Die Sammlung des Pater Crespi

(Unsolved Mysteries)

Lange Zeit galt die weltberühmte, geheimnisumwirrete Sammlung des Salesianerpaters Carlo Crespi (Abb. 1) als verschollen. Gerüchte und Legenden ranken sich um die Platten und Figuren mit den einzigartigen Gravierungen [...] Die wahren Hintergründe seiner Sammlung kannte nur Pater Crespi selbst und der hat sein Wissen mit ins Grab genommen.

Abb.1: Der Salesianer-Pater Carlo Crespi († 1982) nahm das Geheimnis seiner umstrittenen Sammlung mit ins Grab.

In Cuenca, Ecuador, werden die Restbestände [dieser] ungewöhnlichen Sammlung nicht klassifizierbarer Kunstobjekte (Abb. 2) aufbewahrt. Zu den bekanntesten Stücken zählen millimeterdünne Platten aus Goldblech, Silber und anderen Legierungen, die unbekannte Schriften und rätselhafte Symbole zeigen. Alter und Ursprung der Fundstücke sind ungeklärt.

Spekuliert wird darüber, ob es sich tatsächlich um Hinterlassenschaften unbekannter Zivilisationen handelt oder lediglich um moderne Kunst. Der 1982 verstorbene Salesianer-Mönch Pater Carlo Crespi hatte die Gegenstände von Indios erhalten oder abgekauft, die sie ihrerseits angeblich aus bislang kaum erforschten, kilometerlangen Höhlensystemen ihrer Vorfahren entnahmen. Bald stapelte sich eine unüberschaubare Sammlung von herbeigeschafften Relikten, die im Hinterhof der Kirche Maria Auxiliadora gelagert wurden. Ein Teil wird noch heute in einem für Besucher nicht zugänglichen Depot aufbewahrt.

Weitere Exponate befinden sich in der Banco Central del Ecuador. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die umstrittenen Metallplatten. Beim Ankauf der Crespi-Sammlung galt das Interesse der Bankdirektion vor allem Keramik- und Knochenfragmenten, christlichen Ikonen und historischen Ölgemälden, die der Geistliche ebenso zahlreich gehortet hatte. Ein Großteil der Sammlung wurde nach Pater Crespis Tod aufgelöst bzw. verkauft. Viele Exponate gingen bereits nach einem Brand im Jahre 1962 verloren oder gingen später bei Renovierungsarbeiten zu Bruch.

Pater Crespi hatte nie eine Selektion oder eine Klassifikation seiner unüberschaubaren Stücke gemacht. Ihre Herkunft und kulturelle Zuordnung kannte er nicht. Der Priester war Sammler und ein Liebhaber kurioser Funde. Und kurios sind die Artefakte der Crespi-Kollektion in jedem Fall: Sie zeigen abstrakte Motive einer unbekannten Kultur. Da die Klassifizierung problematisch ist und viele moderne Arbeiten bzw. Fälschungen existieren, befasst sich die Fachwissenschaft nicht mit Pater Crespis Nachlass.

Padre Dominge Perego, ein Mitbruder des Salesianer-Ordens, erzählt vom Besuch vieler Schatzsucher, die - nachdem die Sammlung international bekannt wurde - nach Cuenca kamen: „Ihr Interesse an den Kunstobjekten war nicht historisch oder ethnologisch. Vielmehr raubten sie Pater Crespi viele Fundsachen, darunter wertvolle und authentische. Pater Crespi war zu diesem Zeitpunkt schon ein alter Mann. Wir überzeugten ihn aber, dass es wichtig ist, den Schatz zu konservieren und zu klassifizieren. Schließlich stimmte er zu und eine Vielzahl der noch vorhandenen Relikte wurde nach historischer Prüfung vom Museo Banco Central in Cuenca aufgekauft.

Abb. 2: Zwei der faszinierenden Fundstücke aus der Sammlung Pater Crespi, Quenca, Ecuador. Links eine Metallscheibe mit Loch. [Größe: H 320, B 244] Die Gravuren zeigen vier Fische und Mustern, die an griechische Ornamente erinnern. Über der Rundplatte thront eine Figur, die fernöstliche Charakteristik zeigt oder die Sonne symbolisieren soll. Zwischen diesem Element und dem Kreis ist ein sichelförmiger Balken zu sehen, in dem sieben Kreise, jeweils mit Loch, eingestanzt wurden. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass es ursprünglich sieben solcher Rundscheiben gab. Sie haben Ähnlichkeit mit Mandalas, die von Schamanen als Orientierungshilfe bei ihren Himmelsreisen benötigt werden [...]

Es ist kaum anzunehmen, dass die Banco Central eine beträchtliche Summe ausgibt, wenn alles „wertloser Plunder“ wäre. Nach einer Klassifizierung verblieb ein kleiner Bestand der Stücke, vor allem die Metallplatten, in den Depots des Ordens zurück. Die damaligen Prüfern hatten den betreffenden Überresten keinen historischen Wert beigemessen. Eine voreilige Vorgangsweise, die der heutige Chefrestaurator des Bankmuseums, José Maldonado, sehr bedauert, da er die Restbestände gerne in einer Sammlung zusammengefügt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hätte.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag erschien erstmalig auf der offiziellen Internet-Präsenz zur Ausstellung UNSOLVED MYSTERIES (©), online unter http://www.unsolved-mysteries.info/rundgang/01_06b.htm ; bei Atlantisforsdchung.de erscheint er in einer unwesentlich gekürzten und redaktionell bearbeiteten Fassung.


Bild-Quellen:

(1) http://www.unsolved-mysteries.info/rundgang/01_06b.htm

(2) Links: http://www.unsolved-mysteries.info/rundgang/01_06_01.htm

(2) Rechts: http://www.unsolved-mysteries.info/rundgang/01_06b.htm