Die Amazonen (Teil 2): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. Juni 2020, 23:54 Uhr

Leseprobe aus: Die Deltagöttin-Kultur

2. Die Verbreitung des Frauenvolkes

von Eire Rautenberg

Abb. 1 Karte des Kaukasus-Gebirges mit den Sied­lungs­gebieten von Sarmaten und rechts oben der Amazonen (anonymer Kupferstich aus London, um 1770)

Als Amazonen bezeichneten die Griechen kämpferische Frauen, mit denen sie bei ihrer Ausbreitung nach Kleinasien (Türkei) in Kontakt gekommen waren. Im Trojanischen Krieg fand die Amazonenprinzessin Penthesilea den Tod. Die Frauen züchteten Pferde, die sie als heilige Tiere verehrten, sie galten als fulminante Reiterinnen. Man nannte sie auch die „Töchter des weißen Pferdes“, nach der Mondgöttin. Ihre Hauptwaffe bestand aus Pfeil und Bogen. Das Frauenvolk siedelte hauptsächlich im nordöstlichen Teil des Kaukasus am Kaspischen Meer, in Keraunien, bis hin zur östlichen Schwarzmeerküste und außerdem an der Südküste des Schwarzen Meeres. (Anmerkung: >Keraunien< hat wohl namentlich (vor-)keltische Sprachwurzeln. Die Konsonanten -k, g, c und h- sind gleichwertige Glieder derselben Lautstammreihe. Ger, Ker, Her- (Manen) verbergen das gleiche Geheimnis im Namen.)

Pausanias schrieb, die Amazonen bewohnten "die Gebiete des Kaukasus, die sich zur Hyrkanischen See (= Kaspisches Meer) hinab erstrecken". Metrodorus und Hypsikrates sagten, das Frauenvolk würde „an der Grenze zu den Gargariern im nördlichen Vorgebirge des Kaukasus leben, das >Keraunische Berge< genannt wird“. Auch Strabo verortet sie dort. Zu dieser Kaukasus-These passt der wissenschaftliche Fund der ältesten bekannten Kriegerin der Welt! Die Gebeine der Kriegerin wurden nördlich von Tiflis (heutiges Georgien) ausgegraben, sind auf ca. 2.000 v. Chr. datiert.

In der südukrainischen Steppe sind ebenfalls Amazonengräber gefunden worden, deren körperliche Überreste einen Schuppenpanzer trugen, der die Betrachter irgendwie an eine Schlangenverehrung erinnert. Libyschen Amazonen sagte man Panzer aus (imitierten) Schlangenhäuten nach, insofern handelte es sich vermutlich um eine sehr verbreitete Kampfbekleidung.

Abb. 1 Eine junge Tuareg-Frau in traditionellem Gewand - Nachfahrin einer der Amazonen Nordafrikas? (Aufnahme aus dem Jahr 2007)

Im gesamten Nordafrika, von Marokko über Tunesien bis Ägypten, werden die Frauen um 2.000 v. Chr. von antiken Autoren datiert. Linguistische Forschungen bewiesen, dass „libysche Amazonen“ in besonderer Schrift kulturelle Zeugnisse hinterließen, die "neben einer erstaunlichen Ausbreitung der Amazonen auch die Höhe ihrer geistigen Bildung". Bei Berbern und Tuareg-Stämmen (Abb. 2) des westlichen Nordafrikas konnten bis in die Gegenwart nur die Frauen lesen und schreiben. Sie waren die Bewahrerinnen der Kultur. Die Tuareg nennen sich selbst „Amazigh“.

Es geht die Legende, dass Legende, dass nordische Amazonen zum Fluss Tanais / Don zogen, wo sie nach Ansicht antiker Autoren mit „Skythen“ zusammentrafen und sich sexuell vereinigten mit sog. Gargariern. Sie gebaren angeblich deren Kinder, und die Mädchen wurden allein von den Amazonen groß gezogen, während die Jungen bei den Männern in Obhut blieben. Die Gargarier sollen ein benachbarter und dann allmählich vermännlichter Stamm gewesen sein. Der östlich fließende Don aus dem Asowschen Meer ist mit der Wolga verbunden, so dass das wehrhafte Frauenvolk später entlang der Wolga weiter östlich zog. Um 1.000 – 500 v. Chr. gingen sie in den matriarchal geprägten nomadischen Stämmen der eurasischen Steppe (Sarmaten, Skythen) auf.

Bei den genannten Völkern besaßen Priesterinnen einen hohen Rang. Dem entspricht, dass die sog. Labrys (= Doppelaxt) ein steinzeitliches Symbol der Göttin war, welches in der Eiszeit als in Fels geritztes Ideogramm auftaucht.

Merkwürdigerweise haben Archäologen im skandinavischen Norden Funde aus der ältesten Eisenzeit (ca. 500 vor Chr.) ausgegraben, die sie einem „Amazonenvolk“ zuordnen. In Finnland soll es Funde geben, die auf einen damaligen kulturellen Austausch zwischen dem Ural über das Baltikum / Ostpreußen bis schließlich nach Skandinavien weisen. Auch im mittelasiatischen Altai-Gebirge hat man Kriegerinnen ausgegraben, die allerdings etwa tausend Jahre später gelebt haben als die Kaukasus-Kriegerin von Georgien.

Abb. 3 Hier die Abbildung zweier Amazonen im Kampf mit einem Griechen (Amazonomachie als Relief aus Athen, 4. Jahrhundert v. Chr.; ausgestellt im Nationalen Archäologischen Museum in Athen, Raum 28)

Seit fünfundzwanzig Jahren ist das >Gräberfeld von Ak-Alacha im Hochland des Altai-Gebirges< eine spektakuläre archäologische Fundgrube. Zu den Funden gehört die Bestattung einer bewaffneten Reiterkriegerin, die um 1.000 v. Chr. gelebt haben muss und deren Ausstattung durch den konservierenden Dauerfrost erhalten geblieben ist. Die ca. sechzehn Jahre alte Frau, die mit einem Mann und neun Pferden unter dem großen Grabhügel beerdigt wurde, gilt wissenschaftlich momentan als „östlichster Beleg für skythische Reiterkriegerinnen“. Der europide Typ der Skythin aus den asiatischen Steppen ist durch Rekonstruktion des Gesichtes und andere Indizien inzwischen anerkannt.

Als antikes Allgemeinwissen galt, dass ab dem dritten Jahrtausend v. Chr. die Amazonen in Kleinasien, auf Lemnos (Insel westlich der Troas), an der nordöstlichen Schwarzmeerküste sowie an der Südküste große Städte gründeten. Die Hauptstadt >Themiskyra< an der Südküste hieß wie die Landschaft, in der sie lag: eine fruchtbare, große Ebene im Norden Kleinasiens. Wichtig waren die Flüsse Thermodon (heute: Terme Çayı) und Iris. Von diesen Flussmündungen verkehrten die Schiffe der Frauen ins Weiße Meer (= Mittelmeer). Das Frauenvolk schuf eine hoch entwickelte Kultur mit Stadtanlagen, mächtigen Festungen und geheimnisvollen Heiligtümern!

Der östliche Teil von Limnos (altgriechisch: Lemnos) vor der Troas sieht wie eine Mondsichel aus, so dass das Eiland sicher gern von den Amazonen erobert und besetzt wurde. Lemnos war mythologisch das Domizil des Feuergottes Hephaistos, der vor Ort wegen der Vulkantätigkeit eine Metallschmiede gehabt haben soll. In trojanischen Zeiten muss hier ein Zentrum der Schmiedekunst gewesen sein, wo die Frauen ihre sagenhaften Doppel-Äxte als Kultwaffen gefertigt haben! Lemnos wurde 700 vor Chr. von Tyrsenern erobert, die bestimmte Bevölkerungsteile auf der nordwestlichen Troas repräsentierten. (Anmerkung: Sind die Tyrsener identisch mit den Teukrern? Immerhin handelt es sich bei „Teu und Tyr“ um den gleichen Himmels- und Schwertgott.) Einer in der Antike und bis heute verbreiteten Auffassung zufolge waren die Tyrsener mit den toskanischen Etruskern eng verwandt. Etrurien in Mittelitalien wird auch als Tyrrhenien bezeichnet. Doch dieser Landesname ist sowohl für die Gebiete der eingewanderten Pelasger, Tyrrhener, die Tyrsener Kleinasiens in Griechenland, bekannt, als auch für Italien.

Die Altvorderen brachten bei nahezu jeder Völkerwanderung ihre Ortsnamen mit ins neue Land, um sich schnell heimisch zu fühlen und die Erinnerung an ihre Heimat zu pflegen; das muss man immer bei aller Festlegung berücksichtigen, dieses >sowohl als auch<. Durch alle Zeiten und Räume, bis in die Moderne, war das die präferierte Methode.

Noch im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde das Schwarze Meer allgemein Amazonenmeer genannt. Eben deshalb, weil sich die Menschen erinnerten, dass sich die Frauenkultur nicht nur in asiatischen Grassteppen, sondern auch rund um das Schwarze Meer ausgebreitet hatte. Dass es Amazonen gab und sie einen weit reichenden räumlichen und zeitlichen Einfluss besaßen, steht außer Frage und wird immer mehr belegt. Die Ungläubigen sind gestern wie heute diejenigen Wissenschaftler, die ideologisch einer patriarchalen Geschichtskultur anhaften.


Fortsetzung:


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Eire Rautenberg (©) ist ein Auszug aus ihrem Werk "Die Deltagöttin-Kultur – Atlantis und die Vorfahren der Deutschen" (ohne die im Buch enthaltenen Quellenangaben), das im August 2017 bei epubli erschienen ist. Die Veröffentlichung bei Atlanrisforschung.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Bild-Quelle:

1) AnonMoos bei Wikimedia Commons, unter: File:Map of Colchis, Iberia, Albania, and the neighbouring countries ca 1770.jpg
2) Alain Elorza bei Wikimedia Commons, unter: File:Tuareg woman from Mali January 2007.jpg (Lizenz: Creative Commons, "Attribution-Share Alike 2.0 Generic")
3) Marsyas / National Archaeological Museum of Athens bei Wikimedia Commons, unter: File:NAMA Amazonomachie.jpg (Lizenz: Creative Commons, "Attribution-Share Alike 3.0 Unported")