Die Bronzezeit, Atlantis und der Kupferabbau an den oberen Großen Seen

von unserem Gastautor Frank Joseph

Abb. 1 Europa während der Mittleren Bronzezeit. Blau: Apennin-Kultur; gelb: Terramare-Kultur; braun: Tumulus-Kultur; rot: Atlantische Bronzezeit; grün: Nordische Bronzezeit, hellgrün: Aunjetitzer Kultur; grau: Balkan-Kulturen

Bronze war im frühen Altertum das Äquivalent von Plutonium im Atomzeitalter. Vor ihrem Erscheinen wurden Werkzeuge und Waffen entweder aus Stein (normalerweise Granit und Feuerstein) oder aus Kupfer hergestellt. Bronze war beiden völlig überlegen, und wer sie besaß, hatte in militärischen und industriellen Angelegenheiten einen Quantenvorteil. Ihre Herstellung war jedoch schwierig, da sie von der Qualität des verwendeten Kupfers abhing, das mit Zink und Zinn kombiniert wurde. Keines der drei Mineralien kam in ganz Europa und im Nahen Osten im Überfluss vor, wo nach seiner Entdeckung um die Wende des vierten Jahrtausends v. Chr. aus jedem Königreich Forderungen nach dem neuen Metall ausbrachen. Die einzigen wirklichen Quellen für Zinn wurden in Südspanien und Teilen Englands gefunden. [1] Einen Hinweis auf die Bedeutung des Kupfers stellt die Ableitung des Namens der Insel Zypern von „Kippur“ dar, dem assyrischen Wort für Kupfer, da sie einer der wenigen Orte war, an denen es in großen Mengen abgebaut wurde. [2] Aber auch dort war die Qualität nicht durchweg erstklassig.

Abb. 1 Diverse Bronzebeile aus einem Hortfund bei Groß Gaglow im Land Brandenburg. Solche Beile waren in der Bronzezeit nicht nur Werkzeuge oder Waffen, sondern auch Statussymbole.

Trotz unzureichender Versorgung mit Kupfer, Zink und Zinn hatten die Großmächte und sogar die meisten der kleineren um 1500 v. Chr. ihre oft massiven Streitkräfte mit riesigen Arsenalen hervorragender Bronzewaffen ausgerüstet. Die Supermächte - Ägypten, das Hethitische Reich, Troja, das minoische Kreta, das mykenische Griechenland und Assyrien - traten mit buchstäblich Millionen von Bronzeschwertern, Speeren und Rammböcken gegeneinander an, und ihre Soldaten waren mit Bronzehelmen und -schilden ausgestattet. In pompöser Zurschaustellung ihrer Reichtümer schmückten Könige bisweilen die Mauern ihrer Städte mit großen Blechen aus glänzender Bronze, oder füllten ihre Plätze und Tempel mit den Bronzestatuen von Göttern und Helden an.

Damals entstand eine enorme Industrie, die sich auf die Herstellung von Bronzewerkzeugen spezialisierte, welche für Handwerker, Kunsthandwerker und Waffenschmiede von Irland bis Mesopotamien unverzichtbar waren. Offensichtlich reichten einheimische Mineralvorkommen, insbesondere aus Kupfer, sowohl quantitativ als auch qualitativ nicht aus, um mit [...] einer so großen Nachfrage Schritt zu halten. Seit mehr als einem Jahrhundert fragen sich Historiker: "Woher hatten die Alten das Kupfer, das für die Herstellung so vieler Bronzeartikel erforderlich ist?"

Abb. 3 Kate der Oberen Halbinsel von Michigan in Nordamerika, wo während der europäischen Bronzezeit ca. eine halbe Million Tonnen Kupfer abgebaut wurde. Verschifften atlantische Seefahrer dieses Erz in die Alte Welt?

Die Bronzezeit der Alten Welt begann um 3000 v. Chr., erreichte vom 16. bis 13. Jahrhundert v. Chr. ihren Produktionss-Höchststand und endete dann abrupt um 1200 v. Chr. [3] Sie wurde nicht logischerweise durch das Aufkommen der Eisenzeit abgelöst, sondern durch das genaue Gegenteil allen menschlichen Fortschritts: ein vier Jahrhunderte langes dunkles Zeitalter, in dem das Licht der Zivilisation in Europa, Kleinasien und im Nahen Osten erlosch, mit Ausnahme des pharaonischen Ägyptens, das jedoch in einen Niedergang erlebte, von dem es sich niemals erholen sollte. Darüber hinaus war den ägyptischen Arbeitern seit frühdynastischer Zeit Eisen bekannt, während die hethitische Bewaffnung sich bereits auf eiserne Lanzenspitzen und Äxte stützte.

Seltsamerweise steht die Bronzezeit auch mit einem weiteren, wenn auch eng verwandten Rätsel in Zusammenhang: dem Abbau erstaunlicher Mengen des weltweit hochwertigsten Kupfererzes aus der Region der oberen Großen Seen in Nordamerika. Ab ca. 3000 v. Chr. wandte ein Volk, das in der indianischen mündlichen Überlieferung der Menominee als hellhäutige „Männer des Meeres“ bezeichnet wurde, ausgefeilte Bergbautechniken an, die erst im Industriezeitalter wieder zu sehen waren. Sie förderten mindestens 500 Millionen Pfund Kupfer [4], die alle um 1200 v. Chr. mit den weißhäutigen Bergleuten verschwunden waren, als die Gruben plötzlich verlassen wurden. Dies ist das gleiche Datum für die endgültige Zerstörung von Atlantis, dessen Bewohner laut Plato über einen herausragenden Reichtum an Mineralien verfügten.

Es waren zweifellos die seefahrenden „Männer des Meeres“ von Atlantis, welche die reichen Mineral-Vorkommen der Oberen Halbinsel (Abb. 3) entdeckten, abbauten und das hochwertige Kupfer an die Werkzeug- und Waffenhersteller in Europa, Kleinasien und im Nahen Osten verkauften. Zusammen mit Kupfer wurde Zinn an den Ufern Michigans abgebaut, ein Beleg für die Herstellung von Bronze, mit der die Bewohner der amerikanischen Ureinwohner nicht vertraut waren. Diese nordamerikanische Quelle wurde eifersüchtig als Staatsgeheimnis bewahrt, von dem das atlantische Monopol abhing. Als die Insel Atlantis um 1200 v. Chr. vernichtet wurde [5], ging dieses Geheimnis mit ihr unter und die Bronzezeit endete wegen mangelnder Kupferversorgung. [6] Die drei einflussreichsten und miteinander verbundenen Aspekte der Antike - die Bronzezeit, Atlantis und der Kupferabbau an den oberen Großen Seen - haben dieselben Zeitparameter.



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Anmerkungen und Quellen

Frank Joseph - The Atlantis Encyclopedia.jpg
Dieser Beitrag von Frank Joseph (©) wurde seinem Buch The Atlantis Encyplopedia entnommen (Lemma: "The Bronze Age", S. 76-77), das 2005 bei Career Press, Inc. erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Red Anmerkung: Eine weitere anzunehmende - von der Mainstream-Archäologie bisher noch weitgehend ignorierte - bronzezeiliche Bezugs-Quelle von Zinn, nämlich das Erzgebirge, erforscht seit einigen Jahren der Experimental-Archäologe Dr. Dominique Görlitz. Siehe bei Atlantisforschung.de: Dominique Görlitz, "Der Ursprung der Zinnbronzen - Zur Möglichkeit mediterraner Fernhandelsbeziehungen mit den böhmischen-sächsischen Bergbauzentren in der Bronzezeit" (Jan. 2018)
  2. Red. Anmerkung: In späterer (graeco-romanischer) Zeit nannte man vice versa das wertvolle Metall „aes cyprium“. "Das ist Lateinisch und heißt übersetzt so viel wie Erz aus Zypern. Aus >aes cyprium< wurde später im Lateinischen einfach >cuprum<. Eine frühe Form der deutschen Sprache veränderte es zu >kupfar<. Damit war der Weg nicht mehr weit zu >Kupfer<." Quelle: aachener-zeitung.de, 24. Januar 2017, unter: "Woher kommt der Name „Kupfer“?" (abgerufen: 29. April 2020)
  3. Red. Anmerkung: Nach dem Bronzezeit-Kollaps der damaligen großen Kulturen des östlichen Mittelmeer-Raums und des Nahen Ostens erfolgten in Mitteleuropa noch bis ca. 800 v. Chr. regionale Spätphasen oder 'Nachwehen' der Bronzezeit.
  4. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de auch einführend: William R. Corliss, "Gesucht: 500 000 Tonnen Kupfer"
  5. Zu Frank Josephs Atlantis-Theorie siehe vor allem diese beiden Bücher von ihm: "The Destruction of Atlantis: Compelling Evidence of the Sudden Fall of the Legendary Civilization", Inner Traditions / Bear & Co, 30.01. 2004; sowie: "Survivors of Atlantis: Their Impact on World Culture", Simon and Schuster, 10.08.2004
  6. Red. Anmerkung: Es erscheint uns verkürzend, das Ende der Bronzezeit lediglich auf das Wegbrechen einer vermuteten externen Bezugsquelle für Kupfer zurückzuführen. Vielmehr müssen diesbezüglich verschiedene Faktoren - wie gravierende Naturkatastrophen, daraus resultierende Klimaveränderungen, Hungersnöte, Zusammenbrüche von Handels- bzw. Wirtschafts-Systemen und Massen-Migrationen betroffener Völker, usw.) eine Rolle gespielt haben.

Bild-Quellen:

1) Xoil (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Europe middle bronze age.png (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)
2) Wolfgang Sauber (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:ALB - Hortfund Groß Gaglow.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)
3) Mandavi (Urheber) bei Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Datei:Obere Halbinsel in Michigan.png (Lizenz: Creative CommonsNamensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen - Unported 3.0“)