Die Riesenfunde von Longboat Key, Florida

... und zwei weitere historische Fundmeldungen aus Florida

Abb. 1 Karl L. Bickel, der vor einigen Jahrzehnten über die beiden Riesen-Skelette von Longboat Key berichtete (Foto: Sarasota County History Center)

(bb) Dem Verfasser bereitet es stets ein besonderes Vergnügen, seinen Leser/innen gerade solche historischen Berichte über Funde riesenhafter Human-Relikte, vor allem aus den USA, vorstellen zu können, die aus so genannten reputierlichen Quellen stammen, also aus solchen Quellen, die von 'Skeptikern' mit und ohne akademische Grade wohl kaum ohne weiteres als "unglaubwürdig" oder zumindest "nicht belastbar" abgetan werden können.

Im vorliegenden Fall ist es - einmal mehr - der US-amerikanische Riesenforscher Jim Vieira, dessen hartnäckigen Recherchen der Autor eine solche Gelegenheit verdankt. In seiner Kolumne "Your Daily Giant" präsentierte Vieira vor einiger Zeit einen kurzen, aber signifikanten Text-Auszug aus einer 1963 erschienen Ausgabe des Wissenschafts-Journals Florida Historical Quarterly, das seit 1908 von der renommierten Florida Historical Society herausgegeben wird. Ins Deutsche übersetzt lautet das Zitat aus diesem Journal folgendermaßen:

"Den spanischen Historikern zufolge waren die Indianer in dieser Region ziemlich groß. Der Historiker Karl L. Bickel (Abb. 1) erzählt von zwei Skeletten auf dem benachbarten Longboat Key, eines sieben Fuß [ca. 2,13 m; d.Ü.], das andere acht Fuß [ca. 2,44 m: d.Ü.] hoch. Mindestens ein komplettes Skelett von Snead Island (Abb. 2) ruht jetzt, zusammen mit anderen indianischen Artefakten, in der Smithsonian Institution." [1]

Abb. 2 Hier eine Karte zur Lage der (darauf eingezeichneten) Insel Snead Island und des benachbarten Eilands Longboat Key vor der Westküste Floridas

Dass die beiden oben genannten Riesen-Skelette auf vor dem amerikanischen Festland liegenden Eilanden - z.B. auch auf den Kanalinseln Kaliforniens [2] - entdeckt wurden, kann Kenner der Materie eigentlich kaum verwundern. Einerseits deutet viel darauf hin, dass diverse anomal hochwüchsige [3] Populationen sich in weitgehend isolierten Lebensräumen im Zusammenhang mit einem eingeschränktem Gen-Pool entwickelt haben könnten (der biologische Fachausdruck dafür ist bezeichnenderweise 'Inselgigantismus'), und Inseln sowie Gebiete in Urwäldern und Gebirgslagen kommen zudem auch als letzte Rückzugsgebiete für späte, von ihren zahlreicheren 'normalgroßen Vettern' verdrängte Riesenvölker bzw. -stämme infrage.

Ob es sich bei dem oben erwähnten Skelett von der Insel Snead Island, das bei der Smithsonian Institution aufbewahrt wird, ebenfalls um ein 'gigantisches' Exemplar handelt, erschließt sich uns aus dem vorliegenden Zitat nicht wirklich. Jim Vieira scheint offenbar dieser Ansicht zu sein, denn er verweist nachfolgend im Zusammenhang mit dieser Institution auf zwei weitere derartige Fundobjekte aus Florida, über die beide in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts berichtet wurde. Dazu heißt es bei ihm:

"Ich habe zwei von vielen Berichten darüber beigefügt, dass die Smithsonian Überreste von Riesen aus dem Sonnenscheinstaat erhalten hat. Eine [ganze] Reihe von Beschreibungen einiger der Knochen, welche der Smithsonian zugegangen sind, ähneln der folgenden aus der St. Petersburg Daily Times vom 17. März 1914, S. 38: >Mein Freund, der ein Gesicht voller Barthaare hat, konnte den Kieferknochen ziemlich leicht auf und absetzen< [über den eigenen Kiefer stülpen; d.Ü.]. Ebenso aus dem Evening Independent vom 14. Februar 1925, S. 1. >Die Entdeckung eines Schädels, der um ein Viertel größer ist als der des normalen modernen Menschen, führte, zusammen mit Knochen, die eine Größe [der betreffenden Person] von nicht weniger als sieben Fuß [ca. 2,13 m; d.Ü.] anzeigen, zu Spekulationen über Theorien zu einer riesigen Rasse, von der angenommen wird, dass sie Florida vor der Ankunft der Spanier bewohnt hat. Die Exemplare werden für den Versand an die Smithsonian Institution vorbereitet, die bereits eine erfolglose Expedition nach Florida entsandt hat, um Muschel-Mounds an der Westküste auf der Suche nach Beweisen für die Theorie einer riesenhaften Rasse auszugraben." [4]

Der letzte Satz dieser Meldung ist allerdings bei gehöriger Kenntnis der Materie so unsinnig, dass er eines erläuternden Nachworts bedarf: Es ist, wissenschaftsgeschichtlich betrachtet, mit großer Sicherheit auszuschließen, dass die oben erwähnte archäologische Expedition von Emissären der Smithsonian Institution im Jahr 1925 dem Ziel diente, mit ihren Ausgrabungen Beweise "für die Theorie einer riesenhaften Rasse" zutage zu fördern. Zu dieser Zeit war es nämlich bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil der archäologischen und anthropologischen 'Parteilinie' der Smithsonian, die vormalige Existenz von Riesen (und auch Pygmäen) in Nordamerika energisch abzustreiten. [5] [6] Insbesondere Aleš Hrdlička (1869-1943), der damals in leitender Position für die Smithsonian tätige 'Papst' US-amerikanischer Anthropologie - und ein eingeschworener Gegner der 'Riesen-Theorie' [7] - hätte solchen Aktivitäten umgehend den sprichwörtlichen 'Riegel vorgeschoben'. Denkbar erscheint allenfalls, dass die Smithsonian Institution (so wie sie es auch in vielen anderen vergleichbaren Fällen tat), Leute nach Florida schickte, um die aus ihrer Sicht brisanten Funde zu begutachten und gegebenenfalls aufzukaufen oder einzuziehen, um sie nach Washington D.C. zu bringen, wo sie dann spurlos in den 'Grüften' der Institution verschwanden. Dem Verfasser ist jedenfalls bis dato kein einziger Fall aus den vergangenen ca. 100 Jahren bekannt, in dem von ihr eine solide wissenschaftliche Expertise zu derartigem Fundgut publiziert wurde...


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten

  1. Quelle: Florida Historical Society (Hrsg.), Florida Historical Quarterly, Band 41, 1963, S. 95; zit. nach: Jim Vieira, "Your Daily Giant 6/11/2013", 09. März 2014, bei Stone Builders, Mound Builders and the Giants of Ancient America (abgerufen; 25. Januar 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Siehe zu diesen bei Atlantisforschung.de: Bernhard Beier, "Riesenfunde - in Kalifornien (IV)" (2014)
  3. Anmerkung: Die Zuschreibung "anomal" bezieht sich hier einerseits auf Körpergrößen, die jenseits des so genannten konstitutionellen Hochwuchses liegen - und heutzutage leider im Bereich universitärer Wissenschaft fast ausschließlich medizinisch-pathologisch ("Riesenwuchs") ausgedeutet und betrachtet werden -, anderseits auf den Vergleich mit anderen ("normalgroßen") Populationen. Für die 'anomal' (mehrheitlich offenbar zwischen 2,13 m und 2,44 m - 7 bis 8 Fuß -, vereinzelt womöglich auch bis ca. 3 m / 10,11 Fuß) großen Riesen des präkolumbischen Nordamerika liegt diesbezüglich der Vergleich mit den durchschnittlichen Körpergrößen amerinder Völkerschaften des Teilkontinents nahe. Zu diesen liegen allerdings eine ganze Reihe voneinander abweichender Angaben vor. Hier nur einige Beispiele. So heißt es in einer Quelle im Internet verallgemeinernd, "die" Indianer (vermutl. männlichen Geschlechts) seien etwa 1,75 m oder 5 Fuß und 10 Zoll / Inches groß gewesen. Über die Prärie-Inidianer des 18. Jahrhunderts heißt es in einer anderen Quelle, die sie als größte Menschen der damaligen Welt bezeichnet, sie hätten eine Körpergröße von durchschnittlich 1,726 Meter - etwa 5 Fuß 8 Zoll / Inches - aufgewiesen. Was die schon vor weit mehr als 100 Jahren ausgerotteten, allgemein als besonders hochwüchsig geltenden Susquehannock betrifft, soll eine stichprobenartige Untersuchung von 13 Skeletten aus West Virginia dagegen lediglich eine Duchschnittsgröße von 1,72 m (5 Fuß, 7 Zoll / Inches) nahegelegt haben. (Quelle) Zu sehr exakt erscheinenden Berechnungen siehe dies hier.
    Und zur heutigen Durschnittsgröße amerinder Völker Nordamerikas heißt es an anderer Stelle: "Bei den Tigua, Tewa, Apache, Navaho, Comanche, den nördlichen Ute; Paiute, and Shoshoni, bei der Mehrheit der Stämme Californias, Washingtons, und Oregons, und bei den östlichen Cherokee, Chickasaw, Kiowa und Iowa bewegt sich die Größe männlicher Erwachsener zwischen 165 und 170 cm, während die vorherrschende Statur bei den Yuma, Mohave, Maricopa, Pima, Nez Percé, Sioux, Crows, Winnebago, Cheyenne, Arapaho, Iroquois, Osage, Chippewa, und den östlichen Algonkin zwischen 170 und 175 cm liegt." (Quelle)
  4. Quelle: Jim Vieira, op. cit. (abgerufen; 25. Januar 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe dazu z.B.: Richard J. Dewhurst, "The Ancient Giants Who Ruled America: The Missing Skeletons and the Great Smithsonian Cover-Up", Inner Traditions / Bear & Co, 2013
  6. Zur diesbezüglichen - bis heute weitgehend unveränderten - Position amerikanischer Mainstream-Anthropologie im frühen 20. Jahrhundert siehe bei Atlantisforschung.de auch: 'Indian Pygmies and Giants' - American Anthropologist, 1905 (Dokument in englischer Sprache mit einer Einführung auf Deutsch)
  7. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: Bernhard Beier, "Aleš Hrdlička versus Giganten-Theorie" (2014)

Bild-Quellen:

1) Sarasota County History Center, nach: Mark D. Smith, "Karl Bickel Saw Sarasota as an Ideal Place to Retire", bei sarasotahistoryalive.com
2) Wikipedia - Ang gawasnong ensiklopedya (Wikipedia auf Cebuano), unter: "Snead Island"; auf Basis von: NordNordWest, bei Wikimedia Commons, unter: File:USA location map.svg