Die Einheit aller Wissenschaften und ihre praktische Anwendbarkeit

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von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich (1997)

Ganz entgegen der heutigen Denkweise haben die alten Hochkulturen das, was wir heute etwa Geometrie, Musik, Astronomie, Architektur etc. nennen und gewohnt sind, als getrennte Wissenschaften, Künste oder Technologien anzusehen, als Teile einer einzigen, umfassenden "heiligen Wissenschaft" betrachtet. Noch ganz im Sinne dieser Tradition hat man immer wieder - spätestens seit dem berühmten Ramón Lull [1] - versucht, die verschiedenen Wissensgebiete in einem "Rad des Wissens" anzuordnen.

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Wie der obige Ausschnitt aus einer solchen versuchsweisen Anordnung zeigt, ist die Rad-Form aber wenig geeignet, die auch heute noch vereinzelt beschworene Einheit aller Wissenschaft über­zeugend zu demonstrieren. Es ist in einem solchen Rad nämlich jedes Wissensgebiet nur mit zwei anderen in Berührung und Überlappung zu bringen. Und das genügt nicht! So berührt und überlappt sich beispielsweise die Linguistik auch mit der Prähistorie oder die Geologie auch mit der Astronomie. Man denke an die kosmisch verursachten Kataklysmen! Geeigneter erscheint da schon eine wabenförmige Anordnung, bei der Berührung respektive Überlappung immerhin schon mit sechs anderen Wissensgebieten möglich ist.

Aber auch eine solche Anordnung - oben ein beliebig änder- und erweiterbares Beispiel - wirkt teilweise willkürlich und bleibt letztlich unbefriedigend. Auch die sechsfache Berührungs- und Überlappungsmöglichkeit genügt nämlich noch immer nicht! Entdecken wir nämlich beispielsweise prähistorische oder geschichtliche oder religionsgeschichtliche Zyklen, so haben wir schon die Berührung mit den Rhythmen der Musik, kosmischen Perioden oder den rhythmischen Schüttelvorgängen der homöopathischen Pharmazeutik. Und dergleichen zahllose Beispiele mehr!

Immerhin wird aber bereits aus obiger Skizze klar, wie groß auch bei dieser wabenförmigen Anordnung der Wissensgebiete noch immer die Gefahr ist, dass ganze potentielle Forschungsgebiete unentdeckt bleiben, gewissermaßen zwischen die Ritzen fallen. Dem könnte etwa durch ein Auseinanderziehen der wabenförmigen Anordnung abgeholfen werden, wie nachstehend skizziert, so dass von jeder "Wabe" aus Verbindungen zu beliebig vielen anderen Wissensgebieten möglich werden.

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Kepler, der sich mit der Erforschung kosmischer Harmonien in unserem Sonnensystem beschäftigte, hätte in dieser Skizze natürlich auch noch eine Verbindung zwischen den Waben "Musik" und "Weltraum" eingezeichnet. Und für diejenigen, die sich die Erde-Menschheit nur als Ableger einer schon längst intergalaktisch verbreiteten Weltraum-Rasse vorstellen können, wäre eine Verbindung zwischen den Waben "Ethnologie" und "Weltraum" erforderlich. Im übrigen mag der geneigte Leser sich vielleicht über die Verbindung zwischen den Waben "Musik" und "Meteorologie" wundern: aber angeblich soll man mittels tibetischer Klangschalen heraufziehende Unwetter beeinflussen können. Hier wie allenthalben besteht noch ein ungeheurer Bedarf an zuverlässiger, scheuklappenfreier Forschungsarbeit! Insbesondere auf den sogenannten grenzwissenschaftlichen Gebieten. Ebendiese sind es nämlich, auf die es für die Evolution unserer Wissenschaft ankommt! Der Leser möge sich selbst, anhand obiger Waben-Skizzen, überzeugen, dass die Anzahl der Grenzbereiche sehr viel größer ist, als die der "Waben", die mit unseren konventionellen Wissensgebieten beschriftet sind.

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Das "Schubfächer"-Denken unserer Schulwissenschaft mag einerseits in gewissem Umfang durchaus seine Berechtigung haben. Aber es stellt zugleich die allergrößte Gefahr für den Fortschritt unserer Wissenschaften dar. Die Realität hat gewiss keine wabenförmige Struktur, sie ist interdisziplinär! [2]

Zur praktischen Anwendbarkeit: Solche Waben-Arrangements müssen auf den jeweils vorliegenden praktischen Fall zugeschnitten sein, um maximal Hilfestellung geben zu können! Die Anordnung der "Waben" wird jeweils anders sein müssen. Nur dann werden sie uns die Augen für bisher übersehene Problemlösungs-Möglichkeiten öffnen!


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich © wurde erstmals veröffentlicht in: EFODON-SYNESIS Nr. 20/1997; bei Atlantisforschung.de erscheint er im Dr. Horst Friedrich Archiv in einer redaktionell bearbeiteten Fassung nach: http://efodon.de/html/archiv/wissenschaft/friedrich/einheit.htm

  1. Anmerkung d. V.: Katalanischer Philosoph, Wissenschaftler, Alchemist und christlicher Missionar (in Nordafrika), einer der Väter der abendländischen Wissenschaft, lebte 1235-1315. Näheres in Karl Christoph Schmieder: „Geschichte der Alchemie“, Ulm 1959 (originalgetreuer Nachdruck der Ausgabe 1832), S. 166 - 182. Wird oft unter seinem latinisierten Namen Raimundus Lullus zitiert.
  2. Dieser Beitrag wurde in fast identischer Form bereits in der Zeitschrift "Wissenschaft ohne Grenzen", Nr. 1/1996, veröffentlicht. Hierzu vgl. auch: Horst Friedrich: "Einer Neuen Wissenschaft den Weg bahnen!", EFODON-Edition MESON ME-9, Hohenpeißenberg 1997.