Die Kulturbringer aus einem fernen Land: Unterschied zwischen den Versionen

(Die Seite wurde neu angelegt: Die weißen Götter: Diffusionismus einmal anders herum, '''Teil V''' von unserem Gastautor Reinhard Prahl [[Bild:Kolosimo.jpg|thumb|'''Abb. 6''' Auch der Aut...)
 
Zeile 21: Zeile 21:
 
[[Bild:Emery.jpg|thumb|'''Abb. 8''' Der britische Ägyptologe Walter Bryan Emery (1903-1971)]]
 
[[Bild:Emery.jpg|thumb|'''Abb. 8''' Der britische Ägyptologe Walter Bryan Emery (1903-1971)]]
  
Junker war nicht der einzige, der an eine „dynastische Rasse“ glaubte. Der berühmte Ägyptologe W. B. Emery '''(Abb. x)''' erregte 1964 mit seinem Buch „Ägypten , Geschichte und Kultur der Früh-zeit“, als er schrieb [Emery, S. 17]: „Im Gegensatz zu der in der vorliegenden Schrift vertre-tenen Theorie, der rasche Aufstieg der Zivilisation im Niltal unmittelbar vor der Einigung sei dem Auftauchen einer >>dynastischen Rasse<< zu verdanken gewesen, sind manche For-scher der Meinung, die äußeren Einflüsse seien begrenzt gewesen und die eigentliche Ursache sei in einer natürlichen Entfaltung der einheimischen Kultur in der prädynastischen Periode zu suchen.“  Und weiter unten: „Die heutige Forschung läßt oft die Möglichkeit außer acht, daß beide Gebiete von einem bisher noch nicht bestimmten Gebiet aus erobert und besiedelt wurden.“
+
Junker war nicht der einzige, der an eine „dynastische Rasse“ glaubte. Der berühmte Ägyptologe W. B. Emery '''(Abb. 8)''' erregte 1964 mit seinem Buch „Ägypten , Geschichte und Kultur der Früh-zeit“, als er schrieb [Emery, S. 17]: „Im Gegensatz zu der in der vorliegenden Schrift vertre-tenen Theorie, der rasche Aufstieg der Zivilisation im Niltal unmittelbar vor der Einigung sei dem Auftauchen einer >>dynastischen Rasse<< zu verdanken gewesen, sind manche For-scher der Meinung, die äußeren Einflüsse seien begrenzt gewesen und die eigentliche Ursache sei in einer natürlichen Entfaltung der einheimischen Kultur in der prädynastischen Periode zu suchen.“  Und weiter unten: „Die heutige Forschung läßt oft die Möglichkeit außer acht, daß beide Gebiete von einem bisher noch nicht bestimmten Gebiet aus erobert und besiedelt wurden.“
  
 
Dieses Gebiet ist bis heute noch nicht bestimmt. Es gibt nurmehr sehr wenige Ägyptologen, die Emery folgen, gerade weil die gefunden Skelette und Schädel sich keiner bekannten Rasse einordnen lassen. Deshalb geht man davon aus, es handelt sich hier um eine eigene ägyptische Volksgruppe.  Doch Emery widersprach dem eindeutig [ebd.]: „''Wie dem auch sei, gegen Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. bildete das Volk, das in der Überlieferung unter dem Namen „''Gefolge des Horus''“ bekannt ist, allem Anschein nach eine zivilisierte Aristokratie oder Herrenrasse, die ganz Ägypten beherrschte. Die Annahme der Existenz einer solchen Herren-rasse wird dadurch gestützt, daß man in Gräbern aus der späten prädynastischen Zeit im nördlichen Teil Oberägyptens die Knochenreste einer Volksgruppe entdeckt hat, deren Schädel breiter und deren Körper größer waren als die der Eingeborenen. Der Unterschied ist so deutlich, daß man unmöglich behaupten kann, diese Menschen hätten sich aus der früheren Rasse entwickelt''.“
 
Dieses Gebiet ist bis heute noch nicht bestimmt. Es gibt nurmehr sehr wenige Ägyptologen, die Emery folgen, gerade weil die gefunden Skelette und Schädel sich keiner bekannten Rasse einordnen lassen. Deshalb geht man davon aus, es handelt sich hier um eine eigene ägyptische Volksgruppe.  Doch Emery widersprach dem eindeutig [ebd.]: „''Wie dem auch sei, gegen Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. bildete das Volk, das in der Überlieferung unter dem Namen „''Gefolge des Horus''“ bekannt ist, allem Anschein nach eine zivilisierte Aristokratie oder Herrenrasse, die ganz Ägypten beherrschte. Die Annahme der Existenz einer solchen Herren-rasse wird dadurch gestützt, daß man in Gräbern aus der späten prädynastischen Zeit im nördlichen Teil Oberägyptens die Knochenreste einer Volksgruppe entdeckt hat, deren Schädel breiter und deren Körper größer waren als die der Eingeborenen. Der Unterschied ist so deutlich, daß man unmöglich behaupten kann, diese Menschen hätten sich aus der früheren Rasse entwickelt''.“

Version vom 24. Juni 2009, 04:40 Uhr

Die weißen Götter: Diffusionismus einmal anders herum, Teil V

von unserem Gastautor Reinhard Prahl

Abb. 6 Auch der Autor und Forscher Peter Kolosi- mo (Bild) beschäftigte sich mit den "weißen Göttern".

Im Gegensatz zu Amerika existierten in der Alten Welt TATSÄCHLICH My- then um weisse Götter, die aus einem fernen Land kamen und den Urein- wohnern die Zivilisation lehrten. Anschließend gingen sie fort, versprachen aber, dereinst wiederzukehren. In Afrika beispielsweise existieren reichlich von dieser Art Mythen und Sagen, die von hochentwickelten Weißen erzäh- len, die irgendwann einfach da waren, die Eingeborenen unterrichteten und irgendwann von dannen zogen. Afrika ist geradezu eine Fundgrube für „Weiße Götter“. Der französische Gelehrte Serge Hutin berichtet, es gibt in Afrika seit undenklichen Zeiten Riten, in denen uralte Glasstückchen, >Stein- tropfen< genannt, unbekannter Herkunft zu den wichtigsten Kultgegenstän- den gehören.

Peter Kolosimo (Abb. 6) zitiert Hutin folgendermaßen: „Wenn die Weißen Näheres in dieser Sache erfahren wollen, dann antwortet man ihnen, daß Menschen mit heller Haut, die vom Himmel herunterkamen die >Steintropfen< mitgebracht haben. Unter den Stämmen, die am Golf von Guinea ansässig sind, sind noch seltsame Überlieferungen lebendig, die diesen zu-nächst phantastisch erscheinenden Glauben bestätigen.“ [Kolosimo, Sie kamen von einem anderen Stern, S. 35] Zweifellos musste es den primitiven Menschen, die weder von einem großen Land jenseits des Meeres ahnten, noch verstanden, woher ein Mensch solch einen hohen Wissensstand erlangt haben könnte so vorkommen, als seien diese Menschen „Götter“, die vom Himmel gefallen sind

Auch in Ägypten gibt es zahlreiche Hinweise, die auf eine ganze Gruppe „Götter“ schließen lassen. Hermann Junker war der Leiter einer ganzen Reihe von Ausgrabungskampagnen in Gizah, die von 1912 bis in die 20er Jahre hinein fortgesetzt wurde. Er gab ein 12bändiges Werk über die Ergebnisse seiner Untersuchungen und der seines Teams heraus. Band I, „Die Mastabas der IV Dynastie auf dem Westfriedhof“ befasst sich mit den ältesten Grabanlagen von Gizah. Hier wurden auch äusserst seltsame Funde gemacht, die man sich bis heute noch nicht eindeutig erklären kann, sogen. „Portraitköpfe“, oder „Reserveköpfe“. Junker glaubte, die Portrait- köpfe dienten dazu, dass der „Ba“, ein Begriff, den wir vielleicht am ehesten mit „Seele“ umschreiben können, nach seinen Ausflügen ins Totenreich die „Portraitköpfe“ brauchte, um seine verstorbene Hülle wiederzuerkennen, in der er tagsüber ruhen musste.

Abb. 7 Der Gott Osiris brachte den Menschen die Landwirtschaft, die Hand- werkskunst und Gesetze. Kamen er und die anderen göttlichen Kullturbringer möglicherweise doch über den Atlantik nach Ägyp- ten?

Seltsam ist, dass der Brauch der „Reserveköpfe“ nur sehr kurz währte. Eigentlich gibt es entsprechende Funde fast nur aus der IV. Dynastie, ausgerechnet in einer Zeit, in der die südamerikanischen Völker auf der Höhe ihrer Schaffenskraft waren. Es gibt zwar noch ein, zwei Funde aus der nachfolgenden 5. Dynastie, doch sind diese als Einzelfall zu werten, und danach tauchen gar keine Köpfe mehr auf. Auffallend an diesen Köpfen ist die Lebenstreue, mit der sie gestaltet sind. Interessant an diesen Köpfen für unsere Untersuchung ist nun die Möglichkeit, an ihnen auch völlig unterschiedliche, wie Junker es nannte „Rassentypen“ zu ermitteln.

Hier ein Auszug aus dem Abschnitt „Der Rassetyp“, [Junker, Bd. I. S. 64]: „Das Hauptgewicht liegt bei den Portraitköpfen, sie sind nicht nur in der Überzahl, die schematische flächige Andeutung des Haares läßt die Kopfform und die Schädelbildung viel klarer hervortreten als bei den Reliefs oder Statuen. Das Bild, das sich hier bietet, ist keineswegs einheitlich, kaum in einem Belang. Generell kann gesagt werden, daß neben einem rassigen adeligen Typ ein grober bäuerlicher steht; [...] Snfrw-snb zeigt einen länglichen Schädel mit stark ausgeprägten Hinterkopf, seine Stirn ist auffallend gerade, die Nase schmal, Oberlipppe gerade usw., während Nr. 4440 einen Rundschädel besitzt, mit flacher Vorderpartie, seine Nase ist fleischig, die Lippen sind aufgeworfen usw.[...] Von den übrigen Köpfen erscheinen Reisner die aus Nr. 4330 und 4640 stammenden ausgesprochen unägyptisch im Typ. Professor Elliot Smith glaubt, daß sie zu den >>foreign skulls<< (ausländischen Schädeln, d. V.) gehören, die er in den Priester-gräbern der späten IV. Und V. Dynastie in Giza fand;[...]“

Es scheint also klar, dass es einen Typ Mensch in Ägypten gab, der wahrscheinlich die Reichs-einigung herbeiführte und der sich im Aussehen erheblich von den Einheimischen unterschied. Später kam es zu Vermischungen, einer Erbverdünnung, so dass auch Könige hin und wieder dem bäuerlichen Typ. Entsprachen.

Abb. 8 Der britische Ägyptologe Walter Bryan Emery (1903-1971)

Junker war nicht der einzige, der an eine „dynastische Rasse“ glaubte. Der berühmte Ägyptologe W. B. Emery (Abb. 8) erregte 1964 mit seinem Buch „Ägypten , Geschichte und Kultur der Früh-zeit“, als er schrieb [Emery, S. 17]: „Im Gegensatz zu der in der vorliegenden Schrift vertre-tenen Theorie, der rasche Aufstieg der Zivilisation im Niltal unmittelbar vor der Einigung sei dem Auftauchen einer >>dynastischen Rasse<< zu verdanken gewesen, sind manche For-scher der Meinung, die äußeren Einflüsse seien begrenzt gewesen und die eigentliche Ursache sei in einer natürlichen Entfaltung der einheimischen Kultur in der prädynastischen Periode zu suchen.“ Und weiter unten: „Die heutige Forschung läßt oft die Möglichkeit außer acht, daß beide Gebiete von einem bisher noch nicht bestimmten Gebiet aus erobert und besiedelt wurden.“

Dieses Gebiet ist bis heute noch nicht bestimmt. Es gibt nurmehr sehr wenige Ägyptologen, die Emery folgen, gerade weil die gefunden Skelette und Schädel sich keiner bekannten Rasse einordnen lassen. Deshalb geht man davon aus, es handelt sich hier um eine eigene ägyptische Volksgruppe. Doch Emery widersprach dem eindeutig [ebd.]: „Wie dem auch sei, gegen Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. bildete das Volk, das in der Überlieferung unter dem Namen „Gefolge des Horus“ bekannt ist, allem Anschein nach eine zivilisierte Aristokratie oder Herrenrasse, die ganz Ägypten beherrschte. Die Annahme der Existenz einer solchen Herren-rasse wird dadurch gestützt, daß man in Gräbern aus der späten prädynastischen Zeit im nördlichen Teil Oberägyptens die Knochenreste einer Volksgruppe entdeckt hat, deren Schädel breiter und deren Körper größer waren als die der Eingeborenen. Der Unterschied ist so deutlich, daß man unmöglich behaupten kann, diese Menschen hätten sich aus der früheren Rasse entwickelt.“

Schade, dass es heute kaum noch Freidenker wie Emery in der Archäologie gibt, doch dies nur am Rande. Dies alles passt jedenfalls recht gut zur Osiris-Legende, wie sie im Totenbuch andeutungsweise wiedergegeben ist. Osiris war demnach ein heroischer Kulturbringer, der eines Tages nach Ägypten kam, um die Menschen die Zivilisation zu lehren. Vorher waren die ägyptischen Eingeborenen nicht viel mehr als unkultivierte Barbaren, doch Osiris brachte den Menschen die Landwirtschaft, die Handwerkskunst und Gesetze. Eines Tages verschwand er, wie kann es anders sein, mit dem Versprechen, dereinst wiederzukehren.

Wir sehen also: Wenn es „Weiße Götter“ gab, stammten diese viel eher aus Amerika und beeinflussten Kulturen der Alten Welt, denn umgekehrt. Denn während auf der einen Seite definitiv nichts über eine „göttliche Heimkehr gen Osten“ bekannt ist, aber die weißen Götter eine außerordentliche Rolle in der Mythen- und Sagenwelt der amerikanischen Völker spielen, sieht das für die Geschichten aus Ägypten und anderen Ländern Eurasiens und Afrikas ganz anders aus. Mythen über kulturbringende Götter, die in das oben dargelegte Schema passen, gibt es außer in Schwarzafrika und Ägypten noch in Mesopotamien, Indien und China, also den Ländern mit den ältesten Kulturen der Welt.

Und noch eines fällt auf. Alle diese frühen Hochkulturen befinden sich in einem Streifen zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Wendekreis des Steinbocks, die meisten kann man sogar noch auf den 30. Breitengrad fixieren. Und alle diese Hochkulturen liegen an den grössten und schiffbaren Flüssen der Erde. Ist all dies und vieles mehr nur Zufall? Haben sich die Ainu tatsächlich aus den Jomon entwickelt, oder vielmehr aus einer amerikanischen Urbevölkerung? Nur weil es gerade in die gängige Theorie der Altamerkanisten und Ethnologen passt, sollten wir uns nicht so einfach mit den herkömmlichen Antworten zufrieden geben. Dies gilt auch für den Diffusionismus.


Bild-Quellen

(6) Fantascienza.com, PK: Peter Kolosimo, sognatore patafisico

(7) http://www.ankhonline.com/osiris.jpg (nicht mehr online)

(8) Calgary Coin, Archaic Egyptian Art