Die karthagischen Münzen von Corvo: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma [https://en.wikipedia.org/wiki/Carthaginian_coins_of_Corvo Carthaginian coins of Corvo] bei [https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page Wikipedia - The Free Encyclopedia] (Stand: 27. Feb. 2017). Übertragung ins Deutsche sowie redaktionell Bearbeitung durch ''Atlantisforschung.de''.
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Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma [https://en.wikipedia.org/wiki/Carthaginian_coins_of_Corvo Carthaginian coins of Corvo] bei [https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page Wikipedia - The Free Encyclopedia] (Stand: 27. Feb. 2017). Übertragung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch ''Atlantisforschung.de''.
  
 
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2017, 14:46 Uhr

Abb. 1 Die Azoren-Insel Corvo, von der Nachbarinsel Flores au gesehen. Offenbar gelangten die Karthager bereits vor ca. 2200 Jahren dorthin.

(red) Bei den karthagischen und auch kyrenischen 'Münzen von Corvo' handelt es sich um eine unbekannte Anzahl von Münzen, datiert auf etwa 200 v. Chr., die vermutlich von karthagischen Seeleuten auf dem Eiland Corvo (Abb. 1), der kleinsten und abgelegensten Azoren-Insel, zurückgelassen wurden, wo man sie im Jahr 1749 wiederentdeckt hat.

Die einzige Informationsquelle zu diesem Fund ist ein von Johan Frans Podolyn, einem in Portugal geborenen Schweden, verfasster Bericht (Abb. 2), der 1778 in Det Götheborgska Wetenskaps och Witterhets Samhallets Handlinger erschien, heute unter dem Namen Publikationen der Königlichen Wissenschafts- und Literaturgesellschaft in Göteborg bekannt. [1] [2] [3] Podolyn erklärte, er habe im Jahre 1761 in Madrid den Historiker und Numismatiker Enrique Flórez getroffen, der ihm 9 Münzen aus Karthago (Gold und Bronze) und aus Cyrene (Bronze) gab. Laut Flórez Waren sie Bestandteil eines Horts, der im Jahr 1749 in einem schwarzen Topf oder einer Vase entdeckt wurde, nachdem das Gefäß durch einen Sturm mit heftigem Regen aus dem Fundament eines Gebäudes auf Corvo gespült wurde. [4] [5] [6]

Abb. 2 Die erste Seite von Johan Podolyns Bericht über die karthagischen Münzen von Corvo aus dem Jahr 1778

Die in Podolyns Bericht erwähnten Münzen wurden, nach einem Vergleich mit Ausführungen (orig.: "designs") von Münzen im Besitz des Kronprinzen von Dänemark für echt befunden [7], und der einflussreiche deutsche Historiker Alexander von Humboldt akzeptierte den Bericht als Hinweis auf karthagische Reisen in die Neue Welt. [8]. Im 19. Jahrhundert findet sich diese Ansicht auch in der Autobiographie von François-René de Chateaubriand, in Daniel Wilsons "The Lost Atlantis" [9] und in vielen Enzyklopädien, einschließlich der Encyclopaedia Britannica. Im Jahre 1936 erwähnte der Prähistoriker Anton Wilhelm Brøgger die Münzen von Corvo in seiner Eröffnungs-Rede auf dem zweiten internationalen Archäologen-Kongress, in welcher er argumentierte, dass die Bronzezeit eine Ära der Langstrecken-Entdeckungsfahrten war. [10]

Allerdings gehörte Brøgger zu diser Zeit bereits zu einer kleinen Minorität von Fachwissenschaftlern, die Atlantik-Fahrten der Phönizier und noch früherer Völker für möglich hielten und in Betracht zogen. Auch die 'Münzen von Corvo' versuchte man nun seitens de archäologischen Mainstreams 'wegzuerklären', da schließlich keine anderen Indizen oder Beweise dafür vorzuliegen schienen, dass Phönizier bzw. Karthager bis zu den - angeblich bis zur Ankunft der Portugiesen unbewohnten - Azoren, oder sogar noch weiter gen Westen vorgestoßen waren. Einige Gelehrte hielten den Fund von 1749 nun für einen Hoax, andere spekulierten darüber, die Münzen seien "von Arabern, Normannen, Spaniern oder frühen portugiesischen Siedlern" nach Corvo gebracht wurden [11]. Die Archäologen Patricia und Pierre Bikai schlugen 1990 sogar vor, der besagte Hortfund sei gar nicht auf der Insel Corvo erfolgt, sondern vielmehr in einer gleichnamigen Stadt in Portugal, wo die dortigen Ressourcen an Zinn-Erz karthagische Händler angezogen haben könnten. [12]

Mit den in jüngsten Jahren erfolgten Entdeckungen der Überreste karthagischer Heiligtümer [13] und prähistorischer Felskunst [14] auf der Azoren-Insel Terceira sowie uralter Stufenpyramiden auf Pico [15] hat sich inzwischen jedoch gezeigt, dass die Inselgruppe durchaus schon während prä- und protohistorischer Zeiten besiedelt war, und dass die Karthager in der Tat dorthin gelangt sind. Dies lässt es durchaus wahrscheinlich erscheinen, dass der Fund der karthagischen Münzen von Corvo im Jahr 1749 authentisch ist.


Siehe bei Atlantisforschung.de auch:


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma Carthaginian coins of Corvo bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand: 27. Feb. 2017). Übertragung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: Duane Roller, "Through the Pillars of Herakles: Greco-Roman Exploration of the Atlantic", New York / London (Routledge), 2006, ISBN 978-0415486965, pp. 49–50
  2. Siehe: Patricia M. und Pierre M. Bikai, "Timelines: A Phoenician Fable", Archaeology Jan./Feb. 1990
  3. Siehe: "Några Anmärkingnar om de Gamles Sjöfart, i anledning af några Carthaginensiska och Cyrenaiska Mynt, fundne år 1749, på en af de Azoriska Öarne", af Johan Podolyn, Det Götheborgska Wetenskaps och Witterhets Samhallets Handlinger Wetenskaps Afdelningen, Först Stycket, 1778. Faksimile der ersten Seite bei: Richard Hennig, "Terrae Incognitae: Eine Zusammenstellung und kritische Bewertung der wichtigsten vorkolumbischen Entdeckungsreisen an Hand der darüber vorliegenden Originalberichte", 4 Bände, repr. Leiden: Brill, 1944, OCLC 459874588, p. 140 (Buch auf Deutsch, Faksimile-Seite auf Schwedisch.
  4. Siehe: Patricia M. und Pierre M. Bikai, op. cit.
  5. Siehe: William Henry Babcock, "Legendary Islands of the Atlantic: A Study in Medieval Geography", New York (American Geographical Society), 1922, OCLC 359856, S. 167-168
  6. Anmerkung bei en.Wikipedia: Bikais & Bikais sowie Babcock zufolge, war dies alles, was von dem Hort übrig war, doch laut John Murray -- in: "Selections from Report on the Scientific Results of the Voyage of H.M.S. Challenger During the Years 1872-76", New York: Arno, 1977, ISBN 0-405-10411-1, S. 2, Fußnote 3 -- hatte Flórez diese diese Münzen ausgesucht, weil sie am besten erhalten waren.
  7. Siehe: Patricia M. und Pierre M. Bikai, op. cit.
  8. Siehe: Babcock, op. cit., Fußnote 7: Alexandre de Humboldt, "Examen critique de l'histoire de la géographie du nouveau continent et des progrès de l'astronomie nautique aux quinzième et seizième siècles", 5 volumes, Paris (Gide), 1836-1839, Vol. 2, S. 237-240
  9. Siehe: Daniel Wilson, "The Lost Atlantis, and Other Ethnographic Studies", Edinburgh (Douglas), 1892, OCLC 6519876, pp. 9, 36
  10. Anton Wilhelm Brøgger, "Opdagelsenes nye Århundre", Norsk Geografisk Tiddskrift 6 (1936) 171–203 (Norwegian), cited in Geoffrey Bibby, The Testimony of the Spade, New York: Knopf, 1956, OCLC 282894, pp. 262–63
  11. Siehe: Patricia M. und Pierre M. Bikai, op. cit.
  12. Siehe: ebd.
  13. Quelle: paj.cm "Carthaginian temples found – Azores", 09. Juli 2011, bei: Portuguese American Journal (abgerufen: 28. Feb. 2017)
  14. Quelle: Carolina Matos "Archaeology: Prehistoric rock art found in caves on Terceira Island – Azores", 27 August 2012, bei: Portuguese American Journal (abgerufen: 28. Feb. 2017)
  15. Quelle: Virgil Azevedo, "Archaeologists reveal secrets of the pyramids on the island of Pico", 27. August 2013; nach: Dale Drinnon (Hrsg.), Frontiers of Anthropology, 08. September 2013 (abgerufen: 28. Feb. 2017)

Bild-Quellen:

1) Angrense bei Wikimedia Commons, unter: File:Corvo island seen from Flores Azores.JPG
2) Några Anmärkingnar om de Gamles Sjöfart, i anledning af några Carthaginensiska och Cyrenaiska Mynt, fundne år 1749, på en af de Azoriska Öarne", af Johan Podolyn, Det Götheborgska Wetenskaps och Witterhets Samhallets Handlinger Wetenskaps Afdelningen, Först Stycket, 1778; nach: Richard Hennig, "Terrae Incognitae: Eine Zusammenstellung und kritische Bewertung der wichtigsten vorkolumbischen Entdeckungsreisen an Hand der darüber vorliegenden Originalberichte", Leiden, 1944