Der naturwissenschaftliche Ursprung der Lemuria-Idee

Version vom 1. Februar 2020, 15:04 Uhr von BB (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Abb. 1 Diese unspektakulären Bewohner Lemurias gaben dem versunkenen Pazifik-Kontinent seinen Namen: Die Lemuren. Im Bild ein Ringelschwanz-Lemur auf einer Zeichnung von 1775.

(bb) Der Begriff 'Lemuria' stammt eigentlich aus der Terminologie der modernen Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts, wie wir bei Lyon Sprague de Camp nachlesen können: "Zwischen 1860 und 1870 stellte eine Gruppe britischer Geologen, darunter Stow und Blanford in Indien und Griesbach in Afrika, eine auffallende Ähnlichkeit zwischen bestimmten Erdformationen in Indien und Südafrika fest. William T. Blanford wies auf die Gleichartigkeit von Gestein und Fossilien eines Fundes aus der Perm-Periode in Zentralindien, einem Landstrich namens Gondwana, und einer ähnlichen Ablagerung in Südafrika hin.

Gondwana bedeutet »Land der Gond«, einem Jägerstamm, der dieses Gebiet bewohnte und der einst den scheußlichen Kultus ausübte, Menschen langsam in magischen Ritualen zu Tode zu quälen, um dadurch die Ernte zum Gedeihen zu bringen. [...] Blanford und seine Kollegen folgerten aus ihren Beobachtungen, daß Südafrika und Indien einst durch eine Landbrücke verbunden waren, die Madagaskar mit seinen eigentümlichen Ausbuchtungen, die Aldabra-Inseln mit ihren riesigen Schildkröten, die weitläufigen Seychellen-Riffe, die Malediven und Lakkadiven mit einschloß. Diese Inseln und Riffe seien die Bergspitzen einer riesigen submarinen Gebirgskette, die sich von Afrika bis zum Südzipfel von Indien erstreckte." [1]

Auf diese Hypothese von Stow, Blanford et al. wurden auch der österreichische Paläontologe Melchior Neumayr (1845-1890) und der Naturforscher Ernst Haeckel (1834 - 1919) aus Deutschland aufmerksam, die sie begeistert aufgriffen. Neumayr unternahm 1887 in seiner "Erdgeschichte" den ersten bekannten Versuch, eine paläogeographischen Weltkarte zu erstellen, "die seine Vorstellungen von der Gestalt der Welt im Jura, der mittleren Epoche des Mesozoikums, zeigt. Es [gehört] dazu ein großer >brasilianisch-äthiopischer Kontinent<, dessen Südostecke in eine >indomadegassische Halbinsel< ausläuft, die Blanfords Landbrücke entspricht." [2]

Abb. 2 Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (1834 - 1919), der 'Baron Münchhausen' des Darwinismus, übernahm begeistert die Vorstellung einer indomadegassischen Landbrücke.

Über den Datenfälscher Haeckel (Abb. 2) stellt Sprague de Camp - mithin selber Darwinist [3] - beschönigend fest: "Ernst Haeckel war für Deutschland das, was Thomas Huxley für England war - der unüberhörbare und angriffslustige Verfechter der revolutionären Ideen von Darwin. Haeckel kam die Vorstellung von einer indomadegassischen Landbrücke gerade recht, um um die Verbreitung der Lemuren (Abb. 1) zu erklären, Tierwesen, die wie eine Kreuzung zwischen Eichhörnchen und Affen aussehen und die in der Abstammungslehre hinter den Affen rangieren. Lemuren gibt es auf Madagaskar sowie vereinzelt in Afrika, Indien und auf dem malaiischen Archipel. Wenn die madegassische Landbrücke im Perm und Jura bestanden hatte, so überlegte Haeckel, warum dann nicht auch noch im Kanäozoikum, dem Zeitalter der Säugetiere?" Haeckel spekulierte sogar darüber, "ob dies versunkene Land nicht die Wiege der Menschheit gewesen sei." [4]

Als Namensgeber dieses Landes fungierte allerdings nicht er selbst, sondern (1864) der britische Zoologe und Pionier der Biogeographie Philip L. Sclater (1829-1913), über den Stefan Wogawa in seinem Aufsatz "Urkontinent Lemuria - Von der wissenschaftlichen Hypothese zur okkultistischen Spekulation" schreibt: ""Sclater hatte Jura und Naturwissenschaften studiert, arbeitete zur Systematik und Tiergeographie der Wirbeltiere, insbesondere der Vögel, war ab 1859 Sekretär der Zoological Society (London), von 1877-82 Generalsekretär der British Association for the Advancement of Science, gab die Zeitschriften 'Ibis' sowie 'Natural History Review' heraus, unternahm zahlreiche Forschungsreisen. [...]

Er hatte bereits 1858 in einem Artikel die weltweite Verbreitung der Vögel beschrieben und dazu sechs tiergeographische Regionen benannt. [...] Sechs Jahre später beschäftigt er sich mit den Säugetieren Madagaskars. Deren Analyse und Vergleiche mit Afrika und Indien brachten ihn zu der Vermutung, im atlantischen und indischen Ozean habe einst ein Urkontinent bestanden, der vom heutigen Amerika bis nach Indien reichte und später zerbrach. Eine wichtige Rolle in seinen Überlegungen spielten die Halbaffen der Familie Lemuridae, die mit unterschiedlichen Vertretern in Afrika, Madagaskar und Indien vorkommen. Auf diese Tierfamilie bezieht sich Sclater bei der Benennung des Kontinents: >I should propose the name Lemuria!<" [5]

Wir wissen nun, w a n n und unter welchen Umständen der Begriff "Lemuria" entstanden ist. [6] Außerdem haben wir erfahren, dass das (Kunst-) Wort "Lemuria" in der 'Welt der Wissenschaft' eine frühe Landmasse im heutigen Pazifik bezeichnet, die allerdings schon vor Millionen von Jahren versunken sei. Dies soll im übrigen recht unspektakulär, Millimeter für Millimeter, im Verlauf unzähliger Jahrhunderte erfolgt sein, wie es das aktualistische Paradigma fordert. Dies alles müsste also l a n g e vor der Ära des Homo sapiens sapiens, des modernen Menschen, geschehen sein.

Die Konsequenz scheint klar: Jedem Betrachter, der sich folgsam an den derzeitigen wissenschaftlichen Vorgaben zur Erdgeschichte, Anthropogenese und jüngeren Menschheitsgeschichte orientiert, muss ein von Menschen oder entwickelten Hominiden bewohntes "Lemuria" zwangsläufig als intellektuelle Seifenblase erscheinen. Der potentielle Urkontinent kann - falls die herrschenden Lehrmeinungen zutreffen - nichts mit der jüngeren Menschheits-Geschichte zu tun haben, und natürlich kann es keinerlei menschliche Erinnerungen an diesen alten Kontinent geben.


Fortsetzung:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: L. Sprague de Camp, "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen", (Erstveröffentlichung: 1954), Heyne Verlag (München), 1977, S. 61, 62
  2. Quelle: ebd., S. 62
  3. Vergl. auch: Lyell, Darwin & Co.
  4. Quelle: Lyon Sprague de Camp, ebd.
  5. Quelle: Stefan Wogawa, "Urkontinent Lemuria - Von der wissenschaftlichen Hypothese zur okkultistischen Spekulation", MYSTERIA 3000, 2002
  6. Zu weiteren Informationen hierzu siehe bei Atlantisforschung.de auch: "Eine notwendige Randnotiz zur Herkunft des Namens 'Lemuria'" (bb)

Bild-Quellen:

1) Atlantean Alternatives: Lemuria or Mu
2) Bildarchiv Atlantisforschung.de