Die nordafrikanischen Amazonen und die Atlantioi: Unterschied zwischen den Versionen

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von [[Diodorus Siculus]] (Historische Bibliothek, Drittes Buch)
  
52. Die bisher beschriebene Gegend gibt uns die schicklichste Veranlassung, zu berichten, was von den [[Amazonen]], welche ehemals in [[Libyen]] gewohnt, erzählt wird. Nach der gewöhnlichen Meinung hat es keine [[Amazonen]] gegeben ausser denen, die am Fluß Thermvdon in Psnrns ihre Wohnsitze gehabt haben sollen. Allein das ist nicht richtig. Die in Libyen gehören nur in viel frühere Zeiten, haben aber auch denkwürdige Thaten verrichtet. Wir missen wohl, daß die Geschichte derselben vielen Lesern etwas unerhörtes seyn und ganz befremdend erscheinen wird. Denn da dieses Amazonengeschlecht viele Menschenalter vor dem Trojanischen Krieg völlig verschwunden ist, das am Fluß Thermodon hingegen erst kurz vor jener Begebenheit geblüht hat, so haben natürlich die spätern, welche mehr bekannt wurden, den Ruhm der älteren geerbt, die nun durch die Länge der Zeit fast überall gänzlich vergessen sind. Weil wir indessen bei vielen alten Dichtern und Geschichtschreibern, auch bei manchen der spätern, Nachrichten von ihnen sinken, so wollen wir doch das Wichtigste von ihren Thann erzählen, nach Dionysius von Milet), der die Geschichte der Argonauten und de« Dionysos und noch viele andere Begebenheiten aus der ältesten Zeit beschrieben hat. Es hat in Libyen mehrere Geschlechter von streitbaren Weibern gegeben, die durch ihren männlichen Muth hohe Bewnndernng erregten. Die Gorgonen, gegen die Perseus in den Krieg gezogen seyn soll, werden als ein Volk von ausgezeichneter Tapferkeit geschildert. Wenn für den Sohn des Zeus, den Tapfersten unter den Griechen seiner Zeit, der Kampf mit denselben die größte Heldenthat war, so kann man schon daraus auf die ausserordentliche Stärke dieser Weiber schließen. Auch die Heldinnen, von welchen jetzt die Rede seyn wird, stehen auf einer ungemein hohen Stufe, wenn man den Charakter unserer Weiber dagegen hält.
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52. Die bisher beschriebene Gegend gibt uns die schicklichste Veranlassung, zu berichten, was von den [[Amazonen]], welche ehemals in [[Libyen]] gewohnt, erzählt wird. Nach der gewöhnlichen Meinung hat es keine [[Amazonen]] gegeben ausser denen, die am Fluß [http://de.wikipedia.org/wiki/Thermodon Thermodon] in Pontus ihre Wohnsitze gehabt haben sollen. Allein das ist nicht richtig. Die in [[Libyen]] gehören nur in viel frühere Zeiten, haben aber auch denkwürdige Thaten verrichtet. Wir missen wohl, daß die Geschichte derselben vielen Lesern etwas unerhörtes seyn und ganz befremdend erscheinen wird. Denn da dieses Amazonengeschlecht viele Menschenalter vor dem Trojanischen Krieg völlig verschwunden ist, das am Fluß [http://de.wikipedia.org/wiki/Thermodon Thermodon] hingegen erst kurz vor jener Begebenheit geblüht hat, so haben natürlich die spätern, welche mehr bekannt wurden, den Ruhm der älteren geerbt, die nun durch die Länge der Zeit fast überall gänzlich vergessen sind. Weil wir indessen bei vielen alten Dichtern und Geschichtschreibern, auch bei manchen der spätern, Nachrichten von ihnen finden, so wollen wir doch das Wichtigste von ihren Thaten erzählen, nach Dionysius [von Milet], der die Geschichte der [http://de.wikipedia.org/wiki/Argonautensage Argonauten] und des [http://de.wikipedia.org/wiki/Dionysos Dionysos] und noch viele andere Begebenheiten aus der ältesten Zeit beschrieben hat. Es hat in [[Libyen]] mehrere Geschlechter von streitbaren Weibern gegeben, die durch ihren männlichen Muth hohe Bewunderung erregten. Die [[Gorgonen]], gegen die [http://de.wikipedia.org/wiki/Perseus_%28Mythologie%29 Perseus] in den Krieg gezogen seyn soll, werden als ein Volk von ausgezeichneter Tapferkeit geschildert. Wenn für den Sohn des Zeus, den Tapfersten unter den Griechen seiner Zeit, der Kampf mit denselben die größte Heldenthat war, so kann man schon daraus auf die ausserordentliche Stärke dieser Weiber schließen. Auch die Heldinnen, von welchen jetzt die Rede seyn wird, stehen auf einer ungemein hohen Stufe, wenn man den Charakter unserer Weiber dagegen hält.
  
5Z. „Im westlichen Theile von Libyen, am Ende der Welt, (so erzählt man) gab es ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand und eine von der unsrigen verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft für die Weiber. Sie mußten eine bestimmte Zeit Kriegsdienste thun und Jungfrauen bleiben. Wenn die Jahre der Dienstpflicht vorüber waren, so hatten sie zwar mit Männern Gemeinschaft, um ihr Geschlecht fortzupflanzen; aber die Regierung und die öffentlichen Aemter behielten sie sich allein vor. Die Männer hingegen lebten, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, den Befehlen ihrer Gattinnen gehorchend. Sie hatten weder mit dem Krieg noch mit der Staatsn«maltung etwas zu schaffen, und durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten, wo sie ihrer Würde eingedenk, den Weibern gegenüber sich hätten geltend machen können. Die Kinder wurden sogleich nach der Geburt den Männern übergeben, welche sie mit Milch, und nach und nach, so wie es das Alter der Kinder mit sich brachte, mit andern Speisen ernähren mnßten. Wenn ein Madchen geboren wurde, so brannte man ihm die Brüste aus, damit sie nicht zur Zeit der Mannbarkeit sich erhoben. Denn man hielt die hervorragenden Brüste für ein bedeutendes Hinderniß beim Kriegsdienst. Daher erhielten jene Weiber bei den Griechen den Namen [[Amazonen]], weil ihnen die Brüste fehlten. Sie haben, nach einer fabelhaften Sage, eine Insel im Tritonischen See bewohnt, die, weil sie weit gegen Westen lag, Hespera genannt wurde. Dieser See ist in der Nähe des die Welt umfließenden Oceanus, und hat seinen Namen von dem Fluß Triton, der in denselben fällt. Er ist nicht weit von Aethiopien von dem Gebirge am Ocean, das sich in die See hinaus erstreckt und bei den Griechen Atlas heißt, dem höchsten Berg in dieser Gegend. Jene Insel war von ziemlicher Größe und voll von allerhand fruchtbaren Bänmen, welche den Einwohnern ihren Unterhalt verschafften. Manche besaßen auch Heerden von Ziegen und Schafen, von deren Milch und Fleisch sie sich nähren konnten. Brod genoß das Volk gar nicht, weil man von dem Gebrauch der Brodfrüchte und von dem Ackerbau dort noch Nichts wußte. Getrieben von ihrem hohen kriegerischen Muth, eroberten die Amazonen zuerst die Städte auf der Insel (eine ausgenommen, Namens Rene, die für heilig galt und von Aethiopischrn Ichthyophagen bewohnt war; es brachen dort starke Fenerssammen aus, und es gab viel Edelsteine von den Arten, die bei den Griechen Anthrar lorientalischer Rubin), Eard und Smaragd heißen.) Sodann nvtermarsen sie sich viele der benachbarten Libyer und Nnmidier, und erbauten in dem Tritonischen See eine große Stadt, die von ihrer Lage den Namen Chersonesus Halbinsel erhielt."
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53. „''Im westlichen Theile von [[Libyen]], am Ende der Welt, (so erzählt man) gab es ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand und eine von der unsrigen verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft für die Weiber. Sie mußten eine bestimmte Zeit Kriegsdienste thun und Jungfrauen bleiben. Wenn die Jahre der Dienstpflicht vorüber waren, so hatten sie zwar mit Männern Gemeinschaft, um ihr Geschlecht fortzupflanzen; aber die Regierung und die öffentlichen Aemter behielten sie sich allein vor. Die Männer hingegen lebten, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, den Befehlen ihrer Gattinnen gehorchend. Sie hatten weder mit dem Krieg noch mit der Staatsverwaltung etwas zu schaffen, und durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten, wo sie ihrer Würde eingedenk, den Weibern gegenüber sich hätten geltend machen können. Die Kinder wurden sogleich nach der Geburt den Männern übergeben, welche sie mit Milch, und nach und nach, so wie es das Alter der Kinder mit sich brachte, mit andern Speisen ernähren mnßten. Wenn ein Mädchen geboren wurde, so brannte man ihm die Brüste aus, damit sie nicht zur Zeit der Mannbarkeit sich erhoben. Denn man hielt die hervorragenden Brüste für ein bedeutendes Hinderniß beim Kriegsdienst. Daher erhielten jene Weiber bei den Griechen den Namen [[Amazonen]], weil ihnen die Brüste fehlten. Sie haben, nach einer fabelhaften Sage, eine Insel im Tritonischen See bewohnt, die, weil sie weit gegen Westen lag, Hespera genannt wurde. Dieser See ist in der Nähe des die Welt umfließenden Oceanus, und hat seinen Namen von dem Fluß Triton, der in denselben fällt. Er ist nicht weit von Aethiopien von dem Gebirge am Ocean, das sich in die See hinaus erstreckt und bei den Griechen [http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_%28Gebirge%29 Atlas] heißt, dem höchsten Berg in dieser Gegend. Jene Insel war von ziemlicher Größe und voll von allerhand fruchtbaren Bäumen, welche den Einwohnern ihren Unterhalt verschafften. Manche besaßen auch Heerden von Ziegen und Schafen, von deren Milch und Fleisch sie sich nähren konnten. Brod genoß das Volk gar nicht, weil man von dem Gebrauch der Brodfrüchte und von dem Ackerbau dort noch Nichts wußte. Getrieben von ihrem hohen kriegerischen Muth, eroberten die Amazonen zuerst die Städte auf der Insel (eine ausgenommen, Namens Rene, die für heilig galt und von Aethiopischen Ichthyophagen bewohnt war; es brachen dort starke Feuerkammern aus, und es gab viel Edelsteine von den Arten, die bei den Griechen Anthrar [orientalischer Rubin], Sard und Smaragd heißen.) Sodann unterwarfen sie sich viele der benachbarten Libyer und Numidier, und erbauten in dem Tritonischen See eine große Stadt, die von ihrer Lage den Namen Chersonesus [Halbinsel] erhielt.''"
  
5i. „Von hier gingen sie auf kühnere Unternehmungen aus; es kam sie die Lust an, einen großen Theil der Welt zu durchwandern. Zuerst zogen sie zu Felde gegen die Atlanteer, das gesittetste Volk jener Gegenden, das ein glückliches Land mit großen Städten bewohnt. Nach der Mythologie dieses Volks sind die Götter in der Nähe des Oceaus geboren; was mit den Fabeln der Griechen (wovon wir bald das Nähere berichten werden) übereinstimmt. Die Königin der [[Amazonen]], Myrina, brachte ein Heer von dreißigtansend Mann zu Fuß und zweitausend Reitern <ref>Anmerkung der Übersetzer: Es scheint ein Fehler in den Zahlen zu sevn, da die größere die der Reiter seyn sollte.</ref> zusammen; es war ihnen nämlich im Kriege vorzüglich um eine geübte Reiterei zu thun. Als Schuhwassen gebrauchten sie die Hänte von großen Schlangen (denn es gibt in Libyen Schlangen von ungeheurer Größe,) zum Angriff aber Schwerter und Lanzen, auch Bogen und zwar schössen sie nicht blos Herade aus, sondern auch rückwärts auf der Flucht, und wußten die Verfolgenden geschickt zu treffen. Nachdem sie in das Land der [[Atlantiden]] eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht, und eroberten diese Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich zu den Thoren eindrangen. Um unter den Nachbarn Schrecken zu verbreiten, verfuhren sie grausam gegen die Ueberwundenen. Die junge Mannschaft wurde niedergemacht, Weiber und Kinder in die Gefangenschaft geführt, und die Stadt zerstört. Durch die Nachricht vom Schicksal der Cernäer in Furcht gesetzt, übergaben die andern Atlanteer ihre Städte und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Die Königin Myrina behandelte sie aber mit Milde. Sie schloß ein Frenndschaftsbündis mit ihnen, und baute statt der zerstörten Stadt eine neue, die ihren Namen Myrina führen sollte; dahin durften die Gefangenen ziehen, und Wer sonst von den Landeseingebornen wollte. Es wurden ihr dafür von den Atlanteern kostbare Geschenke und hohe Ehrenbezeugungen im Namen des ganzen Volkes dargebracht. Sie nahm die Huldigungen an und versprach sernere Gunsterweisungen. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolt, bedrängt, mit welchem sie überhaupt in beständigem Streit lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in das Gebiet der Gorgonen ein, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher nach einem hartnäckigen Kampf die [[Amazonen]] die Oberhand behielten. Von den Feinden kam eine große Zahl um, und nicht weniger als dreitausend wurden gefangen. Die Uebrigen flüchteten sich in eine Waldgegend. Myrina wollte, um das ganze Volk auf einmal auszurotten, den Wald anzünden. Allein das Vorhaben gelang nicht, und sie zog sich an die Gränzen des Landes zurück."
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54. „''Von hier gingen sie auf kühnere Unternehmungen aus; es kam sie die Lust an, einen großen Theil der Welt zu durchwandern. Zuerst zogen sie zu Felde gegen die Atlanteer, das gesittetste Volk jener Gegenden, das ein glückliches Land mit großen Städten bewohnt. Nach der Mythologie dieses Volks sind die Götter in der Nähe des Oceaus geboren; was mit den Fabeln der Griechen (wovon wir bald das Nähere berichten werden) übereinstimmt. Die Königin der [[Amazonen]], Myrina, brachte ein Heer von dreißigtansend Mann zu Fuß und zweitausend Reitern <ref>Anmerkung der Übersetzer: Es scheint ein Fehler in den Zahlen zu sevn, da die größere die der Reiter seyn sollte.</ref> zusammen; es war ihnen nämlich im Kriege vorzüglich um eine geübte Reiterei zu thun. Als Schußwaffen gebrauchten sie die Häute von großen Schlangen (denn es gibt in [[Libyen]] Schlangen von ungeheurer Größe,) zum Angriff aber Schwerter und Lanzen, auch Bogen; und zwar schossen sie nicht blos gerade aus, sondern auch rückwärts auf der Flucht, und wußten die Verfolgenden geschickt zu treffen. Nachdem sie in das Land der [[Atlantiden]] eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht, und eroberten diese Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich zu den Thoren eindrangen. Um unter den Nachbarn Schrecken zu verbreiten, verfuhren sie grausam gegen die Ueberwundenen. Die junge Mannschaft wurde niedergemacht, Weiber und Kinder in die Gefangenschaft geführt, und die Stadt zerstört. Durch die Nachricht vom Schicksal der Cernäer in Furcht gesetzt, übergaben die andern Atlanteer ihre Städte und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Die Königin Myrina behandelte sie aber mit Milde. Sie schloß ein Freundschaftsbündis mit ihnen, und baute statt der zerstörten Stadt eine neue, die ihren Namen Myrina führen sollte; dahin durften die Gefangenen ziehen, und Wer sonst von den Landeseingebornen wollte. Es wurden ihr dafür von den Atlanteern kostbare Geschenke und hohe Ehrenbezeugungen im Namen des ganzen Volkes dargebracht. Sie nahm die Huldigungen an und versprach fernere Gunsterweisungen. Nun waren die Einwohner häufig von den [[Gorgonen]], einem benachbarten Weibervolt, bedrängt, mit welchem sie überhaupt in beständigem Streit lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in das Gebiet der [[Gorgonen]] ein, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher nach einem hartnäckigen Kampf die [[Amazonen]] die Oberhand behielten. Von den Feinden kam eine große Zahl um, und nicht weniger als dreitausend wurden gefangen. Die Uebrigen flüchteten sich in eine Waldgegend. Myrina wollte, um das ganze Volk auf einmal auszurotten, den Wald anzünden. Allein das Vorhaben gelang nicht, und sie zog sich an die Gränzen des Landes zurück.''"
  
Z5. „Da aber die Amazonen, als Siegerinnen ihrem Glück vertranend, zur Nachtzeit nicht sorgfältig geung Wache hielten, so wurden sie von den gefangenen W'ibern über, fallen und viele mit ihren eigenen Schwertern geröstet. Doch unterlagen jene endlich, von allen Seiten angegrissen, der Ueberzahl, und wnrden, nach einer tapsern Gegenwehr, sämmtlich niedergehanen. Murin« ließ ihre gefallenen Streit«?fährtinnen auf drei Scheiterhausen verbrennen und als Gral» mähler drei hohe Erdhügel avfmersen, welche noch gegenwärtig Amazonenhügel heißen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen; aber sie wurden wiedernm von Perseus, dem Sohn des Zens übermunden; damals war Medusa ihre Königin. Znletzt aber wurde dieses Volk sowohl als die Amazonen von Hercules völlig vertilgt, zu der Zeit, da er die westlichen Länder durchwanderte und die Sänle in Libyen setzte. Er glaubte, wenn er der Wvhlthäter des gesammten Menschengeschlechts werken wollte, so dürste « es nicht dnlden, daß es noch von Weibern beherrschte Völker gäbe. Der Tritonische See ist durch Erdbeben verschwunden, welche das Land bis zum Ocean bin von einander rissen. Myrino durchzog nicht nur den größten Tbeil von Libyen , sondern sie kam auch nach Aegypten, und schloß ein Bünduiß mit Horus, dem Sohne der Isis, welcher damals König von Aegypten war; sie bekriegte die Araber, und richtete unter ihnen eine große Niederlage an; ,dann unterwarf
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55. „''Da aber die [[Amazonen]], als Siegerinnen ihrem Glück vertrauend, zur Nachtzeit nicht sorgfältig genug Wache hielten, so wurden sie von den gefangenen Weibern überfallen und viele mit ihren eigenen Schwertern getödtet. Doch unterlagen jene endlich, von allen Seiten angegriffen, der Ueberzahl, und wurden, nach einer tapfern Gegenwehr, sämmtlich niedergehauen. Myrina ließ ihre gefallenen Streitgefährtinnen auf drei Scheiterhaufen verbrennen und als Grabmähler drei hohe Erdhügel aufwerfen, welche noch gegenwärtig Amazonenhügel heißen. In der Folgezeit wuchs die Macht der [[Gorgonen]]; aber sie wurden wiederum von [http://de.wikipedia.org/wiki/Perseus_%28Mythologie%29 Perseus], dem Sohn des Zeus überwunden; damals war Medusa ihre Königin. Zuletzt aber wurde dieses Volk sowohl als die [[Amazonen]] von [http://de.wikipedia.org/wiki/Herakles Hercules] völlig vertilgt, zu der Zeit, da er die westlichen Länder durchwanderte und die Säule in [[Libyen]] setzte. Er glaubte, wenn er der Wohlthäter des gesammten Menschengeschlechts werken wollte, so dürfte er es nicht dulden, daß es noch von Weibern beherrschte Völker gäbe. Der Tritonische See ist durch Erdbeben verschwunden, welche das Land bis zum Ocean bin von einander rissen.  
  
sie sich Syrien; in Cilicien aber, wo man ihr mit Geschenken entgegen kam, und ihren Besehlen zu gehorchen sich be, reit erklärte, ließ sie Allen, die sich von selbst ergaben, ibre
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''Myrina durchzog nicht nur den größten Tbeil von [[Libyen]], sondern sie kam auch nach Aegypten, und schloß ein Bündniß mit Horus, dem Sohne der Isis, welcher damals König von Aegypten war; sie bekriegte die Araber, und richtete unter ihnen eine große Niederlage an; dann unterwarf sie sich Syrien; in [http://de.wikipedia.org/wiki/Kilikien Cilicien] aber, wo man ihr mit Geschenken entgegen kam, und ihren Befehlen zu gehorchen sich bereit erklärte, ließ sie Allen, die sich von selbst ergaben, ihre Freiheit; und daher heißen Diese noch jetzt die >freien Cilicier.< Sie bezwang ferner die äußerst streitbaren Völker am [http://de.wikipedia.org/wiki/Taurusgebirge Taurus], ging durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Phrygien Großphrygien] bis an's Meer hinab, und nahm das ganze Küstenland ein bis an den Fluß Kaïkus, wo sie ihrem Zug eine Gränze setzte. In den eroberten Ländern wählte sie mehrere zur Ansiedlung gut gelegene Plätze aus und ließ daselbst Städte erbauen; eine derselben nannte sie nach ihrem eigenen Namen, die andern nach ihren angesehensten Heerfuhrerinnen, Kuma, Pitona und Priene. Ausser diesen am Meer erbauten Städten gründete sie noch mehrere weiter innen im Lande. Auch eroberte sie einige Inseln, namentlich [http://de.wikipedia.org/wiki/Lesbos Lesbos], wo sie die nach ihrer Schwester, die den Zug mitmachte, benannte Stadt [http://de.wikipedia.org/wiki/Mitylene Mitylene] erbaute. Während sie einige andere Inseln einnehmen wollte, Überfiel sie ein Sturm. Sie that der Mutter der Götter Gelübde für ihre Rettung und wurde an eine unbewohnte Insel verschlagen. Diese Insel weihte sie nun, einem Traumgesicht zufolge, jener Göttin, richtete Altäre auf und brachte herrliche Opfer dar. Sie nannte dieselbe Samothrace, das heißt, in unserer Sprache übersetzt, die heilige Insel.''" Nach den Berichten anderer Geschichtschreiber hätte die Insel vordem Samos geheißen und wäre von den Thraciern, die einst dort wohnten, Samothrace genannt morden. Uebrigens lautet die Fabel weiter so. „''Nachdem die [[Amazonen]] auf das feste Land zurückgekehrt waren, ließ die Mutter der Götter, welche Wohlgefallen an der Insel fand, mit andern Ansiedlern ihre eigenen Söhne, die sogenannten Korybanten, dahin ziehen, (Wen sie zum Vater haben, ist ein Geheimniß, das nur den Eingeweihten mitgetheilt wird,) ordnete die Mysterien an, die noch jetzt daselbst gefeiert werden, und bestimmte einen geheiligten Platz zu einer Freistätte. Um jene Zeit fiel Mopsus, ein Thracier, der sich vor Lykurg, dem König von Thracien, flüchten mußte, in's Gebiet der [[Amazonen]] ein mit einem Heere, das sich an ihn angeschlossen hatte. Ein Kampfgenosse des Mopsus war Sipylus, welcher ans seinem Vaterlande, Scythien, das an Thracien gränzt, ebenfalls vertrieben war. Es murde eine Schlacht geliefert, in welcher Sipylus und Mopsus Sieger blieben und der größte Theil der [[Amazonen]] mit ihrer Königin, Myrina, umkam. Als auch im weitern Verlauf des Kriegs, das Glück immer auf der Seite der Thracier war, kehrten endlich die übrig gebliebenen [[Amazonen]] wieder nach [[Libyen]] zurück.''" Ein solches Ende nahm nach der Fabel der Zug der Libyschen [[Amazonen]].
  
Freiheit; und daher heißen. Diese nech jetzt die „freien Cili eier." Sie bezwang serner die änßerst streitbaren Völker am Tanrns, ging durch Großphrygien bis an's Meer hinab, und nahm das ganze Küstenland ein bis an den Fluß Kaikus, wo sie ihrem Zug eine Gränze setzte. In den eroberten Ländern wählte sie mehrere zur Ansiedlung gut gelegene Plätze aus und ließ daselbst Städte erbanen; eine derselben nannte sie nach ihrem eigenen Namen, die andern nach ihren angesehensten Heerfuhrerinnen, Kuma, Pitona und Priene. ' Ausser diesen am Meer erbauten Städten gründete sie noch mehrere weiter innen im Lande. Auch eroberte sie einige Inselu, namentlich Lesbos, wo sie die nach ihrer Schwester, die den Zug mitmachte, benannte Stadt Mitylene erbaute. Während sie einige andere Inselu einnehmen wollte, Überfiel.sie ein Sturm. Sie that der Mutter der Götter Gelübde für ihre Rettung und wurde an eine uubewohnte Insel verschlagen. Diese Insel weihte sie nun, einem Traumgestcht zufolge, jener Göttin, richtete Märe auf und brachte herrliche Opser dar. Sie nannte dieselbe Samothrace, das heißt, in unserer Sprache übersetzt, die heilige Insel." Nach den Berichten anderer Geschichtschreiber hätte die Insel vordem Samos geheißen und märe von den Thraciern, die einst dort wohnten, Samothrace genannt morden. Uebrigeus lautet die Fabel weiter so. „Nachdem die Amazonen auf das seste Land zurückgekehrt waren, ließ die Mutter der Götter , welche Wohlgefallen an der Insel fand, mit andern Ansiedlern ihre eigenen Söhne, die sogenannten Korybanten, dahin ziehen, (Wen sie zum Vater haben, ist ein Geheimuiß, das nur den Eingeweihten mitgetheilt wird,) orduete die My. sterien an, die noch jetzt daselbst geseiert werden, und destimmte einen geheiligten Platz zu einer Freistätte. Um jene Zeit fiel Mopsus, ein Thracier, der ftch vor Lykurg, dem König von Thracien, flüchten mußte, in'- Gebiet der Amazonen ein mit einem Heere, das sich an ihn angeschlossen hatte. Ein Kampfgenosse des Mopfus war Sipylus, welcher ans seinem Vaterlande, Scyrhien, das an Thracien gränzt, ebenfalls vertrieben war. Es murde eine Schlacht . geliesert, in welcher Sipylns und Mopfus Sieger blieben und der größte Theil der Amazonen mit ihrer Königin, Murin«, umkam. Als auch im weitern Verlanf des Kriegs, das Glück immer auf der Seite der Thracier mar, kehrten endlich die übrig gebliebenen Amazonen wieder nach Libyen zurück." Ein solches Ende nahm nach der Fabel der Zug der Libyschen Amazonen.
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56. Da mir der Attanteer gedacht haben, so wird es nicht am unrechten Orte seyn, wenn wir von ihren Fabeln über die Entstehung der Götter, welche von der Griechischen Mythologie nicht viel abweichen, Nachricht geben. Die Atlanteer, welche ein fruchtbares Land in der Nähe des Oceans bewohnen, und durch Gewissenhaftigkeit und Freundlichkeit gegen die Fremden sich vor ihren Nachbarn auszeichnen sollen, behaupten, in ihrer Gegend seyen die Götter geboren. Damit stimme der berühmteste Griechische Dichter überein, wenn er [Al. XIV. 200 f.] die Here sagen lasse: „''Denn ich gehe zu schau'n der nährenden Erde Begrenzung, Auch den Okeanos, unsre Geburt, und Tethys die Mutter.''" Der erste König der Atlanteer war nach ihrer Fabellehre Uranus. „''Er vereinigte die zerstreut wohnenden Menschen, daß sie sich in Städte sammelten, und gewöhnte Denen, die ihm gehorchten, die gesetzlose und thierische Lebensweise ab. Er entdeckte den Nutzen und die Behandlungsart der Feldfrüchte, und machte sonst manche zweckmäßige Erfindungen. Auch eroberte er den größten Theil der bewohnten Welt, namentlich die westlichen und nördlichen Länder. Als ein fleißiger Beobachter der Gestirne sagte er Vieles, was am Himmel geschah, voraus. Das Volk lehrte er nach der Bewegung der Sonne das Jahr, und nach der des Mondes die Monate bestimmen, und auf die Ordnung der Jahreszeiten achten. Das Eintreffen seiner Vorhersagungen erregte unter der Menge, welche von den ewigen Gesetzen der Gestirne Nichts wußte, solche Verwunderung, daß man glaubte, Wer diese Belehrungen gegeben, müßte ein göttliches Wesen seyn. Nachdem er dem Kreise der Menschen entrückt war, erwies man ihm wegen seiner Verdienste und seiner Kenntniß der Gestirne die Ehre der Unsterblichen und seinen Namen [Uranos, d. i. Himmel] trug man ans das Weltgebäude über, nicht nur, weil man dachte, er sey vertraut mit dem Auf - und Untergang der Gestirne und mit Allem, was sich am Himmel begibt, sondern, weil man durch die hohe Verehrung, die ihm für immer als dem König des Weltalls geweiht wurde, seine Verdienste noch überbieten wollte.''"
  
ö6. Da mir der Attanteer gedacht haben, so wird es nicht am uurechten Orte seyn, wenn wir von ihren Fabelu über die Entstehnng der Götter, welche von der Griechischen Mythologie nicht viel abweichen, Nachricht geben. Die Atlanteer, welche ein frnchtbares Land in der Nähe des Oceans bewohnen, und durch Gewissenhaftigkeit und Frenndlichkeit gegen die Fremden sich vor ihren Nachbarn auszeich, nen sollen, behaupten, in ihrer Gegend seyen die Götter geboren. Damit stimme der berühmteste Griechische Dichter uberein, wenn er Al. XIV. 200 f.) die Herc sagen lasse: „Denn ich gehe zu schan'n der nährenden Erbe Begrenzung, Auch den SkeanoS, unsre Geburt, und Tethy« Ue Mutter." Der erste König der Atlanteer mar nach ihrer Fabtllehre Uranvs. „Er vereinigte die zerstrent mohnenden Menschen, daß sie sich in Städte sammelten, und gewöhnt« Denen, dK ihm gehorchten, die gesetzlost und thierische Lebensweise ab. Er entdeckte den Nutzen und die Behandlungsart der Feldfrüchte, und machte sonst mauche zweckmäßige Erftndüngen. Auch eroberte er den größten Theil der bewohnten Welt, namentlich die westlichen und nördlichen Länder. Als ein fleißiger Beobachter der Gestirne sagte er Vieles, was am Himmel geschah, vorans. Das Volk lehrte er nach der Bewegung der Sonne das Iahr, und nach der des Mondes die Monate bestimmen, und auf die Orduung der Iahreszeiten achten. Das Eintressen seiner Borhersagungen erregte unter der Menge, welche von den ewigen Gesetzen der Gestirne Nichts wußte, solche Verwundernng, daß maii glaubte, Wer diese Belehrnngen gegeben, müßte ein göttliches Wesen seyn. Nachdem er dem Kreise der Menschen entrückt war, erwies man ihm wegen seiner Verdienste und seiner Kennt? niß der Gestirne die Ehre der Unsterblichenz und seinen Namen sUronvs, d. i. Himmel) trng man ans das Weltgebände über, nicht nur, weil man dachte, er sey vertraut mit dem Auf - und Untergang der Gestirne und mit Allem, was sich am Himmel begibt, sondern, weil man durch die hohe Verehrnng, die ihm für immer als dem König des Weltalls geweiht wurde, seine Verdienste noch überbieten wollte."
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57. „''Uranos zeugte fünfundvierzig Kinder mit mehreren Gemahlinnen; darunter achtzehn mit der Titäa, welche ausserdem, daß Jeder seinen eigenen Namen hatte, von ihrer Mutter die gemeinschaftliche Benennung Titanen erhielten. Titäa war eine verständige Frau und erwies Andern viel Gutes; daher vergötterte man die Wohlthäterin nach ihrem Tode und nannte sie Erde. Unter ihren Töchtern wurden die zwei ältesten viel berühmter als die andern; sie hießen Basilea und Rhea, von Einigen auch Pandora genannt. Basilea, die älteste, zeichnete sich durch Besonnenheit und Einsicht weit vor den Uebrigen ans. Sie erzog alle ihre Brüder, und zwar mit gleicher mütterlicher Treue. Daher wurde sie die große Mutter genannt. Nachdem ihr Vater von den Menschen zu den Göttern übergegangen war, übernahm sie, mit Bewilligung des Volks und ihrer Brüder, die Regierung. Sie war damals noch Jungfrau; denn ihr ernster Sinn hatte ihr bisher nicht gestattet, sich zu verehlichen. Allein der Wunsch, eigenen Kindern die Regierung zu hinterlassen, bestimmte sie später doch, daß sie mit Hyperion, einem ihrer Brüder, zu welchem sie am meisten Zutrauen hatte, sich vermählte. Sie gebar zwei Kinder, Helios und Selene, die durch ihre Schönheit und edle Sinnesart Bewunderung erregten. Doch die Mißgunst gegen die glückliche Mutter und die Furcht, Hyperion möchte einmal die Herrschaft an sich reissen, bewog die Brüder, zu einer abscheulichen Frevelthat sich zu verschwören. Sie ermordeten den Hyperion, und den Helios, der noch ein Knabe war, ertränkten sie im Fluß Eridanus. Selene, die ihren Bruder zärtlich liebte, stürzte sich, als sein unglückliches Schicksal kund wurde, vom Dach herab. Die Mutter aber fiel, während sie am Ufer des Flusses den Leichnam suchte, in ein Unmacht, und hatte eine Erscheinung im Traum. Sie sah den Helios vor sich stehen, wie er ihr zusprach, sie sollte den Tod ihrer Kinder nicht beklagen; denn die Titanen werde die verdiente Strafe treffen, er aber und seine Schwester werden durch eine göttliche Fügung in unsterbliche Wesen sich verwandeln; was nämlich bisher das heilige Feuer am Himmel geheißen habe, das werden die Menschen Helios ''[Sonne]'' und die sogenannte Mene werden sie Selene ''[Mond]'' heißen.''
  
57. „Uravos zengte fünfundvierzig Kinder mit mehreren Gemahlinnen; darnnter achtzehn mit der Titäa, welche ausserdem, daß Ieder seinen eigenen Namen hatte, von ihrer Mutter die gemeinschaftliche Benennung Titanen erhielten. Titäa war eine verständige Frau und erwies Andern viel Gutes; daher vergötterte man die Wohlthäterin «ach ihrem Tode und nannte sie Erde. Unter ihren Töcht«n wurden die zwei ältesten viel berühmter als die andern'; sie hießen Basilea und Rhea, von Einigen auch Pandora genannt. Bastlea, die älteste, zeichnete sich durch Besinnenheit und Einsicht weit vor den Uebrigen ans. Sie erzog alle ihre Brüder, und zwar mit gleicher mütterlicher Trene. Daber wurde sie die große Mutter genannt. Nachdem ihr Water von den Menschen zu den Göttern übergegangen war, übernahm sie, mit Bewilligung des Volks nnd ihrer Brüder, die Regiernng. Sie war damals noch Iungfrau; denn ihr ernster Sinn hatte ihr bisher nicht gestattet, sich zu verehlichen. Allein der Wunsch, eigenen Kindern die Regiernng zu hinterlassen, bestimmte sie später doch, daß sie mit Hyperion, einem ihrer Brüder, zu welchem sie am meisten Zutrauen hatte, sich vermählte. Sie gebar zwei Kinder, Helios und Selene, die durch ihre Schönheit und edle Sinnesart Bewunderung erregten. Doch die Mißgunst gegen die glückliche Mutter und die Furcht, Hyperion möchte einmal die Herrschaft an sich reissen, bewog die Brüder, zu einer abscheulichen Frevelthat sich zu verschwören. Sie ermordeten den Hyperion, und den Helios, der noch ein Knabe war, ertränkten sie im Fluß Eridanus. Selene, die ihren Bruder zärtlich liebte, stürzte sich, als sein unglückliches Schicksal kund wurde, vom Dach herab. Die Mutter aber fiel, während sie am User des Flusses den Leichnam suchte, in ein Unmacht, und hatte eine Erscheinung im Traum. Sie sah den Helios vor sich stehen, wie er ihr znsprach, sie sollte den Tod ihrer Kinder nicht beklagen; denn die Titanen werde die verdiente Strafe treffen, er aber und seine Schwester werden durch eine göttliche Fügung in unsterbliche Wesen sich verwandeln; was nämlich bisher daer heilige Fener am Himmel geheißen habe, das werden die Menschen Helios Sonne und die sogenannte Mene werden sie Selene M o n d heißen.  
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''Nachdem sie erwacht war, erzählte sie öffentlich den Traum und ihr vielfaches Unglück, und forderte das Volk auf, die Todten göttlich zu verehren; sie selbst aber sollte Niemand mehr am Körper anrühren. Nachher wurde sie rasend; sie raffte von dem Spielzeug ihrer Tochter Alles zusammen, was einen Klang gab, und schweifte, mit aufgelöstem Haar, im Land umher, begeistert durch den Schall der Pauken und Cymbeln. Mit Staunen sah man sie an; Jedermann nahm an ihrem Leiden Theil, und Einige wollten sie mit den Händen festhalten; da fiel ein heftiger Regenguß unter beständigen Donnerschlägen, und zu gleicher Zeit wurde Basilea unsichtbar. Das Volk, über die wunderbare Begebenheit betroffen, trug wirklich auf die beiden Himmelskörper ''[Sonne und Mond]'' die Namen und die Verehrung von Helios und Selene über, und erkannte ihre Mutter als Göttin an und errichtete ihr Altäre. Bei den Opfern und andern ihr zu Ehren angestellten Feierlichkeiten wurde Alles, was bei jener Geschichte vorgekommen war, nachgemacht, namentlich das laute Pauken- und Cymbelnspiel.''"
  
Nachdem sie erwacht war, erzählte sie öffentlich den Traum und ihr vielfaches Unglück, und forderte das Volk auf, die Tobten göttlich zu verehren; sie selbst aber sollte Niemand mehr am Körper aurühren. Nachher wurde sie rasend; sie raffte von dem Spielzeng ihrer Tochter Alles znsammen, was einen Slang gab, und schweifte, mit aufgelöstem Haar, im Land umher, begeistert durch den Schall der Pauken und Cymbelu. Mit Stannen sah man sie au; Iedermann nahm an ihrem Leiden Theil, und Einige wollten sie mit den Händen sesthalten; da fiel ein heftiger Regenguß unter beständigen Donnerschlägen, und zu gleicher Zeit wurde Basilea unsichtbar. Das Volk, über die wnnderbare Begebenhett betrossen, trug wirtlich auf die beiden Himmelskörper lSonne und MondZ die Namen und die Verehrnng von HeZivs und Selene über, und erkannte ihre Mutter als Göttin an und errichtete ihr Altäre. Bei den Opfern nnd andern ihr zu Ehren angestellten Feierlichkeiten^wurde Alles, m«5 bei jener Geschichte vorgekommen war, nachgemacht, namentlich das laute Pauken- und Cymbeluspiel."
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58. Nach einer andern Ueberlieferung wäre diese Göttin in Phrygien geboren. Die dortigen Einwohner erzählen folgende Fabel. „''Es war einst ein König von Phrygien und Lydien, Namens Mäon. Seine Gemahlin, Dindyma, gebar ihm eine Tochter; allein er wollte das Kind nicht aufziehen, sondern setzte es aus auf dem Berg Cybekus. Hier wurde es durch eine göttliche Fügung ernährt, indem Panther und andere der stärksten wilden Thiere ihm die Brüste reichten. Das sahen einige Weiber, die in der Gegend waideten, und voll Verwunderung über diese Erscheinung hoben sie das Kind auf, und nannten es nach dem Ort, wo sie es gefunden, Cybele. Schönheit und Edelsinn zeichnete die Jungfrau aus, da sie heranwuchs; auch ihr Verstand wurde bewundert. Sie war die Erste, die ein« Syringe ''[Hirtenflöte]'' ans mehreren Röhren zusammensetzte, und Cymbeln und Pauken zur Begleitung des Spiels und Tanzes erfand. Ferner lehrte sie, die Krankheiten des Viehs und der kleinen Kinder durch eine Sühne abwenden. Gewöhnlich nahm sie die Kinder auf die Arme, und heilte sie durch Zaubergesänge. Wegen dieser zärtlichen Sorgfalt und Treue wurde sie allgemein die Mutter vom Berge genannt. Ihr vertrauter Freund und Begleiter war Marsyas aus Phrygien, ein äußerst verständiger und ernster Mann. Von seinem Verstande gab er einen Beweis, indem er die Töne der vielröhrigen Syringe durch die Flöte nachbildete, auf die er das ganze Tonsystem übertrug. Sein Ernst aber war daraus erkennbar, daß er sein ganzes Leben hindurch von dem Reiz sinnlicher Liebe sich frei erhielt. Cybele liebte, als sie in der Blüthe des Alters stand, einen jungen Phrygier, Attis, in der Folgezeit Papas genannt. Sie hatte heimlichen Umgang mit ihm und wurde schwanger. Eben um diese Zeit wurde sie von ihren Eltern erkannt.''"
  
SS. Nach einer andern Ueberlieferung wäre diese Göttin mPhrvgien geboren. Die dortigen Einwohner erzählen folgende Fabel. „Es war einst ein König von Phrygien und Lydien, Nameus Maon. Seine Gemahlin, Dindyma, gebar ihm eine Tochter; allein er wollte das Kind nicht aufziehen, sondern setzte es aus auf dem Berg Cybekus. Hier »urde es durch eine göttliche Fügung ernährt, indem Panther nnd andere der stärksten wilden Thiere ihm die Brüste reichten. Das sahen einige Weiber, die in der Gegend waideten, «vd noll Verwundernng über diese Erscheinung hoben sie das Kind anf, und nannten es nach dem Ort, wo sie es gefunden, Endel«. Schönheit und Edelsinn zeichnete die Iungfrau aus, da sie heranwuchs; auch ihr Verstand wurde bewundert. Sie war die Erste, die ein« Springe sHirtevflöteZ ans meh«ren Röhren znsammensetzte, und Cymbelu und Pauken zur Begleitung des Spiels und Tanzes erfand. Ferner lehrte sie, die Krankheiten des Viehs und der kleinen Kinder durch «ine Enhne abwenden. Gewöhnlich nahm sie die Kinder auf die Arme, und heilte sie durch Zaubergesänge. Wegen dieser zärtlichen Sorgfalt und Trene wurde sie allgemein die Mutter vom Berge genannt. Ihr vertrauter Frennd und Begleit« war Marsyas aus Phrygien, ein änßerst verständizer und ernster Mann. Von seinem Verstände gab er einen Beweis, indem er die Töne der vielröhrigen Springe durch die Flöte nachbildete, auf die er das ganze Tonsystem übertrng. Sein Ernst aber mar daraus erkenubar, daß er sein ganzes Leben hindurch von dem Reiz sinnlicher Liebe sich frei erhielt. Cybele liebte, als sie in der Bluthe des Alters stand, einen jungen Phrygier, Attis, in der Folgezeit Papas genannt. Sie hatte heimlichen Umgang mit ihm nnd wurde schwanger. Eben um diese Zeit wurde sie von ihren Eltern erkannt."
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59. „''Sie wurde in die Königsburg zurückgeführt, und von ihrem Vater zuerst freundlich, als Jungfrau, aufgenommen. Als ihm nachher ihr Vergehen bekannt wurde, ließ er ihre Erzieherinnen und den Attis tödten, und die Leichname unbegraben hinwerfen. Cybele wurde rasend vor Schmerz über das Schicksal des geliebten Jünglings und ihrer Pflegerinnen, und eilte auf's Land hinaus. Allein durchstreifte sle, mit aufgelösten Haaren, unter Jammergeschrei und Paukenschlag, das ganze Land. Aus Mitleid folgte Marsyas der Unglücklichen nach, und irrte mit ihr hernm, eingedenk der früheren Frenndschaft. Als sie nach Nysa zu Dionysos kamen, trafen sie den Apollo an, der sich daselbst auf der Cither unter großem Beifall hören ließ. Hermes hatte die Cither erfunden, aber Apollo war der Erste, der sie auf die rechte Art zu spielen wußte. Marsyas ließ sich mit Apollo in einen Wettstreit ein, und die Einwohner von Nysa wurden zn Kunstrichtern erwählt. Zuerst spielte Apollo die Cither ohne Gesang. Als darauf Marsyas die Flöte anstimmte, erstaunte man über die neuen Töne, und sein Spiel wurde viel schöner gefunden als das seines Vorgängers. Es war aber ausgemacht, daß sie abwechselnd die Proben ihrer Kunst vor den Richtern ablegen sollten. Apollo griff daher zum zweiteumal in die Saiten, die Cither mit Gesang begleitend; und nun fand sie noch viel größeren Beifall, als zuvor die Flöte. Unwillig erinnerte Marsyas die Znhörer, es sey gegen alle Billigkeit, wenn er nachstehen müsse; die Kunst, nicht die Stimme, müsse man vergleichen; das sey der Maßstab zur Beurtheilung der Harmonie und der Melodie auf der Cither und der Flöte; überdieß könne man nicht mit Recht zwei Künste zugleich gegen eine einzige halten. Apollo dagegen behauptete, er habe gar Nichts voraus; denn er thue nichts Anderes, als was Marsyas auch thue, indem er in die Flöte blase; entweder müsse es Beiden frei stehen, sich hiernach beurtheilen zu lassen, oder dürfe Jeder mit den Händen allein, aber nicht mit dem Mund, seine Kunst in dem Wettstreite zeigen. Die Zuhörer erklärten Apollo's Begehren für billiger und die Künstler mußten weitere Proben ablegen. Die Entscheidung fiel gegen Marsyas aus; Apollo aber war durch den Zwist so gereizt, daß er dem überwundenen Gegner lebendig die Haut abzog. Doch reute es ihn bald, und im Unwillen über seine That zerriß er die Saiten der Cither, und machte seine Erfindung, die Harmonie der Töne, zu nichte. Diese wnrden nachher einzeln wieder erfunden, nämlich die Mese ''[der Mittelton]'' von den Musen, der Lichanos ''[Zeigefingerton]'' von Linus, die Hypate und Parhypate ''[der letzte und vorletzte Ton]'' von Orpheus und Thamyris. <ref>Anmerkung des Übersetzers: </ref> Apollo ließ die Cither «nd die Flöte als Weihgeschenk in der Höhle des Dionysos zurück, und begleitete die hernmirrende Cybele, die er liebgewonnen, bis zu den Hyperboreern. In Phrygien mar eine Seuche unter den Menschen entstanden und Mißwachs auf den Feldern. Man befragte den Gott wegen der Abwendung des Unglücks, und er gebot, man sollte den Leichnam des Attis begraben und die Cybele göttlich verehren. Die Phry, gier ließen nnn, da der Leichnam in der langen Zeit schon verwest war, ein Bild des Iünglings machen, um welches sie unter den gewöhnlichen Leichenseierlichkeiten wehklagend sich versammelten, um die Schuld des Frevels zu tilgen;
  
ög. „Sie wnrde in die Königsburg zurückgeführt, und von ihrem Vater zuerst frenndlich, als Iungfrau, aufgenommen. Als ihm nachher ihr Vergehen bekannt wurde, ließ er ihre Erzieherinnen und den Attis tödten, und die Leichname unbegraben hinwersen. Cybele wurde rasend vor Schmerz über das Schicksal des geliebten Iünglings und ihrer Pflegerinnen, und eilte anf's Land hinaus. Mein durchfcheifte fle, mit aufgelösten Haaren, unter Iammergeschrei «nd Pau« kenschlag, das ganze Land. Aus Mitleid folgte MarsyaS der Unglücklichen nach, und irrte mit ihr hernm, eingedenk der früheren Frenndschaft. Als sie nach Nysa zu Dionysos kamen, trasen sie den Apollo an, der sich daselbst auf der Cither unter großem Beifall hören ließ. Hermes hatte die Cither erfunden, aber Apollo war der Erste, der sie auf die rechte Art zu spielen wußte. Marsyas ließ sich mit Apollo in einen Wettstreit ein, und die Einwohner von Nysa wurden zn Kunstrichtern erwählt. Zuerst spielte Apollo die Cither ohne Gesang. Als darauf Marsyas die Flöte anstimmte, erstaunte man über die nenen Töne, und sein Spiel wurde viel schöner gefunden als das seines Vorgängers. Es war aber ausgemacht, daß sie abwechselud die Proben ihrer Kunst vor den Richtern ablegen sollten. Apollo griff daher zum zweiteumal in die Saiten, die Cither mit Gesang begleitend; und nun fand sie noch viel größeren Beifall, als zuvor die Flöte. Unwillig erinnerte Marfyas die Znhörer, es sey gegen alle Billigkeit, wenn er nachstehen müsse; die Kunst, nicht die Stimme, müsse man vergleichen; das sey der Maßstab zur Benrtheilung der Harmonie und der Melodie auf der Cither und der Flöte; überdieß könne man nicht mit Recht zwei Künste zugleich gegen eine einzige halten. Apollo dagegen behauptete, er habe gar Nichts voraus; denn er thne nichts Anderes, «l« was Marsyas auch thne, indem er in die Flöte blase; entweder müsse es Beiden frei stehen, sich hiernach beurtheilen zu lassen, «der dürse Ieder mit den Händen allein, aber nicht mit tem Mund, seine Kunst in dem Wettstreite zeigen. Die Znbbrer erklärten Apollo's Begehren für billiger und die Knnstler mußten weitere Proben ablegen. Die Entscheidung siel gegen Marsvae: aus; Apollo aber war durch den Zwist so gereizt, daß er dem überwnndenen Gegner lebendig die Haut «bzog. Doch rente es ihn bald, und im Unwillen über seine That zerriß er die Saiten der kither, und machte seine Ersindung, die Harmonie der Töne, zu nichte. Diese wnrden nachher einzeln wieder erfunden, nämlich die Mese f.der MitteltonZ von den Mnsen, der Lichanos sZeigefingertonZ von kinus, die Hypate und Parhypate sder letzte und vorletzte Ton) von Orphens und Thamyris.') Apollo ließ die Cither «nd die Flöte als Weihgeschenk in der Höhle des Dionysos zurück, und begleitete die hernmirrende Eybele, die er liebgewonnen, bis zu den Hyperboreern. In Phrygien mar eine Senche unter den Menschen entstauben und Mißwachs auf den Feldern. Man befragte den Gott wegen der Abwendung des Unglücks, und er gebot, man sollte den Leichnam des Attis begraben und die Cybele göttlich verehren. Die Phry, gier ließen nnn, da der Leichnam in der langen Zeit schon verwest war, ein Bild des Iünglings machen, um welches sie unter den gewöhnlichen Leichenseierlichkeiten wehklagend sich versammelten, um die Schnld des Frevels zu tilgen;
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In dem untern/mittlern Tetrachord ist Hypate die Secunde/Quinte
  
 
"^«n L.A «'trachord ist Hypate die WA P.„ hyp..e dieneine Wj, ««> L.chan.« die Mese ist «e Scta«.
 
"^«n L.A «'trachord ist Hypate die WA P.„ hyp..e dieneine Wj, ««> L.chan.« die Mese ist «e Scta«.
  
nnd diese Sitte hat sich bis auf unsere Zeit erhalten. Znerst wurden der Cybele nur Altäre errichtet, um die jährlichen Opser darzubringen. Später aber winde ihr in der Phrygischen Sradt Pessinus ein herrlicher Tempel erbaut, und glänzende Opftrseste eingeführt, hauptsächlich unter der?Leitung des kunstliebendeu Königs Mi das. Neben die Bild« sänle der Göttin stellte man Panther und Löwen, weil man glaubte, sie sey von diesen Thieren gesängt worden." Dieß sind die Sagen von der Mutter der Götter, die unter den Phrygiern, und die unter den Atlanteern, den Anwohnern des Oceaus, verbreitet sind.
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''und diese Sitte hat sich bis auf unsere Zeit erhalten. Znerst wurden der Cybele nur Altäre errichtet, um die jährlichen Opser darzubringen. Später aber winde ihr in der Phrygischen Stadt Pessinus ein herrlicher Tempel erbaut, und glänzende Opferfeste eingeführt, hauptsächlich unter der Leitung des kunstliebendeu Königs Midas. Neben die Bildsäule der Göttin stellte man Panther und Löwen, weil man glaubte, sie sey von diesen Thieren gesäugt worden.''" Dieß sind die Sagen von der Mutter der Götter, die unter den Phrygiern, und die unter den Atlanteern, den Anwohnern des Oceaus, verbreitet sind.
  
So. Bei den Letztern heißt der Mythns weiter also. „Nach Hyperion's Tode theilten die Söhne des Uranos d«< Reich unter sich. Die Angesehensten waren Atlas und Kro« nos. Atlas erhielt die Länder am Ocean; er nannte die Einwohner derselben Atl an teer; auch dem höchsten Gebirge in der Gegend gab er den Namen Atlas. Vom Lauf der Gestirne hatte er genane Kenntnisse; er war der Erste, welcher die Menschen den Himmel als eine Kugel betrachten kehrte. Darnm hieß es, die ganze Welt ruhe auf den Schultern des [[Atlas]]; man wollte die Entdeckung und Nachbildung der Kugel durch die Fabel andenten. Er hatte mehrere E5hne, unter welchen sich Einer Nameus Hesperus, durch Frön» migkeit, so wie dnrch Gerechtigkeit und Lentseligkeit geg« seine Unterthanen auszeichnete. Dieser veischwand emmal plötzlich, von einem heftigen Sturm fortgeführt, als er den Gipsel des Gebirges Atlas bestieg, um die Sterne zu tzeobachten. Das Volk, den Verlnst des Edelu bedanernd, erwies ihm göttliche Ehre, und benannte den hellsten Stern am Himmel nach seinem Namen. Atlas hatte anch sieben Töchter, welche nach ihrem Vater znsammen Atlantiden hießen. Ihre besondern Namen waren Maja, Elektra, Taygete, Asterope, Merope, AlcyoneundCeläno. Sie vermählten sich mit den erhabensten Heroen und Göttern und wurden die Stamm-Mütter von einem großen Theile des Menschengeschlechts; denn ihre Söhnewaren Diejenigen, die um. ihrer Verdienste willen für Götter und Heroen erklärt wurden. Maja z. B., die Aelteste, gebar dem Zens den Hernves, dem die Menschen viele Erfindungen verdanken. Ebenso wurden die Söhne der andern Atlantiden entweder als Stammväter von Völkern oder als Erbaner von Städten berühmt. Daher galten such bei den Griechen, wie bei einigen auswärtigen Völkern, die meisten Heroen der Urzeit für Ab« kimmlinge der Atlantiden. Diese Töchter des Atlas waren durch Weisheit ausgezeichnet, und nach ihrem Tode würdigte man sie göttlicher Ehre, und versehte sie an den Hirnmel unter dem Gesammtnamen der Plejaden. Die Atlantiden hießen auch Nymphen, weil unter den Eingebornen Nymphe der allgemeine Name für 'ein Weib ist."
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60. Bei den Letztern heißt der Mythns weiter also. „Nach Hyperion's Tode theilten die Söhne des Uranos das Reich unter sich. Die Angesehensten waren [[Atlas]] und Kronos. [[Atlas]] erhielt die Länder am Ocean; er nannte die Einwohner derselben Atlanteer; auch dem höchsten Gebirge in der Gegend gab er den Namen Atlas. Vom Lauf der Gestirne hatte er genane Kenntnisse; er war der Erste, welcher die Menschen den Himmel als eine Kugel betrachten kehrte. Darum hieß es, die ganze Welt ruhe auf den Schultern des [[Atlas]]; man wollte die Entdeckung und Nachbildung der Kugel durch die Fabel andenten. Er hatte mehrere E5hne, unter welchen sich Einer Namens Hesperus, durch Frömmigkeit, so wie dnrch Gerechtigkeit und Leutseligkeit gegen seine Unterthanen auszeichnete. Dieser veischwand einmal plötzlich, von einem heftigen Sturm fortgeführt, als er den Gipfel des Gebirges Atlas bestieg, um die Sterne zu tzeobachten. Das Volk, den Verlnst des Edelen bedanernd, erwies ihm göttliche Ehre, und benannte den hellsten Stern am Himmel nach seinem Namen. [[Atlas]] hatte anch sieben Töchter, welche nach ihrem Vater znsammen [[Atlantiden]] hießen. Ihre besondern Namen waren Maja, Elektra, Taygete, Asterope, Merope, Alcyone und Celäno. Sie vermählten sich mit den erhabensten Heroen und Göttern und wurden die Stamm-Mütter von einem großen Theile des Menschengeschlechts; denn ihre Söhne waren Diejenigen, die um ihrer Verdienste willen für Götter und Heroen erklärt wurden. Maja z. B., die Aelteste, gebar dem Zeus den Hermes, dem die Menschen viele Erfindungen verdanken. Ebenso wurden die Söhne der andern [[Atlantiden]] entweder als Stammväter von Völkern oder als Erbauer von Städten berühmt. Daher galten auch bei den Griechen, wie bei einigen auswärtigen Völkern, die meisten Heroen der Urzeit für Abkömmlinge der [[Atlantiden]]. Diese Töchter des [[Atlas]] waren durch Weisheit ausgezeichnet, und nach ihrem Tode würdigte man sie göttlicher Ehre, und versetzte sie an den Hirnmel unter dem Gesammtnamen der Plejaden. Die [[Atlantiden]] hießen auch Nymphen, weil unter den Eingebornen Nymphe der allgemeine Name für ein Weib ist.''"
  
S,. „Kronos, der Brnder des Atlas, ein änßerst ruchloser und habfüchtiger Mann, verehlichte sich mit seiner Schwester Rhea, und zengte mit ihr dm Zens, welcher nachher der Olympier hieß. Es hat aber auch noch einen andern Jens gegeben; der war des Uranos Brnder vnd König ron Kreta, und wurde weit nicht so berühmt als der Inngerr, der über die ganze Welt regierte. Iener ältere, der Beherrscher der ebengenannten Insel, hatte zehen Söhne, die Kureten. Der Insel g«> « den Namen seiner Semahlt» Jdäa. Daselbst starb er auch und wurde begraben, und noch gegenwärtig zeigt man den Platz, wo sein Grab mar." (Dieß stimmt übrigens mit der Erzählnng der Kreter, wovon wir bei der Geschichte von Kreta ausführlich sprechen werden, nicht überein.) „Kronos herrschte in Sicilien und Libyen, anch in Italien. Es waren also durchaus nur die westlichen Länder, über die sich sein Reich erstreckte. Ueberall versah er die Burgen der Städte und die sesten Plätze mit Besatzungen. Daher kommt es, daß nach seinem Namen noch jetzt in Sicilien und andern Gegenden des Abendlandes manche Anhöhen Kronia genannt werden. Zeus, der Sohn des Kronos, befolgte eine ganz andere Handlungsweise als sein Vater. Er begegnete Iedermann mit Milde und Freundlichkeit, und wurde vom Volk Vater genannt. Die Regierung wurde ihm nach Einigen von seinem Vater freiwillig abgetreten, nach Andern aber durch die Wahl des Volks übertragen, weil man seinen Vater haßte. Nun bekriegte ihn Kronos mit Hülse der Titanen; allein Zeus gewann eine Schlacht, und wurde Herr des ganzen Reichs. Hierauf durchwanderte er die Welt als Wohlthäter des Menschengeschlechts. Er besaß auch eine ausgezeichnete Körperstärke und alle möglichen Vorzüge; und darum wurde er so schnell Beherrscher der ganzen Welt. Mit allem Eifer war er darauf hauptsächlich bedacht, die Ruchlosen und Bösewichte zu strasen, und sein Volk zu beglücken. Deswegen wurde er, nachdem er von den Menschen geschieden war, Zen genannt; denn sie betrachteten ihn als den Urheber von dem Glücke ihres Lebeus sZsnZ; und zum Beweis ihrer dankbaren Verehrung erhoben sie ihn in den Himmel, indem sie ihn alle aus freiem Antrieb für einen Gott und für den Herrn des Weltalls auf ewig erklärten. So lautet, der Hanptsache nach, die Götterlehre der Atlanteer.
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61. „''Kronos, der Brnder des [[Atlas]], ein äußerst ruchloser und habsüchtiger Mann, verehlichte sich mit seiner Schwester Rhea, und zeugte mit ihr den Zeus, welcher nachher der Olympier hieß. Es hat aber auch noch einen andern Zeus gegeben; der war des Uranos Bruder vnd König von Kreta, und wurde weit nicht so berühmt als der Jüngere, der über die ganze Welt regierte. Jener ältere, der Beherrscher der ebengenannten Insel, hatte zehen Söhne, die Kureten. Der Insel gab er den Namen seiner Gemahlin Jdäa. Daselbst starb er auch und wurde begraben, und noch gegenwärtig zeigt man den Platz, wo sein Grab war.''" (Dieß stimmt übrigens mit der Erzählnng der Kreter, wovon wir bei der Geschichte von Kreta ausführlich sprechen werden, nicht überein.) „''Kronos herrschte in Sicilien und [[Libyen]], auch in Italien. Es waren also durchaus nur die westlichen Länder, über die sich sein Reich erstreckte. Ueberall versah er die Burgen der Städte und die festen Plätze mit Besatzungen. Daher kommt es, daß nach seinem Namen noch jetzt in Sicilien und andern Gegenden des Abendlandes manche Anhöhen Kronia genannt werden. Zeus, der Sohn des Kronos, befolgte eine ganz andere Handlungsweise als sein Vater. Er begegnete Jedermann mit Milde und Freundlichkeit, und wurde vom Volk Vater genannt. Die Regierung wurde ihm nach Einigen von seinem Vater freiwillig abgetreten, nach Andern aber durch die Wahl des Volks übertragen, weil man seinen Vater haßte. Nun bekriegte ihn Kronos mit Hülfe der Titanen; allein Zeus gewann eine Schlacht, und wurde Herr des ganzen Reichs. Hierauf durchwanderte er die Welt als Wohlthäter des Menschengeschlechts. Er besaß auch eine ausgezeichnete Körperstärke und alle möglichen Vorzüge; und darum wurde er so schnell Beherrscher der ganzen Welt. Mit allem Eifer war er darauf hauptsächlich bedacht, die Ruchlosen und Bösewichte zu strafen, und sein Volk zu beglücken. Deswegen wurde er, nachdem er von den Menschen geschieden war, Zeu genannt; denn sie betrachteten ihn als den Urheber von dem Glücke ihres Lebens [Ζεύ]; und zum Beweis ihrer dankbaren Verehrung erhoben sie ihn in den Himmel, indem sie ihn alle aus freiem Antrieb für einen Gott und für den Herrn des Weltalls auf ewig erklärten. So lautet, der Hanptsache nach, die Götterlehre der Atlanteer.''"
  
  

Version vom 3. August 2010, 04:25 Uhr

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von Diodorus Siculus (Historische Bibliothek, Drittes Buch)

52. Die bisher beschriebene Gegend gibt uns die schicklichste Veranlassung, zu berichten, was von den Amazonen, welche ehemals in Libyen gewohnt, erzählt wird. Nach der gewöhnlichen Meinung hat es keine Amazonen gegeben ausser denen, die am Fluß Thermodon in Pontus ihre Wohnsitze gehabt haben sollen. Allein das ist nicht richtig. Die in Libyen gehören nur in viel frühere Zeiten, haben aber auch denkwürdige Thaten verrichtet. Wir missen wohl, daß die Geschichte derselben vielen Lesern etwas unerhörtes seyn und ganz befremdend erscheinen wird. Denn da dieses Amazonengeschlecht viele Menschenalter vor dem Trojanischen Krieg völlig verschwunden ist, das am Fluß Thermodon hingegen erst kurz vor jener Begebenheit geblüht hat, so haben natürlich die spätern, welche mehr bekannt wurden, den Ruhm der älteren geerbt, die nun durch die Länge der Zeit fast überall gänzlich vergessen sind. Weil wir indessen bei vielen alten Dichtern und Geschichtschreibern, auch bei manchen der spätern, Nachrichten von ihnen finden, so wollen wir doch das Wichtigste von ihren Thaten erzählen, nach Dionysius [von Milet], der die Geschichte der Argonauten und des Dionysos und noch viele andere Begebenheiten aus der ältesten Zeit beschrieben hat. Es hat in Libyen mehrere Geschlechter von streitbaren Weibern gegeben, die durch ihren männlichen Muth hohe Bewunderung erregten. Die Gorgonen, gegen die Perseus in den Krieg gezogen seyn soll, werden als ein Volk von ausgezeichneter Tapferkeit geschildert. Wenn für den Sohn des Zeus, den Tapfersten unter den Griechen seiner Zeit, der Kampf mit denselben die größte Heldenthat war, so kann man schon daraus auf die ausserordentliche Stärke dieser Weiber schließen. Auch die Heldinnen, von welchen jetzt die Rede seyn wird, stehen auf einer ungemein hohen Stufe, wenn man den Charakter unserer Weiber dagegen hält.

53. „Im westlichen Theile von Libyen, am Ende der Welt, (so erzählt man) gab es ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand und eine von der unsrigen verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft für die Weiber. Sie mußten eine bestimmte Zeit Kriegsdienste thun und Jungfrauen bleiben. Wenn die Jahre der Dienstpflicht vorüber waren, so hatten sie zwar mit Männern Gemeinschaft, um ihr Geschlecht fortzupflanzen; aber die Regierung und die öffentlichen Aemter behielten sie sich allein vor. Die Männer hingegen lebten, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, den Befehlen ihrer Gattinnen gehorchend. Sie hatten weder mit dem Krieg noch mit der Staatsverwaltung etwas zu schaffen, und durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten, wo sie ihrer Würde eingedenk, den Weibern gegenüber sich hätten geltend machen können. Die Kinder wurden sogleich nach der Geburt den Männern übergeben, welche sie mit Milch, und nach und nach, so wie es das Alter der Kinder mit sich brachte, mit andern Speisen ernähren mnßten. Wenn ein Mädchen geboren wurde, so brannte man ihm die Brüste aus, damit sie nicht zur Zeit der Mannbarkeit sich erhoben. Denn man hielt die hervorragenden Brüste für ein bedeutendes Hinderniß beim Kriegsdienst. Daher erhielten jene Weiber bei den Griechen den Namen Amazonen, weil ihnen die Brüste fehlten. Sie haben, nach einer fabelhaften Sage, eine Insel im Tritonischen See bewohnt, die, weil sie weit gegen Westen lag, Hespera genannt wurde. Dieser See ist in der Nähe des die Welt umfließenden Oceanus, und hat seinen Namen von dem Fluß Triton, der in denselben fällt. Er ist nicht weit von Aethiopien von dem Gebirge am Ocean, das sich in die See hinaus erstreckt und bei den Griechen Atlas heißt, dem höchsten Berg in dieser Gegend. Jene Insel war von ziemlicher Größe und voll von allerhand fruchtbaren Bäumen, welche den Einwohnern ihren Unterhalt verschafften. Manche besaßen auch Heerden von Ziegen und Schafen, von deren Milch und Fleisch sie sich nähren konnten. Brod genoß das Volk gar nicht, weil man von dem Gebrauch der Brodfrüchte und von dem Ackerbau dort noch Nichts wußte. Getrieben von ihrem hohen kriegerischen Muth, eroberten die Amazonen zuerst die Städte auf der Insel (eine ausgenommen, Namens Rene, die für heilig galt und von Aethiopischen Ichthyophagen bewohnt war; es brachen dort starke Feuerkammern aus, und es gab viel Edelsteine von den Arten, die bei den Griechen Anthrar [orientalischer Rubin], Sard und Smaragd heißen.) Sodann unterwarfen sie sich viele der benachbarten Libyer und Numidier, und erbauten in dem Tritonischen See eine große Stadt, die von ihrer Lage den Namen Chersonesus [Halbinsel] erhielt."

54. „Von hier gingen sie auf kühnere Unternehmungen aus; es kam sie die Lust an, einen großen Theil der Welt zu durchwandern. Zuerst zogen sie zu Felde gegen die Atlanteer, das gesittetste Volk jener Gegenden, das ein glückliches Land mit großen Städten bewohnt. Nach der Mythologie dieses Volks sind die Götter in der Nähe des Oceaus geboren; was mit den Fabeln der Griechen (wovon wir bald das Nähere berichten werden) übereinstimmt. Die Königin der Amazonen, Myrina, brachte ein Heer von dreißigtansend Mann zu Fuß und zweitausend Reitern [1] zusammen; es war ihnen nämlich im Kriege vorzüglich um eine geübte Reiterei zu thun. Als Schußwaffen gebrauchten sie die Häute von großen Schlangen (denn es gibt in Libyen Schlangen von ungeheurer Größe,) zum Angriff aber Schwerter und Lanzen, auch Bogen; und zwar schossen sie nicht blos gerade aus, sondern auch rückwärts auf der Flucht, und wußten die Verfolgenden geschickt zu treffen. Nachdem sie in das Land der Atlantiden eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht, und eroberten diese Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich zu den Thoren eindrangen. Um unter den Nachbarn Schrecken zu verbreiten, verfuhren sie grausam gegen die Ueberwundenen. Die junge Mannschaft wurde niedergemacht, Weiber und Kinder in die Gefangenschaft geführt, und die Stadt zerstört. Durch die Nachricht vom Schicksal der Cernäer in Furcht gesetzt, übergaben die andern Atlanteer ihre Städte und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Die Königin Myrina behandelte sie aber mit Milde. Sie schloß ein Freundschaftsbündis mit ihnen, und baute statt der zerstörten Stadt eine neue, die ihren Namen Myrina führen sollte; dahin durften die Gefangenen ziehen, und Wer sonst von den Landeseingebornen wollte. Es wurden ihr dafür von den Atlanteern kostbare Geschenke und hohe Ehrenbezeugungen im Namen des ganzen Volkes dargebracht. Sie nahm die Huldigungen an und versprach fernere Gunsterweisungen. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolt, bedrängt, mit welchem sie überhaupt in beständigem Streit lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in das Gebiet der Gorgonen ein, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher nach einem hartnäckigen Kampf die Amazonen die Oberhand behielten. Von den Feinden kam eine große Zahl um, und nicht weniger als dreitausend wurden gefangen. Die Uebrigen flüchteten sich in eine Waldgegend. Myrina wollte, um das ganze Volk auf einmal auszurotten, den Wald anzünden. Allein das Vorhaben gelang nicht, und sie zog sich an die Gränzen des Landes zurück."

55. „Da aber die Amazonen, als Siegerinnen ihrem Glück vertrauend, zur Nachtzeit nicht sorgfältig genug Wache hielten, so wurden sie von den gefangenen Weibern überfallen und viele mit ihren eigenen Schwertern getödtet. Doch unterlagen jene endlich, von allen Seiten angegriffen, der Ueberzahl, und wurden, nach einer tapfern Gegenwehr, sämmtlich niedergehauen. Myrina ließ ihre gefallenen Streitgefährtinnen auf drei Scheiterhaufen verbrennen und als Grabmähler drei hohe Erdhügel aufwerfen, welche noch gegenwärtig Amazonenhügel heißen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen; aber sie wurden wiederum von Perseus, dem Sohn des Zeus überwunden; damals war Medusa ihre Königin. Zuletzt aber wurde dieses Volk sowohl als die Amazonen von Hercules völlig vertilgt, zu der Zeit, da er die westlichen Länder durchwanderte und die Säule in Libyen setzte. Er glaubte, wenn er der Wohlthäter des gesammten Menschengeschlechts werken wollte, so dürfte er es nicht dulden, daß es noch von Weibern beherrschte Völker gäbe. Der Tritonische See ist durch Erdbeben verschwunden, welche das Land bis zum Ocean bin von einander rissen.

Myrina durchzog nicht nur den größten Tbeil von Libyen, sondern sie kam auch nach Aegypten, und schloß ein Bündniß mit Horus, dem Sohne der Isis, welcher damals König von Aegypten war; sie bekriegte die Araber, und richtete unter ihnen eine große Niederlage an; dann unterwarf sie sich Syrien; in Cilicien aber, wo man ihr mit Geschenken entgegen kam, und ihren Befehlen zu gehorchen sich bereit erklärte, ließ sie Allen, die sich von selbst ergaben, ihre Freiheit; und daher heißen Diese noch jetzt die >freien Cilicier.< Sie bezwang ferner die äußerst streitbaren Völker am Taurus, ging durch Großphrygien bis an's Meer hinab, und nahm das ganze Küstenland ein bis an den Fluß Kaïkus, wo sie ihrem Zug eine Gränze setzte. In den eroberten Ländern wählte sie mehrere zur Ansiedlung gut gelegene Plätze aus und ließ daselbst Städte erbauen; eine derselben nannte sie nach ihrem eigenen Namen, die andern nach ihren angesehensten Heerfuhrerinnen, Kuma, Pitona und Priene. Ausser diesen am Meer erbauten Städten gründete sie noch mehrere weiter innen im Lande. Auch eroberte sie einige Inseln, namentlich Lesbos, wo sie die nach ihrer Schwester, die den Zug mitmachte, benannte Stadt Mitylene erbaute. Während sie einige andere Inseln einnehmen wollte, Überfiel sie ein Sturm. Sie that der Mutter der Götter Gelübde für ihre Rettung und wurde an eine unbewohnte Insel verschlagen. Diese Insel weihte sie nun, einem Traumgesicht zufolge, jener Göttin, richtete Altäre auf und brachte herrliche Opfer dar. Sie nannte dieselbe Samothrace, das heißt, in unserer Sprache übersetzt, die heilige Insel." Nach den Berichten anderer Geschichtschreiber hätte die Insel vordem Samos geheißen und wäre von den Thraciern, die einst dort wohnten, Samothrace genannt morden. Uebrigens lautet die Fabel weiter so. „Nachdem die Amazonen auf das feste Land zurückgekehrt waren, ließ die Mutter der Götter, welche Wohlgefallen an der Insel fand, mit andern Ansiedlern ihre eigenen Söhne, die sogenannten Korybanten, dahin ziehen, (Wen sie zum Vater haben, ist ein Geheimniß, das nur den Eingeweihten mitgetheilt wird,) ordnete die Mysterien an, die noch jetzt daselbst gefeiert werden, und bestimmte einen geheiligten Platz zu einer Freistätte. Um jene Zeit fiel Mopsus, ein Thracier, der sich vor Lykurg, dem König von Thracien, flüchten mußte, in's Gebiet der Amazonen ein mit einem Heere, das sich an ihn angeschlossen hatte. Ein Kampfgenosse des Mopsus war Sipylus, welcher ans seinem Vaterlande, Scythien, das an Thracien gränzt, ebenfalls vertrieben war. Es murde eine Schlacht geliefert, in welcher Sipylus und Mopsus Sieger blieben und der größte Theil der Amazonen mit ihrer Königin, Myrina, umkam. Als auch im weitern Verlauf des Kriegs, das Glück immer auf der Seite der Thracier war, kehrten endlich die übrig gebliebenen Amazonen wieder nach Libyen zurück." Ein solches Ende nahm nach der Fabel der Zug der Libyschen Amazonen.

56. Da mir der Attanteer gedacht haben, so wird es nicht am unrechten Orte seyn, wenn wir von ihren Fabeln über die Entstehung der Götter, welche von der Griechischen Mythologie nicht viel abweichen, Nachricht geben. Die Atlanteer, welche ein fruchtbares Land in der Nähe des Oceans bewohnen, und durch Gewissenhaftigkeit und Freundlichkeit gegen die Fremden sich vor ihren Nachbarn auszeichnen sollen, behaupten, in ihrer Gegend seyen die Götter geboren. Damit stimme der berühmteste Griechische Dichter überein, wenn er [Al. XIV. 200 f.] die Here sagen lasse: „Denn ich gehe zu schau'n der nährenden Erde Begrenzung, Auch den Okeanos, unsre Geburt, und Tethys die Mutter." Der erste König der Atlanteer war nach ihrer Fabellehre Uranus. „Er vereinigte die zerstreut wohnenden Menschen, daß sie sich in Städte sammelten, und gewöhnte Denen, die ihm gehorchten, die gesetzlose und thierische Lebensweise ab. Er entdeckte den Nutzen und die Behandlungsart der Feldfrüchte, und machte sonst manche zweckmäßige Erfindungen. Auch eroberte er den größten Theil der bewohnten Welt, namentlich die westlichen und nördlichen Länder. Als ein fleißiger Beobachter der Gestirne sagte er Vieles, was am Himmel geschah, voraus. Das Volk lehrte er nach der Bewegung der Sonne das Jahr, und nach der des Mondes die Monate bestimmen, und auf die Ordnung der Jahreszeiten achten. Das Eintreffen seiner Vorhersagungen erregte unter der Menge, welche von den ewigen Gesetzen der Gestirne Nichts wußte, solche Verwunderung, daß man glaubte, Wer diese Belehrungen gegeben, müßte ein göttliches Wesen seyn. Nachdem er dem Kreise der Menschen entrückt war, erwies man ihm wegen seiner Verdienste und seiner Kenntniß der Gestirne die Ehre der Unsterblichen und seinen Namen [Uranos, d. i. Himmel] trug man ans das Weltgebäude über, nicht nur, weil man dachte, er sey vertraut mit dem Auf - und Untergang der Gestirne und mit Allem, was sich am Himmel begibt, sondern, weil man durch die hohe Verehrung, die ihm für immer als dem König des Weltalls geweiht wurde, seine Verdienste noch überbieten wollte."

57. „Uranos zeugte fünfundvierzig Kinder mit mehreren Gemahlinnen; darunter achtzehn mit der Titäa, welche ausserdem, daß Jeder seinen eigenen Namen hatte, von ihrer Mutter die gemeinschaftliche Benennung Titanen erhielten. Titäa war eine verständige Frau und erwies Andern viel Gutes; daher vergötterte man die Wohlthäterin nach ihrem Tode und nannte sie Erde. Unter ihren Töchtern wurden die zwei ältesten viel berühmter als die andern; sie hießen Basilea und Rhea, von Einigen auch Pandora genannt. Basilea, die älteste, zeichnete sich durch Besonnenheit und Einsicht weit vor den Uebrigen ans. Sie erzog alle ihre Brüder, und zwar mit gleicher mütterlicher Treue. Daher wurde sie die große Mutter genannt. Nachdem ihr Vater von den Menschen zu den Göttern übergegangen war, übernahm sie, mit Bewilligung des Volks und ihrer Brüder, die Regierung. Sie war damals noch Jungfrau; denn ihr ernster Sinn hatte ihr bisher nicht gestattet, sich zu verehlichen. Allein der Wunsch, eigenen Kindern die Regierung zu hinterlassen, bestimmte sie später doch, daß sie mit Hyperion, einem ihrer Brüder, zu welchem sie am meisten Zutrauen hatte, sich vermählte. Sie gebar zwei Kinder, Helios und Selene, die durch ihre Schönheit und edle Sinnesart Bewunderung erregten. Doch die Mißgunst gegen die glückliche Mutter und die Furcht, Hyperion möchte einmal die Herrschaft an sich reissen, bewog die Brüder, zu einer abscheulichen Frevelthat sich zu verschwören. Sie ermordeten den Hyperion, und den Helios, der noch ein Knabe war, ertränkten sie im Fluß Eridanus. Selene, die ihren Bruder zärtlich liebte, stürzte sich, als sein unglückliches Schicksal kund wurde, vom Dach herab. Die Mutter aber fiel, während sie am Ufer des Flusses den Leichnam suchte, in ein Unmacht, und hatte eine Erscheinung im Traum. Sie sah den Helios vor sich stehen, wie er ihr zusprach, sie sollte den Tod ihrer Kinder nicht beklagen; denn die Titanen werde die verdiente Strafe treffen, er aber und seine Schwester werden durch eine göttliche Fügung in unsterbliche Wesen sich verwandeln; was nämlich bisher das heilige Feuer am Himmel geheißen habe, das werden die Menschen Helios [Sonne] und die sogenannte Mene werden sie Selene [Mond] heißen.

Nachdem sie erwacht war, erzählte sie öffentlich den Traum und ihr vielfaches Unglück, und forderte das Volk auf, die Todten göttlich zu verehren; sie selbst aber sollte Niemand mehr am Körper anrühren. Nachher wurde sie rasend; sie raffte von dem Spielzeug ihrer Tochter Alles zusammen, was einen Klang gab, und schweifte, mit aufgelöstem Haar, im Land umher, begeistert durch den Schall der Pauken und Cymbeln. Mit Staunen sah man sie an; Jedermann nahm an ihrem Leiden Theil, und Einige wollten sie mit den Händen festhalten; da fiel ein heftiger Regenguß unter beständigen Donnerschlägen, und zu gleicher Zeit wurde Basilea unsichtbar. Das Volk, über die wunderbare Begebenheit betroffen, trug wirklich auf die beiden Himmelskörper [Sonne und Mond] die Namen und die Verehrung von Helios und Selene über, und erkannte ihre Mutter als Göttin an und errichtete ihr Altäre. Bei den Opfern und andern ihr zu Ehren angestellten Feierlichkeiten wurde Alles, was bei jener Geschichte vorgekommen war, nachgemacht, namentlich das laute Pauken- und Cymbelnspiel."

58. Nach einer andern Ueberlieferung wäre diese Göttin in Phrygien geboren. Die dortigen Einwohner erzählen folgende Fabel. „Es war einst ein König von Phrygien und Lydien, Namens Mäon. Seine Gemahlin, Dindyma, gebar ihm eine Tochter; allein er wollte das Kind nicht aufziehen, sondern setzte es aus auf dem Berg Cybekus. Hier wurde es durch eine göttliche Fügung ernährt, indem Panther und andere der stärksten wilden Thiere ihm die Brüste reichten. Das sahen einige Weiber, die in der Gegend waideten, und voll Verwunderung über diese Erscheinung hoben sie das Kind auf, und nannten es nach dem Ort, wo sie es gefunden, Cybele. Schönheit und Edelsinn zeichnete die Jungfrau aus, da sie heranwuchs; auch ihr Verstand wurde bewundert. Sie war die Erste, die ein« Syringe [Hirtenflöte] ans mehreren Röhren zusammensetzte, und Cymbeln und Pauken zur Begleitung des Spiels und Tanzes erfand. Ferner lehrte sie, die Krankheiten des Viehs und der kleinen Kinder durch eine Sühne abwenden. Gewöhnlich nahm sie die Kinder auf die Arme, und heilte sie durch Zaubergesänge. Wegen dieser zärtlichen Sorgfalt und Treue wurde sie allgemein die Mutter vom Berge genannt. Ihr vertrauter Freund und Begleiter war Marsyas aus Phrygien, ein äußerst verständiger und ernster Mann. Von seinem Verstande gab er einen Beweis, indem er die Töne der vielröhrigen Syringe durch die Flöte nachbildete, auf die er das ganze Tonsystem übertrug. Sein Ernst aber war daraus erkennbar, daß er sein ganzes Leben hindurch von dem Reiz sinnlicher Liebe sich frei erhielt. Cybele liebte, als sie in der Blüthe des Alters stand, einen jungen Phrygier, Attis, in der Folgezeit Papas genannt. Sie hatte heimlichen Umgang mit ihm und wurde schwanger. Eben um diese Zeit wurde sie von ihren Eltern erkannt."

59. „Sie wurde in die Königsburg zurückgeführt, und von ihrem Vater zuerst freundlich, als Jungfrau, aufgenommen. Als ihm nachher ihr Vergehen bekannt wurde, ließ er ihre Erzieherinnen und den Attis tödten, und die Leichname unbegraben hinwerfen. Cybele wurde rasend vor Schmerz über das Schicksal des geliebten Jünglings und ihrer Pflegerinnen, und eilte auf's Land hinaus. Allein durchstreifte sle, mit aufgelösten Haaren, unter Jammergeschrei und Paukenschlag, das ganze Land. Aus Mitleid folgte Marsyas der Unglücklichen nach, und irrte mit ihr hernm, eingedenk der früheren Frenndschaft. Als sie nach Nysa zu Dionysos kamen, trafen sie den Apollo an, der sich daselbst auf der Cither unter großem Beifall hören ließ. Hermes hatte die Cither erfunden, aber Apollo war der Erste, der sie auf die rechte Art zu spielen wußte. Marsyas ließ sich mit Apollo in einen Wettstreit ein, und die Einwohner von Nysa wurden zn Kunstrichtern erwählt. Zuerst spielte Apollo die Cither ohne Gesang. Als darauf Marsyas die Flöte anstimmte, erstaunte man über die neuen Töne, und sein Spiel wurde viel schöner gefunden als das seines Vorgängers. Es war aber ausgemacht, daß sie abwechselnd die Proben ihrer Kunst vor den Richtern ablegen sollten. Apollo griff daher zum zweiteumal in die Saiten, die Cither mit Gesang begleitend; und nun fand sie noch viel größeren Beifall, als zuvor die Flöte. Unwillig erinnerte Marsyas die Znhörer, es sey gegen alle Billigkeit, wenn er nachstehen müsse; die Kunst, nicht die Stimme, müsse man vergleichen; das sey der Maßstab zur Beurtheilung der Harmonie und der Melodie auf der Cither und der Flöte; überdieß könne man nicht mit Recht zwei Künste zugleich gegen eine einzige halten. Apollo dagegen behauptete, er habe gar Nichts voraus; denn er thue nichts Anderes, als was Marsyas auch thue, indem er in die Flöte blase; entweder müsse es Beiden frei stehen, sich hiernach beurtheilen zu lassen, oder dürfe Jeder mit den Händen allein, aber nicht mit dem Mund, seine Kunst in dem Wettstreite zeigen. Die Zuhörer erklärten Apollo's Begehren für billiger und die Künstler mußten weitere Proben ablegen. Die Entscheidung fiel gegen Marsyas aus; Apollo aber war durch den Zwist so gereizt, daß er dem überwundenen Gegner lebendig die Haut abzog. Doch reute es ihn bald, und im Unwillen über seine That zerriß er die Saiten der Cither, und machte seine Erfindung, die Harmonie der Töne, zu nichte. Diese wnrden nachher einzeln wieder erfunden, nämlich die Mese [der Mittelton] von den Musen, der Lichanos [Zeigefingerton] von Linus, die Hypate und Parhypate [der letzte und vorletzte Ton] von Orpheus und Thamyris. [2] Apollo ließ die Cither «nd die Flöte als Weihgeschenk in der Höhle des Dionysos zurück, und begleitete die hernmirrende Cybele, die er liebgewonnen, bis zu den Hyperboreern. In Phrygien mar eine Seuche unter den Menschen entstanden und Mißwachs auf den Feldern. Man befragte den Gott wegen der Abwendung des Unglücks, und er gebot, man sollte den Leichnam des Attis begraben und die Cybele göttlich verehren. Die Phry, gier ließen nnn, da der Leichnam in der langen Zeit schon verwest war, ein Bild des Iünglings machen, um welches sie unter den gewöhnlichen Leichenseierlichkeiten wehklagend sich versammelten, um die Schuld des Frevels zu tilgen;

In dem untern/mittlern Tetrachord ist Hypate die Secunde/Quinte

"^«n L.A «'trachord ist Hypate die WA P.„ hyp..e dieneine Wj, ««> L.chan.« die Mese ist «e Scta«.

und diese Sitte hat sich bis auf unsere Zeit erhalten. Znerst wurden der Cybele nur Altäre errichtet, um die jährlichen Opser darzubringen. Später aber winde ihr in der Phrygischen Stadt Pessinus ein herrlicher Tempel erbaut, und glänzende Opferfeste eingeführt, hauptsächlich unter der Leitung des kunstliebendeu Königs Midas. Neben die Bildsäule der Göttin stellte man Panther und Löwen, weil man glaubte, sie sey von diesen Thieren gesäugt worden." Dieß sind die Sagen von der Mutter der Götter, die unter den Phrygiern, und die unter den Atlanteern, den Anwohnern des Oceaus, verbreitet sind.

60. Bei den Letztern heißt der Mythns weiter also. „Nach Hyperion's Tode theilten die Söhne des Uranos das Reich unter sich. Die Angesehensten waren Atlas und Kronos. Atlas erhielt die Länder am Ocean; er nannte die Einwohner derselben Atlanteer; auch dem höchsten Gebirge in der Gegend gab er den Namen Atlas. Vom Lauf der Gestirne hatte er genane Kenntnisse; er war der Erste, welcher die Menschen den Himmel als eine Kugel betrachten kehrte. Darum hieß es, die ganze Welt ruhe auf den Schultern des Atlas; man wollte die Entdeckung und Nachbildung der Kugel durch die Fabel andenten. Er hatte mehrere E5hne, unter welchen sich Einer Namens Hesperus, durch Frömmigkeit, so wie dnrch Gerechtigkeit und Leutseligkeit gegen seine Unterthanen auszeichnete. Dieser veischwand einmal plötzlich, von einem heftigen Sturm fortgeführt, als er den Gipfel des Gebirges Atlas bestieg, um die Sterne zu tzeobachten. Das Volk, den Verlnst des Edelen bedanernd, erwies ihm göttliche Ehre, und benannte den hellsten Stern am Himmel nach seinem Namen. Atlas hatte anch sieben Töchter, welche nach ihrem Vater znsammen Atlantiden hießen. Ihre besondern Namen waren Maja, Elektra, Taygete, Asterope, Merope, Alcyone und Celäno. Sie vermählten sich mit den erhabensten Heroen und Göttern und wurden die Stamm-Mütter von einem großen Theile des Menschengeschlechts; denn ihre Söhne waren Diejenigen, die um ihrer Verdienste willen für Götter und Heroen erklärt wurden. Maja z. B., die Aelteste, gebar dem Zeus den Hermes, dem die Menschen viele Erfindungen verdanken. Ebenso wurden die Söhne der andern Atlantiden entweder als Stammväter von Völkern oder als Erbauer von Städten berühmt. Daher galten auch bei den Griechen, wie bei einigen auswärtigen Völkern, die meisten Heroen der Urzeit für Abkömmlinge der Atlantiden. Diese Töchter des Atlas waren durch Weisheit ausgezeichnet, und nach ihrem Tode würdigte man sie göttlicher Ehre, und versetzte sie an den Hirnmel unter dem Gesammtnamen der Plejaden. Die Atlantiden hießen auch Nymphen, weil unter den Eingebornen Nymphe der allgemeine Name für ein Weib ist."

61. „Kronos, der Brnder des Atlas, ein äußerst ruchloser und habsüchtiger Mann, verehlichte sich mit seiner Schwester Rhea, und zeugte mit ihr den Zeus, welcher nachher der Olympier hieß. Es hat aber auch noch einen andern Zeus gegeben; der war des Uranos Bruder vnd König von Kreta, und wurde weit nicht so berühmt als der Jüngere, der über die ganze Welt regierte. Jener ältere, der Beherrscher der ebengenannten Insel, hatte zehen Söhne, die Kureten. Der Insel gab er den Namen seiner Gemahlin Jdäa. Daselbst starb er auch und wurde begraben, und noch gegenwärtig zeigt man den Platz, wo sein Grab war." (Dieß stimmt übrigens mit der Erzählnng der Kreter, wovon wir bei der Geschichte von Kreta ausführlich sprechen werden, nicht überein.) „Kronos herrschte in Sicilien und Libyen, auch in Italien. Es waren also durchaus nur die westlichen Länder, über die sich sein Reich erstreckte. Ueberall versah er die Burgen der Städte und die festen Plätze mit Besatzungen. Daher kommt es, daß nach seinem Namen noch jetzt in Sicilien und andern Gegenden des Abendlandes manche Anhöhen Kronia genannt werden. Zeus, der Sohn des Kronos, befolgte eine ganz andere Handlungsweise als sein Vater. Er begegnete Jedermann mit Milde und Freundlichkeit, und wurde vom Volk Vater genannt. Die Regierung wurde ihm nach Einigen von seinem Vater freiwillig abgetreten, nach Andern aber durch die Wahl des Volks übertragen, weil man seinen Vater haßte. Nun bekriegte ihn Kronos mit Hülfe der Titanen; allein Zeus gewann eine Schlacht, und wurde Herr des ganzen Reichs. Hierauf durchwanderte er die Welt als Wohlthäter des Menschengeschlechts. Er besaß auch eine ausgezeichnete Körperstärke und alle möglichen Vorzüge; und darum wurde er so schnell Beherrscher der ganzen Welt. Mit allem Eifer war er darauf hauptsächlich bedacht, die Ruchlosen und Bösewichte zu strafen, und sein Volk zu beglücken. Deswegen wurde er, nachdem er von den Menschen geschieden war, Zeu genannt; denn sie betrachteten ihn als den Urheber von dem Glücke ihres Lebens [Ζεύ]; und zum Beweis ihrer dankbaren Verehrung erhoben sie ihn in den Himmel, indem sie ihn alle aus freiem Antrieb für einen Gott und für den Herrn des Weltalls auf ewig erklärten. So lautet, der Hanptsache nach, die Götterlehre der Atlanteer."


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag ist die Transkription eines Auszugs aus Diodor´s von Sicilien historische Bibliothek, übersetzt von Julius Friedrich Wurm, Professor am Seminar zu Blaubeuren. Erste Abtheilung (Band 1, Teile 1-5, S. 320-355).

http://books.google.de/books?id=wtcMAAAAYAAJ&pg=PA327&dq=Diodorus+Siculus+Die+libyschen+Amazonen&hl=de&ei=yFpXTJa6BujcsAaM77HiAQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDEQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false

  1. Anmerkung der Übersetzer: Es scheint ein Fehler in den Zahlen zu sevn, da die größere die der Reiter seyn sollte.
  2. Anmerkung des Übersetzers: