Die Richat-Struktur (Guelb er Richat)

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Das rätselhafte 'Auge der Sahara'

Abb. 1 Topographische Rekonstruktion der Richat-Struktur in Falschfarben auf Basis von Satelliten-Bildern: Grundgestein = braun, Sand = gelb/weiß, Vegetation = grün, salzige Sedimente = blau

(red) Bei der so genannten Richat Structure (Abb. 1) (arabisch: Guelb er Richat, das heißt: "Inselberg von Richat") - zu Deutsch Richat-Struktur -, bisweilen auch als Auge der Sahara oder Bull's eye bezeichnet, handelt es sich um eine ringförmige geologische Formation in der mauretanischen Sahara, etwa 30 Kilometer nordöstlich der Kleinstadt Ouadane. Diese aus konzentrischen, nur wenige Meter hohen Sediment-Gesteinsringen bestehende, leicht elliptische Struktur mit einem Durchmesser von ca. 45 km und einer zentralen hügelförmigen Erhebung, hat in der Vergangenheit auch in grenzwissenschaftlich interessierten Kreisen einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Insbesondere gilt dies für den Bereich der Atlantisforschung, in dem sie sie bereits wiederholt thematisiert wurde.

Was die Entsthung der Richat-Struktur betrifft, so wurde lange Zeit angenommen, es handele sich bei ihr entweder um einen Impakt-Krater, oder aber um das Ergebnis einer vulkanischen Eruption. Die Impakt-Thorie gilt heute weithin als obsolet, da im Bereich der Formation " keine geologischen Hinweise auf eine Hochdruck-Schockmetamorphose, wie sie gewöhnlich mit Einschlägen kosmischer Körper einhergeht gefunden werden." [1]

Abb. 2 Erklärung der Entstehung des Guelb er Richat durch Aufwölbung und Erosion der Gesteinsschichten über einem Salzdom (Skizze: Dr. Ulf Richter)

Auch die Vermutung eines vulkanischen Ursprungs erhält heute unter Geowissenschaftlern kaum noch Zuspruch, denn es fanden sich dort, wie es heißt, "keine Eruptivgesteine wie z.B. Lavagestein." Außerdem erklärt die Vulkanismus-Hypothese "nicht die fast perfekte Kreisausbildung und die relativ geringen Höhenunterschiede." [2] Heute nehmen Fachwissenschaftler vor allem an, die Formation sei "als Folge von geologischen Aufwölbungsprozessen" entstanden, welche "gepaart mit den Einwirkungen von Wind und Wasser das einprägsamen Gebilde geschaffen haben sollen. Die Verfärbung des Kraters hängt danach davon ab, wie stark ein bestimmter Gesteinstyp den Witterungen ausgesetzt gewesen ist. Die höher gelegenen und beständigeren Rücken des Berges hätten dabei ihre bläuliche Verfärbung erhalten, während weichere und weniger robuste Gesteine in den Tälern sich gelblich färbten." [3]

Die Richat-Struktur und Atlantis

Abb. 3 Die charakteristische Struktur des Guelb er Richat mit seinen konzentrischen Ringen ähnelt in der Tat Platons Beschreibung von Atlantis, aber es gibt gute Gründe, die gegen eine dortige Lokalisierung der Atlanter-Metropole sprechen.

Nachdem Satellitenbilder dieser Struktur mit ihren fast perfekt konzentrischen Ringen bekannt geworden waren, dauerte es nicht lange, bis erste Vergleiche des Auges der Sahara mit Platons Beschreibung von Atlantis gezogen wurden. In Tony O’Connells Atlantipedia heißt es dazu: "2008 wartete George Sarantitis mit der Idee auf, dass die Richat-Struktur die Örtlichkeit von Atlantis sei, wobei er seine Behauptung auf eine intensive Neubewertung von Platos Text stützte. [4]

2006 waren George S. Alexander und Natalie Rosen fasziniert von der Ähnlichkeit des Richat-Gebildes mit Platos Schilderung, und sie beschlossen, eine Untersuchung am Boden vorzunehmen. Die [politische; d.Ü.] Instabilität in der Region vehinderte dies bis 2008, als sie die Örtlichkeit besuchten, wobei sie Material für einen Film sammelten. Der Film wurde dann 2010 vollendet und auf ihrer neu eingerichteten Webseite [5] vorgestellt, wo das einstündige Video zur Unterstützung ihrer These gratis heruntergeladen werden kann. [6] 2013 kam weitere Unterstützung für die Verbindung von Richat-Struktur und Atlantis von Jose D.C. Hernandez mit einer ziemlich komplizierten Theorie in einem Papier mit dem Titel >A Celestial Impact and Atlantis< [7]." [8] Auch der Physiker und Atlantisforscher Robert deMelo betrachtete das Auge der Sahara noch unlängst als mögliche Kandidatin für eine Atlantis-Lokalisierung. [9]

Doch trotz der augenfälligen optischen Übereinstimmung zwischen der Richat-Struktur und Platons 'Stadtplan' der Atlanter-Metropole gibt es gute Gründe, die gegen eine dortige Atlantis-Lokalisierung sprechen. Die wesentlichen führte der 2006 verstorbene Privatforscher unf Atlantisexperte Dr. Ulf Richter in einem seiner Papiere an: "Das >Guelb er Richat< ist zu groß, liegt zu hoch über dem Meeresspiegel (400 m) und ist 500 km von der Meeresküste entfernt." [10]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Gunnar Ries, "Geologie zum Pi-Tag – die Richat-Struktur", 14. März 2013, bei SciLogs (Geo-Foto/ -Video)
  2. Quelle: Falk, "Was in aller Welt ist ... Das Auge der Sahara?", 9. März 2010, bei hoch ist gut (abgerufen 31. Okt. 2015)
  3. Quelle: Flocke1902, "Guelb er Richat - Das Auge Afrikas", 16. Aug. 2012, bei pagewizz.com (abgerufen: 31. Okt. 2015)
  4. Siehe: George Sarantitis, "2. Island of Atlantis - Shape and dimentions", bei PLATOPROJECT.gr (abgerufen: 31. Okt. 2015)
  5. Siehe: George S. Alexander und Natalie Rosen, Visiting Atlantis.com (abgerufen: 31. Okt. 2015)
  6. Siehe: George S. Alexander und Natalie Rosen, Visiting Atlantis.com, unter: Atlantis finally discovered - download full movie (abgerufen: 31. Okt. 2015)
  7. Siehe: Jose D.C. Hernandez, "A Celestial Impact and Atlantis - A GREAT DISASTER THAT CHANGED THE WORLD - A New Theory", 25. Oktober 2013, bei WORLD-MYSTERIES BLOG (abgerufen: 31. Okt. 2015)
  8. Quelle: Tony O’Connell, "Richat Structure, The", 18. August 2011, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 31. Okt. 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  9. Siehe: Robert deMelo, "2012 and Atlantis" (seit Oktober '14 offline)
  10. Quelle: Ulf Richter, "Plato´s Atlantis was in a River Delta", Schwabenheim, ohne Jahrgang, S. 4; online als PDF-Datei bei Christian Schoppe und Siegfried G. Schoppe, Atlantis und die Sintflut im Schwarzen Meer (abgerufen: 31. oktober 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bildquellen:

1) Atamari bei Wikimedia Commons, unter: File:Richat Structure - SRTM.jpg
2) Ulf Richter, "Plato´s Atlantis was in a River Delta", Schwabenheim, ohne Jahrgang, S. 4; online als PDF-Datei bei Christian Schoppe und Siegfried G. Schoppe, Atlantis und die Sintflut im Schwarzen Meer
3) NASA bei Wikimedia Commons, unter: File:ASTER Richat.jpg