wahls Fund wissenschaftlich zu untersuchen, steht er natürlich jederzeit zur Verfügung<, versichert die Archäologin." [3]

Mit einiger Sicherheit lässt sich heute zu dem bearbeiteten Steinfragment lediglich sagen, dass es keineswegs zur Zeit seiner Entstehung, sondern erst in jüngerer oder jüngster Vergangenheit an seinen Fundort gelangt sein kann. Immerhin ist ja auch der Große Tonsee nicht 'steinalt', sondern ein Resultat des Tonabbaus (Tonstich) in der Mark Brandenburg, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts forciert wurde, um genug Ziegel - insbesondere für den im Rahmen der Industrialisierung im Großraum Berlin aufkommenden Bauboom - produzieren zu können. "Bislang nicht erhärtet hat sich", so Bürgin, "der anfängliche Verdacht, dass der verzierte Brocken ursprünglich einem Nahostexperten gehörte. Wahl: >In der Gegend wohnte mal jemand, der eineZeit lang in der Botschaft in Kairo gearbeitet hat. Aber wieso sollte ausgerechnet er einen derart speziellen Stein ins Wasser geworfen haben?<" [4]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Luc Bürgin, "Lexikon der verbotenen Archäologie: mysteriöse Relikte von A bis Z", Kopp, 2009; hier zitiert nach der Lizenzausgabe bei Weltbild, 2015, S. 199
  2. Red. Anmerkung: Wolfgang Purann (Artikel für den "Bestwiner", Erscheinungsdatum Ende September 2003), "Aktuelles, Kurioses und Historisches: Sensationeller Steinfund im Großen Tonteich", bei mediapur.de (abgerufen: 12. Mai 2012); sowie: RBB-Abendjournal vom 03. September 2003
  3. Quelle: Luc Bürgin, op. cit., S. 199-200
  4. Quelle: ebd., S. 200

Bild-Quelle: