Die Fauna von Atlantis

Das 'Elefanten-Problem' im Kritias

von Tony O’Connell (2010)

Abb. 1 Die Erwähnung von Elefanten als Teil der Fauna von Atlantis in Platons Dialog Kritias (114e) wirft hinsichtlich der Lokaliserung des verschollenen Vorzeit-Reiches mehr Fragen auf als sie beantwortet.

Die Fauna der Atlantis hat, so wie sie bei Plato beschrieben wird, wenig dazu beigetragen, um ihren Standort genau zu bestimmen. Allerdings ist 'genaue Bestimmung' wohl der falsche Ausdruck, da Atlantis sich von Nordafrika bis hin nach Italien erstreckte, sodass es mutmaßlich eine weitreichende geographische Bandbreite der von Plato verzeichneten Fauna gibt.

Im Kritias spricht er von Herden (111c), was Schafe und / oder Ziegen impliziert; [aber auch von] Bienen (111c) sowie von Elefanten (Abb. 1) (114e); Pferden (117b); und Stieren (119b). Zudem erwähnt er (120b) Kleidung aus Zobel [1], doch diese war möglicherweise importiert.

Der problematischste [dieser Verweise] ist die Erwähnung von Elefanten, ein Begriff, der eine ganze Reihe miteinander verwandter Spezies betreffen könnte, darunter Mastodonten, Mammute, Indische und Afrikanische Elefanten sowie Zwergelefanten. Der Lebensraum der letztgenannten kleinen Kreaturen erstreckte sich von Sibirien bis hin zum Äquator im Süden. Die Überreste von Zwergelefanten hat man auf Inseln des Mittelmeer-Raums, von Sardinien bis Zypern, gefunden.

Pygmäen-Elefant [engl.: Pygmy elephant; d.Ü.] ist die Bezeichnung, die für einige Spezies verwendet wird, welche heute in Teilen Asiens und Afrikas gefunden werden. Doch Pygmäen- oder Zwergelefanten wären [von Plato] wohl schwerlich als die "größten und gefräßgsten" aller Tiere bezichnet worden (Kritias, 115a).

Es gibt allerdings einige Zustimmung [zu der Annahme], dass nordafrikanische Elefanten das Atlas-Gebirge bewohnten, bis sie zu Zeiten der Römer ausgerottet wurden. [2] Die Spezies jener Elefanten, die Hannibal nutzte, wurde zu einem jahrelang diskutierten Streitpunkt. [3] Die Numider Nordafrikas (202 v.Chr. bis 46 v.Chr.) verwendeten ebenfalls örtliche Elefanten zur Kriegsführung. Es scheint mir, dass der nordafrikanische Elefant eher als die [übrigen] afrikanischen oder asiatischen Spezies geeignet war, die Alpen zu überqueren. Und selbstverständlich war das Atlas-Gebirge ein Teil der atlantischen Einfluss-Sphäre (Timaios, 25a-b).

Eckart Kahlhofer macht geltend, dass es sch bei den von Plato erwähnten Elefanten tatsächlich um Rotwild handelte, wobei er behauptet, ein Abschreibfehler habe dazu geführt, dass aus dem griehischen Wort elaphos (Hirsch) bei der Transkription elephas (Elefant) wurde. R. Cedric Leonard hat ein interessantes Papier [4] zur frühen Domestikation von Tieren und ihrer möglichen Verbindung mit Atlantis verfasst.


Siehe zum Thema 'Elefanten' bei Atlantisforschung.de auch:


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Artikel von Tony O’Connell (©) erschien in der englischsprachigen Originalfassung erstmals am 20. Juli 2011 mit der Überschrift "Fauna of Atlantis" bei Atlantipedia.ie. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de (Dez. 2016).

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Tony O’Connell bezieht sich hier auf die Übersetzung des Kritias durch Rev. Robert Gregg Bury (1869-1951), dessen Übertragung der altgriechischen Wortkombination "kuanon stolen" ins englische "sable vestments" (= Zobel-Roben") in Hinsicht auf die Festtags- oder Ritualkleidung der Könige von Atlantis (120d) doch ziemlich exotisch oder gewagt erscheint. So heißt es in den Referenz-Übersetzungen von Franz Susemihl und Rudolf Rufener: "ein blaues Gewand von der allerhöchsten Schönheit" bzw. "ein wunderschönes dunkelblaues Gewand". Auch Jürgen Spanuth übersetzt diese Passage mit: "ein dunkelblaues Gewand von wunderbarer Schönheit". Tony O’Connell verweist selber an anderer Stelle auf die Problematik der Übersetzung dieser Textstelle durch Bury. Siehe: Derselbe, "Sable vestments", 17. Nov. 2010, bei Atlantipedia.e
  2. Siehe dazu z.B.: AFRICA FACTS, unter: Atlas Mountains Facts; sowie: mwn - MOROCCO WORLD NEWS, 28. August 2014, unter: Tarik El Barakah, "5 Animals That Once Roamed Morocco but No Longer Exist" (Links abgerufen: 6. Dez. 2016)
  3. Siehe: The New York Times, 18. September 1984, unter: John Noble Wilford, "THE MYSTERY OF HANNIBAL'S ELEPHANTS" (abgerufen: 6. Dez. 2016)
  4. Siehe: R. Cedric Leonard, "ATLANTEAN ANIMALS - Animal Domestication in Atlantean Times", bei Quest for Atlantis - Adventures in Science (abgerufen: 6. Dez. 2016)

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