Die Macht des Klangs

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Verlorenes Wissen der Megalith-Kulturen

Abb. 1 Der monumentale Eingang zum megalithischen Ganggrab von Newgrange in Irland, dessen Erbauer offenbar gezielt einige akustische Spezialeffekte eingebaut haben

(fs) Nach langjährigen Untersuchungen kamen verschiedene Forscherteams zur Erkenntnis, dass einige steinzeitliche Monumentalstrukturen erbaut wurden, um Schall zur Sinnes- und Verstandesbeeinflussung zu nutzen. Die Ergebnisse der Untersuchungen lassen annehmen, dass prähistorische, monumentale Strukturen, die an solch entfernten Orten wie Irland, Malta, Anatolien und Peru gefunden werden, eine eigentümliche Charakteristik gemeinsam haben: Sie könnten besonders gestaltet sein, um Schall zu leiten und zu manipulieren, um bestimmte sensorische Effekte zu erzielen.

Ein Team der Universität Princeton führte 1994 eine Studie in Kammern megalithischer Bauten wie in Newgrange (Abb. 1) (3.200 v.Chr.) in Irland und Wayland´s Smithy (5.500 v.Chr.) in Oxfordshire/England durch und stellte fest, dass das akustische Verhalten durch eine starke, anhaltende Resonanz charakterisiert war, einer 'stehenden Welle' in einem Frequenzbereich zwischen 90 und 120 Hz. Linda Eneix, die Präsidentin der OTS-Foundation (Old Temple Studies) erklärte dazu: „Wenn das geschieht, wird das, was wir hören, verzerrt und gespenstisch. Die genaue Tonlage bei diesem Verhalten verändert sich mit den Dimensionen des Raumes und der Qualität des Tons“.

Abb. 2 Einer der T-förmigen Pfeiler der megalithischen Uralt-Anlage von Göbekli Tepe in der Türkei

In dem 12.500 Jahre alten Göbekli Tepe (Abb. 2) stellte man eine Besonderheit fest. An dieser angeblich von einer Jäger-Sammler-Kultur errichteten Stätte befindet sich eine Reihe von T-förmigen Kalksteinsäulen. Im Zentrum des Schreins steht eine Säule mit menschenähnlicher Form, an der Hüfte sind im Relief Hände zu erkennen, und sie trägt einen dekorierten Gürtel. Im Bereich der Kehle hat sie unerklärliche Symbole. Klatscht man mit der flachen Hand auf die Säule 'singt' sie.

Auch in der etwa 3.000 Jahre alten Ausgrabungsstätte Chavin de Huantar im Norden von Lima/Peru gibt es deutliche Anzeichen, dass die Architektur auf besondere Klangeffekte ausgelegt ist. Die Leiterin der Studie, Miriam Kolar von der Stanford Universität sagte dazu: „In Chavin fanden wir akustische Nachweise für eine selektive Schalltransmission zwischen Lanzon-Monolith und dem Zentrumsplatz, es handelt sich um ein akustisches Filtersystem, das die Schallfrequenzen der Chavin-Pututus (Muscheltrompeten) und menschlicher Stimmen leitet.[1]

Der Lanzon-Monolith ist eine heilige Statue oder Stele, die die zentrale Gottheit der Chavin-Kultur darstellt. Es wird angenommen, dass die Statue das zentrale 'Orakel' der Einwohner war. Sie befindet sich in einer Kammer, die Teil einer Reihe von Untergrundpassagen innerhalb des alten Tempels von Chavin de Huantar ist. Es wurde ein zentraler Ductus errichtet, der den Lanzon-Monolithen mit dem Zentrumsplatz verbindet. Der Ductus wurde so geplant, dass er bestimmte Schallbereiche leiten und verstärken sollte – nämlich den besonderen Bereich der Pututu-Instrumente.

Abb. 3 Auch die Erbauer des Hypogäums von Hal Saflieni waren begnadete Akustik-Ingenieure. Darüber hinaus waren sie offenbar auch mit der psychoaktiven Wirkung von Schallwellen vertraut.

Die besonderen Gründe für diese akustische Konfiguration sind noch nicht gänzlich geklärt. Studien mit menschlichen Teilnehmern innerhalb des architektonischen Komplexes zeigten jedoch, dass das Ergebnis der Schalleffekte verbunden war mit beabsichtigten Wahrnehmungseffekten von Klang und Raum durch Menschen.

Noch eindrucksvoller waren Untersuchungsergebnisse von der Insel Malta aus der fast 6.000 Jahre alten unterirdischen Anlage von Hal Saflieni, dem Hypogäum (Abb. 3), in dem die Skelettreste von fast 7.000 Menschen gefunden wurden. Zum Bau dieser Anlage, die sich über drei Ebenen erstreckt, wurden nach Aussagen der Wissenschaft mit Stein- und Knochengeräten rund 2.000 Tonnen Kalkstein bis zu einer Tiefe von mehr als 10 m herausgegraben.

Bei akustischen Untersuchungen, die 2008 begannen, stellte man fest, dass leise Stimmen innerhalb der Gemäuer ein unheimliches, widerhallendes Echo verursachte. Ein Klang oder ein Wort, verursacht an bestimmten Stellen, kann deutlich auf allen drei Ebenen vernommen werden. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass bestimmte Schallfrequenzen innerhalb der Mauern bei Menschen in Hörweite deren Gehirnfunktionen verändern können.

Die Malta-Expertin Linda Eneix von der Old Temples Study Foundation berichtete darüber: „Während der Versuche wurde bei einer Anzahl gesunder, freiwilliger Teilnehmer mit EEG die Auswirkung verschiedener Schallfrequenzen auf lokale Gehirnaktivitäten überwacht. Bei 110 Hz veränderten sich die Aktivitäten über den präfrontalen Cortex abrupt, mit dem Resultat einer relativen Deaktivierung des Sprachzentrums und eines vorübergehenden Wechsels von der linksseitigen zur rechtsseitigen Dominanz, verbunden mit Emotion und Kreativität. Dieser Wechsel stellte sich bei 90 Hz oder 130 Hz nicht ein [...]

Zusätzlich zur Stimulierung der kreativeren Seiten scheint es, als hätte eine Atmosphäre von resonantem Schall mit der Frequenz von 110 oder 111 Hz ein Gebiet des Gehirns 'angeschaltet', von dem Bioverhaltensforscher annehmen, dass es Gemütslage, Einfühlsamkeit und Sozialverhalten steuert. Ob bewusst oder nicht, setzten sich Menschen, die eine Zeit unter solchen Bedingungen, die auch eine tiefe, männliche Stimme – z.B. in rituellem Gesang oder einfacher Kommunikation – eingeschlossen haben könnte, Vibrationen aus, die ihr Denken beeinflusst haben könnten.[2]

Zu den Erkenntnissen der verschiedenen Studien meinte Linda Eneix abschließend: „Es ist eigenartig, dass solche unterschiedliche antike Strukturen, die durch so viel Zeit und Distanz getrennt sind, solche gemeinsamen Merkmale haben, die ein hochentwickeltes Wissen voraussetzen. Machten die jeweiligen Architekten ihre eigenen Entdeckungen oder ererbten sie ein Konzept einer älteren Generation?[3]


Siehe zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de auch:


Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendetes Material:

Fußnoten:

  1. Siehe: "Magic Sounds of Peru's Ancient Chavín de Huántar", in: Popular Archaeology Magazine, Vol. 5, Dezember 2011
  2. Siehe: "The Ancient Architects of Sound", in: Popular Archaeology Magazine, Vol. 6, März 2012 (Übersetzung ins Deutsche durch Ferdinand Speidel)
  3. Siehe: ebd.

Bild-Quellen:

1) Matysik / Ori~ bei Wikimedia Commons, unter: File:Newgrange Eingang.jpg
2) Erkcan bei Wikimedia Commons, unter: File:GobeklitepeHeykel.jpg
3) A. Pace / A-bg1978 bei Wikimedia Commons, unter: File:Сканирование0018.jpg (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)