Edward Hull

Version vom 17. Mai 2016, 17:51 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Prof. Dr. Edward Hull (1829–1917)

(red) Edward Hull (* 21. Mai 1829 – † 18. Okt. 1917 [1]),M.A., L.L.D., F.R.S., war ein bedeutender irischer Geologe und Stratigraph, der u.a. als Direktor des Geological Survey of Ireland fungierte. Zudem hatte er eine Professur für Geologie am Royal College of Science in Dublin inne. In atlantologischer Hinsicht gehörte er zu den Verfechtern der Historizitäts-These und setzte Akzente in der zeitgenössischen Diskussion um ein Atlantis im Atlantik.

Nachdem der im irischen Antrim als ältester Sohn des Reverend J.D. Hull geborene Edward Hull das Trinity College, Dublin, besucht und dort den akademischen Grad eines BA erworben hatte, schloss er sich dem Geological Survey of Ireland an. Für diese Institution arbeitete er in Wales und auf dem Lancashire Coalfield. Von 1867 - im Juni dieses Jahres wurde er zum Fellow der Royal Society gewählt - bis 1868 war er für das Geological Survey of Scotland tätig, und fungierte 1873 als Präsident der Royal Geological Society of Ireland. [2] 1883 leitete er eine Expedition zur Untersuchung von Teilen der vormaligen Arabia Petraea und Palästinas. Schließlich wurde Hull bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1891 Direktor des Geological Survey of Ireland. 1910 veröffentlichte er seine Memoiren. [3]

Abb. 2 Atlantis (A) und Antillia (B) nach Lewis Spence (1926), dessen diesbezügliche Vorstellungen von den Vorgaben Edward Hulls beeinflusst waren

Was die Erforschung des Atlantis-Problems angeht, so betrachtete Hull sich zwar mit einiger Sicherheit nicht als ausgesprochener Atlantisforscher, bezog aber als Wissenschaftler sehr deutlich Position im akademischen Streit um die Historizität des platonischen Atlantisberichts, indem er feststellte: "Die Überlieferung von Atlantis >jenseits der Säulen des Herakles< kann schwerlich dafür gehalten werden, ohne reale Basis der Phantasie eines Mannes zu entstammen." [4]

Als Geologe erschien Prof. Hull vor dem Erkenntnisstand seiner Zeit eine Lokalisierung von Atlantis im Gebiet des Mittelatlantischen Rückens naheliegend, das seine Blütezeit im Pleistozän erlebte, und er "identifizierte die Azoren als mögliche Überreste [dieses Gebiets] nach dem Anstieg der Meeresspiegel gegen 9000 oder 10000 v.Chr." [5] "Die Flora und Fauna der beiden Hemisphären", zitierte ihn Lewis Spence 1926, "stützen die geologische Theorie, dass es im Atlantik ein gemeinsames Zentrum gab, wo das Leben begann, und dass während und vor der glazialen Epoche große Landbrücken nördlich und südlich den Atlantischen Ozean überspannten." Hull bemerkte weiter: "Ich habe diese Schlussfolgerung mittels eines sorgfältigen Studiums der Wassertiefen getroffen, wie sie auf den Admiraltäts-Karten verzeichnet sind." Schließlich stellte Spence ergänzend fest: "Dr. Hull vertritt zudem die Ansicht, dass es zu jener Zeit, als dieser atlantische Kontinent existierte, auch einen großen Antillen-Kontinent oder -Rücken gab (Abb. 2), der das Karibische Meer und den Golf von Mexiko vom so genannten Golfstrom abschloss." [6] [7]

Bedeutsam erscheint, dass Hull als erster Forscher die Annahme formulierte, Atlantis habe als Landmasse vormals den wärmenden Golfstrom abgelenkt, was in weiten Teilen Europas und in Nordamerika zu eiszeitlichen Verhältnissen führte. Jahrzehnte später wurde dieses Modell einer atlantischen 'Sperrinsel' von ForscherInnen wie Ekaterina F. Hagemeister [8], Otto Muck [9], Andrew Tomas [10], Wladimir A. Obruchev [11] sowie Manfred Hocke [12] übernommmen und popularisiert.


Anmerkungen und Quelllen

Vorwiegend verwendetes Material:

Fußnoten:

  1. Quelle: A.G., "Orbituary - Professor Edward Hull, FRS, Cambridge Journals (online als PDF-Datei)
  2. Siehe: Edward Hull, "Volcanoes: Past and Present", London: Walter Scott, Ltd., 1892
  3. Siehe: Edward Hull, "Reminiscences of a Strenuous Life", London (Hugh Rees), 1910
  4. Quelle: Edward Hull, zit. nach: Tony O’Connell, "Hull, Edward (I)", 31. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Quelle: Tony O’Connell, op. cit.
  6. Siehe: Edward Hull, "The Sub-Oceanic Physiography of the North Atlantic", London, 1912
  7. Quelle: Lewis Spence, "The History of Atlantis", London (Rider & Co.), 1926, S. 57
  8. Siehe: Ekaterina F. Hagemeister, "The Ice Age and Atlantis", in: Piroda No. 7, 1955, S. 92
  9. Siehe: Otto Muck, "Alles über Atlantis: alte Thesen, neue Forschung", Econ-Verlag, 1976, S. 77-94
  10. Siehe: Andrew Tomas, "We are not the first: riddles of ancient science", Souvenir Press, 1971, S. 115
  11. Siehe: Wladimir A. Obruchev (1954), nach: E. V. Andreyeva, "V poiskakh zateryannogo mıra (Atlantıda)"; in: Quest of the Lost World of Atlantis, Leningrad, 1961, S. 120-121
  12. Siehe: Manfred Hocke, "Das Problem >Atlantis< - Betrachtungen aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Mythologie", 1978, Selbstverlag, archiviert bei Atlantisforschung.de

Bild-Quellen:

1) A.G., "Orbituary - Professor Edward Hull, FRS, Cambridge Journals
2) Lewis Spence, "The History of Atlantis", London (Rider & Co.), 1926