Die »Große Mauer von Rockwall« (Texas)

Geologische Anomalie oder Relikt einer verschollenen prähistorischen Zivilisation?

Einführende Bemerkungen

(bb) Im Jahr 1852 stießen drei Farmer - Benjamin Boydstun, Terry Utley Wade und William Clay Stevenson im Gebiet des heutigen Rockwall County (Abb. 2) in Texas bei Grabungen auf etwas, das eine alte Mauer aus großen Steinen zu sein schien. (Abb. 1) Seither beschäftigt diese weitläufige Struktur die Forschung. [1]

Abb. 1 Einer der inzwischen frei gelegten Abschnitte des »Great wall of Texas« im nach ihm benannten Rockwall County

Die Natur dieser zwischenzeitlich in Teilen ausgegrabenen, bisweilen mehr als zwölf Meter hohen Formation unterschiedlicher Beschaffenheit, welche ein Rechteck bildet, das ein Areal von immerhin 20 Quadratmeilen (ca. 51,80 km²) umschließt [2], ist nach wie vor umstritten.

Für den wissenschaftlichen Mainstream steht schon seit langem fest, dass es sich bei ihr um ein - immerhin sehr ungewöhnliches - geologisches Phänomen handelt, während einige Außenseiter des Wissenschafts-Betriebs und der alternativen Forscherszene eifrig bemüht sind, Evidenzen für Anomalien in der Struktur des "Rock wall" nachzuweisen, oder Argumente für seinen zumindest in Teilen artifiziellen Charakter zu sammeln.

Eines steht dabei fest: Sollte sich erweisen, dass es sich bei dieser riesigen 'Mauer' oder zumindest einzelnen Segmenten davon tatsächlich um Menschenwerk handelt, dann müssten mit Sicherheit nicht nur die Geschichtsbücher umgeschrieben werden [3], sondern vermutlich käme das gesamte konventionelle Bild unserer Zivilisations-Geschichte ins Wanken.

Ein geologisches Phänomen?

Abb. 2 Die geographische Lage des Rockwall County (rot markiert) in Texas

Verfechter der konventionellen, mithin schulwissenschaftlichen Lehrmeinung stützen sich vor allem auf zwei Studien von Abschnitten der Formation in den späten 1970er und 1980er Jahren sowie auf eine jüngere Untersuchung aus dem Jahr 2013:

1979 legten Dr. Kenneth Schaar von der University of Texas at Arlington und seine Studenten zwei Bereiche der Struktur frei, um sie zu analysieren. Schaar kam zu dem Schluss, dass diese beiden Sektionen natürlich entstandene Formationen seien, wobei er allerdings die Möglichkeit nicht ausschließen wollte, andere Bereiche könnten von Menschen gemacht sein. 1988 kam der Geologe Brooks Ellwood zu folgendem Ergebnis: "Der Wall ist eine natürliche Formation. Ich gründe dies darauf, dass ich den Wall an drei Stellen studiert und gesehen habe. Der Mensch hat ihn nicht erbaut." [4]

Schließlich untersuchten 2013 der Forensische Geologe Scott Wolter und Dr. John Geissman von der University of Texas at Dallas im Rahmen eines Dokumentarfilms des History Channel [5] die Formation. Geissman bemerkte zwar eingangs, dass es so etwas wie diese Formation noch nie gesehen habe, gelangte aber aufgrund seiner Analysen diverser Gesteinssblöcke zu dem Ergebnis, dass sie alle auf die gleiche Weise magnetisiert waren. Dies deute darauf hin, dass sie genau dort entstanden seien, wo sie sich heute befinden, und nicht von einem anderen Ort dorthin gebracht wurden. [6] Zu den hier genannten - und auch allen anderen - Expertisen ist anzumerken, dass sie lediglich auf der Untersuchung von 'Stichproben' der Struktur beruhen und somit keine Aussagekraft haben, was den Rock Wall insgesamt betrifft.

Befürworter eines zumindest in Teilen artifiziellen Ursprungs

Zu denjenigen, welche die konventionellen Ansichten zur "Rockwall Anomalie" infrage stellen, gehören der Geologe James J. Shelton und der an der Universität Harvard ausgebildete Architekt John Lindsey. Sie verweisen z.B. auf strukturelle Elemente, die auf ein architektonisches Design hindeuten, darunter Torbögen, Portale mit Stürzen [orig.: "linteled portals"; d.Ü.] und quadratische Öffnungen, die Fenstern ähneln. [7] In einer Studie aus dem Jahr 1996 bemerkte Lindsey nachdrücklich: "Nach Sammlung früherer Aufzeichnungen, Daten und Dokumenten, einschließlich jüngster Studien und Forschung, häufen sich die Evidenzen für eine vom Menschen erbaute prähistorische Struktur an." [8]

Abb. 3 Geologische Anomalie oder artifizielle Struktur? Es gehört zu den irritierenden Charakteristika des Rock Wall, dass er in vielen seiner bereits freigelegten Abschnitte Merkmale aufweist, die für beide Optionen sprechen. (Foto: Spears, bei History Reviewed)

James J. Shelton, der auch Überlegungen zu einem geologischen Ursprung der Formation anstellte, konnte und wollte jedenfalls nicht einige ihrer Charakteristika ignorieren, die dagegen sprechen, dass sie im Ganzen ein Naturphänomen darstellt. In einem - online abrufbaren - Papier aus dem Jahr 2000 mit dem Titel "An Unsolicited Plea for Assistance in Reevaluation of the Rockwall Co., Texas – Rockwall Anomaly" ("Eine unerbetene Bitte um Unterstützung bei der Neubewertung der Rockwall County, Texas - Rockwall Anomalie") beschrieb er die Problematik ausführlich, machte vor seinem fachlichen Hintergrund als Feldgeologe deutlich, warum er den Fall der "Rockwall Anomalie" keineswegs für abgeschlossen hält und rief zur Unterstützung von John Lindseys Forschungen auf.

Historische Überlieferungen

Eine ganz besondere Bedeutung in Hinsicht auf die typologische Charakterisierung des texanischen Rock Wall kommt den historischen Berichten und Überlieferungen aus dem 19. Jahrhundert zu. Als er entdeckt wurde, soll ein Teil davon einen Durchgang flankiert haben, der zu einer unterirdischen gewölbten Kammer unterhalb des Stadtplatzes [orig.: "town square"; d. Red.] von Rockwall führt. Im Jahr 2000, als Shelton sein Papier schrieb, verhandelte Lindsey gerade mit einem Landbesitzer, um nach dieser Besonderheit zu suchen, die seit der Jahrhundertwende nicht gesehen worden war.

Die Enkelin eines der drei Entdecker des Rock Wall, Mary Pattie (Wade) Gibson notierte im Zusammenhang mit Ausgrabungen der Mauer eine Geschichte über zwei Männer, die Hallen und Durchgänge entdeckt haben sollen. Eine der Hallen sei in Richtung der zuvor erwähnten Kammer verlaufen. Ein andere Bewohnerin von Rockwall, die an die alten Ausgrabungen der Mauer erinnerte, war die Tochter eines frühen Rockwall-Siedlers namens Mr. Deweese. Sie erinnerte sich an einen Torweg mit diagonalen Steinen, die auf dem Grundstück der Wade-Residenz freigelegt wurden. Der Stein-Torweg war von 1936 bis Ende der 1940er Jahre der Öffentlichkeit zugänglich. Allerdings wurde das Gebiet dann wieder verfüllt, weil man Einsturz-Gefahr und andere Risiken befürchtete. [9]

Wer könnte den 'Rock Wall' erbaut haben?

Abb. 4 Die künstlerische Darstellung einer der frühen Ausgrabungen von Abschnitten des Rock Wall auf der Farm der Familie Cameron, Rockwall, Texas (Bild: Aaron Judkins, The Rock Wall Phenomenon)

Wenn wir nun - zumindest um des Arguments willen - annehmen, dass es sich bei dem Rockwall tatsächlich um eine wenigstens in Teilen artifizielle Struktur handelt, dann stellt sich zwangsläufig auch die Frage, wer dieses monumentale Anlage errichtet haben könnte. Auszuschließen ist diesbezüglich jedenfalls, dass es sich bei diesen Baumeistern um Vorfahren der heutigen Indianer handelte: Die in der Nähe lebenden amerinden Völker der Caddo weisen "keine Geschichte der Erbauung solcher Strukturen auf, und es ist allgemein akzeptiert, dass sie nicht in der Lage waren, diese Struktur zu errichten." [10] Mithin dürfte diese Aussage für alle präkolumbischen nordamerikanischen 'Native Americans' gelten.

Schon seit langem wird darüber spekuliert [11], dass der »Great wall of Texas« in Zusammenhang mit den sagenumwobenen vorzeitlichen Riesen Nordamerikas stehen könne, deren Spuren auch in Texas entdeckt wurden. Tatsächlich wurden bereits im späten 19. Jahrhundert auch im Rockwall County Überreste jener gigantischen Ur-Amerikaner zu Tage gefördert. Zu einem dieser Zufallsfunde heißt es beispielsweise in einem Artikel der örtlichen Zeitung Rockwall Success:

Abb. 5 Artefakt oder Geofakt? Das hier abgebildete Objekt wurde vor wenigen Jahren am Rock Wall entdeckt und wird von einigen Privatforschern als Relikt jener mysteriösen Uralt-Kultur betrachtet, welche den Komplex errichtet haben soll. (Bild: Aaron Judkins, The Rock Wall Phenomenon)

"Die größten Wunder, die wir diese Woche zu verzeichnen haben, sind der Fund eines versteinerten menschlichen Schädels. Bei der Arbeit am vergangenen Samstag legte Ben Burton mit seinem Pflug einen gigantischen Schädel frei, ganz so groß wie ein halbes Schaff. Die glotzenden Höhlen, in denen die Augäpfel einstmals rollten, waren so groß wie eine halbe Gallonen-Schale. Einige der Kieferzähne waren noch vorhanden; einer von ihnen etwa einen Zoll dick und zwei Zoll lang. Dies beweist, dass dieses County einmal von einer Rasse von Leuten bewohnt wurde, die heute erstaunlich anzusehen wäre. Dr. Wiggins hält ihn für den Schädel eines ante-diluvianischen Riesen, der mindestens 1000 Pfund gewogen habe. Jeder, der diesen riesenhaften Schädel sehen möchte, kann dies tun, indem er zum Büro des Success kommt, denn wie Mr. Burton sagt, wird er ihn zur Besichtigung dort lassen. - Sam Slick" [12]

Diese und andere Fundmeldungen legen zwar nahe, dass zu irgendeiner Zeit auch Vertreter eines Riesen-Geschlechts im besagtem Gebiet ansässig waren, aber ob diese Giganten der Vorzeit irgendetwas mit der Rock Wall-Struktur zu tun hatten, erscheint völlig unklar - und bei Licht besehen, spricht sogar einiges dagegen. Jedenfalls haben die bekannten nordamerikanischen Moundbauer-Kulturen, mit denen die dortigen Riesen in enger Verbindung standen [13], zwar beeindruckende befestigte Anlagen in Form enormer Erdwerke hinterlassen, aber nichts, was dem texanischen Rock Wall vergleichbar wäre. Zudem datiert das entsprechende Fundgut (riesenhafte Skelettreste und Artefakte) augenscheinlich zumeist aus den jüngsten Jahrtausenden, während der Rock Wall ein weitaus höheres Alter aufzuweisen scheint. Bei der Suche nach seinen hypothetischen Erbauern muss man also noch viel tiefer in die Vergangenheit vorstoßen.

Die Hinweise, die für ein extrem hohes Alter des Rock Wall sprechen (z.B. seine völlige Bedeckung mit Sediment [14] zur Zeit seiner Entdeckung) sind zumeist ebenso umstritten wie sein artifizieller Charakter selbst. Als Beispiel sei hier ein vor einigen Jahren vor Ort entdecktes Objekt (Abb. 5) erwähnt, das der amerikanische Alternativ-Historiker Aaron Judkins auf einer seiner Webseiten vorstellt. Zu diesem stark verwittert erscheinenden Spezimen, das von einigen Privatforschern als Artefakt und Relikt der hypothetischen 'Wallbauer'-Kultur betrachtet wird, bemerkt Judkins vorsichtig: "Geologen glauben allgemein, dass es sich [dabei] schlicht um ein geologisches Feature namens 'clastic sand dike handelt. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass niemand weiß, was genau dieses [Objekt] genau ist oder wie es erstellt wurde. Allerdings sollten wir dieses Areal mittels fortlaufender Ausgrabungen genauer untersuchen, damit wir in der Lage sind, unser Verständnis des Phänomens bei Rockwall voranzutreiben." [15]

Zu den Indizien, welche die Existenz einer vollständig in Vergessenheit geratenen, weit prähistorischen Uralt-Zivilisation im Raum des Rockwall County nahelegen, gehört zudem ein Sturz, der dort im Jahre 1949 aus dem Boden eines Wasserbrunnens geborgen wurde, und auf dem sich Gravuren oder Ritzungen befanden. Sie vermittelten den Eindruck eines altertümlichen Schriftzugs, der in einer in etwa geraden Linie über den Stein verlief. Faszinierend erscheint, dass ein kupfermünzähnliches Objekt (die so genannte 'Münze von Lawn Ridge'), welches bereits 1870 bei Brunnen-Grabungen in Illinois in einer Tiefe von ca. 34 m gefunden wurde, neben den Abbildungen zweier Menschen um den Rand des Objekts herum eingeätzte Zeichen genau der selben Schrift aufweist. James J. Shelton, der dies erwähnt, verweist auch auf die grobe geologische Datierung der 'Münze' von 400.000 bis 200.000 Jahren v.d.G.. [16] Ein Indikator für eine zumindest vage Altersbestimmung des Rock Wall?


Hinweis


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Eine stichwortartige Chronologie der Forschungsgeschichte hat die Rockwall County Historical Foundation zusammengestellt. Siehe auf ihrer Webseite den Beitrag: "The Rock Wall" (abgerufen: 10. September 2017) Dort wird u.a. auch erwähnt, dass der Archäologe, Historiker und Abenteurer Byron Khun de Prorok (der übrigens auch nach Spuren von Atlantis suchte), im Februar 1925 "freigelegte Abachnitte des Walls untersuchte und schlussfolgerte, sie seien von einer prähistorischen Rasse konstruiert worden." (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Quelle: Paul Darin und Tara MacIsaac,"Buried in Time: The Great Wall of Texas Could Change History", 25. November 2014 (jüngstes Update: 23. September 2015), bei The Epoch Times (abgerufen: 10. September 2017)
  3. Tara MacIsaac, "17 Out-of-Place Artifacts Said to Suggest High-Tech Prehistoric Civilizations Existed", Abschnitt 15. Great Wall of Texas, 24. September 2015 (Jüngstes Update: 1. Januar 2016), bei The Epoch Times (abgerufen: 10. September 2017)
  4. Quelle: o.A., Rockwall County Historical Foundation, unter: "The Rock Wall" (abgerufen: 10. September 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe: History Channel, Serie: America Unearthed, Episode: "Great Wall of Texas"
  6. Quelle: Paul Darin und Tara MacIsaac, op. cit. (2014/2015)
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: o.A., Rockwall County Historical Foundation, unter: "The Rock Wall" (abgerufen: 10. September 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  9. Quelle: Paul Darin und Tara MacIsaac, op. cit. (2014/2015)
  10. Quelle: ebd.
  11. Siehe z.B.: Aaron Judkins, "Giants/ NEPHILIM! The Rock Wall Phenomenon!" (Video, 12:28 Min.); sowie: Paul Begley, "Nephilims "Giants" Rockwall Texas" (Video, 4:29 Min.; beide abgerufen: 13. September 2017)
  12. Quelle: Rockwall Success, 28. Mai 1886; nach: Aaron Judkins, "The Rock Wall Phenomenon", 08. April 2012, bei Man VS Man vs Archaeology Blog - The Maverick Archaeologist - Digging for the Truth in Archaeology, History, & all things Ancient AaronJudkins.com (abgerufen: 11. September 2017)
  13. Anmerkung: Welcher Art dies Verbindung war, ist derzeit noch ungeklärt und es existieren in der alternativen Forscher-Szene unterschiedliche Vorstellungen dazu. Beachtenswert erscheint jedenfalls die Hypothese von Dr. Greg Little, diese präkolumbischen Giganten seien - wer auch immer sie waren und woher sie auch stammten - eine Elite innerhalb der herrschenden Priesterkaste der Moundbauer-Kulturen gewesen. Siehe: Gregory Little, "Path of Souls: The Native American Death Journey; Cygnus, Orion, the Milky Way, Giant Skeletons in Mounds, & the Smithsonian", Advanced Training Associates, 2014
  14. Anmerkung: Der Autor D.A. Deal spricht diesbezüglich sogar ausdrücklich von "marinem Sediment", doch leider ohne Angaben von Quellen oder Belegen. Siehe: David Allen Deal, "Texas Giant human skull", 5. Oktober 2010, bei SlideShare (abgerufen: 13. September 2017)
  15. Quelle: Aaron Judkins, "The Rock Wall Phenomenon", 8. April 2012, bei Man vs Archaeology Blog - The Maverick Archaeologist - Digging for the Truth in Archaeology, History, & all things Ancient AaronJudkins.com (abgerufen: 13. September 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  16. Quelle: Paul Darin und Tara MacIsaac, op. cit. (2014/2015)

Bild-Quellen:

1) Public Domain; nach: The Epoch Times, unter: 17 Out-of-Place Artifacts Said to Suggest High-Tech Prehistoric Civilizations Existed
2) David Benbennick (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Map of Texas highlighting Rockwall County.svg
3) Spears (Uploader) bei History Reviewed, unter: Buried in Time - The Great Wall of Texas
4) Aaron Judkins, "The Rock Wall Phenomenon", bei Man vs Archaeology Blog
5) ebd.