Die Zerstörung von Atlantis in der Karibik

von Andrew Collins

Abb. 1 Eine topographische Karte des heutigen 'Westindien' und der Karibik. Die Topographie dieses Großraums hat sich aber vermutlich seit dem Ende der jüngsten Eiszeit aufgrund kataklysmischer Ereignisse und des nachfolgenden Anstiegs der Meeresspiegel stark verändert. Dies hat vermutlich auch die meisten Spuren einer anzunehmenden, vormals dort existierenden Uralt-Kultur verwischt, die Andrew Collins als Platons Atlantis identifiziert.

Es ist möglich, Kuba als die größte Insel von Platons Atlantischem Reich zu identifizieren, und in der Tat als den Ort der großen Ebene und der konzeptuellen [orig.: "conceptualised"; d.Ü.] Stadt von Atlantis. Darüber hinaus kann gezeigt werden, dass es sich bei den versunkenen Teilen des Atlantischen Reiches um die tief liegenden Regionen der Bahamas sowie um die heutige große Ebene unterhalb der Batabanó-Bucht in Kuba handelt, die am Ende der jüngsten Eiszeit, ca. 8000 v.Chr., von dem rapiden Anstieg des Meeresspiegels überflutet wurde. In den Gewässern der Bahamas gibt es Beweise für die Existenz einer prähistorischen Kultur, die mit den neolithischen Bauern-Gemeinschaften vergleichbar ist, welche um diese Zeit im Nahen Osten entstanden.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1994 hatte der Unterwasserforscher J. Manson Valentine ein Dossier über nicht weniger als 60 archäologisch interessante Stätten allein auf der Great Bahama Bank zusammengestellt. Viele davon waren in der südwestlichen Ecke der ehemaligen Landmasse mit Blick auf das nahe gelegene Kuba zusammengefasst, was auf eine Verbindung zwischen der prähistorischen Kultur der Bahamas und der Kubas während des späten Pleistozäns und des frühen Holozäns hindeutet. Wenn sich nur eine dieser Stätten als von Menschen errichtet herausstellt, gibt dies Hinweise auf eine frühere atlantische Rasse, die einst die Karibik und die Bahamas bewohnte, einschließlich Kuba und der Great Bahama Bank.

Die Zerstörung von Atlantis und seiner „anderen Inseln“, die als Inselketten der Bahamas und der Karibik identifiziert werden, scheint jedoch etwa 500 Jahre zuvor begonnen zu haben. Irgendwann um 8600-8500 v.Chr. tauchte im nordöstlichen Himmel ein leuchtendes Objekt auf - ein Komet, der vielleicht 100.000 Mal größer war als derjenige, der im Juni 1908 über den Tundrenwäldern von Tunguska in Sibirien detonierte. Er flog tief über die Vereinigten Staaten hinweg, bevor er in Millionen winzige Bruchstücke zerbarst wie ein unvorstellbares Jahrtausend-Feuerwerk. (Abb. 2)

Abb. 2 Der Impaltor, der unseren Planeten ca. 8600-8500 v.Chr. im Norden der westlichen Hemisphäre traf, zerbarst beim Einschlag (oder kurz davor) in Millionen winzige Bruchstücke wie bei einen unvorstellbaren Jahrtausend-Feuerwerk.

Die atmosphärischen Schockwellen, welche durch die Detonation und die Einschläge dieser winzigen Kometenkernstücke verursacht wurden, überrollten die Küstenebene und verursachten schätzungsweise 500.000 elliptische Krater (Abb. 3) mit einer Größe von nur wenigen hundert Metern bis zu elf Kilometern. Sie werden als Carolina Bays bezeichnet und erstrecken sich über mindestens sechs Bundesstaaten, darunter North Carolina, South Carolina und Georgia. Jede Explosion war wie eine Mini-Atomexplosion, was dazu führte, dass Tundrenwälder in beträchtlichen fächerartigen Mustern flachgelegt wurden. Zwei größere Fragmente des Kometen trafen den Atlantik nördlich von Puerto Rico und östlich von Florida. Die gewaltigen Tsunami-Wellen, die durch dieses Ereignis verursacht wurden, überfluteten die Bahamas und die Karibik, wobei sie deren primitive Kulturen zerstörten und Megafauna wie die Riesen-Faultiere auslöschten. Überlebende Menschen erreichten das amerikanische Festland und behielten diesen großen Kataklysmus in Erinnerung.

Abb. 3 Die aus Einzelbildern zusammengesetzte Aufnahme eines Teils der Carolina Bays, welche vermurlich zu den Sekundärfolgen des kometaren Impakt-Ereignisses am Ende der Eiszeit gehören

Es kann gezeigt werden, dass der Komet am Ende der Eiszeit abrupte Klimaveränderungen verursachte. Dies wiederum verursachte ein schnelles Abschmelzen der Eisschilde, die vor zwischen 25.000 und 40.000 Jahren den größten Teil Nordamerikas bedeckt hatten. Das große Tauwetter führte zu einem plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels, der die tiefer gelegenen Regionen der Bahama-Landmasse sowie andere Regionen der Karibik dauerhaft unter Wasser setzte.

Viel später trugen Migrationen zwischen dem amerikanischen Festland und den Großen Antillen, insbesondere Kuba, dazu bei, die ursprüngliche Quelle dieser Geschichten undeutlich zu machen. Dabei blieb der feste Glaube an die plötzliche Überschwemmung einer großen Landmasse und an die Tatsache erhalten, dass Kuba die ursprüngliche Heimat der nord- und mittelamerikanischen Völker war. Diese Heimat war unter verschiedenen Namen wie Aztlán, Tulan und Tlapallan bekannt. Hier befand sich der mythische Entstehungsort der Menschheit, ein Ort, der auch als die 'Sieben Höhlen' oder 'Sieben Städte' bekannt ist.

Schließlich erreichten phönizische und karthagische Seehändler aus Spanien und Nordafrika (möglicherweise mit Lixitae-Lotsen und -Besatzungsmitgliedern [1], d.h. mit Berbern) Kuba auf ihrem Weg zur Golfküste Mexikos, und sie erfuhren von diesen Katastrophenberichten, die dann in der Alten Welt bekannt wurden. Diese Geschichten und Gerüchte über Insellandmassen, Inselgruppen und große Katastrophen erweckten schließlich die Aufmerksamkeit der philosophischen Schulen, in denen Plato sich bewegte. Plato verwendete Schlüsselelemente aus diesen Geschichten und führte sie in seine Atlantis-Dialoge ein. Die weit zurückreichenden Datierungen, auf die Plato in seinen Werken (einschließlich Nomoi) anspielte, wurden, obwohl sie im richtigen Zeitrahmen des kometaren Ereignisses in Carolina angesiedelt waren, aus ägyptischen Königslisten abgeleitet, die mythische Chronologien enthielten, welche Zehntausende von Jahren umfassten.

Diese Legenden von einer Atlantikinsel, die ein siebenfältiger Ort der Entstehung war, blieben dauerhaft in den Erinnerungen der alteingesessenen Völker erhalten, welche in den ehemaligen spanischen und nordafrikanischen Gebieten der Phönizier und später der Karthager lebten. Dieselben Geschichten tauchten in der Vorstellung des Volkes wieder auf, als sie von den Mauren Nordafrikas nach der Eroberung Spaniens und Portugals im 8. Jahrhundert wieder eingeführt wurden. Hier blieben sie als verborgenes Wissen über das Meer erhalten, bis sie schließlich im Spätmittelalter als Legende von Antilia wieder auftauchten, einer Atlantikinsel, auf der sich Sete cidades - die Sieben Städte - befanden. Antilia wurde von wichtigen Geographen als Kuba identifiziert, und es war die ständige Suche nach diesem legendären Ort, insbesondere von den Portugiesen, die 1492 zur 'Entdeckung' der Neuen Welt führte.


Literaturhinweis

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Andrew Collins, "Atlantis in the Caribbean - and the Comet That Changed the World", Inner Traditions / Bear & Co, 2016


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Andrew Collins (©) erschien online zunächst in englischer Sprache mit dem Original-TitelTitel "The Destruction of Atlantis" bei [Intrigue. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de. Publikation am 28. Juni 2019.

Fußnote:

  1. Red. Anmerkung: Über die Lixitae heißt es bei der Perseus Encyclopedia der Tufts University kurz gefasst: "a name of the Nasamonians" (Nasamonen).

Bild-Quellen:

1) demis.nl bei Wikimedia Commons, unter: File:Topographic30deg N0W60.png
2) NASA bei Wikimedia Commons, Impact Event
3) Andrew Collins, The Destruction of Atlantis, bei Intrigue - "There are more things in Heaven and Earth, Horatio, than are dreamt in our philosophy." William Shakespeare, Hamlet